Blutiges Freibier. Axel Birkmann
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Читать онлайн книгу Blutiges Freibier - Axel Birkmann страница 13
»Nicht so wie du das denkst«, knurrte er zurück.
»Wie denke ich das denn?«, säuselte Melanie am Telefon.
Alois ging nicht weiter darauf ein. »Ich bin unterwegs«, waren seine letzten Worte, dann legte er auf.
»Komm Gizmo, wir müssen los, Frauchen ist sauer, Frauchen erwartet uns.«
Er zog seinen Hund aus dem Zelt und lief mit ihm quer durch die Altstadt zur Polizeidienststelle. Melanie erwartete ihn. Und wie sie es immer bei einem verzwickten Fall machte, hatte sie die rollende Magnetoplantafel ins Büro geschoben und die ersten Informationen daran befestigt. Ein Bild des Toten, ein Bild der Tatwaffe und ein Organigramm der Geschäfte des Gastwirtes.
Gizmo stürzte sich freudig auf die hübsche Kommissarin, die wieder in engen Röhrenjeans und hellgrünem Pullover steckte. Ihre Haare trug sie jetzt offen und die gestrige Nacht hatte offenbar keine ersichtlichen Spuren an ihr zurück gelassen. Sie bückte sich und kraulte den Hund, dabei lächelte sie ihren Kollegen mit einem so optimistischen und zuversichtlichen Lachen an, dass es Alois ganz warm um die Lenden wurde. Er spürte nur, dass er alt werde und das Leben ungerecht zu ihm sei. Sie hatte sicher weit weniger Schlaf als er gehabt aber sie sah dabei so frisch und jung aus. Ganz einfach ungerecht.
»Wie lang bist du denn schon hier?«, fragte er neugierig.
»Seit Acht.«
Kreithmeier zog ungläubig die Augenbrauen hoch. Melanie ließ den Hund los und erhob sich. Sie sah ihm direkt in die Augen.
»Und?«, fragte sie.
»Ich war wirklich im Festzelt.«
»Das sagtest du schon am Telefon. Warum?«
»Ich war mit Gizmo Gassi, du weißt ja, in den Isarauen .....«
»Ja, ich weiß, deine Morgenzigarette, von der du nicht ablassen kannst ....«
».... Und da sind wir beide an der Isar entlang wie von dunkler Magie magnetisch angezogen auf dem Festplatz gelandet. Und im Festzelt haben sie einen Gottesdienst abgehalten ....«
»Das ist immer so am Mittwoch während der Volksfestwoche«, unterbrach sie ihn.
»Kann ja sein, aber das war eine Totenmesse für den erschlagenen Gastwirt.«
Melanie rümpfte die Nase. »Jetzt schon. Ist das nicht ein bisschen früh. Der Mann ist ja noch nicht einmal unter der Erde.«
»Das habe ich mir auch gedacht. Und alle waren da. Lukas Wirth, die Russin, die Kasbauer und ihre gesamte Küchentruppe und einige Schausteller.«
»Honoratioren der Stadt Freising? Der OB und Stadträte?«, hakte Melanie nach.
»Kann ich nicht sagen. Ist mir erst einmal keiner aufgefallen. Ich denke, die werden sicher noch für ihn eine richtige Messe im Gotteshaus in Attenkirchen halten .....«
»Oder im Freisinger Dom. Der Wirth war ja eine Persönlichkeit. Eine Lichtgestalt in der Öffentlichkeit. Das müsste es der Stadt Freising doch wert sein.«
»Obwohl er das Festzelt erstmalig in diesem Jahr unter sich hatte.«
Melanie sah ihren Kollegen eindringlich an. »Warum eigentlich? Warum hat es einen Wechsel gegeben? Wer waren die Wirtsleute zuvor?«
Alois zog sein Notizbuch aus der Tasche und überflog die Eintragungen, die er während der Befragung mit der Resi Kasbauer gemacht hatte.
»Sandholzner. Familie Sandholzner.«
«Sagt mir gar nichts.« Melanie schritt an ihre Tafel und schrieb mit einem roten Filzstift den Namen neben das Bild mit der Tatwaffe.
