Das Blut des Wolfes. Michael Schenk

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Das Blut des Wolfes - Michael Schenk

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      „Nicht so lange, mein Freund.“

      „Du machst dir Sorgen um sie?“

      „Vielleicht ist sie verletzt oder krank.“

      Andrej seufzte leise und schwang die Beine vom Bett. „Von mir aus. Sehen wir nach ihr.“

      Wazlav nahm den tragbaren Empfänger mit und achtete auf das Signal des Senderhalsbandes. Doch es veränderte sich nicht und so fiel es den Männern leicht, die Stelle zu erreichen, an denen es lag.

      Der Forscher drehte das Halsband ratlos in den Händen. „Sieh dir das an, Andrej. Der Verschluss wurde fachgerecht geöffnet. Du weißt, das ist nicht einfach. Jemand hat der Wölfin das Halsband abgenommen.“

      „Vielleicht hat sie es abgestreift?“

      „Nein, Andrej, das hätte sie nicht gekonnt.“

      Andrej schob das Betäubungsgewehr neben seine tödliche Waffe und schnäuzte sich. „Vielleicht hat sie ein Jäger erlegt. Du weißt, Wolfsfelle sind noch immer sehr begehrt. Trotz des Verbotes, Freund Wazlav. Der Wilderer könnte den Sender abgemacht haben.“

      „Hier ist kein Blut.“

      „Nun, jedenfalls ist deine PL-925W weg.“ Andrej zuckte die Schultern. „Du wirst dich nach einer anderen Wölfin umsehen müssen, die du beobachten kannst.“

      „Schade, sie war ein sehr schönes Exemplar.“ Wazlav steckte das Halsband mit dem Sender ein. „Ich hoffe nur, ihr ist nichts passiert.“

      „Wird es schon nicht“, versuchte Andrej ihn zu trösten. „Glaub mir, diese PL-925W wird ihren Weg schon finden. Die ist ganz besonders zäh.“

      Kapitel 10

      Endlich Wochenende und Svenja wollte ihre Freundin Kim besuchen. Sie waren schon gemeinsam in den Kindergarten gegangen und seitdem bestand zwischen ihnen eine Bindung, wie sie nur bei besten Freundinnen entstehen konnte. Sie teilten nahezu alles und beide bedauerten, dass die gemeinsame Schulzeit vorüber war und jeder seinen eigenen beruflichen Weg ging. Während Svenja den Ehrgeiz hatte, als Werbegrafikerin Karriere zu machen, war Kim durchaus mit dem Job als Friseuse in Gemünd zufrieden. Sehr zum Leidwesen ihrer Eltern, die recht wohlhabend waren und sich bei ihrer Tochter mehr Ehrgeiz erhofft hatten.

      Svenja erreichte das Haus der Webers, stellte ihr Mofa ab und klingelte an der Haustür.

      Das Haus der Familie Weber lag in der Straße „Am Merrchen“ und gehörte mit seinem ausgedehnten Garten zu den größeren Häusern von Wolfgarten. Kims Vater arbeitete als Computerspezialist in Schleiden und war vom frühen Morgen bis zum späten Abend nicht zu Hause. Er verdiente sehr gut und das sah man dem Haus und seiner Einrichtung auch an. Große Glasflächen, eine Solaranlage und auch Innen herrschten Glas und Chrom vor. Es wäre vielleicht kalt und unpersönlich gewesen, wenn Kims Mutter nicht eine Leidenschaft für Pflanzen gehabt hätte, die überall in den Räumen verteilt waren.

      Svenja klingelte erneut. Nach einer Weile hörte sie endlich Schritte und Kims Bruder Patrick öffnete.

