Das unglaublich unglaubwürdige Leben des Hannemann. Hans-Dieter Heun

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Das unglaublich unglaubwürdige Leben des Hannemann - Hans-Dieter Heun

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schneller Zunge einen kleinen Schweißtropfen fing, der von ihrer Nase perlte, bevor sie mit dem Handschuh Wasser über seine feuerrote Haut schöpfte. „Jetzt die Beine." Ihre Stimme klang heiser dunkel. Willenlos rutschte Hannemann mit dem Po über den Wannenboden nach hinten und streckte sein linkes Bein in die Luft.

      Tante Ute begann mit den Zehen, massierte die kleinen Glieder mit seifigem Schaum. Als sie den Lappen ins Wasser warf, mit schlüpfrigen Fingern in die Zwischenräume drang, war er machtlos. Es bäumte ihn auf, und sein Schniepel stieß wie ein Düsenjäger durch die Badewolken.

      „Ja, wen haben wir denn da?" Sie flüsterte, ihre Finger strichen schnell über den Schenkel nach oben. Sein glühender Körper hielt krampfhaft die Spannung, streckte sein Ding sehnsüchtig ihrer Hand entgegen. Hoffentlich, bitte! Zeige-, Mittelfinger und Daumen griffen mit sanftem Druck ... Aus und vorbei: Es zerriss ihn, Milch schoss ins warme Badewasser.

      Das plötzliche Ende schürte wilde Wut, zwang Tränenströme unter die Augenlider. Erstickendes Schluchzen beutelte seinen mageren Körper. Tante Ute aber lachte nicht, wie er befürchtete. Sie hatte verstanden. „Komm mein Großer, war es denn nicht schön?"

      Sie half ihm aus der Wanne, hüllte ihn in ein weiches vorgewärmtes Badetuch, hielt ihn eng an sich gedrückt und rieb ihn mit der Linken trocken. Dann trat sie einen Schritt zurück, ließ das Tuch einfach zu Boden gleiten und führte ihn an der Hand in sein Zimmer. „Leg dich hin."

      Hannemann fühlte die kühle Glätte eines frischen Lakens unter seinem Rücken. Erneut lief ein angenehmer Schauer über seine Haut. Ute – sie war alles, nur nicht mehr Tante – kniete neben der flachen Couch, nahm seinen Kopf zwischen ihre warmen Hände und küsste zart seine feuchte Stirn. Er atmete ganz flach, schloss seine Lider, presste, weil er mit ihnen nichts anzufangen wusste, seine Arme auf das Laken, spürte plötzlich ihre vollen Lippen auf den seinen und wie eine feuchte Zungenspitze mit ihnen spielte.

      Doch er kannte noch keine Antwort.

      „Schau mich an mit deinen schönen braunen Augen."

      Er wagte die Blicke, es brannte nur eine Kerze auf seinem Nachttisch. Er sah im sanften Kerzenschein, wie seine Ute aufstand, ihren Gürtel öffnete und aus dem lila Morgenmantel schlüpfte.

      Hannemann nahm den schimmernden Körper wahr, die rosa Nippel an ihren Brüsten, den Nabel in ihrem Bauch und das geheimnisvolle haarige Dreieck. Aber er merkte auch, wie sie ihn ausforschte und bald zufrieden schien. Denn dieses beglückende Pulsieren wirkte erneut, ließ seine Stimmung ruckartig steigen. Ute lächelte, nicht verletzend, sondern schnurrend wie ein Kätzchen vor einem wärmenden Feuer und setzte sich rittlings auf seine Beine. Gänzlich ungezwungen fasste sie seinen Schwanz und legte ihn an ihren Bauch, wo er sich sichtlich wohl fühlte. Sogleich zu voller Pracht aufstieg.

      Was nun, was würde jetzt geschehen?

      Ute beugte sich vor, ließ ihre steifen Nippel mit seinen Brustwarzen spielen. Reflex: Die Arme hoben sich vom Laken, seine Hände fassten und kneteten ungeschickt festfleischige Halbkugeln, während das wohlige Drängen immer stärker wurde. Sie begann, ihre Hüften zu drehen, wand sich, rieb sich an seinen festen Schenkeln, ließ kleines klagendes Keuchen hören. – Hoffentlich tat sie sich nicht weh.

      Es war unbeschreiblich schön für ihn, er war nur noch Fühlen und wollte, ihr Spiel solle niemals enden. Doch auf einmal hielt sie inne, sah ihn mit seltsamen Augen fragend an. Warum, hatte er etwas falsch gemacht? War er zu ungeschickt, würde Ute gar gehen? Er würde für immer gebrochen sein, das wusste er damals mit absoluter Sicherheit, wenn sie ihn in seinem Zustand allein ließ.

