Dämon III. Alfred Broi

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Dämon III - Alfred Broi Dämon

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brauchte ein paar Sekunden, bis er erkannte, dass es sein eigener, wilder Herzschlag war.

      Christopher nahm seine Kraft zusammen und drückte sich soweit in die Höhe, dass er sich auf seine Unterschenkel setzen konnte. Nach ein paar weiteren tiefen Atemzügen schärften sich die Bilder vor seinen Augen endlich und er konnte seine Umgebung erkennen.

      Er befand sich in einer riesigen, rechteckigen Halle. Die Breite schätze er auf rund zwanzig Metern, die Länge auf etwa einhundert. Die Höhe vermochte er nicht zu bestimmen, denn die vermeintliche Decke war ein einziges blutrotes Etwas, dass pulsierte, wie Wolken im einem heftigen Sturm, sodass er nicht sicher war, ob er nicht wirklich direkt in den Himmel sah und dieser Raum am Ende gar keine Decke besaß.

      Auf der rechten Wandseite konnte er nur wenige Meter von sich entfernt mehrere monströse Gestalten ausmachen, die er sofort als Dämonen klassifizierte, wenngleich sie etwas anders aussahen, als die, gegen die er noch vor wenigen Minuten gekämpft hatte. Zusammen mit seinen Freunden (alten – Gott, Douglas und Cynthia waren tatsächlich auch hier! und neuen – Bim, Horror, Terror und…Heaven…) und zusammen mit…MoonlightSilvia – seiner über alles geliebten Silvia. Doch wenn er jetzt an sie dachte, sah er sie auf diesem gottverdammten Razor sitzen, um sich von ihm nach allen Regeln der Kunst durchvögeln zu lassen. Zorn stieg in ihm auf, aber auch tiefer Schmerz, denn ihm war klar, dass Silvias Verhalten nur die Konsequenz seines langjährigen Betrugs an ihr war, er es sich also mehr als alles andere selbst zuzuschreiben hatte. Deshalb durfte er Silvia jetzt auch nicht böse sein, sondern musste ihr Verhalten als das akzeptieren, was es war: Das Resultat seiner Schuld.

      Augenblicklich verspürte Christopher das große Verlangen, sofort zu ihr zu gehen, um ihr genau das zu sagen, doch in dem Moment, da er sich aufrichten wollte, bekam er einen knüppelharten Schlag ins Kreuz und er sackte mit einem Stöhnen nach vorn, wo er sich gerade noch auf seine Arme abstützen konnte, bevor er erneut unliebsamen Kontakt mit dem Boden gemacht hätte. Als er aufschaute, sah er einen weiteren Dämon schräg hinter sich stehen, der ihn hasserfüllt anfunkelte und bösartig grollte, ihn jedoch nicht anfiel.

      Sofort war Christopher zurück in der Realität. Gottverdammt, sie hatten gegen diese Bestien gekämpft und er war dabei überwältigt worden. Daher seine Ohnmacht. Warum zum Teufel aber lebte er überhaupt noch? Wenn er von Dämonen gefangen genommen wurde, warum feierten sie jetzt nicht mit seinem Rückenmark eine Orgie? Warum stand diese furchtbare Kreatur nur ein halben Schritt von ihm entfernt und griff ihn dennoch nicht an, obwohl er im Gesicht der Bestie ihre Blutgier mehr als deutlich erkennen konnte?

      Christophers Gehirn arbeitete auf Hochtouren, doch so sehr er sich auch bemühte, eine Erklärung hierfür zu finden, gelang ihm genau das nicht.

      …weil ich es so befohlen habe!

      Christopher erstarrte und seine Augen zuckten nervös umher. Die Stimme war unglaublich tief und schien sowohl die komplette Halle, als auch seinen Körper vollkommen einzunehmen und ihn zum Vibrieren zu bringen. Doch den Verursacher dieser Worte auszumachen, vermochte er nicht. Er blickte sich um und konnte erkennen, dass die Blicke der anderen Dämonen nach vorn zum Ende der Halle gerichtet waren. Christopher folgte ihnen, konnte dort jedoch keine Gestalt erkennen, lediglich ein ähnlich pulsierendes Licht, das deutlich dunkler war, als das an der Decke, jedoch auch irgendwie intensiver und kräftiger.

      Du suchst mich… Die unendlich kraftvolle Stimme klang ein wenig belustigt. Die Richtung stimmt! Christopher blickte wieder an das Ende der Halle und bemerkte, dass das Licht dort, für einen Augenblick ein wenig heller geworden war. Aber du wirst mich nicht finden. Nur… Das Licht am Ende der Halle blitzte kurz auf, dann schoss ein armdicker, tiefschwarzer Strahl aus dichtem Rauch blitzschnell auf Christopher zu, senkte sich zu Boden, stoppte nur wenige Zentimeter abrupt vor ihm ab, schoss soweit in die Höhe, dass er direkt vor seinem Gesicht zum Stehen kam und quoll dann zu einer Art Blase auf, die ungefähr doppelte Kopfgröße besaß. Der ganze Vorgang dauerte keine Sekunde und Christopher hatte überhaupt keine Chance, zu reagieren. Er erschrak und versteifte sich, doch konnte er sich – selbst, wenn er es gewollt hätte – nicht einen Millimeter bewegen, weil er das Gefühl hatte, sein ganzer Körper wäre wie aus Fels gemeißelt.

