Der letzte Vorhang. Jay Baldwyn

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Der letzte Vorhang - Jay Baldwyn

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»Apropos Zerberus, wie geht es eigentlich Wanda? Einige werden sehr enttäuscht sein, dass sie heute nicht auftritt.«

       »Wie denn, mit ihrem dicken Bauch? Sie soll doch nicht zur Lachnummer werden.«

       »Du musstest ja unbedingt Vater werden …Als ob es nicht schon genug Leute gibt, die für Nachwuchs sorgen.«

       »Auf dich kann man ja in dieser Hinsicht kaum zählen. Ein Wunder, bei deinem Konsum. Aber einer muss schließlich für den Fortbestand der Winstons sorgen. Dad weiß meine Bemühungen zu schätzen. Irgendeiner muss das hier alles doch mal erben.«

       »Das kann ich mir denken, dass Dad dich in den höchsten Tönen lobt. Du warst schon immer der Sunnyboy von uns beiden.«

       »Red keinen Stuss und kümmere dich um unsere Gäste. Ohne die ist das alles sinnlos.«

       »Wenn du mich nicht mit deinen Moralpredigten aufhalten würdest … Oh, hello, Mr. Weatherby. Und die Gattin sieht wieder bezaubernd aus …«

      Dick wurde Vater eines strammen Jungen, den sie Jimmy nannten. Er nahm zwar noch sein Mitspracherecht bei der Auswahl der Filme und der auftretenden Künstler wahr, zog sich aber mehr und mehr ins Private zurück, um den kleinen Jimmy aufwachsen zu sehen.

       Auch Chuck wurde schneller als gedacht Vater, allerdings ohne sein Einverständnis. Violet weigerte sich strikt, eine Abtreibung vornehmen zu lassen.

       »Wenn du denkst, du kannst mich mit dem Balg erpressen, hast du dich geschnitten, du Luder«, schäumte er. »Von Heirat war nie die Rede.«

       »Ich weiß, ich habe nichts anderes erwartet, weil ich nicht völlig verblödet bin«, sagte Violet. »Für dein Vergnügen war ich gut genug, aber du bist eben kein Gentleman wie dein Bruder.«

       »Du meinst, weil er Wanda geheiratet hat? Die beiden spielen in einer ganz anderen Liga. Bei denen war es Liebe auf den ersten Blick.«

       »Woher weißt du, was es für mich war? Aber Liebe ist für dich ohnehin ein Fremdwort.«

       »Wenn ich jedes Chorusgirl, das ich gevögelt habe, auch geheiratet hätte, würde ich jeden Scheidungsrekord gebrochen haben.«

       »Aber deinen neuen Schwarm, dieses Gangsterliebchen, die würdest du heiraten, was? Sie geht auffällig oft in die Vorstellung. Wenn nicht der Lude dabei ist, begleiten sie irgendwelche Freundinnen. Aber vielleicht muss sie auch so oft wiederkommen, weil sie den Film nicht verstanden hat.«

       »Pass auf, was du sagst, ja? Frauen wie Sugar kannst du nicht das Wasser reichen, auch wenn du es dir einbildest. Aber dir fehlt die Klasse.«

       »So, was ist denn an der so besonders? Außer, dass sie für jeden Gangster Chicagos die Beine breit macht?«

       Ehe Violet sich versah, holte Chuck aus und gab ihr eine deftige Ohrfeige.

       »Ja, schlag mich doch gleich tot. Dann bist du das Problem mit der ungewollten Vaterschaft los. Aber denk daran, falls du mich nur grün und blau schlägst, musst du für Ersatz auf der Bühne sorgen.«

       »Eine wie du ist leicht zu ersetzen …«

       »Das kannst du heute Abend gleich unter Beweis stellen. Ich trete nämlich nicht auf.«

       »Dann kannst du dir gleich deine Papiere holen!«

      Violet trat natürlich doch auf. Und das Spiel von Begehren und Hass ging weiter. Das hielt aber Chuck nicht davon ab, sich heimlich mit Sugar zu treffen. Sie hatten eine handfeste Affäre, und die Heimlichkeit und die damit verbundene Gefahr erhöhten den Reiz noch. Bis ihnen Lorne Summers auf die Schliche kam. Er machte sich nicht etwa selbst die Finger schmutzig, hetzte aber Chuck einen Schlägertrupp auf den Hals, der ihn halb totschlug. Und auch Sugar bekam ihre Abreibung. Sie konnte sich wochenlang nicht unter Menschen sehen lassen und musste ernsthaft um ihre Schönheit fürchten.

