Genesis II. Alfred Broi
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Nachdem Esha sich wieder aufgerichtet hatte und ihm zunickte, wandte er sich an Biggs. „Okay. Du kannst anfangen. Aber schön langsam!“
„Junge...!“ Biggs sah ihn etwas genervt an. „...ich mach so was nicht zum ersten Mal. Vertrau mir!“
Biggs ließ den Lkw soweit zurückrollen, bis das Seil gespannt war, dann erhöhte er den Druck auf die Vorderräder, die sich zunächst qualmend in den Sand gruben, dann aber fassten und den Gesteinsbrocken Zentimeter für Zentimeter von dem Haus wegzogen.
Nach knapp dreißig Sekunden hatte er so den Eingang in den Keller freigelegt.
Esha und Kaleena stürmten sofort zu der Stelle und entfernten hastig weitere kleinere Brocken. Kabus half ihnen.
Dann tat sich unter ihnen eine Lücke auf und mehrere Hände waren zu sehen. Deutlich war Gekeuche und das Jammern von Kindern zu hören.
Ein Mann in mittlerem Alter schaute zu ihnen herauf, dann verschwand sein Gesicht wieder und wenige Augenblicke später wurde ein kleines Mädchen zu ihnen hinaufgereicht.
„Komm her meine Kleine!“ sagte Kaleena sofort und nahm sie entgegen. „Es wird alles gut. Ihr habt es geschafft. Wir bringen euch in Sicherheit!“ Sie setzte die Kleine neben sich und half den anderen bei der weiteren Bergung.
Zwei Minuten später hatten sie siebzehn Personen aus dem Keller befreit. Zum Glück war keiner von ihnen ernsthaft verwundet und so gelangten sie schnell zum Transporter.
Kabus wartete, bis alle eingestiegen waren. Zufällig schaute er dabei einmal zum Himmel. Er erkannte zunächst, dass der neue Tag heranbrach. Deutlich zeigte sich der Horizont erhellt. In einer Stunde würde Lexis vollständig aufgegangen sein und die Ausmaße der beiden Angriffswellen schonungslos preis geben.
Er wollte sich schon abwenden, als seine Augen plötzlich ein kurzes Flackern wahrnahmen. Dort oben am Himmel. Eine Art kurzen, kleinen Blitz. Dort, wo...Kabus erschrak und ein eiskalter Schauer jagte über seinen Rücken...genau dort, wo die Anomalie war!
„Kabus?“ rief Esha aus dem Inneren.
„Ich komme!“ erwiderte er, doch rührte er sich zunächst nicht. Gespannt schaute er zum Himmel, aber er konnte nichts mehr erkennen. Hatte er sich getäuscht?
Plötzlich erschien Esha in der Luke und schaute ihn fragend an.
„Ich komme!“ sagte er erneut, wandte den Kopf vom Himmel und lächelte sie an. Er trat in das Innere und schloss die Luke.
„Ist alles in Ordnung?“ fragte Esha leicht besorgt.
„Ich...denke schon!“ Er lächelte ihr nochmals zu und setzte sich dann an das Steuer des Transporters.
Während er den Schub auf die Vertikaltriebwerke erhöhte und sie sich langsam vom Boden erhoben, starrte er aufmerksam in den Himmel. Er glaubte nicht wirklich, dass er sich getäuscht hatte.
„Was gibt es da zu sehen?“ fragte Biggs neben ihm, dem das Verhalten seines Neffen natürlich nicht entgangen war. Im selben Moment kam Esha in die Kabine.
„Ich hätte schwören können, dass...!“ begann Kabus und urplötzlich zuckte ein weiterer Blitz vom zerstörten Ende der ansonsten tiefschwarzen Anomalie hinauf in die oberen Luftschichten.
„Was...?“ hakte Esha nach.
„Das!“ Kabus streckte seinen rechten Arm aus und deutete auf die Anomalie, wo ein dritter Blitz in Richtung Weltraum schoss.
