Brief an Marianne. Martin Winterle

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Brief an Marianne - Martin Winterle страница 19

Автор:
Серия:
Издательство:
Brief an Marianne - Martin Winterle

Скачать книгу

Klar, sie würde sich freuen, sagte Marianne ehrlich erstaunt.

      Nun würde sie aber die Küche aufräumen und mit Oma auf den Friedhof fahren. Nein, die Küche würde ihr Sohn aufräumen(Wunder drei…). Sie könne schon losziehen, Oma wartet sicher schon auf sie, wie immer. Wann hatte er das den das letzte Mal angeboten? Auf das Würfelspiel am Abend freue sie sich, bekräftigte sie nochmals. Schön, einmal eine gemeinsame Zeit mit ihrem Sohn zu haben. Schnappte sich ihre Handtasche, Handy, Schlüsselbund, gab ihrem Großen einen dicken Schmatz auf die Wange. Sollte heißen, ich liebe dich und bin sagenhaft stolz auf dich!

      Weit war sie nicht gefahren. Direkt vor der alten Stadtmauer, links auf einen Parkplatz eingebogen. Weit hinten suchte sie sich einen freien Platz, unter einer alten Kastanie, öffnete die Türe. Aussteigen wollte sie nicht, brauchte nur Luft zum überlegen. Die Digitalanzeige auf ihrem Handy zeigte 14 Uhr.

      Zeit zum Aufräumen!

      Es hat keinen Sinn länger zu warten, es würde sie ohnehin erdrücken. Egal wie es ausgeht, sie braucht Klarheit und zwar so schnell als möglich! Wollte nicht darüber nachdenken, was Eva ihr gestern alles berichtet hatte, als ihre beste Freundin, einfach sagen hatte müssen. Was Marianne wollte war Klarheit, die Wahrheit wissen, dann entscheiden!

      Wählte entschlossen Horsts gespeicherte Kurznummer.

      Es läutete ein paarmal bevor sich die Mailbox meldete.

      >Hallo Horst, bitte ruf mich zurück, ich muss mit dir reden. <

      Nicht mehr und nicht weniger, sprach sie auf sein Tonband. Wahrscheinlich war gerade Familiensonntagnachmittag angesagt, dachte sie, leicht verbittert. War gerade im Begriff loszufahren als das spezielle Horst Signal erklang.

      Rasch stellte sie den Motor wieder ab, nahm das Gespräch an.

      Er klang angespannt, durch Ihre förmliche Nachricht irritiert. Sie fiel auch gleich mit der Tür ins Haus. Morgen um 17 Uhr soll er bitte vor ihrem Büro auf sie warten. Am Telefon wollte sie ihm jetzt nicht sagen, um was es genau geht. Nur so viel, dass ihrer Beziehung auf dem Spiel steht. Er klang fassungslos, bat sie doch deutlicher zu werden. Marianne sagte nur noch, dass es kein Thema für ein Telefonat sei, ganz bestimmt nicht. Das ginge nur persönlich zu klären. Mit einem kurzen Adieu, drückte sie die Endetaste. Das SMS, das wenige Minuten später kam, las sie nicht, fuhr gerade Auto.

      Der Nachmittag mit ihrer Mutter verlief anfangs frustrierend. Diese Friedhoftouren waren ihr verhasst. Mochte die modrige Atmosphäre der ewig langen Grabreihen nicht. Das Grab ihres Vaters würde sie ohne ihre Mutter nur zu Allerheiligen besuchen(müssen…?). Ihre Erinnerungen an ihn waren alles andere als erbaulich für sie. Anschließend saß sie mit ihrer Mutter auf deren, verglasten Balkon. Mutter hatte einen Gugelhupf gebacken, halb hell und halb dunkel. Sah gut aus und schmeckte auch so. Das ziemlich Beste an diesem Nachmittag.

      Wenigstens gab es diesmal ein aktuelles, interessantes Gesprächsthema, musste sich nicht die ewige, alte Leier über lebende und teilweise längst verstorbene Nachbarn und Bekannten anhören.

      Ihr Sohn als Omas neuer Mitbewohner!

      Sie hatten sich gemeinsam das Zimmer angesehen. Es war um einiges größer, als sein jetziges, auch viel heller. Ein Eckzimmer mit zwei großen Fenstern. Die bereits bestellten Möbel präsentierte ihr ihre Mutter, nicht ganz ohne Stolz, in einem Prospekt. Der Parkettboden war in sehr gutem Zustand, konnte bleiben, frisch ausmalen, würde ein Freund des angehenden Studiosus. Ja, und wenn er zu wenig Platz haben sollte, in Omas Bügelzimmer, könne man auch noch einiges unterstellen. Erläuterte ihre Mutter, fast ein wenig aufgeregt, die bereits beschlossenen Veränderungen.

