Verfluchtes Erbe Gesamtausgabe. T.D. Amrein
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„Etwa zehn Tage“, entgegnete Merz enttäuscht.
„Moment, vielleicht kann ich was machen. Ich muss nur jemanden anrufen.“ Sie wählte, dann sagte sie, „kann ich bitte mit Kommissar Reuter sprechen?“
Merz zuckte wieder zusammen, als er den Namen hörte. Den werde ich nicht mehr los, dachte er.
„Guten Tag, Herr Kommissar. Ich wollte Sie fragen, ob wir das Zimmer wieder vermieten können? Ich hätte einen Gast, der einige Zeit bleiben möchte. Sie haben nichts dagegen. Wie schön. Ich danke Ihnen. Auf Wiederhören.“
Merz war sofort klar, jetzt wusste Kommissar Reuter, wo er wohnte.
Die Dame lächelte ihn freundlich an. „Wir haben ein Zimmer, aber wir müssen es noch herrichten. Sie können in einer Stunde einziehen, wenn Ihnen das recht ist?“
„Ja“, antwortete Merz. „Ich gehe, inzwischen was trinken.“
Im Nebenhaus hatte er eine Kaffeestube gesehen. Merz bestellte sich ein Kännchen Kaffee und nutzte die Zeit, um über den Tag nachzudenken.
Er konnte ganz offiziell nach seiner eigenen Familie suchen, dachte er. So gerate ich nicht sofort in Gefahr, jemandem auf die Füße zu treten. Einen viel besseren Grund um nach Frankfurt zu kommen gibt es gar nicht. Wenn ich dabei zufällig noch etwas über Freunde von Opa erfahre, umso besser.
Die Stunde ging schnell vorbei. Merz betrat erneut die Pension, wo die nette Dame bereits auf ihn wartete.
„Die Anmeldung können Sie später ausfüllen, ich werde Ihnen zuerst das Zimmer zeigen“, erklärte sie ihm, bevor sie in den zweiten Stock stiegen.
Merz entdeckte an der Tür Reste von Klebstoff. Vermutlich war der Raum versiegelt gewesen. Es muss das Zimmer sein, dachte er.
Die Dame vom Empfang schloss die Türe auf und sah ihn fragend an.
Merz nickte. „Ich nehme es“, sagte er gleich.
Erst als sie gegangen war, sah er sich alles genau an. Das Mobiliar bestand aus einem altmodischen Bett, einem ebensolchen Waschtisch aus hellem Marmor, einem Schrank und einem kleinen Tisch mit zwei Stühlen.
Wo würde ich hier etwas verstecken, überlegte er sich. Ohne eigentlich zu wollen, stieg er auf einen der Stühle, um oben auf den Schrank zu sehen.
Und wirklich, da lag ein kleines schwarzes Buch. Das Notizbuch von Fritz, er hatte es früher schon ein paar Mal gesehen. Merz drückte seinen Fund an die Brust. Manchmal bin ich richtig gut, dachte er stolz.
Sofort begann er nach der letzten Eintragung zu suchen. Fritz hatte seine Ermittlung genau dokumentiert, allerdings war es schwierig, die Handschrift zu entziffern. 31.05.1975 fiel noch leicht. Aber weiter. Wohne bei Erika, wie letztes Mal. Merz musste sich langsam in den Text einarbeiten. Bahnhofkneipe, alter Mann erinnert sich an einen Konrad und Willhelm…
Den gekritzelten Nachnamen konnte er beim besten Willen nicht entziffern. Vielleicht Hornbach oder Kornbach.
Merz dachte angestrengt nach. Fritz hatte ihm von einer alten Liebe erzählt und jetzt wohnte er „wieder“ bei Erika. Wusste die Dame vom Empfang etwas darüber. Er entschloss sich, vorsichtig bei guter Gelegenheit danach zu fragen. Zudem war Fritz in der Nacht, als er überfahren wurde, bis um drei Uhr unterwegs gewesen. Allein oder nicht? Hatte er noch etwas herausgefunden, was er nicht mehr aufschreiben konnte?
