HIPPIE TRAIL - BAND 2. Wolfgang Bendick

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HIPPIE TRAIL - BAND 2 - Wolfgang Bendick

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Er bekam ein Bier vorgestellt, bevor er es bestellte. Die vorher laute Unterhaltung brach ab. Der Bulle schlürfte genüsslich an seinem Glas und legte der Bedienung die Hand auf das Hinterteil. Alle anderen schütteten ihr Bier hinunter und verließen den Schuppen. Der Polizist bestellte ein weiteres Bier und schäkerte mit der Bedienung. Er war ja dienstlich hier, um das Einhalten des Gesetzes zu überwachen. Ich stand draußen und staunte. 20 Uhr Sperrstunde. In Deutschland würde sowas zu einem Regierungsumsturz führen! Um viertel nach acht war ich zurück bei den Kumpels. Sie hatten die Fernseher nebeneinander gestellt und schauten zwei Programme gleichzeitig. Das war weniger langweilig. „Na, gut amüsiert?“ „Pustekuchen!“

      Am Montagmorgen wieder zur Bushaltestelle. Langsam kannten wir uns alle. In der Regel waren es immer dieselben, die genommen wurden. Es geschah, dass der ‚Chef‘ die Muskeln der Neuen abtastete, bevor er die Auswahl traf. Selbst mein Handhaken machte die fehlenden Muskeln nicht wett. Über Geld wurde so gut wie nie geredet. Manchmal sagte einer, was er woanders verdient hatte. Aber nicht bei diesem ‚Chef‘. Keiner wollte sich bloßstellen oder mit dem ‚Chef‘ verderben. Man musste das nehmen, was man bekam. Es kam vor, dass jemand vom Vortagsjob erzählte, vor allem, wenn etwas anders lief als normal, wenn sie Freibier bekamen, oder ein gutes Essen, oder die Arbeit so wenig war, dass sie Mühe hatten, bis zum Feierabend den Eindruck größter Beschäftigung zu erwecken. Denn die Arbeiter wurden vom ‚Chef‘ an den Baustellen, oft auch bei Privatleuten abgesetzt, und abends wieder abgeholt und bezahlt. Nachher schaute ich wieder im Arbeitsamt vorbei.

      Am Mittwoch war mir ‚Maloche‘, die Göttin der Arbeit hold! Vielleicht hatte die Tussi im Arbeitsamt nur Mitleid mit mir oder hielt mich für seriös. Vielleicht war das auch nur, weil jeder den Job nach einem Tag wieder hingeschmissen hatte. Aber das erfuhr ich erst später. Bei Dunlop jedenfalls suchten sie einen Arbeiter! Erfahrung nicht notwendig. Anfangen sofort, das heißt morgen früh um acht. Genau das Richtige für mich. Ich konnte meinen Handhaken also wieder zurückgeben. Der Lohn? 43 $ netto die Woche, das macht bei 40 Stunden Arbeitszeit 1 $ nochwas pro Stunde. Rund 4 Mark. So langsam, wie man das verdient, kann man es gar nicht vertrinken!

      Ich ließ meine Kumpel schlafen und ging zur Bushaltestelle. Dieses Mal aber eine andere. Es waren noch nicht mal 10 Minuten Fahrtzeit. Oft machte ich das zu Fuß. Aber nicht die ersten Tage, da war ich zu groggy. Es war ein riesiges Werk. In gelben Großbuchstaben stand der Name der Fabrik auf einer der Hallen. Überall in der Umgebung roch es nach heißem Gummi. Ich wurde in der Runderneuerungsabteilung eingesetzt. Die Anderen arbeiteten alle im Akkord, ich im Stundenlohn. Die Anderen gaben die Geschwindigkeit an, ich musste mithalten. Es war schon heiß draußen. Wie war es erst hier drinnen? Als glühend konnte man das schlecht bezeichnen. In den riesigen Hallen war die Luft von Dampf und Gummistaub geschwängert wie eine Frau nach 270 Tagen. Und dieser Lärm! Manche trugen Ohrenstöpsel. Ich tat sie wieder raus, sonst kam mir der Schweiß aus der Nase. Außerdem musste man sich ja auch verständigen können. Man schrie sich an oder machte sich mit Gestik verständlich. Die schon abgefrästen Reifen, also ohne Profil, kamen bei mir an. Ich musste sie sortieren. Anfangs musste ich noch auf jedem ablesen, welche Größe er hatte. Bald sah ich auf einem Blick, wo er hingehörte. In jeden der Reifen musste ich serienweise zuerst einen aus dickem Gummi bestehenden Schlauch einlegen. Dieser war vom vorigen Gebrauch noch glühend heiß, soweit man das bei Gummi sagen kann. Dann setzte ich in den Reifen 4 bis 6 mondsichelartig geformte, gewölbte Aluminiumguss-stücke, die dann einen geschlossenen Ring bildeten, wie eine im Reifen liegende Felge. Diese schloss den Schlauch gewissermaßen ein. Der so ausgestattete Reifen ging dann zu einem Kollegen, der ihn drehbar einspannte, und mit einem dicken Gummistreifen belegte, den er von riesigen Rollen mit verschiedenen Breiten abwickelte. Dann wanderte er in eine an Dampfleitungen angeschlossene, aufklappbare Form, die innen ein Profilmuster besaß, worin er dann eine Weile unter Hochdruck und Hochtemperatur blieb. Diese Formen gab es mit allen gängigen Profilen, also auch Michelin oder Kleber. Darin wurde der Reifen regelrecht gekocht. Zu Anfang hatte ich nur zwei Kollegen zu versorgen, später dann drei. Wenn alle Formen gefüllt und angeschlossen waren, fingen die an, den ersten wieder heraus zu nehmen: Zuerst also den heißen Dampf ablassen, den Reifen aus der Form wuchten und zu mir rollen oder werfen, je nach der Größe des sich vor mir häufenden Reifenberges. Ich musste dann jeden einzeln auf eine Kante schlagen, damit sich der Aluring im Inneren öffnete, dann dessen einzelne Teile daraus entfernen, dann den Schlauch und erneut in andere einbauen. Und dasselbe immer wieder und immer schneller. Es war zwar 2 x 15 Minuten Pause vorgesehen, aber wie sollte das gehen, wo doch immer gerade was am Kochen war oder rausgenommen werden musste? Und die Kollegen arbeiteten nach Stückzahl! Da auch sie der neuen Religion angehörten, die daran glaubte, dass Zeit Geld sei, und nicht ein Augenblick der Ewigkeit, verzichteten sie lieber auf die Pause. Es gab einen Eiswasserhahn nicht weit vom Arbeitsplatz, das war unsere einzige Erholung. Mittags war dann eine Stunde Pause, die gerade reichte, zu einem Fischimbiss zu gehen und zurück, und zwischendrin schnell die Mahlzeit zu verschlingen. Die einzige Erholung war, wenn mal eine Maschine kurzzeitig ausfiel! Dann fluchten die Akkordler, weil sie nichts verdienten. Anfangs spürte ich nur Erschöpfung und Muskelschmerzen. Nach einer Woche fühlte ich sowas wie Stolz. Darüber, so eine harte Arbeit unter solchen Bedingungen zu machen und darüber, den Freunden und dem Wirt das schuldige Geld geben zu können.

