Die Straße der Ritter. Marlin Schenk

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Die Straße der Ritter - Marlin Schenk

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Bruder an einer heiligen Messe teilnahm. Er hatte mit einer brennenden Kerze vor dem Altar zu stehen und die heilige Kommunion zu empfangen. Nach der Messe fragte ihn der Bruder: „Hast du bereits bei einem anderen Orden einen Profess abgelegt oder bist du verheiratet? Bist du jemand anderem verpflichtet oder ein Unfreier? Hast du jemanden umgebracht?“

      „Nein. Nichts dergleichen.“

      „Sollte sich nachträglich herausstellen, dass du gelogen hast, dann wirst du sogleich aus dem Orden ausgestoßen und demjenigen übergeben, dem du verpflichtet bist.“

      Der Bruder öffnete ein Messbuch, auf das William beide Hände auflegte und sprach: „Ich, William, gelobe und verspreche Gott dem Allmächtigen, der allerseligen Jungfrau und Gottesmutter Maria und dem heiligen Johannes Battista, alle Zeit Gehorsam jedwedem Oberen, der mir von Gott und unserer Religion gegeben wird, in Zukunft ohne Eigentum zu leben und die Keuschheit zu bewahren.“

      William nahm die Hände vom Messbuch weg, und der aufnehmende Bruder sagte zu ihm: „Wir anerkennen dich als Diener der armen Kranken Jesu Christi und bestimmen dich zur Verteidigung des katholischen Glaubens.“

      „Ich bekenne, dies zu sein.“ William küsste das Missale und trug es zum Altar, küsste diesen und brachte es dem Bruder zurück, zum Zeichen des wahren Gehorsams. Der Bruder wies auf das weiße Kreuz auf seinem Mantel und sagte. „Glaubst du, Bruder, dass dies das lebende Kreuz ist, an dem Christus starb, und dies zur Vergebung für unsere Sünden?“

      „Ich glaube.“

      „Dies ist unser Zeichen, und wir befehlen dir, dass du es stets auf deiner Kleidung trägst.“

      William küsste das Kreuz, und der Ordensbruder überreichte dem Anwärter den Mantel: „Nimm dieses Zeichen im Namen der Dreifaltigkeit, der allzeit seligen Jungfrau Maria, des heiligen Johannes des Täufers, zur Vermehrung des Glaubens, zur Verteidigung des Namens Christi und zum Dienst an den Armen. Schließlich übergeben wir dir dieses Kreuz, damit du es von ganzem Herzen liebst und mit der Rechten kämpfend verteidigst. Wenn du dich im Streit für Christus gegen die Feinde des Glaubens zurückziehst, die Standarte des heiligen Kreuzes verlässt und so aus einem gerechten Krieg fliehst, wirst du gemäß den Bestimmungen der Statuten und Gewohnheiten des Ordens verdientermaßen als Brecher des Gelübdes des allerheiligsten Zeichens, des Kreuzes, beraubt und als stinkendes Glied aus unserer Genossenschaft ausgestoßen.“ Dann legte der Bruder William den Mantel um und sprach: „Nimm das Joch des Herrn, denn es ist süß und leicht. Unter ihm wirst du dein Seelenheil finden. Wir versprechen dir keine Genüsse, sondern nur Brot, Wasser und demütige Kleider und lassen deine Seele und die deiner Eltern und Vorfahren teilhaben an den guten Werken unseres Ordens, die auf der ganzen Welt vollzogen werden, gegenwärtig und in Zukunft.“ Dann wurde William zuerst vom aufnehmenden, dann von allen anwesenden Brüdern geküsst und umarmt.

      3. Der Schwarze Ritter

      William strich mit der Hand über das weiße Kreuz auf seinem Mantel. „Ich habe nichts von alledem vergessen“, sagte er zu Tomas. „Dazu sitzt es zu tief, genau wie bei dir. Aber der Orden hat uns erlaubt, Abschied zu nehmen von England, und niemand hat bestimmt, dass wir dies in einer Taverne tun müssen. Also lass uns hier hinein gehen, nur für ein Ale, weil ich es einmal im Leben kosten möchte, und dann können wir gerne irgendwo anders Wein trinken.“

      Tomas nickte schwerfällig.

      William legte seinem Freund die Hand auf die Schulter und sagte: „Es ist keine Sünde und kein Verstoß gegen das Gelübde. Nun komm.“

      Sie gingen hinein, jagten ein paar Hühner von einer Bank und setzten sich. Dann bestellten sie zwei Tankards voll Ale.