»Wir sollten sie auf jeden Fall mal besuchen. Wohnen die in Freising?«
»Ja, im Neustift.«
»Gut. Aber später. Jetzt kommen die beiden aus Attenkirchen. Lukas Wirth und diese Olga Bogdanow. Ich denke, die haben uns auch noch einiges zu erzählen. Die Schonfrist für die Angehörigen ist gerade abgelaufen.«
Alois sah wie Melanie die beiden Namen auf die Tafel schrieb. Hinter den Namen Bogdanow schrieb sie in Klammern Wirth und setzte ein Fragezeichen dahinter.
»Was heißt das?«, wollte Kreithmeier wissen.
»Du wirst es erfahren. Machen wir es ein bisschen spannend. Warte bis die Herrschaften da sind. Ich war heute früh schon fleißig. Während du noch im Bett gelegen bist, habe ich mit Kiew telefoniert.«
»Mit Russland?«
»Alois, noch einmal, Kiew liegt in der Ukraine, die Bogdanow ist keine Russin, sondern Ukrainerin. Und sprechen tun sie dort Ukrainisch, aber die meisten können Russisch. Und meine erste Fremdsprache an der Schule war Russisch. Also ein Leichtes für mich, dort in den zuständigen Stellen anzurufen und mich nach einer gewissen Olga Bogdanow zu erkundigen.«
»Und? Was hast du herausgefunden?«
»Später Alois, später. Ich werde dir alles verraten. Doch später. Es ist jetzt 11 Uhr. Lassen wir die Herrschaften nicht warten. Komm. Sie sind da.«
Lukas Wirth
Pünktlich um 11 Uhr kam ein Anruf von der Pforte, dass für die Kriminalkommissare Besuch angekommen sei und kurze Zeit später standen die zwei Personen vor Alois Kreithmeiers und Melanie Schützens Büro: Lukas Wirth und Olga Bogdanow. Beide trugen noch die schwarze Bekleidung vom Gottesdienst im Festzelt.
Melanie und Alois hatten beschlossen die beiden getrennt zu befragen. Falls sie doch etwas mit dem Ableben des Helmut Wirth zu tun hatten, wäre das die bessere Art und Weise, ihrem vermutlichen Geheimnis auf die Spur zu kommen. Beide Befragungen wollten die Beamten auf Video aufnehmen, um im Nachhinein eventuelle Ungereimtheiten erkennen und deuten zu können. Alois sollte sich um den Sohn des Mordopfers kümmern und Melanie um die Lebensgefährtin des Toten. Die Kommissare hatten jeder ein Blatt Papier in der Hand mit den ihrer Meinung nach wichtigsten Themen: Erbschaft, Verwandtschaft, Geschäftspartner, Feinde, Vermögen und Geld, das Verhältnis zu den Mitarbeitern und der plötzliche Zuschlag für den Festzeltbetrieb. Zwischen allen diesen relevanten Themen sollte der Grund für die Ermordung des Gastwirtes liegen.
Eine Stunde später waren Alois und Melanie mit der Befragung fertig und begannen gemeinsam vor dem Bildschirm ihre Aufzeichnungen anzuschauen. Melanie hatte zunächst die Videosequenzen mit der Befragung des Juniorchefs zum Laufen gebracht. Andächtig saßen sie jetzt nebeneinander auf der Coach im Büro, jeweils mit einer Tasse Kaffee in der Hand, und blickten gespannt auf die bewegten Bilder vor sich im Monitor.
Die Videokamera war so im Raum platziert gewesen, dass beide Gesprächspartner zu sehen waren, insbesondere der Befragte, vor allem seine Mimik und seine Gestik.
Lukas Wirth saß ganz entspannt im Vernehmungszimmer und wartete auf die Fragen des Kommissars. Er schien gelangweilt zu sein und gab sich keine große Mühe, dies zu verbergen. Er wusste nicht so richtig, was er hier sollte.
»Mittwoch 12. September 2012. Befragung im Fall Helmut Wirth. Nur fürs