Brief an Marianne. Martin Winterle

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Brief an Marianne - Martin Winterle

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Neubau, mindestens so und so viel Quadratmeter, natürlich Terrasse, Garten, Garage usw. usf.

      Wie sie sich das vorstellte, hatte er sie gefragt. Ganz einfach, ihre Mutter würde ihnen Geld für die Anzahlung geben, auch einen Teil der Einrichtung bezahlen. Er werde wohl in der Lage sein für die monatlichen Kreditraten und Betriebskosten aufkommen, würden ja die Miete einsparen.

      So wurde es von Sabine und ihrer Mutter auch durchgezogen. Mitgeredet hatte er kaum etwas, wäre sicher nicht zu Wort gekommen.

      Dass sie ihre Garderobe weder bei C&A, H&M noch Adler erneuerte, vollkommen logisch. In solchen Läden fand sie nichts Passendes, in Innenstadtboutiquen dagegen leichter. Übervolle Biokübel, die er ausleeren durfte, gaben ihm erst zu denken, als sie zum zweiten Mal an Leibesumfang zunahm. Natürlich war es seine Schuld, dass sie so unförmig daher kam. Dafür forderte sie Liebesbeweise in immer steigernden Masse ein. Nicht ohne ihn für jede, noch so kleine Nachlässigkeit zur Schnecke zu machen. Damals hatte er sich schon öfter in den Hintern beißen können, dass er nicht mehr für seine Ehe mit Ruth gekämpft hatte. Warum hatte er seine Finger nicht von Sabine gelassen?

      Längst war ihm gedämmert, dass er vom Sex nicht abbeißen konnte, zu spät!

      Seinem Hund, einen Tierheimasylanten, hätte sie von sich aus, nicht einmal einen Napf Wasser hingestellt. Dafür konnte sie Stunden vor dem Spiegel, vor ihrem Laptop, beim Friseur oder am Gartenzaun mit den neuen Nachbarinnen verbringen. Ließ weder Tupperware- noch Kosmetikparty aus. Er war um jede Minute froh, die er außer Haus sein konnte. Tennis spielen, joggen, auf ein Bier mit alten Kumpels losziehen, hatte er nicht nach und nach, sondern unmittelbar mit Sabines erster Karenz, abrupt einstellen müssen. Ihre Vorhaltungen, Weinkrämpfe und Streitattaken, hatten schnell die gewünschte Wirkung gezeigt…

      Ja, und dann war diese Dienstreise nach Siena gewesen.

      Er hatte Marianne bereits am Antipasti Buffet gesehen. Sie war ihm sofort aufgefallen. Er stand anfangs Visasvis von ihr, umrundete die Gourmetinsel, um neben ihr zu stehen zu kommen. In einem Abstand von einem Meter, hatte er einen ungehinderten Blick auf ihren Rücken, ihre Frisur, das geschmackvolle Sommerkleid, ihre schönen Beine. Sah, wie sie sich genussvoll, die eine oder andere Leckerei auf den Teller legte. Als sie zur gegenüberliegenden Seite der appetitlich angerichteten Vorspeisenreihe wechselte, war er zurückgeblieben. An dieser Frau passte einfach alles. Er war hingerissen von dem, was zwei Meter vor ihm stand, mit ihren Augen, die aufgehäuften Köstlichkeiten abtastend. Als Marianne sich anschickte zum Tisch zu gehen, blieb er zurück, lud sich von dem auf, was gerade vor ihm stand, wählte nicht wirklich. Ging ja nicht, mit seinen Augen folgte er ihrem Weg zum Tisch.

      Bei der Erkenntnis, dass sie genau jenen Tisch ansteuerte, an dem er auch sitzen würde, rutsche ihm fast der Teller aus der Hand. Eine gegrillte Tomate machte es buchstäblich, dekorierte vollkommen unpassend, winzige gesalzene Sardellen. Den Bruchteil einer Sekunde später, realisiert er, sie würden nicht nur am selben Tisch speisen, sondern sogar gegenüber sitzen!

      Der warme Klang ihrer Stimme, mit der sie „Marianne, freut mich“ gesagt hatte. Ihre schönen, lebhaften Augen, die frische Hautfarbe. Horst war hin und weg gewesen. Das war kein Zufall, dass war Schicksal, nicht mehr und nicht weniger. Wie sehr hatte er, während des Essens, die Unterhaltung mit ihr genossen. Als sie dann einwilligte, mit in die Kellerbar zu gehen, war sein Puls auf 150 geklettert. Nachdem die beiden Kollegen, von deutschen Damen okkupiert wurden, blieben sie alleine. Als er sie, wenig später auf die Tanzfläche führen durfte, ihre Hände halten, sie an sich gedrückt spüren durfte, fühlte er sich ganz Mann. Musste sich zusammen reißen, um sie nicht schon in der Bar zu küssen. Als er es im Lift versuchte, sie ihm nur die Wange hingehalten, dafür aber ihre Handynummer gegeben hatte, war er sicher, seiner Traumfrau begegnet zu sein.

