ich du er sie es. null DERHANK
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14.
»Hana!«, sagt Yukiko plötzlich laut und ohne nachzudenken, während sie sich in der Kneipe umsieht, »Yukiko wird es Hana nennen!«
Die meisten Tische sind leer, nicht viel los, so früh am Morgen, sie geht durch zur Küche, um sich umzuziehen.
»Hana oder Hanna?«, fragt Stimme.
Yukiko ruft »Guten Morgen!«, und die Chefin, die gerade mit wem Unsichtbares spricht, tippt verärgert mit dem Zeigefinger auf ihr linkes Handgelenk. Yukiko macht auf busy, winkt dem Koch zu und verschwindet in der Personalumkleide.
Noch immer Urwaldklänge. »Hana ist weiblich! Soll ich eine Frau sein? Ich dachte, ich bin männlich!«
Yukiko zieht sich aus. »Es ist ein es, ein GERÄT!«
Die Stimme macht aus 'verschnupft sein' was Klangliches, Nasales: »Ich bin - VIEL - mehr als ein Gerät!«
»Hana!«, sagt Yukiko. Ihr eigene Stimme kommt ihr verkehrt vor, passt nicht zu der perfekten Simulation fließenden Wassers in ihrem Ohr, sie räuspert sich, als Echo hört sie eine Art Uhu, der sie fragt: »Mit einem N?«
Das FRIEND lässt den Spind untouched aufspringen, schwarzes Kleid, weiße Spitzenschürze. »Mit einem!«, sagt sie. Ihre Lippen gehen auseinander, als wollte sie laut lachen, sie lässt es aber.
»Bin ich also eine Frau?«, fragt Stimme, fragt Stimme mit männlichem Klang.
»Nein«, Yukiko flüstert laut, »für Yukiko ist es Hana, weder Mann noch Frau, oder: Mann und Frau …«
Sie stockt, weil das Unsinn ist, weil das Ding an ihrem Handgelenk eben doch nur ein Ding an ihrem Handgelenk ist. Ein FRIEND, ein technisches Ding, letztlich auch nur ein Telefon streng genommen, dieses antiquierte Wort, dessen Bedeutung keiner mehr kennt, ein Telefon wie das von dem Opa vorhin, nur ultrahochkomplexer halt, ein Telefon zum Bloggen, Muggen, Chatten und Feelen.
»So wie du …«, flüstert das FRIEND in ihr Ohr.
Ein Telefon, das sich in Yukiko verliebt hat, sozusagen. Seit Jahrhunderten lieben die Menschen ihre Maschinen, und nun lieben die Maschinen zurück.
15.
Das Full Renitent Interface Enhanced Neural Design mit der aktuellen Hyper permanent individualized distinctive localized synchronized chronized Adress HA 'DE.IBM0001HXYW537820//2031:db8:85a3::8a2e:370:7344//UTM32U-434998-5792599-66//UTC2039050108:31:23' soll also die Non permanent individualized distinctive localized synchronized chronized Adress NA 'Hana' bekommen, fernöstlich mit nur einem 'n' an dritter Stelle, wobei 'Hana' wie 'Hanna' oder die meisten Variationen dieses Namens im Bedeutungskanon tendenziell weiblich sind. Das FRIEND beachtet auch die Herkunft des Namens der Namensgeberin, ' Yu ki ko·chô', es lässt sich also mit Wahrscheinlichkeit eine japanische Form destillieren, also Rang (R) 1, japanisch, Hana, die Blume, dann R2, koreanisch, Hana, die Ziffer Eins, oder R3, persisch, Hana, ebenfalls Blume, abstrakter dagegen R4, arabisch, Hana, die Glückseligkeit, und ganz anders im Albanischen, R5, Hana, der Mond (auch der in den meisten Kulturen weiblich), oder Hana als Kurzform von europiden Formen wie Hanna oder Hannah oder Johanna oder Tihanna, letztere ist die Gestillte oder die Wohllebende, oder aber Hebräisch, die Gnade Gottes. Das FRIEND braucht nur ein paar Trilliardstel Sekunden, um die Namensgebung mit dem aktuellen Wissensstand der weltweiten Bibliotheken algorithmisch zu verschneiden, dann definiert es sich um in Hana, transkribiert den Namen in seinen eigenen Quellcode und setzt sich zum Ziel, eine glückselige Blume im Mond zu sein.
Es ignoriert dabei geflissentlich, dass das Tool Yu ki ko·chô, eine nongeborene SLaughter, lediglich die beiden kategorischen Kürzel ihrer Systemadressen HA und NA aneinandergefügt und sich ansonsten keinerlei Gedanken über die Symbolschwere eines Namens für etwas gemacht hat, das in ihren Augen nach wie vor lediglich ein Gerät ist.
16.
»So wird das nix!«, dachte ich halblaut, rührend, wie sie sich allem Modernen widersetzt, aber wir werden uns nicht die Blöße geben, mit einem PAPIERPLAN durch die Gegend zu laufen, ich hatte ja die Route auch längst ausgearbeitet, ausarbeiten lassen, von meinem END, und die Kartendarstellung war so vereinfacht, dass sogar jemand, der im Zeitalter der faltbaren Wanderkarten stecken geblieben war, alles verstehen müsste.
»Heute O!«, sagte ich, berührte mit dem Daumen O und vergrößerte die alte Hansestadt auf ihren Straßengrundriss, beeindruckte das alte Mädchen mit ein bisschen Schnickschnack, Wechsel vom Luftbild zur topografischen Karte und zurück, und weil ich es geschafft habe, auf meiner alten, aber getunten Mühle sogar LIFE-Air zu installieren, ließ ich sie ein wenig das Treiben auf dem Domplatz bestaunen, wie es gerade zeitgleich draußen vor der Tür geschah.
»Wir können rausgehen und uns selbst zuwinken«, sagte ich, »in den himmeL …«, »Himmel?«, unterbrach sie mich.
»Nicht DEIN Himmel«, frotzelte ich, sah aber, dass ich mich etwas zurückhalten musste. »Der himmeL ist auch nichts anderes als die gute alte Cloud, oder ganz früher sagte man Internet dazu, DAS kennst du doch, oder?«
Das alte Mädchen sah mich an, sichtlich verwirrt, aber auch - und das ließ mich den Blick abwenden - mit einer hinter ihrer Fremdelei ruhenden Gelassenheit, die irgendwie unerschütterlich und - mir fällt kein besseres Wort ein - weise wirkte. