Der letzte Vorhang. Jay Baldwyn

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Der letzte Vorhang - Jay Baldwyn

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angetan. Er verlangte, von einem namhaften Komponisten Lieder für sie zu schreiben, während die übrigen Kompositionen für die Revue von Neulingen oder noch unbekannten Talenten stammten. Eine Vorgehensweise, die sich bei der ersten Produktion bewährt hatte.

       Wanda wurde der Publikumsliebling und bekam hervorragende Presse. Dick baute vor und führte ein ernstes Gespräch mit seinem Bruder.

       »Du lässt die Finger von der Kleinen, verstanden?«

       »Hallo, hallo, meldet da jemand eigene Ansprüche an?«

       »Ich werde sie heiraten«, sagte Dick trocken.

       »Wow, hat es endlich eine geschafft, dich unter die Haube zu bringen, alter Junge? Weiß sie schon von ihrem Glück? Oder musst du erst noch einige Nebenbuhler beseitigen?«

       »Sie wird sich freiwillig für mich entscheiden.«

       Woher Dick Winston seine Gewissheit nahm, blieb sein Geheimnis, aber Tatsache war, dass auch Wanda an dem attraktiven Junggesellen mit den blauschwarzen Haaren und hinreißenden Grübchen Gefallen fand. Sie zierte sich nur noch ein wenig, wie es sich für eine Dame gehörte beziehungsweise von ihr erwartet wurde.

       Mit den Chorusgirls kam Wanda bestens aus, obwohl man ihr eine eigene Garderobe zur Verfügung stellte und Moira sie mit Nichtachtung strafte, weil sie glaubte, Wanda interessiere sich für Chuck. Erst als sich mehr und mehr abzeichnete, dass Dick der Auserwählte war, gab Moira ihre Vorbehalte auf.

       Auch Betty Smith und zwei andere Sängerinnen reagierten nicht eifersüchtig. Sie mussten neidlos zugeben, dass Wanda in einer ganz anderen Liga spielte und ihren Kolleginnen wertvolle Tipps gab. Es konnte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis man sie für ein Schallplattenlabel entdeckte.

       Dick verwöhnte sie mit Orchideen und Blumenbouquets und fand immer einen Grund, kurzzeitig in ihrer Garderobe aufzutauchen, und wenn er sie nur fragte, ob sie etwas brauchte. So auch an diesem Abend, als er mit einer Champagnerflasche und zwei Gläsern kam.

       »Mr. Winston, wenn ich in der Pause schon trinke, werde ich im zweiten Teil womöglich unanständige Lieder auf der Bühne singen«, sagte Wanda augenzwinkernd.

       »Ein Erlebnis, das ich mir nicht entgehen lassen möchte«, antwortete Dick anzüglich. »Einer Dame, wie Sie eine sind, wird man das bestimmt auch verzeihen.«

       »Oh, Sie sind sehr galant. Aber Sie dürfen mich nicht derart mit Blumen verwöhnen. Man redet bestimmt schon über uns.«

       »Nun, ich schätze, ein paar Bouquets werden auch von anderen Herren sein. Zum Beispiel von unserem Harold Gable.«

       »Sie irren sich. Harold schickt mir keine Blumen. Schon allein deshalb, um Betty nicht zu kränken. Und die von anderen Herren schenke ich gleich weiter. Nur Ihre behalte ich.«

       »Ich weiß es zu schätzen. Und was das Gerede angeht, dem können wir leicht ein Ende bereiten, indem wir unseren Flirt legalisieren.«

       »Wie meinen Sie das? Soll das ein Heiratsantrag sein?«

       »Nichts anderes.«

       »Oh, la, la, wir kennen uns doch kaum. Nicht, dass Sie mir nicht gefallen, aber …«

       »Ich finde, dass es an der Zeit ist, dass Sie Ihre vornehme Zurückhaltung aufgeben. Zunächst sollten Sie mich Dick nennen. Und wenn Sie der Meinung sind, es sei für eine Heirat zu früh, wäre ich auch zunächst mit einer Verlobung zufrieden.«

       Wanda machte große Augen, und ihren schönen Mund umspielte ein Lächeln.

