HIPPIE TRAIL - BAND 2. Wolfgang Bendick

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HIPPIE TRAIL - BAND 2 - Wolfgang Bendick

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armen Schlucker wie uns. Einwanderer, die Geld haben, geben das aus. Sie öffnen Geschäfte, gründen Unternehmen. Und das bringt der Regierung wieder Steuern und andere Einnahmen. Wir sind nur die Lückenfüller. Wenn die Wirtschaft gut läuft, sind wir gefragt. Wenn Flaute ist, vergisst man uns. Wir kosten dem Staat nichts.“

      Am nächsten Tag will ich es trotzdem versuchen, bei einem dieser privaten Arbeitsvermittler. Am Abend ist Casting, wie beim Film. Ich muss mich mitten ins Zimmer stellen. „Dreh dich mal um! Stopp, warte! Krempel die Ärmel hoch. Ja, gut. Und nimm den blöden Hut ab. Hier, nimm meine Kappe. Bisschen schräger. Gut! Moment!“ Einer holt einen Handhaken, so einen, wie am Arm von Kapitän Hook, in Peter Pan. Ich soll ihn über die Schulter hängen. „Wozu dient denn so ein Ding?“ „Zum Wollballen anheben und manipulieren. Dafür bist du zwar noch ein bisschen zu schwach auf der Brust. Die wiegen so 200 Kilo. Aber Wolle gibt es im Moment sowieso keine. Siehst aber gut aus!“ „Ja aber 200 Kilo…“ „Mach dir mal keine Sorgen, die nehmen dich sowieso nicht! Und außerdem tust du die ja nicht heben, sondern nur kippen, um eine Sackkarre unterzuschieben. Solange ein Ballen hochkant steht, ist er leicht zu handhaben. Weißt du, du musst erfahren aussehen. Und wenn man dich fragt, du hast schon alles gemacht! Zeig mal deine Hände. Scheiße, keine Schwielen, keine Narben. Das wird schon noch kommen! Die alte Hose passt gut. Eine Zigarette im Mund könnte auch nicht schaden.“ Und so geht die Modenschau weiter bei Kerzenlicht und Bier. Das Fernsehen geht nicht ohne Strom. Somit haben sie Zeit, mir ein erfahrenes Aussehen zu geben. „Aber du bräuchtest dickere Arme. Behaarte, tätowiert.!“ „Mal langsam, bin doch nicht Supermann!“ „Und vergiss nicht, lüge denen die Hucke voll! Du hast alles schon hundert Mal gemacht. Du hast Experience!“ „Aber die sehen doch in meinen Papieren, dass ich gerade erst angekommen bin!“ „Du erzählst denen, du hast drei Wollsaisons in Deutschland mitgemacht!“ „Da gibt es aber keine Schafe!“ „Das wissen die doch nicht!“

      In der Früh sind sie alle auf, um mir noch den letzten Schliff zu geben. „Und vergiss nicht, du kannst alles. Immer Ja sagen! Los, hau ab, vielleicht klappt’s!“ Ich beeilte mich, zum Treffpunkt zu kommen. Der war am Stadtrand, an einer Bushaltestelle. Es waren schon an die 20 Männer da, meist bullige Typen, Zigarette im Mundwinkel, manche mit einem Boxerleibchen beklei-det, nur Muskeln und Haare. Ein Minibus fuhr vor. Daran sah ich, dass nicht mehr als 8 Personen Arbeit finden würden. Der Fahrer stieg aus, musterte die jetzt fast schweigsame Versammlung. In der Hand hielt er eine Liste und einen Schreiber. „Drei Leute Gelände-reinigung! Wer kennt sich aus?“ Alle hoben lässig die Hand. Mir fiel dabei fast der Haken von der Schulter. Er zeigte mit dem Schreiber auf drei Personen. „Namen?“ Er schrieb sie auf, während einer nach dem anderen einstig. „Ausweis!“ Sie gaben ihm diese. Er steckte sie in die Gesäßtasche seiner Jeans. „5 Maurer für Erd-arbeiten!“ Wieder die gleiche Prozedur. „Einsteigen!“ Dann fuhr er los. Die Insassen grinsten uns hämisch durch die Fenster zu. Neue Arbeitssuchende kamen zum Treffpunkt, manche stellten sich einfach davor. Aber das störte groß niemanden, denn jedem war klar, es war der Chef, der aussuchte, die Reihenordnung galt nicht. Es kamen noch drei Minibusse vorgefahren. Am Ende blieben so 10 Leute übrig, darunter auch ich. Einer schaute auf die Uhr. „Das war’s wohl für heute!“ Und die meisten gingen davon. Ein paar, darunter auch ich, verharrten noch eine Weile am Treffpunkt. Weniger, weil wir noch auf unser Glück warteten, sondern mehr, um den Tag auszufüllen. Wir tauschten Erfahrungen aus, gaben uns gegenseitig Tipps oder Adressen. Jetzt, wo die Auswahl vorbei war, gab es keinen Neid oder Eifersucht mehr. Not macht gleich!