      Ich hatte Brandblasen an den Händen, Quetschstellen an den Fingerkuppen und bald den Dreh raus, so dass ich mit den drei Kollegen eine Zigarette rauchen konnte, weil alle Formen voll waren und die Kochdauer eingehalten werden musste. Der Zigarettenrauch ließ uns den Gummigestank für eine kurze Weile vergessen. Nach drei Wochen bekam ich drei Dollar Lohnerhöhung. Die Stimmung in unserer Hallenecke wurde lockerer, man schrie sich Witze zu, die man vor lauter Lärm nur halb verstand aber dafür doppelt so laut belachte. Wir fanden sogar noch die Zeit, denen in den anderen Abteilungen kleine Streiche zu spielen, wie das Werkzeug, was sie rechts von sich abgelegt hatten, im Vorbeigehen auf die linke Seite zu legen. Wir versteckten uns dann und lachten uns halb tot, wenn wir sahen, wie sie nach dem Werkzeug tasteten und es nicht fanden, und sich dann am Kopf kratzten und sich überlegten, ob sie nicht urlaubsreif wären... Nach der Arbeit zusammen zwei, drei Bier in der Stehkneipe, das war unser größtes Vergnügen, bevor jeder sich ziemlich erledigt auf dem Heimweg machte. Es gab Tage, da übertrafen wir den Rekord von drei Tagen zuvor. Das wurde an einer Tafel angeschrieben und vor lauter Stolz darüber knüppelten wir noch mehr.

      Zum Glück arbeitete ich in der PKW-Reifenabteilung. Ich bemitleidete das arme Schwein, das meinen Job in der LKW Abteilung machte. Aber der hatte Arme so dick wie meine Beine. Am gigantischsten war die Abteilung, die die Reifen der Minen-LKW reparierte oder die der Schaufellader. Diese Reifen hatten bis zu drei Meter Außendurchmesser und man musste zum Arbeiten hineinsteigen. Der Arbeiter, der diese reparierte, war nochmal eine Nummer dicker. Er passte gerade in die Reifen. Für diese Reifen hatten wir keine Formen. Sie wurden in Amerika hergestellt. Um sie rundzuerneuern, wurden die Profilreste mit Handfräsen entfernt, und dann Stück für Stück die einzelnen Profilstollen aufgehämmert und einzeln erhitzt. Oft waren sie von Steinen durchstochen, die manchmal noch darin steckten. Hier ging alles mit dicken Vorschlaghämmern vonstatten. Erst den Stein zerschlagen, ausfräsen und dann neue Gewebebahnen einlegen, anschlagen und vulkanisieren. Bei den frisch angelieferten Reifen war Vorsicht geboten. Ich dachte erst, die Kollegen machen einen Witz, als sie mir ein winziges rotes Spinnchen in einem der Reifen zeigten. Ein ‚Redback Spider‘. Dessen Biss ist tödlich.

      So vergingen die Wochen. Ich konnte die Miete zahlen, mal eine Runde schmeißen und schaffte es sogar, ein wenig von meinem Lohn zu sparen. Ich rechnete aus: wenn ich weiter so sparsam lebte und weiterhin so viel auf die Seite legte, könnte ich mir in sechs Jahren die Rückfahrt nach Deutschland bezahlen! Vielleicht war so die Sechs-Jahre-Regelung für die mit Regierungsunter-stützung eingereisten Einwanderer entstanden? Inzwi-schen kannte ich Fremantle und Umgebung auswendig. Ich besuchte den botanischen Garten in Perth, wo es noch mehr Fliegen gab als in der Stadt. Ich besuchte auch John, der als Tellerwäscher jobbte. Er klagte, dass es in Australien kein Gras gebe. Zumindest er keines bekäme. Jedes Mal, wenn er junge Leute deswegen anspricht, denken die, er ist ein Bulle. Keiner kann sich vorstellen, dass man in diesem Alter auch raucht! Er erzählte mir auch, warum die Königin von England überall so beliebt ist. Jeder, an dem

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