      Oma meinte auch, ihr Enkel hätte seine Mutter über den bevorstehenden Umzug informiert. Darum hätte sie nichts gesagt, nie ein Geheimnis daraus machen wollen, ganz bestimmt nicht.

      Marianne hielt an diesem Sonntag die Hundertachzig Pflichtminuten, die der Besuch zu dauern hatte, genau ein. Eine Kür auch noch anzuhängen, in die Verlängerung zu gehen oder noch eine Zugabe zu geigen, dazu fehlte ihr heute wirklich jeder Nerv.

      Als sie aus dem Haus trat und die kurze Strecke bis zu ihrem geparkten Auto ging, hatte sie das angenehme Gefühl, endlich wieder frei zu sein. Mit dem Rücken an ihr Auto gelehnt holte sie ihr Smartphone aus der Tasche ihrer weinroten Lederjacke.

      >Liebes, um Gottes Willen, was ist den geschehen? Ich mach mir irre Sorgen, ich liebe dich doch so sehr! Leider kann ich mich heute unmöglich mit dir treffen, bin bei meiner Mutter, der geht es nicht besonders gut, hat Fieber usw. Natürlich bin ich Morgen um fünf bei deinem Büro. Können wir nicht heute Abend telefonieren? Ich weiß mir keinen Rat, was es zwischen uns geben soll? Was könnte plötzlich zwischen uns stehen? Wir lieben uns doch! Ich liebe dich! Ich brauche dich! Ich will dich nicht verlieren, unter gar keinen Umständen! Horst. <

      Nein, heute Abend können wir nicht telefonieren, der gemeinsame Spieleabend mit meinem Sohn ist mir tausend Mal wichtiger, als dir ein Mail zu schreiben, mein lieber Horst. Das hatte Marianne gerade halblaut gedacht. Einen runden Kieselstein, mit ihrer Schuhspitze elegant in den Abwassergulli gekickt…Treffer!

      Sie spazierte einige, wenige Meter über den Rasen, setzte sich auf eine Parkbank.

      Jetzt war Eva an der Reihe, das konnte länger dauern. Sitzen war dafür sicher die richtige Körperhaltung. Nicht ganz eine Stunde dauerte das Gespräch der Freundinnen. Es gab ja wirklich viele Neuigkeiten und Marianne wollte Eva über alles genau in Kenntnis setzen. Erst beim Telefonieren, wurde ihr klar, was es für sie bedeutet, ein eigenes Reich zu haben. Endlich alleine leben zu können. Die Dimension nahm langsam Formen an. Eva freute sich auf den Umbau wie ein kleines Kind auf Weihnachten, sprudelte bereits jetzt vor Ideen und Tatendrang.

      >Mutsch, ich werd´ uns doch welche ins Rohr schieben, bevor sie das Ablaufdatum erreichen. Für dich eine Capricciosa, ich werd eine Diavolo vernichten, was hältst davon? <

      Marianne schlüpfte aus ihren Schuhen, legte ab und staunte. Der Tisch war bereits gedeckt, nicht einmal die zwei Weingläser fehlten. Die letzte Flasche Etschtaler aus dem Abstellraum, hatte bereits keinen Korken mehr. Sie war ganz seiner Meinung. Ja, das wäre vor dem Würfeln eine gute Idee, verspürte zudem zwischenzeitlich ein leises Hungergefühl.

      Beim Würfeln mit ihrem Sohn verlor Marianne beide Spiele, wenn auch nur knapp. Ihr Selbstvertrauen gewann dafür an diesem Tag, ein viel entscheidenderes Spiel…

      Freie Mittwochnachmittage – der vierte

      Wie sehr hatte sich Marianne in den letzten Wochen, bereits schon am Montag, auf den übernächsten Tag gefreut.

      So unvorstellbar glücklich war sie am letzten Mittwoch noch gewesen. Wie sehr hatte sie die stürmische, begehrende Liebe von Horst genossen. Hoch in den Wolken hatte sie geschwebt, als er in ihr war, und sie sich auflösen durfte, um eine Einheit mit ihm zu sein. Ihre ganze Sehnsucht nach einem Mann, der sie zärtlich, zugleich bestimmend nahm, ausleben zu dürfen, sich endlich erfüllend zu spüren. War das nun zerbrochen? Echt Schnee von gestern? Sie wollte, konnte es nicht glauben.

      Ganz in ihren aufgewühlten Gedanken versunken, saß sie im Linienbus. Nahm weder ihre Umgebung noch ihre Haltestelle wahr. Erst als der Bus sich wieder in Bewegung setzte, schrak sie auf, stellte sich rasch zur Türe, um bei der nächsten Station auszusteigen. Egal, dass sie nun fünf Minuten länger zu gehen hatte. Es machte für sie keinen Unterschied, war irgendwie geistig abwesend. Bis ihr einfiel, dass der gerade umrundete Häuserblock, der letzte vor ihrer Firma war.

Скачать книгу