HIPPIE TRAIL - BAND 2. Wolfgang Bendick

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HIPPIE TRAIL - BAND 2 - Wolfgang Bendick

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ist sie so sehr daran gewöhnt, die Fliegen wegzujagen, dass sie das auch woanders nicht lassen kann!

      Es war die erste Woche im Oktober. Überall verkündeten Anschläge, dass in Perth am nächsten Sonntag ‚Oktoberfest‘ sei. Die Australier brauchten nicht mehr nach München zu fliegen, das Oktoberfest kam zu ihnen! Und da es in München in der letzten Septemberwoche abgehalten wird, kann der australische Jet Set es sogar zwei Mal feiern! Sogar der Münchener Bürgermeister käme, der Stellvertretene zumindest, der andere befand sich nach den Wies‘n Strapazen auf einer Schrotkur. Und es gäbe Münchener Bier, den echten Löwenbräu! Seit ich in Australien bin, habe ich erkannt, dass hier Bier das Nationalgetränk ist. Sie halten sich sogar für die Weltmeister im Bierkonsum. Dass die Münchener dasselbe von sich behaupten, empfinden sie als eine Anmaßung. Denen würden sie es zeigen! Was die Münchener in einer Woche zusammensaufen, würden sie in einem Tag schaffen!

      Ein solch kulturelles Ereignis wollte ich mir nicht entgehen lassen! Ich hatte mich früh genug auf den Weg gemacht, um auch nichts zu verpassen. Ich trampte. Zufällig fuhren die Insassen des Autos, das bald anhielt, auch dorthin. Es schien, als ob alle Autos dorthin fuhren. Und von überall her. Auf dem Parkplatz sah ich auch Fahrzeuge von anderen Bundesstaaten. Ich hatte bisher nicht gewusst, dass die Australier so viel für Kultur übrig haben! Das Ganze sollte in einem Sportstadion statt-finden. Ohne Bierzelt, unter freiem Himmel. Regnen tut es in Perth eigentlich nie. Vielleicht einmal alle fünf Jahre. Die Vorbereitungen waren fast abgeschlossen. Mittags sollte es losgehen. Überall stiegen Rauchsäulen in den makellosen Himmel. Die Australier sind die Meister des BBQ, des Barbecues, des Grillfleisches. Ich fühlte mich etwas an Benares erinnert. Ganze Ochsen drehten auf Spießen, Hammel, Schweine, Hähnchen. Hier würde bald dem Bacchus geopfert werden, dem Gott der Trinker und Esser. Priester in von Blut befleckten Metzgerschürzen vollzogen ernsthaft und genau das Ritual. Auch anderes Essbares wurde vorbereitet, Tische standen in langen Reihen bereit, mit Bänken auf jeder Seite, um die vom Trinken ermüdeten Esser zu verköstigen. Ein paar Planen waren gespannt, um Schatten zu spenden. In einem Eck des Stadions war sogar ein Karussell und Schaukeln für die Kinder. Man hatte wirklich an alles gedacht. Sogar die Toiletten und Umkleideräume waren dem Anlass entsprechend umgerüstet worden! Alle Spiegel waren abgebaut worden. Alle Türen waren entfernt. Also freier Zutritt zum Abtritt! Damit die auf die auf die Bierflut folgende Urinflut auch bewältigt werden konnte, waren an den Wasserhähnen Schläuche angeschlossen, aus denen Wasser über die gefliesten Fußböden lief. Dieses sollte den aus Dringlichkeit auch anderswo abgelassenen Urin den Gullis zuführen. Denn diese Räumlichkeiten waren dazu gemacht, zwei Mannschaften aufzunehmen und nicht tausende von akuter Inkontinenz befallene Besucher eines kulturellen Ereignisses! Aber so weit sind wir noch nicht.

      Im Moment hielt der Bürgermeister von Perth eine Rede. Vor lauter Danksagungen wollte diese kein Ende nehmen. Dann der Stellvertretende Bürgermeister von München. Auf Münchnerisch natürlich. Diese musste übersetzt werden und dauerte dadurch doppelt so lange. Aber es hörte sowieso niemand zu. Bei dem Lärm waren selbst die Lautsprecher nicht zu verstehen. Dann endlich wurde angezapft. Auf einem Podest, allen sichtbar, hielt der Münchner Schulze den Hahn, und der aus Perth schlug mit dem Holzhammer zu. Der Schaum spritzte, das Volk jubelte, die mitgereiste Blaskapelle spielte einen Tusch. Doch der erlesene Importgerstensaft aus dem Fasserl war für ein paar Auserwählte bestimmt, die ihn auch zu schätzen wussten, wie die zwei Bürger-meister, der Bayrische Konsul, der Vertreter von BMW und wer sich sonst noch auf die Blau-Weiß geschmückte Bühne geschummelt hatte. Wir, das Volk, bekamen Flaschenbier. Export. Anderes hätte sich gar nicht so lange gehalten. Die Stimmung steigt. Die Bierverkäufer können gar nicht so schnell entkorken wie die Flaschen leer sind. Der Australier ist ein Schnelltrinker. Bei den herrschenden Temperaturen muss er das sein. Sonst verdunstet ihm das Bier in der Flasche. Und außerdem ist heute Sonntag. Da ist um 20 Uhr Sperrstunde, dann, wenn es gerade richtig gemütlich werden würde! Und außerdem spielt da auch etwas Nationalstolz eine Rolle. Es geht ja darum, den Sauerkrautköpfen zu zeigen, dass man pro Kopf und Tag mehr zu trinken fähig ist, als die antipodische Konkurrenz!