      Inzwischen konnte sie längst wieder unbefangen lächeln, wenn sie ihn vor sich sah. Vor zwei Jahren war das anders gewesen. Damals, unter der Lichterkette auf ihrem Bett. Es war eine schöne Zeit gewesen, die erste Liebe zu erleben und vielleicht hätte wirklich mehr daraus werden können, wenn ihre Interessen nicht so unterschiedlich wären. Leider konnte Patrick die Finger nicht von anderen Mädchen lassen. Kims Bruder hielt sich für absolut unwiderstehlich und war hinter jedem Rock her. Er konnte nur schwer akzeptieren, dass sein Charme inzwischen an Svenja abprallte. Ihre kurze und leidenschaftliche Beziehung war beendet, aber sie waren Freunde geblieben, was vielleicht auch an Kim lag. Für Patrick war es zu einem Ritus geworden, dass er jedes Mal, wenn er Svenja ein Begrüßungsküsschen auf die Wange drückte, mehr daraus machen wollte.

      Auch diesmal zog er sie direkt an sich und versuchte es.

      „He.“ Patrick wich hastig zurück und rieb sich den Fuß, auf den Svenja gerade getreten hatte, an der Wade. „Mann, was soll das? Du hast mich getreten.“

      „Nur auf den Fuß.“ Svenja sah ihn mit unschuldigem Augenaufschlag an. „Sei froh, dass ich dir nicht dahin getreten habe, wo es dir so richtig weh tut.“

      „He, ich hab dich nicht einmal richtig geküsst, ja?“ Er sah sie mit jenem gewinnenden Lächeln an, dass den meisten Mädchen gefiel.

      „Aber du hast es versucht.“

      Sein Lächeln vertiefte sich. „Sauer?“

      „Ne, ich kenne dich ja.“ Sie schob ihn zur Seite und Patrick knurrte enttäuscht.

      Kims Rotschopf erschien oben am Treppenabsatz, als sie sich über das Geländer beugte. „Svenja? Was machst du so lange da unten?“

      „He, sag ihr nichts, okay?“, bat Patrick hastig. „Schwesterchen ist ein bisschen verklemmt.“

      „Ist sie nicht.“ Svenja drohte ihm mit dem Finger. „Echt, Patrick, wenn du deine flinke Zunge nicht zügelst, dann gerätst du wirklich Mal an die Falsche. Check endlich, dass ich wegen Kim hier bin und nicht wegen dir.“

      „Du brichst mir jetzt aber echt das Herz.“

      „Svenja???“ Kim machte ein paar Schritte die Treppe hinunter. „Verdammt, was macht ihr da unten?“

      Patrick sah Svenja erneut beschwörend an und sie konnte ihm einfach nicht böse sein. Patrick war nun einmal Patrick. „Komme. Ich hab Patrick nur gefragt, ob er nach meinem Mofa sieht. Das ruckelt so komisch.“

      „Ha, wer es glaubt… Wenn Pat in der Nähe ist, hat dein Mofa ziemlich oft ´ne Macke.“

      „Ist halt nicht das Neueste.“ Svenja hastete an Patrick vorbei und eilte die Treppe hinauf. „Und da bin ich auch schon.“

      Die beiden Freundinnen begrüßten sich und Kim schnupperte misstrauisch. „Du riechst aber verdächtig nach dem Zeug, mit dem sich mein Bruder immer einnebelt.“

      „Ja, das Zeug ist echt brutal, was?“ Svenja tat arglos und ergriff die Hand ihrer Freundin, um mit ihr ins Obergeschoss zu gehen. „Man braucht nur in Patricks Nähe zu kommen und alles stinkt danach.“

      „Ich sehe dann nach dem Mofa“, drang Patricks Stimme von unten zu ihnen.

      „Na, komm, Süße, mein großer Bruder ist beschäftigt und stört uns eine Weile nicht.“ Kim schob die Freundin in ihr Zimmer. „Ich hab neue Downloads und das Paket vom Versand ist auch gekommen.“

      Kim ging zu ihrem Computer und rief eines der Programme auf.

      „Hammer.“ Svenja scrollte durch die Musikdateien, die sich auf dem Rechner befanden. „Wie bist du da dran gekommen?“

      Kim Weber sah ihre Freundin mit einem Augenzwinkern an. „Mein großer Bruder kann zwar eine reichliche Nervensäge sein, aber von Computern versteht er was. Der hatte mir das ruckzuck gehackt.“

      „Echt korrekt. Das können wir gleich auf meinen Stick ziehen.“ Svenja zuckte zusammen, als an der Tür ein Geräusch

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