Zwerge der Meere. Michael Schenk
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Nach zwei Stunden Schürfarbeit waren sie erschöpft und dies traf sicher ebenso auf die Pumper an der Oberfläche zu. Von dort erklang der Rückruf, als man an ein in das Wasser ragendes Eisen hämmerte. Drei langsame Schläge für den Rückruf, schnelle Schläge für den Fall drohender Gefahr. Der Schürfmeister der Gruppe gab ein Handzeichen und sie schoben die Werkzeuge in die Gürtel. Kein Schürfer ließ sein Werkzeug im Wasser zurück. Am Abend würden sie es sorgfältig säubern und ölen, damit ihm kein Rost zusetzte und sie würden die Schneiden der Meißel schleifen, damit sie ihre Schärfe behielten. Die Schürftaucher gingen schwerfällig zu den Netzen hinüber, schnallten die Fußgewichte ab und während die Netze mit den Gewichten nach oben gezogen wurden, machten sich auch die Schürftaucher an den Aufstieg.
Varnums Schürfstelle war nicht die einzige. Um die Stadt herum erhoben sich nun auch andere Gruppen an die Oberfläche.
Fische stoben zur Seite, dann durchbrach Varnums Helm die Oberfläche. Ohne die Fußgewichte trieb er, einem Korken ähnlich, ohne große Kraftanstrengung auf die Stadt zu, gezogen von dem Luftschlauch, der langsam eingeholt wurde. Der junge Zwergenmann hielt den Schlauch fest, denn der war zwar stabil genug, aber er wollte das Anschlussstück entlasten.
Erleichtert erreichte er die Plattform, spürte die Hände, die unter seine Arme griffen und ihn endgültig hinaufzogen. Die Verschlüsse schnappten, der Helm wurde gedreht und Varnum sog gierig die frische Meeresluft in seine Lungen. Er liebte ihren Geruch und den leichten Wind, der über das Wasser strich und er konnte sich nicht vorstellen, an Land zu leben, wo es stets nach irgendwelchen Pflanzen stank.
Sein Freund und Pumper Oldrum war da und beugte sich besorgt zu ihm. „Und, wie war es? Habt ihr etwas gefunden?“
„Ein paar Brocken“, erwiderte Varnum ächzend. „Nicht der goldene Grund, würde ich sagen.“
Oldrum legte ihm die Hand auf die Schulter. „Birunt Hammerschlag hat sich noch nie geirrt. Ihr werdet schon noch etwas finden.“
Er benutzte kostbares Süßwasser, um das Salz von Varnums Körper zu spülen und half ihm, die Verschlüsse des Tauchanzuges zu öffnen. Er prüfte rasch, ob es im Bereich der Dichtungsmanschetten Verletzungen gegeben hatte. Varnum sah, wie sich ein älterer Zwerg von einer der anderen Plattformen näherte. Er war, wie alle Taucher, bis auf die knielange Hose nackt, hatte seine Bartzöpfe entknotet und drückte ein paar Tropfen Wasser aus ihnen heraus. Mit breitem Grinsen trat er zu Varnum.
„Du hast gute Augen, Jungschürfer. Sie haben mir meinen Schlauch und vielleicht auch mehr gerettet.“ Er legte Varnum die Hand auf die Schulter. „Von Schürfer zu Schürfer, so wahr ich Heimur Sichelhieb bin, an diesem Abend gieße ich dir den Schlauch mit Gerstensaft voll. Das bin ich dir schuldig.“
Varnum lächelte. „Ein anderes Mal achtest du auf meinen Schlauch, Heimur Sichelhieb.“
„Wie es üblich ist, von Schürfer zu Schürfer.“ Der Zwerg lachte und sah Oldrum dann freundlich an. „Und da deine gute Atemluft diesem feinen Schürfer den scharfen Blick ermöglicht hat, will ich auch deinen Schlauch füllen.“
„Die einzige Gelegenheit, bei der ich es zulasse, dass die Luft durch etwas anderes ersetzt wird.“ Oldrum lächelte erfreut.
„Gut, dann ist es abgemacht. Bei Einbruch des Nachtdunkels im „Goldenen Grund“, ihr Herren.“ Der alte Schürfer nickte ihnen zu und ging dann zu seiner Plattform zurück.
