Zwerge der Meere. Michael Schenk

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Zwerge der Meere - Michael Schenk страница 9

Автор:
Серия:
Издательство:
Zwerge der Meere - Michael Schenk

Скачать книгу

dachte, sie hätten wenigstens Segel.“ Pernat wies zu den Ruderern hinüber. „Stattdessen mühen sie sich mit den Rudern ab.“

      „Unterschätz die kleinen Herren nicht“, ermahnte Herios-Lar. Er winkte den Zwergen zu und lachte fröhlich. „Das da, zwischen den Ruderbänken, das ist ein Mast. Wenn sie wollen, können sie durchaus ein Segel setzen und die Burschen verstehen sich aufs Segeln.“ Er drehte sich kurz zum Steuermann um. „Zudem sind diese Rammboote sehr gefährlich. Nicht nur für gesetzte Damen wie unsere Beovanaal. Sieh dir den Rammsporn an. Scharf geschnitten und massiv. Er würde selbst der stählernen Seitenwand eines modernen Kreuzers zusetzen.“ Der Kapitän grinste, als er Pernats zweifelnden Blick bemerkte. „Maschine Viertelkraft zurück, Dormos, sonst rammen wir die Stadt und unsere Kunden würden darüber nicht sehr erfreut sein.“

      Dormos grinste breit und zwischen seinem Vollbart zeigte sich ein lückenhaftes Gebiss. „Viertelkraft zurück, Kapitän.“

      Die Beovanaal rüttelte sich, als das Schaufelrad gegen ihre Fahrt ankämpfte und sie verlangsamte. Herios-Lar und Dormos waren erfahren und hatten den richtigen Moment abgepasst. Mit einem unmerklichen Ruck und begleitet vom Ächzen des Rumpfes, legte sich das Schiff mit der linken Seite an eine der Plattformen der Stadt. Herios-Lar stieß seine Hand in die Luft, aber Dormos kuppelte bereits die Maschine aus und zog an der Schnur, die durch ein Rohr zum Maschinenraum führte. Dort klingelte ein Glöckchen und die Maschinisten legten Hebel um. Dampf entwich pfeifend aus den seitlichen Entlastungsrohren und das Schaufelrad kam endgültig zum Stillstand.

      Der Rumpf des Frachtschiffes ragte hoch über die Plattform auf und die Brücke war auf gleicher Höhe mit den meisten der Dachgiebel in der Zwergenstadt. Die Beovanaal rieb sich an den polsternden Säcken, die zum Schutz der Plattform an ihren Seiten hingen. Matrosen warfen Leinen hinüber und Zwerge fingen sie auf und machten sie gekonnt an den metallenen Pollern fest. Erst als einer der Zwerge die Hand hob, wurde der breite Steg des Schiffes auf die Plattform gesenkt.

      Herios-Lar nickte zufrieden. „Lass uns die kleinen Herren begrüßen, Pernat. Und verhalte dich respektvoll. Sie können empfindlich sein.“

      Pernat nickte. „Keine Sorge, Kapitän, das tue ich. Aber ich will ein Auge auf die Lademannschaft haben. Wir haben zwei Matrosen, die noch nie Zwerge gesehen haben und du kennst das lose Mundwerk unserer Seefahrer.“

      Ein Zwerg in knielanger Jacke aus weichem rotem Leder, die mit goldenen Fäden bestickt war, trat auf die Plattform und breitete seine Arme aus. Über sein breites Gesicht glitt ein freudiges Lächeln. „Kapitän Herios-Lar, es ist mir eine Freude, dich und deine Beovanaal zu sehen.“

      „Die Freude ist auf meiner Seite, Herr Klugweil.“ Der Kapitän meinte dies ehrlich, denn an dem Lächeln des Zwerges war nicht die Falschheit, die typisch für viele Händler war. „Ich komme früher als erwartet, ich weiß.“

      „Du und deine Mannschaft, ihr seid willkommen“, versicherte Theon Klugweil, Handelsherr der Stadt. Da Theon entschieden kleiner als sein menschlicher Geschäftspartner war, ging dieser vor ihm in die Hocke, so dass sie sich zum Gruß die Hände auf die Schultern legen konnten. „Sei auch du gegrüßt und willkommen, Pernat, und auch du, Steuermann Dormos.“ Theon winkte dem grinsenden Seemann. „Dein Anlegemanöver war gekonnt wie immer.“

      Dormos strich sich erfreut über den Vollbart. Er hatte schon manchen Becher mit dem freundlichen Herrn Theon Klugweil geleert und freute sich auf den kommenden Abend, denn die Ankunft des Schiffes war stets ein Grund für ein kleines Fest des Zwergenclans.

