Fall eines Engels. Simone Lilly
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Laut hallte seine Stimme durch den verlassenen Raum. Raphal wurde unruhig. Irgendetwas musste er doch tun, er war unglücklich und fühlte sich irgendwie verantwortlich für die Dinge, die geschehen waren oder im Begriff waren zu geschehen. Wo aber sollte er Hilfe finden? Bei Seinesgleichen, an einem geheimen Ort?
Damals waren sie alle glücklich gewesen, dieses Glück wollte er wieder haben. Erschrocken hielt er in seiner Bewegung wieder aufzustehen, inne. Jetzt tat er es schon wieder. Selbst jetzt dachte er nur an sich, was er brauchte, was er wollte. Nicht an Adral, er wollte ihn wachrütteln. Nur deshalb war er ohne einen Gruß gegangen. Verwirrt fasste er sich an den Kopf. Oder ging es letzten Endes gar nicht um ihn? Am Ende war er nur so eingebildet, dass er nur annahm, die ganzen Wolken würden nur um seine Gestalt kreisen.
Anstatt die Möglichkeit zu haben noch länger über sein Verhalten nachzudenken, klopfte es. "Kannst du öffnen?"; brüllte er zu Merlina hinunter und machte sich selbst auf den Weg hinunter. Lustlos landete er hinter seiner Freundin, "Es ist für dich.", sagte sie erstaunt und trat beiseite.
"Ja bitte?", ohne die Person vor ihm richtig wahrnehmen zu können, wurde er unterbrochen.
"Raphal?", eine dunkle Stimme drang zu ihm. Es waren zwei Engel. Halt, waren es überhaupt Engel? Sie hatten weder weiße noch schwarze Federn, ihr Haar funkelte silbern in der aufgehenden Sonne, ebenso silbern wie ihr Gefieder. Ihre Oberkörper waren nicht nackt wie die ihren, sorgfältig waren sie in eine bronzene Rüstung gehüllt. Instinktiv wusste er um wen es sich bei den Kreaturen handelte: es waren Gefolgsleute des Obersten.
"Folge uns.", brach es aus ihnen heraus, noch bevor Raphal auch nur eine Frage stellen konnte. Ohne lange zu zögern schloss er die Tür- von Merlina verabschiedete er sich nicht, wusste selbst nicht wo sie war- und stieß wenig später zu ihnen in den Himmel.
Genau gesehen oder erfahren wo der Oberste lebte, hatte noch nie auch nur ein Engel oder Teufel, jedenfalls hatte noch nie jemand drüber gesprochen. Es wurden immer die verschiedensten Sagen erzählt.
Laut dieser Legende waren sie alle nur Spielfiguren des Obersten. Hoch über ihnen lebte er in seinem Palast und überwachte sie, steuerte ihr Wohlergehen, gesegnet mit Reichtum und Macht. Drei Oberste sollte es nach den Erzählungen geben. Jeder führte einen eigenen Stamm. Kontakt zu einem der übrigen zwei Völker hatte noch nie einer gehabt. Sogar die drei Obersten nicht, munkelte man.
Eines glaubte man aus allererster Hand zu wissen. Ihre Namen. Der Erste hieß Gabriel, dann gab es noch einen Michael und ihr Oberster wurde Rafael genannt. Raphal war ihm im Namen somit beinahe gleich, was ihn schon als Kind immer imponiert hatte.
" Du bist ein Narr!" hatte sein Großvater zu ihm gesagt, als er es ihm erzählt hatte. " dass du das glaubst. Du bist nichts Besonderes Raphal, denn der Oberste behandelt alle gleich."
Ein schelmisches Grinsen huschte über sein Gesicht als sie immer mehr an Höhe gewannen.
Die Wächter waren viel schneller, Silberne Flügel waren kräftiger und flinker in all ihren Bewegungen.
Heute hatte er den Beweis erlangt, dass dem nicht so war. Der Oberste behandelte keinen gleich, immerhin war Raphal gerade zu ihm zitiert worden, und zwar allein er.
Kurz vor einer riesigen Wolkenwand warteten sie auf ihn, packten ihn und schoben ihn durch sie hindurch. Hart landete Raphal auf dem Boden, in einem großen Raum. Ewig weit und strahlend hell und freundlich. Es waren keine einfachen Wolken. Sie wirkten undurchdringlich. Er überlegte. Wenn sie schon nichts von den einfachen Menschen unter ihnen mitbekamen, wie musste es dann dem Obersten ergehen?
