Die Straße der Ritter. Marlin Schenk

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Die Straße der Ritter - Marlin Schenk

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friedlichen, hinter Klostermauern, wo ich mich nur beim Training wehren musste. Ich habe noch niemanden verletzt und noch keiner Hinrichtung beigewohnt. Ich habe immer nur gehorcht, zuerst meinen Eltern, dann dem Großmeister, schließlich dem Orden, und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Ich bin kein harter Mann, Albrecht, auch wenn ich ein Ritter bin.“

      Der Deutsche lächelte. „Kämpfen heißt nicht töten um jeden Preis“, erklärte er. „Man kann auch andere Feinde besiegen, die nicht aus Fleisch und Blut sind und an Allah glauben. Das hast du bewiesen. Du hast um mich gekämpft, William, um mein Leben, und es war kein einfacher Kampf, den du gewonnen hast. Du siehst, es gibt auch lebenserhaltende Kämpfe.“

      William wollte noch etwas sagen, wurde jedoch von Schritten unterbrochen, die seine Aufmerksamkeit weckten. Als er sich umdrehte, sah er Franz von Waldderdorff und Karl Berenger. Sie kamen auf ihn zu und begrüßten ihn ritterlich. „Wir sind gekommen, um unseren Landsmann zu sehen“, sagte Karl. „Ist es gestattet?“

      „Natürlich.“ William erhob sich von der Pritsche. „Das ist mein Patient, Albrecht von Hohenstetten.“ Er hatte dem Kranken den Rücken zugewandt und konnte die Augen seines Schützlings nicht sehen. Sie waren weit aufgerissen. Albrecht machte den Eindruck, als wollte er sich durch die Bordwand verdrücken.

      Die beiden Deutschen knieten sich vor das Krankenlager. „Du bist also ein Landsmann“, sagte Franz.

      Albrecht nickte. Schweißperlen schmückten seine Stirn.

      „Und woher?“

      „Aus Süddeutschland. Hört man das nicht?“

      „Hast du's nicht ein wenig genauer, Bruder? Das ist auch unsere Ecke. Wir sind aus Straßburg.“

      Albrecht räusperte sich nervös. „Zuletzt habe ich mich in Bayern aufgehalten. Überall und nirgends. Ich war Söldner.“

      „Im Dienste Albrechts IV. von Bayern-München?“ fragte Karl neugierig.

      Der Verletzte hob die Schultern.

      „Er hat viel Gutes für unser Land getan, indem er das Raubritternest der Böckler ausgebrannt hat wie eine wuchernde Warze. Du kannst stolz sein, dabei gewesen zu sein, Bruder.“

      „Ja“, krächzte Albrecht.

      „Was machen die Beine?“ fragte Franz mit echtem Interesse.

      „Ich habe Schwierigkeiten, in einem Steigbügel Halt zu finden“, flüsterte Albrecht.

      Karl lachte und tätschelte Albrecht den Bauch. „Großartig. Wir wünschen dir gute Besserung, denn in Rhodos können wir jeden Mann gebrauchen.“ Die Deutschen erhoben sich. „Pass gut auf ihn auf, William.“ Damit verschwanden sie.

      Albrecht sank aufatmend in die Felle zurück.

      „Du siehst gar nicht gut aus“, sagte William. „Fehlt dir was?“

      „Jetzt nicht mehr“, knurrte Albrecht.

      „Du kennst die beiden, nicht wahr?“

      Er lächelte. „Ja. Aber sie haben mich nicht erkannt, sonst hätten sie dein Lager mit meinem Blut getränkt.“

      „Was ist denn zwischen euch?“ fragte William. „Hat es etwas mit den Böcklern zu tun?“

      Albrecht nickte schwach. „Du sagtest: 'Eine harte Welt bringt harte Männer hervor.' Aber wie du siehst, bin ich alles andere als hart. Mir ist fast das Wams zu eng geworden. Ich dachte, es zerdrückt mir das Herz.“

      William hätte gern erfahren, was in Bayern vorgefallen war, aber aus Albrecht war nicht mehr herauszukriegen, so dass William aufgab. Ein anderes Ereignis fesselte jedoch schnell seine Aufmerksamkeit. Die Trompeter bliesen zum Aufmarsch an Deck. William kniete noch einmal nieder und erfasste Albrechts Hand. „Du bist kein Feigling, und für dein Schweigen wirst du Gründe haben, die ich akzeptiere. Ich muss jetzt gehen. Wir sehen uns später.“

      Alle Ritter der Zungen und 62 Marinesoldaten versammelten sich an Deck. Auch Francis war dabei, obwohl er nicht zu den Rittern gehörte, die unter Pflicht standen. Er wurde mehr als Reisender gehandhabt.