      Es ist heiß. Doch selbst die erhöhte Transpiration reicht nicht aus, den Flüssigkeitsüberschuss zu eliminieren. Man hätte Starkbier nehmen müssen, Dreifachbock. Oder Vierfachbock. Dann wäre man der nun folgenden sanitären Situation vielleicht Herr geworden. Anfangs stand man noch Schlange vor den entfernten Türen. Dann ließ Mann Wasser auch in den Umkleidekabinen. Dafür war ja vorgesorgt worden. Trotzdem wurde der Andrang immer grösser, die Warteschlange wuchs. Um die Wartezeit zu überbrücken, nahmen viele ihre Flasche mit zu den Toiletten. Doch die Flaschen waren schneller geleert als die Blase. Nach der Devise: oben rein, unten raus! Nur, was machen mit den leeren Flaschen? Australier sind keine Flaschenhamster wie wir. Pfandflasche unbekannt. Man stellt sie wo ab oder wirft sie in eine Ecke. Erste Scherben. Angezogen durch den Geruch, oder um ihren eigenen Bedürfnissen nachzukommen, näherten sich die Fliegen. Diese summten durch den Raum. Manche setzten sich wo ab. Man schlug nach ihnen. Jemand warf eine Flasche nach ihnen. Andere Flaschen folgten. Johlend machte man sich auf Fliegenjagd. Waren bisher Kotze, Kot und Pinkel vorherrschend, so verwandelten sich jetzt die Umkleidekabinen in ein einziges Scherbenmeer. Nur die Prüdesten wagten sich noch da hinein, die anderen erledigten ihre Dringlichkeiten außen um die Gebäude herum oder entleerten ihre berstenden Blasen an den Absperrungen.

      Fast wäre es zu einer Katastrophe gekommen, denn gegen 19 Uhr ging das Münchener Bier zuende. Gerade noch rechtzeitig konnte australisches herangeschafft werden. Das Fest konnte weitergehen. Eine australische Blaskapelle hatte die Münchener schon seit einer Weile abgelöst und spielte einheimische Weisen, die die meisten mitsangen. Niemand hatte einen Blick zum Himmel geworfen, noch den grummelnden Donner wahrgenommen. Man machte sich daran, einen Vorrat an vollen Flaschen anzulegen, denn die Sperrstunde nahte. Und plötzlich erbrachen sich außer den Trinkern auch die Wolken, die Blitze zuckten, man flüchtete sich unter die Planen, die vom Winde weggeblasen wurden. Jeder schnappte sich das ihm Liebste, die Männer die Flaschen, die Frauen ihre Männer oder die Kinder, und hastete so gut man noch konnte, zu den Autos. Sozusagen eine Räumung des Platzes unter Wasserwerfern. Bei diesen Feierlichkeiten hatte ich auch ein paar junge Australier kennen gelernt, so in meinem Alter. Wir hatten bei ein paar Bier über Reisen und Europa gesprochen. Sie fühlten sich auf ihrem Inselkontinent ziemlich eingeengt. Nirgends konnten sie hin. Rundum nur Wasser, anders als in Europa, wo einem doch ganz Asien und Afrika vor der Tür lagen. Sie nahmen mich am Abend mit zurück nach Fremantle.

      Die Arbeit war anstrengend. Langsam bildete sich an meinen Händen eine hitzebeständige Hornhaut. Die Lohnerhöhung war zwar gering, aber umgerechnet auf ein Jahr machte das fast einen Monatslohn aus! Aber so lange würde ich das nicht machen. Meine Zimmer-genossen kannten inzwischen alle Fernsehsendungen auswendig und waren dabei, das Stereo-Fernsehen zu erfinden. Sie hatten die zwei Apparate bei gleichem Programm nebeneinander gestellt, so mit einem Meter Abstand. Vor die Nase hielten sie den Rücken einer leicht geöffneten Zeitung und schielten an der vorbei auf den ablaufenden Film. Ich fand das Ergebnis nicht überragend, aber sie hatten ja Zeit und würden schon noch Fortschritte bei ihrer Erfindung machen. Ich selber fand Fernsehen sowieso blöd und zog mir nachts die Decke über den Kopf.

      Bei meinen wochenendlichen Wanderungen hatte ich in Richtung Arbeitsplatz ein Schild „Room to let“ gesehen. Da bräuchte ich keinen Bus mehr zu nehmen. Und das würde mir das teurere Zimmer bezahlen! Ich klopfte an. Der Eigentümer, ein älterer Mann, zeigte mir seine umgebaute Garage und erzählte mir etwas von seiner geringen Rente. Er gefiel mir nicht, aber dafür die Behausung: klein, aber fein und bald mein! Das Zimmer kostete 15 $ die Woche. Ich ließ ihm eine Anzahlung. Zum nächsten Wochenende beglich ich meine Rechnung in der alten Bleibe, trank ein Abschiedsglas mit den Kumpels und lief zu meiner neuen Garage.

      Ich legte mich erst mal auf das Doppelbett in der Mitte und genoss es richtig, allein zu sein! Vor allem, ohne die dauernden Fernseher! Dann setzte ich mich auf das Sofa und las ein wenig. Mit dem Schrank darin, dem Tisch und den zwei Stühlen, war es fast etwas eng. Aber ich konnte verstehen, dass der alte Mann seinen Krempel wo hinstellen musste. Ich pflückte an einem immergrünen Strauch ein paar Zweige mit Blüten und steckte sie in eine Vase. Wenn es drinnen zu eng war,

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