Zwerge der Meere. Michael Schenk

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Zwerge der Meere - Michael Schenk

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Offiziere. Das Schiff verfügte nicht einmal über ein Brückenhaus, nur über ein kleines Regendach, das von Pfosten gehalten wurde. Direkt hinter der Brücke erhob sich der Vordermast mit den Rahen des Großsegels. Der Hintermast stand vor dem Schornstein und seine Rah und eingeholten Segel waren vom Ruß der alten Maschine geschwärzt.

      Die grauen Wolken am Himmel rissen auseinander und das erste, goldgelbe Licht der Sonne warf blitzende Reflexe auf die Wellen, die sich langsam beruhigten und an Kraft verloren. So schnell, wie der Sturm entstanden war, flaute er auch wieder ab und nach wenigen Minuten glitt die Beovanaal, scheinbar bedächtig, über ihrem Spiegelbild dahin.

      „Wenigstens konnten wir die Ladeluken rechtzeitig schließen“, brummte Pernat. „Die verdammten Gelbfrüchte sind enorm empfindlich. Ein Spritzer Salzwasser und sie sind verdorben.“

      „Das wäre verdammt übel für unsere kleinen Freunde“, seufzte Herios-Lar. Er sah seinen Ersten Offizier lächelnd an. „Das ist übrigens auch einer der Vorteile unseres alten Mädchens. Kein anderes Handelsschiff fährt die schwimmende Stadt der Zwerge an. Du genießt das Privileg, Pernat, als einer der wenigen im Reich, die Herren Zwerge zu kennen.“

      „Hm.“ Pernat empfand das als zweifelhaftes Privileg. Zwar fand er die Zwerge durchaus beeindruckend, aber fühlte sich zwischen ihnen eher unwohl. Sie reichten ihm gerade bis zum Bauchnabel, obwohl Pernat kein ungewöhnlich großer Mann war. Sich in ihren Gebäuden zu bewegen, war eine Qual, da sie nicht für die Bedürfnisse eines Menschen eingerichtet waren. Immerhin, die kleinen Herren waren herzliche und liebenswürdige Geschöpfe, wenn man ihnen nicht auf die Füße trat oder sie zu übervorteilen trachtete. Er fand ihre Weise, auf dem Meer zu leben und unter seiner Oberfläche zu arbeiten, höchst bemerkenswert und bewunderte sie für den Mut, den sie dabei unzweifelhaft bewiesen. Er selbst hingegen war froh, immer wieder festen Boden betreten zu können. Die Vorstellung, sein Leben einem gläsernen Helm und einem Schlauch anzuvertrauen, erschreckte ihn zutiefst.

      „Nun komm schon, Pernat, alter Freund, gib es zu, die Beovanaal hat auch ihre Vorzüge.“

      „Wenigstens sind wir auf See“, grunzte der Erste Offizier und sah seinen Kommandanten dann lächelnd an. „Und das Schiff bewegt sich immerhin.“

      Herios-Lar warf den Kopf in den Nacken und lachte schallend. Dann schlug er seinem Freund auf die Schulter. „Eines Tages wirst du an Deck eines anderen Schiffes stehen, Pernat, aber ich garantiere, dann wird dir bewusst, dass du die alte Beovanaal vermissen wirst.“ Die See war nun glatt und ruhig und der Kapitän beschattete seine Augen. „Reich mir einmal das Teleskop, Pernat. Ich glaube, wir nähern uns der Zwergenstadt.“

      Klickend glitten die Segmente des Teleskops auseinander und Herios-Lar suchte den Horizont ab. Dann verharrte die Linse an einem festen Punkt. „Na also“, brummte der Kapitän zufrieden. „Fast genau über dem Bug. Rudergänger, zwei Strich Rechtsweisend und dann gerade darauf zu.“

      „Zwei Strich Rechtsweisend und gerade darauf zu“, bestätigte der stämmige Rudergänger und legte den neuen Kurs durch Drehung am Rad.

      „Keine zwei Stunden mehr und wir sind bei unseren kleinen Freunden“, sagte Herios-Lar. „Sie werden sich freuen, uns und unsere Gelbfrüchte zu sehen. Die können sie immer brauchen.“

      „Auch der Handelsherr Tar wird sich darüber freuen.“ Pernat stützte sich auf die Reling und registrierte, wie rasch sich das Holz nach dem Regensturm trocken und heiß anfühlte. „Es ist ein gutes Geschäft für den Herrn. Billige Früchte für kostbare Metalle und Kristalle.“

      „Ja“, knurrte Herios-Lar unbehaglich. „Wenn ich nicht wüsste, wie notwendig die kleinen Herren die Gelbfrüchte brauchen, würde ich glatt behaupten, der Handelsherr zieht die Zwerge über den Tisch.“