      Auf der Plattform am Heck stand der Padrone, davor der Offizier. Der Padrone hatte die Arme vor der Brust verschränkt und flüsterte dem Offizier etwas ins Ohr. Dieser begann daraufhin loszubrüllen. „Ritter und Soldaten, wir werden die langweilige Fahrt an der Küste entlang dazu nutzen, ein wenig in Form zu bleiben. Ihr seid zwar keine Karawanisten, aber ihr braucht auch nicht tatenlos herumzulungern. Deshalb ist für heute Nachmittag Waffenübung angeordnet. Und nicht nur das: Ein komplettes Manöver findet statt. Zunächst einmal werden wir die Stellungen festlegen.

      Die französischen Ritter bilden mit zehn Soldaten das Prisenkommando. Euer Platz ist auf der Plattform am Hauptmast.

      Die deutschen Brüder übernehmen das Bug, die Engländer das Heck, jede Gruppe ebenfalls mit zehn Soldaten.

      Die anderen Marines verteilen sich an der Reling. Sobald das Kommando ertönt, nimmt jeder seine Stellung ein. Noch Fragen?“

      Niemand meldete sich. Die Ordnung an Bord glich in diesem Moment einem Sauhaufen, weil alle durcheinander liefen, um sich zu Gruppen zu formieren, bis Soldaten und Ritter bunt durcheinander gewürfelt an Deck standen. Dann bekam der rhodische Segelmeister den Befehl, die Segel raffen zu lassen. Seine Männer funktionierten wie eine Maschine, und langsam verlor das Schiff an Fahrt.

      „Rudern“, schrie der Kapitän.

      Der Offizier wiederholte den Befehl mit der Silberpfeife, und die Unteroffiziere brüllten es den Sklaven zu. Sie ließen ihre Ruder zu Wasser und legten sich in die Riemen.

      Die Lotsen maßen vier Knoten.

      Im nächsten Moment bliesen die Trompeter, und aus dem scheinbar unordentlichen Haufen bildete sich in wenigen Augenblicken eine geordnete Truppe.

      Ruckartig, als müsse sie sich von einem Gumnmiband lösen, erreichte die Galeere schon bald Reisegeschwindigkeit. Der Bug mit dem Löwenkopf als Galionsfigur durchpflügte die Wellen. Jeder stand still an seinem Platz und rührte sich nicht.

      „Doppelte Schlagzahl“, befahl der Kapitän.

      Die ruckelnde Kraft von dreihundert Männern, die an den Rudern zerrte, war in den Beinen zu spüren. Peitschen knallten unter Deck.

      „Fünf Knoten“, rief ein Lotse.

      „Rammgeschwindigkeit“, brüllte der Kapitän.

      Der ruckelnde Rhythmus beschleunigte noch einmal.

      „Fünfeinhalb Knoten. Sechs Knoten. Sechseinhalb!“

      Sie rammten ein unsichtbares Geisterschiff, und auf den Befehl 'Entern' zogen die Sklaven die Ruder ein. Die Bögen des Prisenkommandos spuckten Pfeile in die Luft. Die Soldaten rannten mit gezogenen Schwertern zum Bug und brüllten, als wollten sie tatsächlich ein feindliches Schiff entern, doch dann stoppten die Trompeter ihren Schwung.

      „Zurück auf eure Plätze“, schrie der Offizier. Die Sklaven konnten sich einen Moment lang ausruhen, doch dann begann das gleiche Spiel von neuem. Rudern, doppelte Schlagzahl, Rammen, Entern, Kampf. Diesen Ablauf

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