Marattha König Zweier Welten Gesamtausgabe. Peter Urban

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Marattha König Zweier Welten Gesamtausgabe - Peter Urban

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mit diesem verdammten Ding auf der Nase herumlaufe.«

      »Nicht gleich so heftig, junge Lady«, schmunzelte Wesley. »Ich finde die Brille reizend.«

      »Tanzen Sie etwa nur mit mir, um sich über mich lustig zu machen, Oberst?« erkundigte Charlotte sich misstrauisch. Sie war Spott gewöhnt.

      »Ganz und gar nicht«, erwiderte der junge Offizier amüsiert. »Ich finde, Sie sind das hübscheste Mädchen im ganzen Saal, Miss Hall.« Charlotte lief feuerrot an und trat Arthur vor Schreck kräftig auf die Füße. Es gelang ihm gerade noch, die Kleine ein wenig fester zu packen, um sie vor einem peinlichen Ausrutscher mitten in einer Drehung zu bewahren.

      »Danke, Herr Oberst!«

      »Ist doch selbstverständlich.« Er lächelte sie weiter an. »Wenn ich Sie in diesem Trubel verliere, werden Ihre Eltern gar nicht zufrieden mit mir sein.«

      Nach dem Real spielte das Regimentsorchester einen Two Step, dann eine Quadrille. Obwohl Wesley nur um einen Tanz gebeten und Charlotte ihm nur einen gewährt hatte, trennte das Paar sich nicht. Die anfänglich ein wenig zögerliche Unterhaltung hatte sich in ein angeregtes, interessantes Gespräch verwandelt, und beide lachten viel und vergnügten sich prächtig. Charlotte war ein kluges Kind, und Arthur hatte eine Schwäche für intelligente Frauen.

      Als die Musiker des 74. Hochlandregiments eine Pause einlegten, hatte Arthur nicht das Verlangen, Charlotte wieder bei ihren Eltern abzuliefern. Sie verstand es, humorvoll über Kalkutta und Bengalen zu erzählen, das sie mit ihrem Vater oft bereist hatte, und ihm gefielen ihre Anekdoten und persönlichen Bewertungen eines verwirrenden und geheimnisvollen Landes.

      »Wenn meine Gesellschaft Sie nicht langweilt, Miss Hall, werde ich Ihre Eltern fragen, ob sie uns beiden erlauben, draußen auf der Veranda ein Glas Bowle zu trinken und uns ein wenig auszuruhen. Wenn Sie möchten, stelle ich Ihnen dann meine Herren Offiziere vor.«

      Charlottes Antwort war ein begeistertes Nicken. Mit hoch erhobenem Haupt – genau wie zu Beginn des Tanzvergnügens – zog sie nun am Arm ihres Obersten an den anderen jungen Frauen vorbei, zurück zu ihren Eltern. Überaus zufrieden bemerkte sie, dass die meisten dieser Mädchen sich am Arm eines Leutnants oder bestenfalls Hauptmannes eingehakt hatten.

      Lord und Lady Hall hatten dem Paar zu Anfang besorgt und beunruhigt zugeschaut. Schließlich war ihre Tochter gerade erst achtzehn Jahre alt geworden. Doch als sie feststellten, wie höflich und galant der Kommandeur des 33. Regiments sich verhielt, war ihre Sorge rasch verflogen. Natürlich hatten sie nichts gegen ein Glas Bowle auf der Veranda und eine anschließende Vorstellung der Offiziere des Regiments einzuwenden. Sir Edwin und seine Gemahlin hatten sich insgeheim schon damit abgefunden, dass ihr Kind nie eine gute Partie machen würde, weil alle potentiellen Kandidaten vor der runden Brille zurückschreckten. Doch die Ankunft des 33. Regiments in Kalkutta gab ihnen neue Hoffnung. Oberst Wesleys Ruf war weder gut noch schlecht. Er war schließlich erst seit vierzehn Tagen mit seinen Männern im Lande, aber er stammte aus einer angesehenen Familie und hatte viele andere junge Offiziere aus ordentlichen Familien mit nach Indien gebracht.

      Vielleicht würde sich aus dem Abend in Connor McLeods Haus ja etwas ergeben, das Charlottes Zukunft rosiger aussehen ließ ...

      Der Abend war wunderbar kühl, und ein prächtiger Vollmond erleuchtete den großen Garten vor Connor McLeods »Chateau«. Bequeme, aus Rattan geflochtene Stühle und kleine Tische waren auf der großen Veranda aufgestellt worden, vom Tanzen erhitzt und außer Atem waren die meisten Gäste während der Pause der Musiker nach draußen geflohen, um sich ein wenig abzukühlen. Arthur konnte keinen freien Platz mehr ausmachen. Aber sein praktischer irischer Verstand fand rasch eine Lösung dieses Problems. Von der Veranda führte eine lange, flache Holztreppe hinab in den Garten. Er führte Charlotte den letzten, ein wenig höheren Treppenabsatz hinunter, kramte ein Taschentuch hervor und breitete es für das junge Mädchen auf dem Holz aus. Dann verschwand er, um ein Glas Bowle für sie zu besorgen.