      Ich schlenderte zurück zum Boarding-House. Sie dösten auf ihren Betten. Ohne Fernsehen war der Tag lang. Die Vorhänge waren halb zugezogen. So hatte es wenigstens keine Fliegen, weil die zum Hellen des offenen Fensters hinflogen. „Und?“ „Was und? Ihr seht doch, ich bin wieder da! So an die10 Leute sind übrig geblieben.“ Ich nahm meine Angel und ging zum Hafen. Dort setzte ich mich in den Schatten eines Kranes auf die Pier und versuchte abwechselnd Brot, Würmer und dicke Fliegen als Köder. Das Wasser fiel langsam mit der Ebbe ab und legte den Miesmuschelbewuchs an den Dalben frei, doch nicht die Fische. Die hatten sich anscheinend in tiefere, kühlere Schichten zurückgezogen. Ich beobachtete die anderen Angler. Ihnen ging es wie mir. Am Nächsten Tag versuchte ich nochmals mein Glück auf dem Arbeitsmarkt. Diesmal blieben 2/3 auf der Strecke. Jetzt verstand ich, warum meine Kumpel trotz ihrem wenigen Geld in der Lotterie spielten. Da waren die Chancen zu gewinnen grösser als bei der Jobsuche! Am Nachmittag kam auch der Strom zurück. Hatte die Gewerkschaft ihr Ziel erreicht, oder war es wegen des anstehenden Wochenendes, dass die Stromleute Konflikt mit ihren Frauen vermeiden wollten?

      Mein erster Sonntag in Australien stand bevor. Ich stand früh auf und wollte in die Stadt. Die anderen sahen noch nicht einmal fern. „Kommt ihr mit? Es ist Sonntag!“ „Nichts Schlimmeres als ein Sonntag in Australien!“ Ich wunderte mich darüber. Am Vorabend hatten sie darauf bestanden, dass ich 5 $ annehme, als Leihgabe, damit ich mal ausgehen könnte. Ich wollte erst nicht annehmen, doch wollte sie auch nicht beleidigen. Aber ich war total pleite. Ich zog los. Die Straßen waren fast leer. Ein paar Frauen in Lockenwicklern und rosa oder hellblauen Morgenmänteln führten ihr Hündchen Pippi. Die Kneipen waren alle zu. Frühschoppen war hier unbekannt. Ich ging zum Hafen. Dort ruhte aller Betrieb. Hier sah ich die Männer. Sie saßen meist in Grüppchen, unterhielten sich und badeten ihre Regenwürmer. Wohl um daheim nicht im Wege zu stehen. Langsam wachten die Fliegen auf. Von den anglikanischen Kirchtürmen klangen die Glocken. Kinder in Schuluniform strömten dort hin. Nach der Messe hatten sie noch Sonntagsschule. Entsetzlich! Mittags endlich machten die Kneipen auf, und die Männer konnten ein erstes Bier trinken. Keine einzige Frau war in den Kneipen zu sehen. Meine Freunde klärten mich auf: In Australien dürfen Frauen nicht in Gaststätten gehen! Dann setzte ich mich etwas in den Park. Mancher der anderen Parksitzer hatte neben sich auf dem Boden eine Packpapiertüte, die er manchmal an den Mund setzte. Ich fühlte mich nach Indien versetzt: englische Trinkkultur! Heute sah ich auch zum ersten Mal die schwarzen Ureinwohner dieses Landes. Hinter einem Gebüsch des Parks saßen sie in einer Gruppe. Kohlschwarze, gedrungene Gestalten, manche bärtig, mit krausen, meist gelb-fahlen Haaren. Komisch, verstecken die sich da? Neugierig ging ich etwas näher. Einer winkte mir zu. Oder verjagte er nur die Fliegen? Nein, er muss wohl gewunken haben, denn von den Fliegen ließen sie sich anscheinend nicht stören. Diese krabbelten auf ihnen herum. Einer hob eine Flasche und prostete mir zu. Oder wollte er sie mir anbieten? Sie war nicht in einer Tüte. Denn es handelte sich nicht um Bier. Ich war entsetzt, es war Brennspiritus, wie ihn auch meine Kollegen benutzten. Doch diese beheizten damit ihre Kocher!

      Nach Mittag ging ich in einen der ‚Fish’n Chips‘ Läden. Für 50 oder 70 Cents gab es dort ein Stück panierten Fisch, in Öl gebacken und die dazu gehörige Tüte Pommes, gesalzen oder mit Essig berieselt. Ich bevorzugte sie mit Essig. Arme Leute Nahrung! Doch schmeckte ganz gut. Ich glaube, halb Australien ernährt sich so. Viele der Fischlädeninhaber waren spanische Basken. Oder, genauer gesagt, Basken, die aus Spanien ausgewandert waren. Wie die englischen Iren. Hat man schon mal irische Engländer gesehen? Überall auf der Welt wandert man aus. Oft nicht, um dem Elend zu entgehen, sondern politischer oder religiöser Verfolgung. Langsam wurde mir klar, dass ich nicht der einzige Einwanderer war, die ganze Stadt bestand aus Einwanderern. Ich war gewohnt, dass einer stolz war, Deutscher oder Österreicher zu sein, das war hier drittrangig. Hier war man stolz darauf, Einwanderer zu sein, und Australier. Nachmittags belebten sich die Straßen etwas. Die Kinder hatten ihre Sonntagsschule absolviert und begaben sich zu ‚Cleo’s‘. Das war die einzige Diskothek der Stadt. Ein Club. Dort war bis 18 Uhr Teenagerprogramm. Cat Stevens war auch hier Mode. Leise drangen die Klänge bis auf die Straße. „Miles from nowhere, I guess I’ll take my time, oh yeah, to reach there… Lord my body has been a good friend, but I won’t need it, when I reach the end…“ Bis 20 Uhr war der Laden dann dicht, und dann öffnete er erneut, diesmal für die über 18-jährigen. Ich saß gegenüber in einer Kneipe beim Bier. Ein paar Kinder reicher Eltern drehten mit quietschenden Reifen ein paar Runden in ihren glänzenden Schlitten. Alles scharte sich um sie. Man wartete, dass der Club aufmachte. In der Bar, wo ich saß, rief der Barmann „Time, Gentlemen, Please!“ Das war das Zeichen, dass nichts mehr serviert wurde, jeder austrinken sollte und gehen. Jetzt ging mir auf, warum manche Gäste sich kurz zuvor ein oder mehrere ‚Midis‘

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