Ein Rütteln glitt über seinen Körper. Die Wächter hinter ihm gingen selbst in die Knie, packten ihre Schwerter, rammten sie in den Boden, umklammerten sie feste und drückten ihre Stirn gegen die Griffe. Bewegungslos warteten sie. Ängstlich ging auch Raphal tiefer nach unten, fast schon konnte er den Boden mit seinem Gesicht berühren. Zitternd hörte er die schweren Atemzüge der Wächter. Sie übertönten das laute Pochen seines Herzens. Wann sagte endlich jemand etwas? Zu warten war das Schlimmste auf der Welt, besonders wenn man auf etwas wartete, das man nicht kannte. Erst recht wenn das auf das man zu warten hatte, der Oberste war.
Stunden nach ihrer Ankunft so schien es ihm, regte sich endlich etwas. Alle hielten den Atem an. Schwere Schritte drangen zu ihm, blieben schließlich vor ihm stehen, als eine tiefe Stimme ihm befahl sich zu bewegen. "Du darfst dich aufrichten.".
Ohne auch nur einen Blick aufrichten zu müssen, wusste Raphal wem diese harte Stimme gehören musste. Wie aus einer anderen Welt klang sie in seinen Ohren wider. Gar nicht nervend, sondern wohltuend. Streng und angsteinflößend, dennoch schön.
Der Oberste wurde ungeduldig. "Erhebe dich"
Sofort gehorchte Raphal und schaffte es das erste mal und vermutlich auch als Einziger dem Obersten Auge in Auge ins Gesicht zu sehen. Seine Gestallt war groß, schimmernd, greller noch als die Sonne. Jede einzelne seiner Federn funkelte so golden, als bestünde sie aus einzelnen Goldstücken, von Engeln Stück für Stück auf das Gefieder geklebt. Der Oberste hielt sein verdattertes Starren wohl als Begrüßung genug und ging einfach von ihm fort, kehrte seinen immer noch knienden Wächtern den Rücken. Raphal blieb zurück. Sollte er ihm folgen? Durfte er das einfach? In einiger Entfernung blieb er stehen. Anscheinend schon. Erst als Raphal ihn eingeholt hatte, setzte er seinen Spaziergang fort und musterte Raphal aus den Augenwinkeln von Oben bis Unten.
"Was starren Sie so?"
Nur über Raphals Frage lächelnd winkte er ab. Erst bei dieser Bewegung fiel ihm auf, dass auch sein Haar in tiefem Gold schimmerte. "Raphal ich schätze dich wirklich. Ich kenne dich nur zu gut, kenne deine vorlaute Art und deine Angewohnheit zu sprechen wann immer du es möchtest.", wieder lachte er auf. "Ganz gleich ob es angebracht ist oder nicht. Deshalb werde ich darüber hinwegsehen."
"Worüber?"
Er überhörte seine Frage. "Doch sollst du eine Antwort erhalten. Ich starre so, da ich ... mehr erwartet hatte.", bei diesen Worte deutete er mit beiden Armen an ihm hinunter. "Mehr in Statur und mehr in Können für jemanden, der die Engel in den Krieg führen soll."
Augenblicklich blieb er stehen. Der Oberste tat es ihm nach. Schmeichelnd, bedachte man, dass jemand wie der Oberste seinen Bewegungen folgte. "Mehr? Anführen?"
"Raphal.", ernst kam er an ihn heran. "Glaub nicht ich wüsste nicht um deine Schwächen. Immer möchtest du dem Ärger aus dem Weg gehen. So sehr, dass du dafür sogar deinen Bruder verraten würdest."
Betreten blickte er zu Boden.
"Ebenso wie ich deine Schwächen kenne, kenne ich auch deine Stärken. Früher als du sie kennst und ich sage dir: Kämpfe. Nicht um sonst bist du der Bruder eines Teufels. "
"Spielen Sie auf die Prophezeiung an?"
Stumm nickte er und setzte einen Fuß vor den Anderen. Vor ihnen war nichts, nichts außer weiße Wolken, als liefen sie gegen eine dicke Wand. "Versteh mich nicht falsch. Das Volk ist mir Untertan, die Engel wie auch die Teufel. Sie sind vor mir alle gleich. Trotzdem habe ich mich zu einem Krieg entschieden."
"Wieso? Ein Krieg bedeutet viele Opfer?"
"Das mag schon sein, aber jedes Opfer kann das Leben zum Besseren wenden."
"Das verstehe ich nicht."