       Dick Winston zauberte eine kleine Schatulle aus seiner Smokingjacke, in der sich ein dezenter aber sündhaftteurer Ring befand, klappte den Deckel auf und überreichte das Kästchen Wanda, deren Augen feucht strahlten.

       »Sie meinen es wirklich ernst, nicht?«

       »So ernst wie mir noch nie etwas war. Sie können meinen Bruder fragen. Schon bald, nachdem ich Sie gesehen hatte, habe ich gesagt, dass Sie meine Frau würden.«

       »Bei mir war es eine Freundin …«

       Dick stürmte auf Wanda zu und küsste sie leidenschaftlich. »War das ein Ja?«, fragte er überflüssigerweise.

       Wanda beantwortete seine Frage mit einem weiteren Kuss.

      Kapitel 2

      Eine unheilvolle Begegnung

      »So, du hast dieser Dame also einen Heiratantrag gemacht«, sagte Chuck. »Der Gedanke, dass sie mehr an dir als Theaterdirektor und deinem Vermögen interessiert ist, kommt dir wohl nicht?«

       »Ich nehme dir nicht übel, was du sagst. Bei den Girls, mit denen du dich einlässt, mag dieser Gedanke im Vordergrund stehen. Wanda hingegen ist eine echte Lady, das habe ich vom ersten Moment an gemerkt.«

       »Ach, wie rührend. Glaubst du, diese Lady hat wie eine Nonne gelebt, als sie durch die Bars getingelt ist?«

       »Sicher nicht, aber deshalb muss sie noch lange kein durchtriebenes Luder sein. Gerade unter Künstlerinnen findet man Frauen, die an materiellen Dingen weniger interessiert sind.«

       »Deshalb reißen sie sich auch den Arsch auf, um ganz nach oben zu kommen«, polterte Chuck. »Wer ganz unten angefangen hat und sozusagen aus der Gosse kommt, dessen Hauptinteresse dürfte das Geld sein. Da beißt die Maus keinen Faden ab.«

       »Ich sage doch, du bewegst dich in den falschen Kreisen. Wanda kommt aus einer gutsituierten Familie. Sie lebt für die Kunst.«

       »Der Herr hat sich erkundigt … Na, da ist wohl jedes weitere Wort überflüssig. So lange du nicht von mir verlangst, auch solide zu werden … Ich habe nämlich die Absicht, mein Leben noch eine Weile zu genießen. Mit Wein, Weib und von mir aus auch Gesang.«

       »Dass du nicht so schnell aus deiner Haut kannst, war mir schon immer klar. Warum suchst du dir nicht auch eine tolle Frau und lässt die Finger von diesen Dämchen?«

       »Weil ich ein bisschen „Gosse“ erotisch finde, ganz einfach. Der Typ höhere Tochter hat mich schon immer kalt gelassen.«

       »Dazwischen gibt es ja wohl noch eine Menge anderer. Wirst du trotzdem den Trauzeugen für uns machen?«

       »Was denkst du denn? Ich weiß doch, was ich dir schuldig bin. Daddy wird begeistert sein.«

       »Unterschätze unseren alten Herrn nicht. Er hat ein Gespür für Klasse, sonst hätte er Mom nicht geheiratet. Was er sonst so treibt … Von irgendjemandem musst du ja deine seltsame Vorliebe haben …«

       »Das solltest du ihn lieber nicht hören lassen. Und Mom schon gar nicht.«

      Rhonda erhielt zum dritten Mal in Folge einen mit der Maschine geschriebenen Zettel. Die Botschaft war immer die gleiche. Jemand wollte ihr offensichtlich Angst machen. Womöglich würde eine Erpressung der nächste Schritt sein. „Du solltest mal im Heizungskeller nachsehen, ob auch wirklich alle Knochen verbrannt sind!“, lautete der erste Text. Danach kam: „Glaubst du wirklich, dass du damit durchkommst? Kannst du überhaupt

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