Marattha König Zweier Welten Gesamtausgabe. Peter Urban

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Marattha König Zweier Welten Gesamtausgabe - Peter Urban

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Hindustani, auf Englisch und auf Latein.

      Auf einer kleinen Lichtung zügelte sie ihren Dunkelbraunen und gebot dem Offizier abzusteigen. »Binde deinen Fuchs gut fest, damit er sich nicht von der Stelle rührt. Es ist nicht ganz ungefährlich hier – für Pferde.«

      »Und du hast mich dazu überredet, meine Waffe in eurem Stall zu lassen ...«

      Arthur folgte ihr durch das dichte, lichtlose Unterholz.

      »Der Degen hätte dir nicht viel genützt, mein Freund.« Geschickt kletterte sie über einen umgestürzten Stamm auf eine große Wasserwurzel. »Setz dich neben mich und halt den Mund«, befahl sie dem Soldaten, während sie gleichzeitig ein kleines Paket aufschnürte, dass sie die ganze Zeit irgendwo in einer Jackentasche versteckt gehabt hatte. Arthur wunderte sich ein wenig über den Inhalt. Es war ein großes Stück blutigen Fleisches.

      »So, jetzt sperre die Augen auf!« Ihre Hand deutete auf eine dicht von Schilf überwachsene Wasserfläche mitten im Wald. Man konnte nicht erkennen, ob es ein See oder das Teilstück eines Flusses war. Mit einer kräftigen Bewegung warf sie das blutige Stück Fleisch ins Wasser – und plötzlich herrschte im Schilf heller Aufruhr. Spitze Köpfe und lange, schuppenbewachsene Schwänze erschienen. Die Leiber waren schmutziggrün. Man konnte messerscharfe Zahnreihen blitzen sehen, die sich um die Beute schlugen, und tückische gelbe Augen, die durch das Schilf blitzten. Es mussten mindestens zehn Tiere sein. Keines war kürzer als anderthalb Meter.

      »Krokodile!« Charlotte schmunzelte Arthur zufrieden an. »Sie können den ganzen Tag regungslos im Wasser liegen, so gut wie unsichtbar. Nur ihre Augen kann man an der Oberfläche erkennen. Wagt sich ein Hirsch an die Tränke oder ein Wildschwein, tauchen zwanzig von ihnen auf und reißen ihr Opfer mit unglaublicher Geschwindigkeit in Stücke, um es zu verschlingen. Es ist kein schönes Schauspiel ...« Sie ließ dem Offizier noch einige Augenblicke Zeit, das Spektakel zu betrachten. Dann zog sie ihn leicht am Ärmel und mahnte zum Aufbruch. »Die Viecher sind hässlich, aber zeigen wollte ich sie dir trotzdem. Jetzt reiten wir zu meinem Freund Boubah und seiner Familie.

      Er lebt in den Sunderbans. Diese Sümpfe sind nicht nur voller Krokodile, dort wachsen auch wunderschöne Orchideen. Die Inder kaufen Orchideengirlanden, um sie ihren Göttern zu schenken, oder um sich damit zu besonderen Anlässen zu schmücken.«

      »Und was tun wir bei deinem Freund und seiner Familie?« Nach dem Erlebnis mit den Krokodilen war Arthur neugierig geworden.

      »Die Pferde in einen sicheren Stall stellen und dann mit seinem Boot in die Sümpfe hinausfahren.« Mehr wollte Charlotte ihm nicht verraten. Die Pointe kam immer zum Schluss.

      Boubah lebte unweit der Lichtung, an der sie die gefährlichen Echsen beobachtet hatten, in einer Hütte an einer Biegung des Flusses Matla. Obwohl die Hütte aus Bambus und Schilf errichtet war und mitten im Mangrovenwald stand, hatte Boubah genügend Bäume gerodet, um sich einen Garten anzulegen und eine Weidemöglichkeit für ein Dutzend Ziegen zu schaffen.

      Charlotte stieg vom Pferd und begrüßte ihn nach indischer Sitte mit vor der Brust gefalteten Händen. Boubah erwiderte ihren Gruß. Eine Zeitlang tauschten die beiden sich in einer sonderbaren Sprache aus, die nicht wie Hindustani klang. Dann zeigte Charlotte auf ihren Begleiter und stellte ihn in der Sprache Westbengalens vor.

      Arthur war ihrem Beispiel gefolgt und vom Pferd gestiegen. Und genau wie die junge Frau faltete er die Hände vor der Brust, um Boubah zu begrüßen. Während der Inder die Pferde der beiden Briten in seinen Stall brachte, erklärte Charlotte dem jungen Offizier, dass es sich um einen Angehörigen des Stammes der Khasis handelte, einem kleinen Volk, das vor tausend Jahren möglicherweise aus Burma in die Sunderbans gekommen war. Sie sprachen eine eigene Sprache, die offenbar stark dem Dialekt der Himalaja-Region ähnelte, und sie hatten eine eigene Religion, die nur wenig mit dem Glauben der Hindus, der Sikhs oder der Moslems aus den Ebenen gemein hatte.