Merz entschloss sich, in einem Restaurant beim Bahnhof zum Abendessen zu gehen. Natürlich befinden sich viele Restaurants in der Nähe zum Bahnhof, aber wenn ich alle abklappere, finde ich sicher ab und zu einen Stammtisch von Bahnangestellten, dachte er sich. Im Hinausgehen füllte er noch die Anmeldung aus, und von einer Telefonzelle rief er seine Frau an. Sie fragte, wo er wohne und was er mache, aber er erzählte ihr natürlich nichts von seinen Erlebnissen, nur wo er wohnte, und dass er kein Telefon im Zimmer hatte, was ihm eigentlich ganz recht war.
Der Abend verlief nicht nach seinem Wunsch, es war schwierig, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen.
Merz musste schnell einsehen, dass ihm die Erfahrung des Alten Fritz fehlte. Wie hatte er das nur gemacht?
Vielleicht musste er nur etwas trinken gehen. Wenn man sich mit jemandem unterhalten will, darf man nicht zuerst essen. Merz überlegte hin und her. Ich kann ja nicht einfach ein Foto herzeigen und fragen, ob sich jemand erinnert. Oder etwa doch?
Schließlich gab er es auf und ging zurück in die Pension. Morgen würde er mit der Suche anfangen. Er war sowieso hundemüde, und schlief auch schnell ein.
Am nächsten Morgen beim Frühstück hatte Merz eine zündende Idee. Eine Kleinanzeige in der Frankfurter Allgemeinen, die er gerade zu lesen begonnen hatte. Sofort machte er sich an den Text. „Ich suche nach meinem Großvater, Angestellter der Reichsbahn. Während der NS Zeit. Name Traugott Merz. Bei Erfolg großzügiges Honorar. Kontakt unter Chiffre… FAZ „.
Die Anzeige würde schon in der nächsten Ausgabe erscheinen, versicherte ihm der Angestellte, der ihn bediente.
Den Rest des Tages verbrachte er damit, sich die Stadt anzusehen.
***
In einem Büro der noblen Frankfurter Finanzwelt, knallte Udo Dornbach seinem Vater die FAZ auf den Schreibtisch. „Hast du die Zeitung schon gelesen?“, fragte er.
„Ja, natürlich“, lautete die Antwort.
„Auch die Kleinanzeigen?“
„Kleinanzeigen“, wiederholte lachend der Vater. „Wie kommst du denn darauf?“
„Hier, lies!“
Willhelm Dornbach folgte der Aufforderung und wurde blass.
„Ich habe dir sofort gesagt, ein Schnüffler kommt niemals allein“, polterte Udo. „Du und deine alten Methoden. Ein kleiner Unfall, und das Problem ist gelöst.“
„Bis jetzt haben sich meine Methoden bestens bewährt. Außerdem verbiete ich dir, in diesem Ton mit mir zu sprechen!“, antwortete Willhelm Dornbach gekränkt. „Alles was ich tue, tue ich für euch.“
„Für uns?“, wiederholte Udo. „Wenn das jemals an die Öffentlichkeit kommt, können wir uns gleich begraben lassen. Großzügiges Honorar. Da findet sich bestimmt noch jemand, der sich erinnert. Willst du die auch alle liquidieren lassen?“
„Wir müssen Ruhe bewahren“, antwortete der Vater. „Hast du schon mit deinem Bruder darüber gesprochen“?
„Nein, noch nicht.“
Dann hat es auch keine Eile. Es reicht wenn wir uns mit dem Problem befassen.“
Langsam beruhigte sich Udo.
„Wir müssen Kontakt aufnehmen“, entschied Willhelm. „Aber es will gut überlegt sein, was wir tun. Wenn dieser Enkel gut betucht ist, wird ihm auch daran liegen, sein Geld und seinen guten Namen zu behalten.
Unter Umständen sucht er ja tatsächlich nur nach seinen Wurzeln. Wir müssen jemanden schicken, der eine gute Rolle spielen kann. Und außerdem, müsste Traugott schon mindestens fünfzehn Jahre tot sein, wenn er etwa