      Mit einem lauten Stöhnen warf Ute den Kopf zurück, nahm seinen Schwanz erneut zwischen ihre Finger, hob das Becken und führte ihn ein in etwas wunderbares Feuchtes, das nur für ihn allein geschaffen schien. Er füllte es aus, und Ute begann, sich zu bewegen.

      Nach jenem Abend und jener Nacht – sie schliefen zusammen, forderten sich bis zur Erschöpfung – änderte Tante Ute ihr Verhalten. Sie erwartete ihn frisch und mädchenhaft gekleidet, wenn er vom Gymnasium kam, und er zeigte ihr sein München. Doch wann immer sie sich unbeobachtet wähnten, schmusten sie, liebten sie sich: In den grünen Isarauen, im schummrigen Bergwerk des Deutschen Museums, im hohlen Kopf der Bavaria. Und in den von beiden heiß ersehnten Nächten lehrte ihn Ute – die Gute, Utilein, Schneuzelchen – die Spielarten des Küssens, sowie den Körper nebst den Geschmack einer Frau und all die anderen Dinge zu tun, welche die Weiber erfreuen.

      Ute vergaß ihn nicht, und ihre Veränderung hielt an. Zurück in Kanada entsagte die lehrreiche Tante dem Alkohol und ebenso der geschlechtlichen Liebe. Sie tat Gutes, half und gab reichlich den Armen, wurde zur Heiligen und zog sich bald in die ewigen Wälder zurück. Dort lebte Ute einzig und allein für ihre Träume, bis ein schweres Sumpffieber sie elend dahinraffte. An ihrem Lieblingsort, einer einsamen Lichtung nahe dem Ontariosee, legten junge unschuldige Männer sie auf goldene Ahornblätter und schickten glühende Gebete gen Himmel. Und es geschah, dass eine Gloriole sich senkte und ihren makellosen Leib in undurchdringliche lila Wolken hüllte.

      Hannemann erfuhr erst viel später davon. Doch eines blieb von ihr in seinem Leben erhalten: Er schiss fortan auf die Kirche, auf die Lehren des Funkturm Gottes bezüglich des sechsten Gebots und gleichfalls auf eine dauernde Missionarsstellung bei den unglaublich ungläubigen Heiden.

      Der Zauberer wählte die Masken. Er verkleidete sich als Magier, und Gott trug Ihren Januskopf.

      „Wo denkt Ihr hin?" Wie immer der Zauberer.

      „Ich denke in seine Zukunft. In eine sehr ferne Zukunft, die auch in seiner Vergangenheit zu erklären ist."

      „Schön, aber was ist jetzt? Was geschieht nach Tante Ute?"

      „Nach Tante Ute beginnt für ihn die wundervolle Zeit des Übens. Er wird, er darf entdecken, dass alle jungen Frauen für sich etwas Eigenes haben. Etwas, durch das sie sich wie Blüten erschließen, wenn er nur ihre Fühler berührt. Es wird erregend für ihn sein, zu beobachten, wie weit seine verschiedenen Gespielinnen in seinen phantasievollen Bemühungen mitgehen, sie auf sein Lager zu ziehen!" Gott dozierte, das tat Sie gern.

      „Warum verschiedene, warum so viele? Ich meine doch, für jeden Mann, also auch für ihn, sollte es nur zwei Frauen geben. Seine Traumfrau und die, welche sich ihn dann letztendlich schnappt."

      „Typ A und Typ B? Schon, aber welche der Untergruppierten, welche der gerade unter ihm Liegenden gehört zu welchem Typus? Das ist doch das Erregende, die Jagd nach Erfahrung, eben dies beim Schmusen in Erfahrung zu bringen!" Sie erlaubte sich ein leises Lächeln.

      „Für eine Person Eures höchsten Standes redet Ihr ganz schön frivol."

      „Ihr steht auch nicht viel niedriger. Und sind nicht die Sinne, um sinnlich gelebt zu werden?"

      „Ebenfalls wahr. Oder vielmehr eine Meinung. Eure. Verbindlich. Doch die vielen Gesichter, die vielen Namen?"

      „Namen sind Schall und Rauch. Tante Ute war Schall und Rauch."

      „Ein Traum? Wo Rauch ist, da ist auch Feuer."

      „Selbstverständlich brennt es. Es brennt immer, aber Namen sind nicht verbindlich. Frauen ebenso nicht. Schaut in seine Zukunft, sie wird einiges erklären. Schaut gleichfalls in die der Anderen, denn sie allein

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