      Boubah und Charlotte gingen voraus, wobei sie in der unverständlichen Sprache aufgeregt miteinander schwatzten. Arthur folgte ihnen gespannt. Einen kurzen Fußmarsch von der Hütte entfernt befand sich ein Bootssteg aus dickem Bambus. Ein flacher, aus einem großen Holzstamm geschnitzter Kahn lag im Wasser. Boubah sprang als erster behände ins Boot. Dann half er Charlotte und Arthur. Mit einer langen Stange stieß er den Kahn vom Ufer ab, dann deutete er auf kleine flache Paddel und wies seine Passagiere an, ihm dabei zu helfen, auf den Fluss hinauszufahren.

      Die Sunderbans waren eine riesige Sumpflandschaft, die sich über das gesamte Gangesdelta zwischen der Mündung des Hoogley im Westen und dem Teuilia-Fluß erstreckten. Mangrovenwälder wechselten sich mit palmenbewachsenen Inseln und schmalen Wasserläufen ab. Bald schon hatte das Boot den Matla verlassen und sich zwischen mehreren Inseln hindurch in einen Seitenarm des Flusses geschoben, der von Bäumen so dicht überwachsen war, dass das Sonnenlicht kaum bis zur Wasseroberfläche drang. Rasch verlor Wesley die Orientierung. Boubah und Charlotte sprachen nur noch ab und an ganz leise miteinander.

      Etwa eine halbe Stunde glitt das flache Boot fast lautlos über das tiefschwarze Wasser. Dann gab der Inder seinen beiden Passagieren Zeichen, die Paddel nicht mehr zu benutzen. Getrieben von der sanften Strömung des Flusses, glitt das Boot weiter und weiter in das grüne Labyrinth hinein. Man hörte die lauten Schreie von Papageien und Beos. Kleine, hellbraune Äffchen mit weißem Brustpelz schwangen sich durch die Baumkronen, um sofort wieder im Blätterwald der Mangroven zu verschwinden. Ab und an glitt ein Krokodil aus der Uferböschung ins Wasser.

      Irgendwo tief im Dschungel, als das flache Boot nur noch ganz sanft dahintrieb, drängte Boubah es mit wenigen, fast lautlosen Schlägen seines Paddels gegen eine weit ins Wasser ragende Mangrovenwurzel. Charlotte stieg an Land, und der Inder warf ihr einen starken Strick zu, mit dem sie den Kahn geschickt festmachte. Dann folgte er ihr und bedeutete Arthur, es ihm gleichzutun.

      »Du darfst jetzt keinen Lärm machen, Wesley«, flüsterte das Mädchen ihm mit leuchtenden Augen zu. »Und du musst immer genau dort hintreten, wo Boubah hintritt, oder du versinkst im Sumpf. Es ist nicht mehr weit, aber dieser letzte Teil unserer kleinen Reise ist der gefährlichste.«

      Irgendwann gelangten die drei auf eine kleine Lichtung, und der Boden unter ihren Füßen wurde wieder fester. Von der Lichtung aus führte der Inder seine beiden Begleiter in ein dichtes, schwer zugängliches Gebüsch, und plötzlich standen sie erneut vor einem schmalen Flussarm. Auf der anderen Seite des Flusses war die Böschung nicht so undurchdringlich, der Wald um vieles lichter. Eine Art Trampelpfad führte ins Wasser hinein. Arthur konnte mit bloßem Auge die unterschiedlichsten Tierspuren erkennen. Seine innere Uhr sagte ihm, dass hoch oben über dem Blättermeer gerade die Sonne unterging.

      Boubah legte sich flach auf den Bauch. Charlotte tat es ihm gleich und zog auch Arthur neben sich zu Boden. »Jetzt ist alles nur noch eine Frage der Geduld, mein Freund.«

      Sie mussten nicht lange warten. Während sie ganz still auf ihrer Seite des Flusses zwischen den Büschen verborgen lagen, regte sich am anderen Ufer plötzlich die Natur. Ein Rascheln. Blätter und Äste, die sich wie von Geisterhand bewegten. Schrille, panische Schreie kleiner Affen. Wildes Krächzen der Vögel, die aufgeregt davonflatterten. Und dann tauchte er auf.

      Es war eine riesengroße, gelb und schwarz gestreifte Katze, die aus den Mangroven kam und majestätisch hinunter zum Fluss schritt. Bei jeder Bewegung bebten Muskelberge unter dem glänzenden, dichten Fell. Der Kopf des Tieres war gewaltig. Als es sich zu trinken anschickte, konnte Arthur ihm genau in die Augen sehen. Dann tauchte ein zweites Tier aus dem Dickicht auf. Es war ein wenig kleiner und zierlicher, jedoch nicht minder imposant als das erste. Als es sich dem Wasser näherte, riss der gelb-schwarze Koloss den Kopf hoch und öffnete weit das Maul. Ein tiefes, drohendes Knurren ließ das kleinere Tier zurückweichen, doch es flüchtete nicht, ging nur respektvoll auf Abstand. Erst als der

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