„Ach du Scheiße!“ entfuhr es Biggs sofort und sein Gesicht zeigte Bestürzung.
Der Transporter erhob sich mittlerweile immer schneller und sie hatten eine Höhe von einhundert Metern erreicht.
Doch niemand im Cockpit schien das zu registrieren. Alle Augen waren auf das zerstörte und zerfetzte Ende der Anomalie gerichtet, von dem aus jetzt schon wesentlich öfter, immer hellere und deutlichere Blitze durch die Wolken nach oben schossen.
„Das hat nichts Gutes zu bedeuten, oder?“ fragte Esha und ihr Tonfall verriet, dass sie sich die Antwort auf ihre Frage eigentlich schon selbst gegeben hatte.
Bevor ihr einer der beiden Männer aber etwas erwidern konnte, hatten alle das unmissverständliche Gefühl, dass ihnen gleich die Trommelfelle platzen und die Ohren abfallen würden, denn als das extrem widerliche Kreischen in einer unglaublich ohrenbetäubenden Lautstärke aus dem Inneren der Anomalie ertönte, reagierte keiner schnell genug, seine Ohren davor zu schützen und so donnerte das Geräusch ungehindert in ihre Köpfe und verursachte dort grässliche Schmerzen, die innerhalb eines Wimpernschlags den ganzen Körper einnahmen.
Kabus erzitterte und hätte fast die Kontrolle über den Transporter verloren. Im letzten Moment konnte er sich den Kopfhörer überstülpen und so verhindern, dass sein Trommelfell platzte.
Noch immer befand sich ihr Flieger im Steigflug, der sie, wenn auch nur langsam, immer näher an die Anomalie heranführte.
Die Blitze aus dem Inneren waren jetzt beinahe permanent vorhanden und ihre Intensität und Leuchtkraft deuteten unmissverständlich darauf hin, dass gleich etwas passieren würde.
Und dann geschah tatsächlich etwas.
Die Anomalie zog sich zurück. Das zerstörte und zerfetzte Ende, das durch den Einsatz des heißen Plasmas buchstäblich auseinander gerissen worden war, wölbte sich weiter nach innen und drückte sich durch die Wolken nach oben.
Die ganze Aktion wurde weiterhin begleitet von diesem furchtbaren Kreischen. Es war fast so, als würde die Anomalie aus einem Metall bestehen, dass zusammengedrückt wurde.
Dann entschwand sie aus den Augen der Menschen, da sie die Wolkendecke vollständig durchstoßen hatte. Lediglich das Kreischen deutete an, dass sie ihren Weg zurück in das Weltall weiter fortsetzte.
Esha, Kabus, Biggs und auch Kaleena, die durch das Geräusch aufmerksam geworden war und sich neben Esha in die Kabinentür gezwängt hatte, starrten beinahe fassungslos auf das Schauspiel, das sich vor ihnen abspielte.
„Sie ist weg!“ sagte Kaleena plötzlich.
Esha schaute sie verwirrt an. „Ist das gut oder schlecht?“
„Sie ziehen sich zurück!“ meinte Biggs und schaute zu Kabus. „Sie geben auf!“ Er blickte zu den beiden Frauen, die daraufhin unsicher lächelten.
Kabus blieb zunächst noch stumm und wartete.
Plötzlich erstarb das furchtbare Kreischen genauso unvermittelt, wie es begonnen hatte und eine unheimliche Stille entstand.
„Rückzug ja!“ sagte Kabus mit einem Mal und schaute zu den drei anderen. „Aber aufgeben? Ich befürchte nicht!“
„Und was passiert dann?“ fragte Esha unheilvoll.
„Nun, sie haben zwei Mal versucht, uns mit derselben Taktik zu vernichten. Wenn ich sie wäre, würde ich jetzt etwas anderes machen!“
„Und