      Auf dem Weg zurück begegnete er Oberstleutnant Sherbrooke, Major West und Fähnrich Fitzgerald. Sie standen in einer kleinen Gruppe mit Offizieren aus einigen anderen in Kalkutta stationierten Regimentern beisammen. Wesley gab ihnen mit dem Kopf ein Zeichen, ihm zu folgen.

      »Dir scheint es offensichtlich besser zu gehen als uns dreien«, bemerkte Sherbrooke, als er sah, dass sein Kommandeur sie zu einem Mädchen in dunklem Ballkleid geleitete.

      »Niemanden zum Tanzen gefunden?« erkundigte Wesley sich belustigt.

      »Nicht mal einen einzigen Tanz! Die Damen haben alle volle Ballbüchlein, und man muss sich als Neuankömmling hinten anstellen.« »Ihr hättet es vielleicht bei den Müttern versuchen sollen«, riet der Kommandeur des 33. Regiments seinen Offizieren. Sein Blick war dabei auf den neunzehnjährigen Fähnrich Fitzgerald gerichtet. Der jüngste Bruder des Ritters von Kerry schluckte entsetzt. »Sir?«

      Arthur nickte ihm ernst zu. Fitzgerald war der jüngste Offiziersanwärter seines Regiments und der Bruder eines alten Freundes aus irischen Kindertagen. Der Ritter von Kerry hatte Wesley vor der Abreise nach Indien gebeten, den »Kleinen« unter seine Fittiche zu nehmen und gut auf ihn aufzupassen.

      »Nichts für ungut, Fähnrich! Ich habe eine junge Lady gefunden, die sicher glücklich wäre, wenn Sie sie um einen der nächsten Tänze bitten.«

      Zuerst drückte der Oberst Charlotte ihr Glas in die Hand, dann stellte er ihr reihum und gemäß ihrem Dienstalter seine Offiziere vor. Weder Sherbrooke noch West noch Fitzgerald wagten es, in Anwesenheit ihres strengen Vorgesetzten eine Bemerkung über die runde Brille auf Charlottes Nase zu machen, und jeder bat das Mädchen pflichtbewusst um einen der nächsten Tänze. Glücklich streckte die Tochter von Sir Edwin Hall jedem ihr Ballbüchlein entgegen und ließ sie unterschreiben, während Arthur zufrieden zuschaute. Als sich dann auch noch eine nette Unterhaltung zwischen seinen Offizieren und der kleinen Lady entwickelte, spiegelten sich Zufriedenheit und Genugtuung auf seinem Gesicht. Er mochte es nicht, wenn man einen Menschen wegen irgendeinem Makel, für den er nichts konnte, aus der Gesellschaft ausschloss.

      Aus den drei Offizieren des 33. Regiments wurden schließlich fünf und dann sieben. Nur Major John Shee ließ sich nicht bei der Gruppe blicken.

      Als das Orchester des 74. Hochlandregiments wieder zu spielen anfing, bedeutete Arthur seinen Männern aufmunternd, mit Miss Hall in den Ballsaal zurückzukehren, während er selbst sich in eine Ecke stellte und mit strengem Blick darüber wachte, das alle sich dem jungen Mädchen gegenüber angemessen benahmen. Nachdem sämtliche Offiziere des 33. Regiments, bis hinunter zu den beiden Fähnrichen, mit Miss Hall getanzt hatten und sie kurz nach Mitternacht schon ganz außer Atem war, nahm Arthur sie wieder in seine Obhut und führte sie auf die nun menschenleere Veranda hinaus in die indische Nacht. Wegen der vielen Insekten, die vom Licht der großen Kronleuchter angezogen wurden, schloss ein Bediensteter sorgfältig die Tür hinter den beiden. Draußen hörte man nur noch die gedämpfte Musik und das Zwitschern vieler hundert Vögel, die in den alten Bäumen des großen Gartens nisteten.

      »Ist die kleine Lady mit dem Ball zufrieden?« erkundigte sich Wesley. Charlotte nickte glücklich. »Ihr tun inzwischen sogar die Füße weh. Danke, ich habe mich noch nie so gut unterhalten, seit Mama und Papa mich zu gesellschaftlichen Empfängen mitnehmen. Und Sie, Oberst Wesley? Sind Sie auch mit dem Ball zufrieden?«

      Arthur legte den Kopf schief und blickte Miss Hall lange in die blauen Augen. »Nicht nur mit dieser Abendgesellschaft ... Sie wissen viel über Indien, kleine Lady, und Sie verstehen es, Ihre Zuhörer zu fesseln.«

      Charlotte nahm ihre runde Brille von der Nase und begann verlegen mit dem ungeliebten Objekt zu spielen. »Indien existiert nicht, Oberst Wesley. Ich kenne mich lediglich

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