Dem Personalchef interessierte alles Mögliche: wo wir herkommen, wie lange wir dort wohnen, ob es uns da gefällt, wie groß die Familie ist, was und wo der Vater schon alles gearbeitet hat und viele andere Dinge. Nachdem alle Fragen beantwortet waren räusperte er sich und meinte: „so nun wollen wir mal auf das eigentliche Thema, den Grund für euren Besuch zurückkommen“. Wieder räusperte er sich. Man konnte sein Unbehagen spüren. Also begann er: „euer Auftreten in Ehren aber hier handelt es sich um den Vater. Dazu folgendes, wenn ein Mann es nicht für notwendig hält sich selbst um eine Anstellung zu bemühen und sich persönlich vorstellt, dann können wir diesen Mann hier nicht gebrauchen. Auch werde ich keine schriftliche Ablehnung ausstellen. Damit würde man ihm ja noch einen Gefallen tun und das machen wir ganz bestimmt nicht“. Damit war das Gespräch beendet, Konrad und ich dankten nochmals für den Tee und das Gebäck und machten uns dann auf den beschwerlichen Heimweg. Da keiner eine Uhr besaß, wussten wir nicht ob bereits viel Zeit verstrichen war. Es müssen etliche Stunden gewesen sein, als wir spät am Nachmittag endlich nass und halb erfroren daheim ankamen. Der Vater wartete schon ungeduldig auf unsere Rückkehr. Kaum hatten wir die Wohnung betreten ging sein Brüllen auch schon los. „Wo seid ihr denn so lange gewesen ? Ich warte hier wie auf glühenden Kohlen und ihr treibt euch in der Gegend herum. Solange Zeit braucht doch kein Mensch für die paar Kilometer. Habt ihr die schriftliche Bestätigung der Ablehnung?“ Ja, nach eventueller Arbeit wurde nicht gefragt. Er wollte nur ein bedauerndes Schriftstück über seine leider gescheiterte Bemühung für eine Anstellung. Als wir seine Hoffnung enttäuschen mussten interessierte es ihn nicht, weshalb oder warum. Die Zornesröte stieg ihm ins Gesicht. Außer sich vor Wut schnappte er sich den Stubenbesen, der immer in einer Nische der Küche stand und drosch damit auf uns ein. In Panik floh ich aus der Wohnung auf die Strasse hinaus, rannte um den Wohnblock und blieb erst an dessen Seite stehen. Dort verharrte ich, blickte ängstlich um die Ecke und schaute, ob mir jemand folgt. Unschlüssig was ich nun tun sollte, fiel mir die Frau auf, die vom Fenster aus dem zweiten Stockwerk des Polizeireviers auf der anderen Straßenseite alles beobachtet hatte. In meiner Not berichtete ich ihr hastig was gerade geschehen ist und bat sie um Hilfe. Im nächsten Moment brach alles in mir zusammen. Ich konnte nicht glauben was ich nun sehen musste. Obwohl mir das Blut über das Gesicht lief sagte die Frau kein Wort. Im Gegenteil, sie grinste mich unverhohlen an, weidete sich an meiner nicht zu übersehender Angst, ja sie ergötzte sich regelrecht daran. Einerseits war ich wie gelähmt, anderseits schossen mir alle möglichen Gedanken durch den Kopf. Woher soll denn eigentlich noch Hilfe kommen, wenn schon hier nicht geholfen wurde. Sie war doch immerhin die Frau eines Polizisten, einem Vertreter des Gesetzes. Aber ich war ja nur ein Flüchtling. Warum sollte man da helfen? Alles in mir war leer, ohne jede Hoffnung. In diesem Moment hasste ich diese Frau. Die Mutter kam, weil sie geschickt worden war um mich wieder hereinzuholen. Was sollte ich jetzt noch tun ? Alles war hoffnungslos. Ich folgte ihr zurück in die Wohnung und bekam dort den Rest an Schlägen. Dass ein Flüchtlingskind so wenig zählt, Erwachsene dermaßen gleichgültig sein können, diese Erkenntnis hat mich noch lange beschäftigt. Die Frau des Polizisten habe ich nicht mehr beachtet oder gar gegrüßt.
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