      Aber fühlen konnte er und das erste, was er empfand, war ein widerlich faulig verwesender Geruch, den die Rauchblase verströmte. Dann quollen feurig-gleißende Flammen wie flüssige Lava aus dem Inneren der Blase und Christopher spürte deutlich die enorme, trockene Hitze auf seinem Gesicht, die den Schweiß darauf innerhalb weniger Augenblicke verdampfte.

      Währenddessen kristallisierte sich aus den Flammen immer klarer der unförmige, furchterregende Schädel eines wahren Monsters heraus, das ihn aus toten, schwarzen Augen fixierte. Gewaltige, Reptilien-ähnliche Kiefer, an denen sich fingerlange, rasiermesserscharfe Reißzähne entlang schoben, öffneten sich und näherten sich ihm immer weiter. Fast glaubte Christopher, es wolle ihm den Kopf abbeißen, was ihm wohl auch ohne Probleme gelungen wäre, und er es hätte hilflos geschehen lassen müssen, da er sich noch immer absolut nicht bewegen konnte. Doch im letzten Moment zuckte die Fratze zurück und ein fast diebisches Grinsen legte sich auf die widerlich fleischigen Lippen und entblößte ein furchterregendes Gebiss. …wenn ich es will! Die dröhnenden Worte waren dieses Mal beinahe sanft gesprochen, obwohl sich der Mund der Bestie dabei nicht bewegte.

      Für einen Moment entstand eine erwartungsvolle Stille, in der der Schädel weiterhin grinste, Christophers Gesicht jedoch seinen verschreckten Ausdruck verlor, weil er mittlerweile seine Angst wieder unter Kontrolle hatte. „Du bist...!“ Er blickte äußerst angewidert. „…so hässlich!“

      Blitzschnell verschwand das Grinsen auf der Fratze und für einen Augenblick funkelten ihn die toten Augen zornig an, doch dann kehrte das Lächeln dorthin zurück. Findest du? Und ich dachte immer, dieses Antlitz würde euch Menschen erschrecken und Angst einjagen. Bei vielen vor dir hat es prima funktioniert.

      Christopher lachte einmal heiser auf. „Ja, ich hab schon als Kind in der Geisterbahn immer nur gelacht!“

      Die schwarzen Augen sahen ihn einen Moment lang ausdrucklos und kalt an. Dein Lachen wird dir vergehen, sei unbesorgt. Die Selbstsicherheit, mit der die Stimme sprach, ließ Christopher frösteln. Aber du scheinst wirklich etwas Besonderes zu sein. Das gefällt mir. Nicht ängstlich und schwach, wie all die anderen, die ihr Leben ausgehaucht haben. Du bist stark und mutig. Woher kommt das? Die Stimme sprach jetzt beinahe in einem freundschaftlichen Plauderton.

      „Ich kann euch Kackfressen einfach nur nicht leiden. Vielleicht liegt es daran!?“

      Die toten Augen fixierten ihn. Es war totenstill in der Halle. Dann – urplötzlich – zuckten zwei weitere Rauchsäulen nach unten aus der Blase, schossen auf seine Arme zu und umschlossen sie, dass Christopher sofort das Gefühl hatte, sie wären in hydraulische Schraubzwingen geraten. Nur mit Mühe konnte er seinen Schmerz zumindest soweit unterdrücken, dass er stöhnte und nicht schrie.

      Ruckartig wurde er zu der Fratze gerissen, dabei verloren seine Beine Bodenkontakt und sie baumelten hilflos in der Luft. Sein Gesicht befand sich jetzt nur noch wenige Zentimeter von der Bestie entfernt und der furchtbare Gestank raubte ihm zusätzlich den Atem.

      Wie steht es mit ein bisschen Schmerz? Die Stimme klang, als wolle sie ihm noch ein weiteres Stück Kuchen zu einem Tässchen Kaffee anbieten. Christopher fehlte die Luft zum antworten. Er konnte nur hilflos mit ansehen, wie sich eine dritte Rauchsäule aus der Blase löste und sich langsam auf seinen Bauch legte. Diese Säule jedoch war feuerrot und hatte leuchtend gelbe Punkte. Als sie Christopher berührte hatte er das Gefühl, als würden ihm brennende Pfeile durch den Körper schießen. Wieder hatte er größte Mühe, nicht zu schreien, obwohl er sich vor Schmerz krümmte. Während die Säule seinen Körper abzutasten begann und sich dabei zunächst auf

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