      Carpenter schaute die beiden jungen Männer verblüfft an und nickte.

      Tomas schielte zu dem Wirt hin, hielt eine Hand vor den Mund und flüsterte aufgeregt: „Siehst du, William, sogar dem Landlord verschlägt es die Sprache. Er hat wohl noch nie Johanniter in seinem Alehouse gesehen. Ausgerechnet wir müssen den Anfang machen.“

      William schien es einzusehen. „Schon gut“, antwortete er. „Wir trinken dieses eine Ale und gehen wieder. Ein Alehouse ist keine Taverne. Das erkenne ich nun auch.“

      Die Tankards wurden von Carpenters Tochter gebracht. Sie war eine liebliche Erscheinung mit langen blonden Haaren, die in Locken weit über die unter einem grünen Wollkleid versteckten Brüste wallten. Sie zögerte und sah die beiden Männer mit warmen Augen an. William hatte das Gefühl, von einem Blitz getroffen zu werden, denn der Blick des hübschen Mädchens saugte sich an dem seinen fest. Es schien Minuten zu dauern, bis sie sich voneinander lösten. „Ihr Ale, Sirs“, flüsterte das Mädchen endlich und stellte das Bier auf den Tisch.

      Als William die Tankards nehmen wollte, berührte er die Hand des Mädchens. Ein seltsames Gefühl kroch durch seine Lenden, und sein Herz begann zu flattern. Am liebsten hätte er sich die süße Erscheinung geschnappt und auf seinen Schoß gezogen, aber er musste dagegen ankämpfen. Er durfte dieser Kraft nicht nachgeben, nicht jetzt, nicht morgen, niemals. Aber er genoss die Nähe einer schönen Frau, er genoss diesen ersten und winzigen Augenblick einer ihm unbekannten Art. Allein der Anblick gab ihm in diesem Moment Befriedigung.

      „Prost“, sagte Tomas hart. Das Wort trieb sich wie ein Keil zwischen William und die Carpenter-Tochter, die sich daraufhin erschrocken zu den Fässern zurückzog.

      William nahm den Tankard an seine Lippen und trank. Mit zwei großen Zügen leerte er ihn halb, stellte ihn jedoch schnell ab, als ihm einfiel, dass er das Alehouse verlassen musste, wenn der Becher leer war. Zugleich würde sein Gefühl für dieses Mädchen seinen Körper verlassen müssen.

      Tomas trank langsam und schweigend. William merkte, dass ihm der Ort nicht behagte. Er versuchte daher, seinen Freund in ein Gespräch zu verwickeln. „Warst du schon einmal in Rhodos, Tomas?“

      Er nickte. „Ja, als Page des Großmeisters. Aber das haben wir doch alle hinter uns, nicht wahr?“

      „Das stimmt. Das einjährige Noviziat in Rhodos ist eine harte Zeit, Bruder. Hast du es auch so empfunden?“

      „Es war nichts, was der Orden uns verschwiegen hätte, als wir eintraten. Im Gelübde heißt es...“

      William hob abwehrend die Hände. „Ich weiß, was uns bei der Aufnahme gesagt wurde, Tomas. Welchem Großmeister warst du denn zu Diensten?“

      Tomas blickte tief in den Tankard und schwenkte ihn. „Es war Frater Joannes de Lastic“, antwortete er wie geistesabwesend.

      William hob die Augenbrauen. „Aber er starb bereits 1454. Wie alt bist du denn, Bruder?“

      „34.“

      „Man sieht sie dir nicht an. Ich bin erst 23 und habe dem Großmeister Frater Petrus Zacosta als Page gedient. Das war 1467. Leider starb er in diesem Jahr. Seinem Nachfolger, Frater Joannes Bapi Orsini, diente ich acht Monate. Er war ein harter Mann, der einem nichts schenkte. Er hatte Rhodos voll im Griff. Nun bin ich gespannt, wie sein Nachfolger Frater Petrus D'Aubusson sich gibt.“

      Nun blickte Tomas auf. „Wir sind nicht Johanniter geworden, damit uns etwas geschenkt wird, Bruder William, und...“

      „Mein Vater stiftet Euch Ale, Sirs.“

      William schrak förmlich zusammen. Das kurze Gespräch mit Tomas hatte seine Gedanken von der Carpenter-Tochter abgeschirmt.

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