HIPPIE TRAIL - BAND 2. Wolfgang Bendick

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HIPPIE TRAIL - BAND 2 - Wolfgang Bendick

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Die Tage ziehen sich in die Länge. Das ist das Schöne an einer Seereise. Manchmal nimmt Patrick, der Ire, einen Zug mit uns aus der Pfeife und spricht von dem wahnsinnigen Brudermord in Irland und seinen Hoffnungen für die Zukunft. Ab und zu machen wir ein Tischtennismatch mit den irischen Kindern, trinken ein Bier mit den anderen Passagieren, sehen einen Film im Kino an oder springen in den Pool auf dem Bootsdeck. Die Promenadendecks erstrecken sich fast über zwei Drittel der Schiffslänge. Raue Teakholzplanken, die der Krümmung des Rumpfes folgen. Ich schaue der Mannschaft beim Deckschrubben zu, beim Farbe-Waschen, beim Streichen. Für drei Jahre war das mein Leben gewesen. Dann drei Jahre Schule. Wie lange wird die Reise dauern, auch drei Jahre? Ich komme mir vor, wie ein Stück Treibholz im Meer. Einst hatte es eine Funktion. Jetzt treibt es dahin… Wo wird es angespült werden? Wird es mal wieder zu etwas nützlich sein?

      Bald werden wir in Fremantle sein. Ich denke an die Zeit, wo ich mir in München das Visum besorgt hatte. Das war noch während der Schulzeit gewesen. Wenn die in der Schule gewusst hätten, warum ich an jenem Tag die Schule geschwänzt hatte! Ich hatte mich um ein Einwanderervisum beworben. Denn ich hatte vor, hier etwas länger zu bleiben. Vor allem, zu arbeiten. Die Löhne seien hoch, hatte man mir gesagt. Außerdem brauchte man für ein Touristenvisum ein Rückflugticket. Und ich wollte ja nicht zurück, ich wollte weiter! Und Australien sucht Einwanderer. Weiße Einwanderer. Möglichst mit blauen Augen. Aber von dieser Ein-wanderungspolitik wusste ich damals noch nichts. Sicher werde ich gleich Arbeit finden. Mein Leben wird wieder etwas geregelter sein. In meinem Pass stand, dass ich 50 Dollar bei meiner Ankunft haben muss, wohl als Überbrückungskapital. Das war ein bisschen meine Sorge. Ich hatte nur noch 5. „Die werden mich schon nicht wieder ins Wasser werfen!“, sagte ich zu John. „Aber schikanieren können sie einen schon.“ „Ich leihe dir 50 Dollar aus, und hinterm Zoll gibst du sie mir wieder!“ meinte er. Das war die Lösung.

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      MILES FROM NOWHERE

      Seit Tagen war der Horizont nur eine fast unbestimmte Linie gewesen, wo das Blau des Himmels sich in das Blau des Meeres verwandelte. Seit ein paar Stunden schien es, als würde diese Linie klarer werden, ein dünnes Band, ein Streifen. „Land in Sicht!“ schallte es von der Brücke. Die Passagiere gesellten sich an Deck. Sie schirmten die Augen mit der Hand ab, um in dem hellen Sonnenlicht genauer sehen zu können: Australien! Das Land, wo alles auf dem Kopf steht, hatte man mir als Kind erzählt. Zum Glück besaßen wir schon einen Globus, den man abends sogar beleuchten konnte. So konnte ich mir anschaulich machen, dass da zwar alle auf dem Kopf standen, aber trotzdem mit den Füßen auf der Erde! Wenn meine Mutter vom Einkaufen zurückkam, brachte sie manchmal Sammelbilder mit. Die waren fast so groß wie Ansichtskarten, glänzten und rochen eigen-artig. Ich dachte, dass sei der Geruch des Landes, aber es war nur der der Druckfarben. Diese Bilder waren so bunt, die Sonnenaufgänge so fantastisch, die Tiere so komisch, dass ich mich nicht satt sehen konnte und sie an die Wände hing. Die Bilder anderer Länder tauschte ich mit Freunden gegen deren Bilder von Australien ein. Ich war gespannt darauf, ob die Sonnenaufgänge und -Unter-gänge wirklich so bunt waren wie auf den Bildern! Doch im Augenblick ist alles eher grau, nur ein beiger Streifen, der langsam näherkommt, Wüste. Das hatte ich mir fast gedacht! Überall auf der Erde findet man auf der Südhalbkugel Wüstengebiete an der Westküste der Kontinente. Ich bringe das mit den Passatwinden in Zusammenhang. Inzwischen sind die letzten Passagiere an Deck gekommen, wir stehen alle an Backbordseite, um das Land zu begrüßen. Für die meisten die alte Heimat, für ein paar wenige, wie mich, die neue. Australien, so groß wie die USA, aber nur so viel Bewohner wie London… Je Quadratkilometer macht das nicht ganz 2 Personen, in Deutschland hingegen 245!

      Die ‚Australasia‘ macht fest. Vor einem großen Schuppen, wohl der Zollabfertigungshalle. Auf deren Dach weht die australische Flagge: auf blauem Grund das Kreuz des Südens, im oberen Eck der Union Jack, die Farben Englands. Für eine Weile tut sich nichts. Erst muss das Schiff einklariert werden. Vor allem die Gesundheitspapiere werden überprüft. In einem Merk-blatt hatte ich gelesen, dass jegliche Einfuhr von Leder, Pflanzen, tierischen Produkten, Nahrungsmitteln, kurz alles verboten ist. „Die werden uns noch die Gürtel ab-nehmen und die Schnürsenkel!“ motzt John. Dann dürfen wir an Land. Für die Altaustralier ist die Prozedur kürzer. Wir Einwanderer müssen in eine extra Halle. Und dort sind sie gründlich! Zuerst Visumkontrolle und Eintragen der Landungsdaten. „Do you have money?“ ich zeige stolz meine 55 Dollar. Doch das sind US Dollar. Der australische ist aber mehr wert! Umgerechnet komme ich nur auf 48 australische. Sie beraten. Okay!

