Die Straße der Ritter. Marlin Schenk

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Die Straße der Ritter - Marlin Schenk

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einer kleinen Denkpause nickte Carpenter. „Mir soll’s recht sein, Sir. Erzählt, was Ihr wisst.“

      George holte Luft. „Stellt Euch vor: In den Docks liegen zwei Galeeren. Sie tragen das Banner der Johanniter. Ich weiß, dass diese Galeeren im Mittelmeer und der Ägäis liegen, um Rhodos und die Pilgerrouten nach Jerusalem zu schützen. Deshalb frage ich mich, was diese Schiffe hier zu suchen haben.“

      Peter grinste. „Das sollen Neuigkeiten sein? Ihr stellt mir ja mehr Fragen, als dass Ihr Kunde bringt. Was die Galeeren hier suchen, kann ich Euch verraten, denn es kommt des Öfteren vor, dass diese Schiffe hier anlegen. Sie werden wohl Ritter des Ordens abholen, die in Rhodos stationiert werden sollen. Das ist des Rätsels Lösung.“

      „Aha“, sagte George Smith beschämt. Doch zugleich fügte er voller Begeisterung hinzu: „Was Ihr aber nicht wisst: Bei der Durchfahrt der Brücke haben ein paar Unglückliche ihr Ruder nicht schnell genug eingezogen. Sie zerbrachen am Brückenpfeiler. Ich stand gerade auf der Brücke und hörte das Holz bersten. Die Bestrafung folgte sofort.“

      „Und?“

      „Das war's.“

      „Wie viel Ale soll denn diese Neuigkeit wert sein, Sir?“

      „Wartet. Ich heiße Smith. George Smith. Und ich habe noch mehr zu berichten. Zum Beispiel ist ein Mörder nach London unterwegs. Man nennt ihn den Schwarzen Ritter, und der Kerl ist...“

      „...mit Vorsicht zu genießen. Er ist bereits hier.“

      George schaute betrübt auf seinen Tankard, der sich langsam leerte. Die Geschichte vom Mörderbett kannte Carpenter bestimmt auch schon, und die Neuigkeit von der Hexe aus Kilndown würde wohl auch keinen Tankard bringen. „Vergesst das freie Ale, Landlord. Erzählt mir lieber etwas über Bier. Ich bin Brauer und auf der Suche nach guten Ideen, denn ich bin bestrebt, das beste und reinste Bier im Königreich zu brauen. Euer Ale hat einen würzigen Nachgeschmack. Was ist es, das diesem Bräu die besondere Note gibt?“

      Zu einer Antwort kam es nicht. Ein paar Hafenarbeiter hämmerten mit ihren Tankards auf dem Eichenbrett herum. „He, my Lord, mach uns Bier, aber schnell“, riefen sie.

      „Ich habe zu tun, Mr. Smith. Ihr seht es selbst. Entschuldigt mich bitte. Vielleicht später.“ Damit entzog sich Peter Carpenter einer für ihn langweiligen Unterhaltung.

      Zu fortgeschrittener Stunde passierten zwei Ritter Carpenters Alehouse. Sie kamen gerade von Queenhithe, wo die Galeeren vor Anker lagen. William und Tomas hatten sie sich angesehen. Diese Schiffe sollten in den nächsten drei Monaten ihr Zuhause sein, denn die beiden jungen Männer waren vom Orden dazu bestimmt worden, Rhodos zu verstärken. Sie mussten sich für eine lange Zeit, wenn nicht gar für immer, von England trennen, und es war keine Frage, dass man sich gebührend von der Heimat verabschiedete.

      Sie passierten Carpenters Pub, wo an einem Eichenbrett mehrere Hafenarbeiter standen und ihr Ale tranken, und wo ein Mann mit Lederhut und Lederumhang einsam und verlassen an einem Tisch saß und an seinem Becher nippte. „Lass uns hier hineingehen, Bruder Tomas“, sagte William.

      „Aber das ist ein Alehouse“, fuhr Tomas auf. „Es ist unser nicht würdig. Der Ordensrat würde es gewiss nicht gern sehen, wenn wir uns unter die Bürger mischen. Wir sollten eine Taverne aufsuchen, wo wir unter Adligen sind, mein Freund.“

      Williams Kettenhemd rasselte leise, als er den Kopf schüttelte. „Mich reizt das Verbotene, und ich war noch nie in einem Alehouse. Ich würde gerne sehen, wie die Bürger sich vergnügen. Was kann daran so schlimm sein, dass der Ordensrat es verbieten würde?“

      „Bitte, Bruder William. Ich bin erschüttert über deine Worte. Wenn du sagst, dass das Verbotene dich reizt, dann verleugnest du damit unseren Orden.“

      „Ich verleugne ihn nicht, und ich liebe die Gemeinschaft des Heiligen Johannes genauso wie du, Tomas. Aber warum glaubst du, dass uns eine Taverne gegönnt ist, während ein Alehouse tabu sein soll? Macht das etwa Sinn?“

      Tomas' Hand fuhr an den Schwertknauf, als wolle er die Waffe ziehen, doch ließ er sie nur darauf ruhen. Stattdessen legte er die andere Hand auf Williams Schulter und sagte: „Es ist nicht unser Los zu fragen, ob ein Befehl Sinn macht. Wir haben Gehorsam geschworen. Hast du etwa das Gelübde vergessen?“

      „Nein, das habe ich nicht“, antwortete William. „Wie könnte ich auch? Dazu ist meine Beziehung zum Orden zu intensiv. Meine ganze Kindheit und Jugend war geprägt von der Aussicht, einmal als Ritter der Johanniter mein Leben zu verbringen...“

      Schon wenige Tage nach der Geburt meldete der Earl von Buckingham den kleinen William beim Orden an. Seine Kindheit bestand aus religiösen Lehren, und im Alter von zwölf Jahren wurde er bereits nach Rhodos geschickt, wo er als Page des Großmeisters eingesetzt wurde. Zwei Jahre später kam er nach England zurück. Seine Ausbildung wurde nun auf die Kriegskunst ausgedehnt. Er lernte die unterschiedlichen Rüstungen kennen und wie ein Schild gehalten wurde. Er wurde im Zweikampf ausgebildet und wusste, dass dazu Speer, Lanze, Axt, Streitkolben und Morgenstern eingesetzt wurden. Das Langschwert war ihm vertraut. Es war das typische fränkische Schwert der Kreuzfahrer und eine Weiterentwicklung des Wikingerschwerts, mit dem die Normannen England, Süditalien und Sizilien erobert hatten. Es hatte eine größere Parierstange als ältere Schwerter und war so lang wie das Bein eines Mannes. Es eignete sich vor allem zum Hieb und war keine Waffe, die man vom Pferd aus einsetzte. Dafür tat es hervorragende Dienste, wenn mehrere Ritter einen schützenden Kreis bildeten oder sich im Getümmel behaupten mussten.

      William hatte schon früh begriffen, dass das Körpergewicht eines Mannes maßgeblich die Schwungkraft der Waffe bestimmte, und dass Muskelkraft wichtig war, wenn man sich gegen einen Gegner behaupten wollte. Deshalb waren Kraftübungen mit Steinen und eisernen Stangen Teil des täglichen Trainings. Es hatte ihm immer Spaß gemacht, und William war sich sicher, einer der besten Kämpfer Englands zu sein.

      Dann kam der Tag, an dem er in den Orden aufgenommen werden sollte. Schwierigkeiten konnte es dabei keine geben, denn die allgemeinen Hindernisse wie eine bereits konsumierte Ehe, die Ablegung eines Profess in einem anderen Orden oder ein erfolgter Mord trafen auf ihn nicht zu. Auch die außereheliche Geburt betraf ihn nicht, denn selbst, wenn es so gewesen wäre: William war Sohn eines Earls, und die legitime Geburt wurde nur von Angehörigen des niederen Adels verlangt. Selbst die Vierahnenprobe, der Nachweis, dass seine vier Ahnen Ritter seien, war kein Problem. Williams Eintritt in den Orden stand also nichts im Wege, so dass er eines Tages vor das Ordenskapitel trat und den Bruder, der dem Kapitel vorstand, bat, in den Orden aufgenommen zu werden. Der Bruder holte die Zustimmung der anderen Brüder und wandte sich dann an William mit den Worten: „Guter Freund, du wünschest die Gemeinschaft dieses Hauses, und du tust gut daran, denn viele Herren ersuchen dringend um die Aufnahme ihrer Kinder oder ihrer Freunde und sind hocherfreut, wenn sie dieselben bei unserem Orden unterbringen können. Und wenn du willens bist, in solch hervorragender und ehrenwerter Gesellschaft und in einem solch heiligen Orden wie dem des Hospitals zu sein, dann tust du gut daran. Wenn du aber dergleichen tust, weil du uns wohl gekleidet siehst, weil du weißt, dass wir Pferde zur Verfügung haben und meinst, dass wir alles besitzen, was unserer Bequemlichkeit frommt, dann irrst du. Denn wenn du zu essen wünschst, dann wirst du fasten müssen, und wenn du fasten willst, dann wirst du essen müssen. Willst du schlafen, dann musst du wachen, und wenn du wachen möchtest, wirst du schlafen müssen. Du wirst hierhin und dorthin geschickt werden, weit übers Meer, an Orte, die dir nicht behagen, aber du wirst dennoch dorthin gehen müssen. Daher wirst du von deinen eigenen Wünschen ablassen müssen, um die eines anderen auszuführen, und du wirst weiteres Ungemach bei unserem Orden erdulden müssen, mehr als ich dir jetzt beschreiben kann. Bist du bereit, all dies auf dich zu nehmen?“

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