Ihr Arbeitstag war noch nicht vorbei. Nach einer längeren Pause, in der es das Material zu überprüfen galt, würden sie sich erneut zum Meeresboden hinunter sinken lassen. Es lohnte nicht, in die Stadt zu gehen, also saßen sie nebeneinander, ließen die Füße ins Wasser hängen und genossen ihre Mahlzeit, die aus hartem Brot, Käse und gebratenem Fisch bestand. Das alles wurde mit Wasser hinunter gespült, dem man, des besseren Geschmacks wegen, einen kleinen Spritzer Wein zugegeben hatte.
Es war noch nicht ganz Mittag und die Sonne brannte unbarmherzig herunter. Varnum war, wie die anderen Männer, braungebrannt und genoss ihre Wärme.
Dann ging es wieder hinab.
Zwei Mal noch, unterbrochen durch eine Pause und als sie ihre Tagesarbeit erledigt hatten, war die erwartete Ader noch immer nicht gefunden. Wenigstens hatten zwei andere Schürfgruppen mehr Glück gehabt. Etwas Gold und Schwarzkristall waren gefunden worden.
Die beiden Freunde waren erschöpft und ausgelaugt. Varnum sehnte sich nach einer kurzen Mahlzeit und seiner Hängematte und hatte kein Verlangen, der Einladung des älteren Schürfers zu folgen.
„Natürlich gehen wir in den Goldenen Grund“, erwiderte Oldrum entschieden. „Du kannst den braven Heimur Sichelhieb nicht enttäuschen. So einer lädt nicht jeden Tag ein paar junge Hüpfer wie uns auf einen Schlauch Wein ein.“
Varnum seufzte entsagungsvoll und nickte dann zögernd. „Für mich reicht ein halber Schlauch. Den Rest kannst du haben. Nein, besser nicht“, fügte er grinsend hinzu, „ich brauche morgen meine Luft und will nicht, dass du an der Pumpe zusammenbrichst. Eigentlich solltest du auch nur einen halben Schlauch trinken, du verträgst ja nicht viel.“
Sie lachten sich an und stießen sich gegenseitig, bis sie die gerunzelte Stirn eines alten Schürfers sahen. Varnum räusperte sich und sie schritten mit betont ernsten Gesichtern an dem Mann vorbei, nur um dann in schallendes Gelächter auszubrechen.
Sie gingen über eines der Werkstattflöße und blieben einen Moment stehen. Es war noch Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit. Hier befand sich die Glaserei, in der Gebrauchsgegenstände aus Glas und die Taucherhelme gefertigt wurden. Der Glasbläser hatte gerade sein Blasrohr angesetzt und drehte einen glühenden Klumpen auf einer wertvollen Steinplatte. Es war ohnehin schon heiß und die zusätzliche Hitze machte den Aufenthalt in dem Raum nahezu unerträglich. Dem alten Mann lief der Schweiß über den Körper, während er Luft in den Klumpen blies, ihn gekonnt drehte und in die Form eines großen Topfes brachte. Genau im richtigen Moment, nahm er das Rohr von den Lippen und ein Gehilfe sprang hinzu, drückte mit einem Metall eine flache Stelle ins Material, die spätere Sichtfläche des Helmes.
Als der Mann das Rohr endgültig absetzte, wischte er sich Schweiß von der Stirn und sah die beiden Freunde an. Er wies auf Varnums Werkzeuggürtel, den er erst zu Hause abschnallen würde. „Schürfer, nicht wahr? Das hier wird einer eurer Helme. Auf meine Helme ist Verlass, ich nehme nur den besten Quarzsand, vom Strand von Hesgan. Einen feineren gibt es nicht, das könnt ihr glauben.“
Oldrum zog seinen Freund mit sich. „Komm schon. Wenn der seine Helme anpreist, wird er am Ende noch erwarten, dass wir ihm den Schlauch füllen.“
Gegenüber saßen mehrere Frauen und strichen kostbaren Gummi auf die Metallspirale eines neuen Schlauches. An anderer Stelle wurden gerade Fische abgeschuppt und entgrätet. Das Hämmern von Werkzeugen war zu hören, Stimmen, die durcheinander wirbelten und dazwischen huschten die kleinen Kinder entlang, immer neugierig, was es zu entdecken gab und bereit, sich die Zeit mit Spielen zu vertreiben. Nicht immer zum Vergnügen der Großen, aber meist sah man über ihren