      „Angebot und Nachfrage bestimmen nun einmal den Preis.“

      Erneut lachte Herios-Lar, doch diesmal klang es weniger froh. „Du gehörst wirklich auf ein Handelsschiff und nicht auf einen Flottenkreuzer. Weißt du, ich habe nichts gegen einen guten Gewinn, Pernat, aber ich weiß, unter welchen Umständen die Zwerge das Metall und die Kristalle aus dem Meer holen. Tapfere kleine Kerle, dass muss ich schon sagen. Ich fände nicht den Mut, unter Wasser zu arbeiten.“

      Pernat sah auf die hölzernen Planken des Schiffes. „Auch ich fühle mich über Wasser wohler.“ Er löste die Hände vom Handlauf. „Ich werde nach der Ladung sehen, um sicher zu sein, dass alles in Ordnung ist, wenn wir anlegen.“

      Herios-Lar nickte und hörte, wie sein Erster Offizier die kleine Treppe zum Deck hinunter stieg. Über eine weitere Treppe betrat Pernat dann das Frachtdeck. Alles wirkte eng, zweckgebunden und ein wenig schmutzig, aber die zwölfköpfige Mannschaft der Beovanaal hatte meist andere Sorgen, als sich um Sauberkeit zu kümmern. Die Maschine war ebenso alt, wie das übrige Schiff. Sie verschlang mehr Brennstein, als die modernen Kreuzer, ihre Kolben hatten zu viel Spiel und die Dampfleitungen mussten immer wieder geflickt werden. Einige Schaufeln des mächtigen Heckrades waren ausgetauscht, bei anderen schien dies dringend erforderlich. Hin und wieder ging eine Stange oder Welle entzwei und die Maschine musste gestoppt werden, damit die erforderlichen Reparaturen ausgeführt werden konnten. Dann kamen gelegentlich doch noch die Segel zum Einsatz.

      Vorne im Bug befanden sich die Mannschaftsquartiere. Zwei lange Kammern, in denen jeweils vier der Männer untergebracht waren. Daran schlossen sich die kleine Küche, die Vorratskammer und der Aufenthaltsraum an. Eine Krankenstube gab es nicht mehr, seit das Schiff unter der Handelsflagge des Hauses Tar fuhr. Der Handelsherr hatte den Platz für Brennsteinvorrat nutzen wollen. Pernat war erleichtert, dass es während seiner Dienstzeit bislang zu keiner ernsten Verletzung gekommen war.

      Direkt unter der Brücke befanden sich die Kammern der Schiffsoffiziere und da die Beovanaal nur Kommandant und Ersten Offizier hatte, waren es zwei bescheidene Räume. Im Anschluss folgten die beiden Frachträume und diese glänzten vor Sauberkeit. Das Schiff mochte wenig reinlich sein, aber auf die Ladung wurde geachtet und Pernat ließ nicht die geringste Schlamperei durchgehen.

      Hinter den Laderäumen, zum Heck hin, lagen die Vorratsräume für den Brennstein und der kleine Maschinenraum, in dem zwei Maschinisten ihrer Arbeit nachgingen. Die alte Anlage war hungrig nach Brennstein und Wasser und benötigte ständig die Schmierung durch Fette und Öle. Ihr Stampfen und Hämmern hatte längst das Gehör der Maschinisten geschädigt und der Rest der Besatzung war froh, nur selten ins Heck gehen zu müssen und das ihre Unterkünfte im Bug lagen.

      Pernat kontrollierte in den Lagerräumen zunächst die Luken an der Decke, dann die Wände. Nirgends war Feuchtigkeit zu erkennen. Er ging sehr sorgfältig und gewissenhaft vor, trat mit seiner Öllampe dicht an das Holz, danach überprüfte er jede der gestapelten Kisten. Schließlich nickte er zufrieden und ging wieder zur Treppe, als er von oben die Befehle des Kapitäns hörte. Offensichtlich waren sie nun nahe der Stadt und bereiteten sich auf das Anlegemanöver vor.

      Als Pernat ins grelle Sonnenlicht zurückkehrte, sah er die schwimmende Stadt der Zwerge nur wenige hundert Meter voraus. Rechts der Beovanaal glitt eines der Kampfschiffe der Zwerge durch die Wellen und gab ihnen das Ehrengeleit. Es war kaum vier Meter breit und zwanzig Meter lang und mit geringem Freibord über dem Wasser. Ein scharf geschnittener und nach oben gebogener Bug und ein hoher Aufbau am Heck. Keine Masten und Segel, aber auf jeder Seite eine Reihe Ruder, die das Fahrzeug sehr schnell und gefährlich machten. Seine Hauptwaffe war ein stählerner Rammsporn unterhalb der Wasserlinie. Einem hölzernen Schiff konnte ein solches Ruderkampfschiff sehr gefährlich werden. Es konnte jeden Segler ausmanövrieren und wenn das Rammen nichts half, würden die Zwerge, mit ihrer typischen Agilität, den Gegner entern und niederkämpfen.

      Dennoch gehörte

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