      Die halbe Nacht verbrachte er damit, gedanklich jeden Moment des vergangenen Abends, immer und immer wieder Revue passieren zu lassen. Wie sehr hatte er sich von diesem Tag an gefreut, wann immer er alleine war. Sie anrufen, ihr ein SMS senden, abends ein Mail schreiben konnte, sobald Sabine die Flimmerkiste angeworfen hatte. Alleine ihre Stimme zu hören, hob ihn buchstäblich, bis in den siebten Himmel.

      Dann kam er, der erste Mittwochnachmittag im Schlosscafé. Sie beide ganz alleine, sie ganz nahe bei ihm, nur für ihn da, nur wegen ihm gekommen. Zeit, jedes einzelne Detail ihres hübschen Gesichtes zu verinnerlichen, dem warmen Klang ihrer Stimme aufzusaugen. Damals war ihm erstmals aufgefallen, dass Marianne sehr schöne Hände hatte. Nicht dünne Spinnenfinger wie Sabine, keine Wurstfinger wie viele andere. Ebenmäßige, gepflegte Finger, lange Nagelbetten, eine sanfte, weiche Haut. Die ihm nicht verwehrte, seine Finger zwischen die ihren zu schieben. Wie schön war es gewesen, sie nach Hause fahren zu dürfen. Einige Minuten verlängerte Gemeinsamkeit, zu gewinnen.

      Wie sehr ihn seine Ungeduld gereut hatte, als Marianne, bei ihrem zweiten Mittwochnachmittag Date, zärtlich bestimmend, seine Hand unter ihrem Pulli wieder hervorgeholt hatte. In den Hintern gebissen, hätte er sich am liebsten. Mit seinem unüberlegten Vorpreschen, sich um ein Haar jede weitere Chance bei ihr verbaut. Unendlich dankbar war er ihr gewesen, dass sie ihm den Ausrutscher verzieh.

      Dann kam der letzte Mittwoch an die Reihe.

      Horsts Fingerknöchel traten weiß hervor, so malträtierte er das unschuldige Lenkrad.

      Er begann zu stottern, brachte das Meiste durcheinander, begann zu schluchzen. Es war so unendlich schön mit ihr gewesen. Sie sei die hingebungsvollste Frau, die es auf der ganzen Welt geben würde. Keine andere, konnte je einem Mann so viel geben, wie sie ihm an diesem Nachmittag schenkte.

      Was hätte er dafür gegeben, wäre dieser Nachmittag nie zu Ende gegangen.

      Ja, es stimmte alles was Marianne ihm vorwarf. Es war alles seine verdammte Schuld, seine Fehler.

      Horst suchte vergeblich in seinen Hosensäcke nach einem Taschentuch. Sie gab ihm ihre Packung aus der Handtasche.

      Ruhig und gelassen, hatte sie sich den mehr als halbstündigen Vortrag angehört.

      Sie war Marianne, gut, war nicht Eva(leider), aber auch weder Ruth noch Sabine(Gott sei Dank)!

      Marianne sagte nicht viel, manches wäre ihr eingefallen, was sie ihm noch an den Kopf werfen könnte. Nur wozu?

      Nein, sie wollte ihn nicht mehr wiedersehen. Vergessen, je eher desto besser.

      >Hör zu, es ist besser, wir lassen das Ganze. Hab´ echt keine Lust mit einem Typen zusammen zu sein, der erstens zu einer anderen gehört, zu dem ich zweitens, kein Vertrauen mehr haben kann. Dazu bin ich mir zu schade! Ich wünsch´ dir alles Gute, aber lass mich in Zukunft in Frieden! <

      Horst wollte noch etwas sagen, sie am Arm halten. Sie hatte sich losgerissen, war ohne sich noch einmal umzudrehen, zum Hintereingang gelaufen. Vierzig Minuten bis Unterrichtsbeginn, über das Treppenhaus ging sie in den zweiten Stock hinauf, dort lag ihr Unterrichtsraum. Hielt sich links, trat auf die große Terrasse hinaus.

      Niemand da, was für eine Erleichterung!

      Eva würde heute früher von der Firma losgefahren sein, sie wollte sie gleich anrufen, nur kurz reden, genaueres würde es dann spät am Abend geben. Ob Eva nur einen bestimmten Teil von Mehmet, oder Benjamin als Ganzes, fallen gelassen hatte, fragte sie nicht. Eva hob beim ersten Klingelton ab. Sie hatte gespannter auf diesen Anruf gewartet, wie Systemspieler auf die wöchentlichen Lottozahlen. Was Marianne zu berichten hatte, klang wie Musik in Eva´s Ohren. Genaueres dann später, die Uhr zeigte wenige Minuten, bis Unterrichtsbeginn.

      Müde, ausgelaugt, fertig, Mariannes Zustand, als sie gegen 23 Uhr ihre Wohnung aufsperrte.

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