      „Ich vermute, du hast wieder Gelbfrüchte für uns?“ Theon strich eine Falte aus seiner Jacke und warf einen Blick auf das Schiff, der gleichgültig wirkte. Aber Herios-Lar wusste, dass der Handelsherr den Tiefgang und die Zuladung der Beovanaal einschätzte. „Wir haben immer Bedarf an Gelbfrüchten, wie du weißt.“

      „Und das Handelshaus Tar hat immer Bedarf an Metallen und Kristallen.“

      Theon schlug dem Kapitän freundschaftlich an die Hüfte. „Wir werden uns schon einig werden.“

      „Und wie üblich“, seufzte Herios-Lar, „wird der Handel nicht ganz fair sein.“

      Der Zwerg nickte verständnisvoll. „Glaube mir, ich kenne deine Sorge. Wir Zwerge sind nicht dumm und wissen, dass dein Handelsherr uns gerne übervorteilt. Aber wir nehmen es hin, denn Metall und Kristall finden wir oft genug, auch wenn es mühsam ist. Aber die Gelbfrucht ist ein Mangel, den wir beheben müssen. Das weiß dein Handelsherr, Kapitän.“ Theon nickte zu seinen Worten. „Er wird dir einen Preis aufgetragen haben, nicht wahr?“

      „Es wäre leichter für euch, wenn ihr mehr mit Weißkristall handeln würdet, Freund Theon. Der ist nämlich bei uns eine Mangelware. Zumindest, seitdem die königliche Flotte ihn für den Bau der Lichtdruckkanonen benötigt.“

      „Guter Weißkristall ist schwer zu finden“, seufzte Theon. „Sicher, kleinere Kristallstrukturen finden wir häufig, aber ihr braucht Säulen von beachtlicher Größe.“

      „Zwei Meter und mehr, mein Freund.“ Herios-Lar kratzte sich im Nacken. „Sonst lässt sich nicht genug Lichtkraft darin speichern, um ein Schiff zu brennen.“

      Der kleine Handelsherr schüttelte melancholisch den Kopf. „Es ist seltsam, wie oft ihr Menschen von Krieg sprecht und ihn führt. Wir Zwerge sind da anders. Wir wollen in Frieden leben und gestehen dies auch Anderen zu.“

      „Aber das nützt nichts, wenn man euch den Frieden nicht lässt.“

      „Das Meer ist gewaltig, mein menschlicher Freund, und lässt Raum für jeden.“

      „Manchmal beneide ich dein kleines Volk, Theon Klugweil. Und ich glaube, mein Freund, dass die Welt nicht so friedlich ist, wie du es dir wünschen magst. Denk an die Kristallstädte deines Volkes. Sie stehen in ständigem Kampf gegen Orks und andere Feinde. Auch mein Volk muss kämpfen.“

      Theon nickte. „Vielleicht muss es das. Immerhin seid ihr ein Landvolk und Landmänner sind stets neidisch aufeinander. Die Clans der See hingegen sind nicht neidisch und niemand erhebt Anspruch auf die See. Dafür ist sie einfach zu gewaltig und erhaben. Zudem wäre es schwer für ein Landvolk, uns anzugreifen. Das Meer ist für uns wie ein riesiger Festungsgraben.“

      „Ich hoffe, es wird so bleiben und dein Volk kann weiter in Frieden leben“, wünschte Herios-Lar von ganzem Herzen. „Bislang ist kein Feind aufgetreten, der die Freiheit der Meere bedroht.“

      „Aber ich weiß, dass euer Reich Telan eine mächtige Kriegsflotte unterhält.“

      „Ja, das tun wir, mein Freund. Wir sind gerne vorbereitet, verstehst du?“

      „Schiffe kosten Geld und ihr Unterhalt ist aufwändig“, brummte der Zwerg. „Eine Kriegsflotte ist ein kostspieliges Vergnügen.“

      „Auch ihr habt Kriegsschiffe.“ Herios-Lar wies auf das Ruderschiff neben der Beovanaal.

      „Oh, man kann mit ihnen kämpfen“, bestätigte Theon und lächelte verschmitzt. „Sehr gut sogar. Aber eigentlich nutzen wir sie zum schleppen der Stadtflöße. Aber unsere Herren Axtschläger, welche die Rammboote bemannen, schätzen es gar nicht, wenn wir sie als Stadtschlepper bezeichnen. Sie haben ihren Stolz, die Freunde der Axt.“

      Herios-Lar nickte. „Lass uns auf den Grund meines Besuches zurückkommen. Je eher wir die Gelbfrüchte umgeladen haben, desto besser. Über den Preis werden wir uns schon einig.“ Er sah sich kurz

Скачать книгу