Taubenjahre. Franziska C. Dahmen

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Taubenjahre - Franziska C. Dahmen

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Kellerdasein

       Neue Ufer

       Das Einatmen von Mule

       Auf dem Bauernhof

       Heimaturlaub

       Apotheose des Todes

       Preis der Freiheit

       Zusammenkunft

       In der Krankenbaracke

       Entscheidung

       Alte Feinde

       Hoffnung

       Der Teufel in Aktion

       Spesmea

       Noma

       Gestohlene Momente des Glücks

       Gabriel

       Himbeerbonbons

       Sofia

       Folgenreiches Treffen

       Eigene Welt

       Ungezügelter Hass

       Fliegeralarm

       Im Bunker

       Letzte Reise

       Rache

       Misslungene Pläne

       Vollendung

       Nachwort

       Endnotenverzeichnis

       Impressum neobooks

      Januar 1944

      »Thai mukhleom len othé kai avileom

      Thai mothodeom tumaré raimaske.

      Bachta tel del o Del!«

      »Und dort habe ich sie zurückgelassen,

      woher ich gekommen bin,

      um euch dies zu erzählen. Gebe Gott Glück!« 1

      (Aichele/Block; S.354)

      Die ersten Schneeflocken rieselten vom nachtschwarzen Himmel herab und streichelten beiläufig sein ausgemergeltes, pergamentenes Gesicht. Als eine sich im dichten Gespinst seiner langen schwarzen Wimpern verfing, musste er unwillkürlich an Hanna denken und ein leichtes Lächeln durchbrach die schmerzhafte Starre seiner taub gewordenen Lippen.

      »Es ist einfach unfair! Wie kann ein Mann nur solche Wimpern besitzen?! Und wenn du einen dann auch noch so anschaust, dann ..., dann …, ach, du weist schon, was ich meine ...«, hatte sie anfangs einmal zu ihm gesagt und ihn dabei derart verlegen angelächelt, dass er nicht anders konnte, als sie damit aufzuziehen.

      »Ich weiß überhaupt nicht, was du meinst …«

      »Oh, du ...! Wer’s glaubt, wird selig!«

      »Mhm, … lass mich überlegen, … meinst du etwa das hier?« Lachend hatte er sie in die Arme genommen und geküsst und um sich herum die Welt vergessen, wie er stets alles vergaß, wenn er mit ihr zusammen war.

      Rafael schloss die Augen und sog tief die eiskalte Luft in seine Bronchien hinein, während zugleich das Bild einer jungen, schlanken Frau vor seinem inneren Auge erschien, deren weizenblondes Haar in der Sonne golden glänzte. Schon meinte er förmlich ihren fein-würzigen Körpergeruch in der Nase zu verspüren, aber tief in seinem Innersten wusste er, dass er nur träumte. Er träumte einen schönen Traum. Einen Traum von Liebe, der in seinem realen Leben selten unter einem guten Stern gestanden hatte. Und trotzdem, oder sollte er sagen gerade deswegen, genoss er ihn!

      Zufrieden öffnete er für einen kurzen Moment die Augen und blinzelte, sodass die mittlerweile um ein Vielfaches angewachsene Schneeflocke langsam ins Wanken geriet und auf seine Wange herabrollte, wo sie unbemerkt liegenblieb.

      Rafael zitterte; ob letztlich vor Kälte, Angst oder Schmerz, er wusste es nicht! Einzig dass das Atmen ihm zunehmend immer schwerer fiel, stellte sich für ihn als eine unumstößliche Gewissheit dar. Die eiskalte Nachtluft drang kaum noch bis in die tiefsten Tiefen seiner Lungen vor. Wie auch?!, dachte er verbittert. Immerhin lastete das Gewicht Balos wie Blei auf seiner Brust und presste ihn gegen etwas unbestimmt Weiches, das sich schräg in seinen Rücken bohrte.

      Auf wem er wohl lag? Auf Stappo? Auf Nuri? Oder war es Baku, der sich da so rücksichtslos in seinen Rücken bohrte?

      Angestrengt versuchte er sich zu erinnern, aber ihm wollte beim besten Willen nicht mehr einfallen, wen sie zuerst erschossen hatten. Die Gesichter seiner Freunde und Bekannten waren so schattenhaft, so grau, so konturlos, so leer.

      »Links

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