       Dick musste vorübergehend sein heißgeliebtes Privatleben unterbrechen und sich um die Geschäfte kümmern. Als er seinen Bruder im Krankenhaus besuchte, wollte er ihm tüchtig die Leviten lesen, aber zunächst war er mehr als überrascht, dass er Violet an Chucks Bett sitzen sah.

       »Der Kerl hat deine Liebe nicht verdient, Honey«, sagte er zu Violet.

       »Ich weiß, aber was willst du machen? Ich bin nun mal verrückt nach ihm. Wenn erst sein Sohn auf der Welt ist, wird er mich vielleicht besser behandeln.«

       »Träum weiter, Sweetheart. Und jetzt beweg deinen hübschen Arsch nach draußen und lass uns alleine«, raunzte Chuck.

       Violet folgte brav und zog sich zurück.

       »Ich hätte große Lust, dir die letzten heilen Knochen auch noch zu brechen«, sagte Dick, als Violet draußen war. »Einmal, weil du das Mädchen so schlecht behandelst, und zum anderen, weil du einfach unbelehrbar bist. Habe ich dich nicht immer wieder gewarnt? Lohnt es sich für so ein Flittchen wie diese Sugar den Löffel abzugeben? Als Nächstes schlagen sie uns womöglich noch das halbe Theater kaputt.«

       »Das ist wohl deine größte Sorge?«

       »Natürlich, es ist unser Baby, aber dass du dich nicht zum Vater eignest, hast du inzwischen mehr als bewiesen.«

       »Dann such dir doch einen anderen Teilhaber. Wenn du mich nicht gleich auszahlen kannst, macht es nichts. Deshalb werde ich nicht am Bettelstab gehen.«

       »Wenn du so weitermachst, wird dein Privatmögen bald verbraucht sein. Deine Spielsucht und der gepanschte Fusel bringen dich doch völlig um den Verstand. Den Rest besorgt diese Nutte.«

       »Nenn sie nicht so, ja? Sugar mag keine Dame wie deine Wanda sein, aber deshalb ist sie nicht weniger wert. Wir denken gar nicht daran, wegen diesem Ganoven aufeinander zu verzichten. Wir müssen nicht in Chicago leben, um glücklich zu sein.«

       »Bevor du Zukunftspläne schmiedest, solltest du dir erst einmal ansehen, was er von ihr übrig gelassen hat.«

       »Sag, dass das nicht wahr ist. Hat er sie auch halb totgeschlagen? Oh, meine arme Schöne«, jammerte Chuck.

       »Bevor du dir Gedanken um sie machst, solltest du deine eigenen Probleme in den Griff kriegen«, beharrte Dick. »Mein Vorschlag: heirate Violet. So ein Goldstück findest du nicht wieder. Außerdem werden damit die Wogen halbwegs geglättet und du bist für die nächste Zeit aus der Schusslinie.«

       »Gar keine so schlechte Idee, wenn ich es recht überlege. Und schließlich kann man sich wieder scheiden lassen.«

       »Ich glaube, ich muss dir doch eine reinhauen. Du tust, als wäre Violet eine unansehnliche Vettel, und du müsstest ein großes Opfer bringen. Ahnst du überhaupt, wie vielen Kerlen sie feuchte Träume beschert, wenn sie bei uns auf der Bühne steht? Und Typen wie du heiraten ohnehin nicht aus Liebe. Mir tut nur die Kleine leid, der du tüchtig Hörner aufsetzen wirst, aber scheinbar will sie es nicht anders. Sie hätte schon längst etwas Besseres haben können.«

       »Jetzt mach mich mal nicht zu schlecht. Ich bin nicht gerade ein Frankenstein. Und eine gute Partie dazu. Violet wird kein schlechtes Leben an meiner Seite haben.«

       »Das liegt im Auge des Beschauers, aber wie gesagt, manche Frauen sind geradezu

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