      Ich habe nur die Turnhose an. Da kann ich nicht viel verstecken. Außer den Familienjuwelen. Aber unterm Hemd! Brustbeutel ausleeren! Ist aus Leder. Schuhe ausziehen. Nichts drin versteckt? Leder, ist verboten! Sie sind dermaßen auf meine Schuhe konzentriert, schon vorher, in allen Ländern. Was haben die denn besonderes? Aber ich kann doch nicht barfuß gehen auf den heißen Straßen. Keep them! John ist schon längst durch die Immigration durch und wartet draußen auf mich. Ich bin noch am Rucksack auspacken. Bestimmt kommt das von den Stempeln in meinem Pass, denke ich. Dann kann auch ich weiter. Eigenartig, das Auffälligste an mir, den Hut mit der Schlangenhaut, haben sie gar nicht bemerkt. Den habe ich noch nicht mal abzunehmen brauchen! Die Cartwrights hängen auch fest. Sie müssen erst ihr Fahrzeug desinfizieren lassen, sonst dürfen sie nicht damit fahren. Das aber ist deren Wohnung. Hoffentlich können sie diese Nacht darin schlafen! John lädt mich zu einem Bier ein. Ich gebe ihm die 50 Dollar zurück. Er lässt mir eine Adresse in Perth, der Hauptstadt Westaustraliens, nicht weit von hier, wo ich ihn erreichen kann. Er will da als Tellerwäscher arbeiten. Ich bleibe lieber in Fremantle. Das ist eine kleine Stadt, mir sympathischer.

      Dann stehe ich allein auf der breiten Straße. Ich komme mir vor wie ein Cowboy in einem Western. Allein! Die Häuser sind niedrig, meist nur Erdgeschoss oder noch eine Etage drauf. Viele sind aus Holz und haben falsche Fassaden. Die paar Autos fahren alle links. Menschen sind wenige unterwegs. Klar, bei dieser Bevölkerungs-dichte tritt man sich nicht auf die Füße, höchstens man stolpert über seine eigenen. Da kommt jemand. Ich spreche ihn an. „Cheap Hotel?“ Er brummelt irgendwas und weist in eine Richtung. Was ist denn das für ein Kauderwelsch? Frage ich mich, ich dachte, hier spricht man Englisch! Ich laufe in die gewiesene Richtung und stehe bald vor einem weißen Holzgebäude: „Hotel“. Ich steige die paar Holzstufen hinauf und frage nach dem Preis. Fast wirft es mich um! 43 Dollar die Woche. Mein Geld reicht also noch nicht einmal für eine Nacht! Der Hotelmensch kennt anscheinend mein Problem. Ich bekomme den Eindruck, dass hier nicht jeder die Taschen voller Geld hat. Er meint, in meinem Fall wäre ein Boarding-House das Einzige. Und er weist mir die Richtung dorthin. Boarding-House klingt ziemlich nach Bordell-Haus. Sollte es mir hier so gehen, wie auf Penang? Und diese Sprache! Das muss schon was mit Englisch zu tun haben, aber völlig falsch betont! Ich komme mir vor wie ein Preuße in Bayern: Ich muss genau die Gestik beobachten und den Rest dazudenken. Zum Glück hängt ein Schild über dem besagten Haus. Als ich ankomme, bin ich etwas beruhigt. Wenn Bordell, dann eher Männerbordell. Denn ich begegne nur Männern in dem nach Bohnerwachs riechendem Holzhaus. „Ein Zimmer? 40 $ die Woche.“ „What? Aber man hatte mir gesagt, ein Boarding House sei billiger als ein Hotel!“ „Ist es ja auch! Die Zimmer sind aber viel größer, 4 Betten, 6 Betten. Come on!“ er klopft an eine Tür. „Come in!“ Wir gehen hinein. Drinnen sitzen 4 stoppelhaarige und stoppelbärtige Männer, schon etwas ergraut, in Turnhose und Unterhemd. Es ist sehr heiß im Raum. Vor zwei Fernsehern schauen sie die verschiede-nen Nachmittagsprogramme an. „There is a mate looking for a room!“ Mate musste also Mann heißen. Sie schauen mich an. In schlechtem Englisch fragen sie, wo ich denn herkomme. Ich sage „Germany!“ Ihre Minen hellen sich auf. Sie sind aus Ungarn, Polen und der Tschechos-lowakei. Wir verständigen uns also in Deutsch, welches sie besser beherrschen als Englisch. Sie suchen auch nach Arbeit, wie ich. Sie haben das Zimmer zusammen gemietet. Für 40 $ die Woche. Das macht 10 $ pro Kopf. Mit mir sinkt der Preis auf 8 $. Ich bin also ein willkommener Gast. Ich ziehe meine letzten Dollar heraus und will eine Anzahlung lassen. Doch der Wirt winkt nur ab und meint, ich solle erst mal schauen, dass ich Arbeit bekomme, dann reden wir über das Bezahlen. Das ist eine vernünftige Einstellung! Ich investiere also

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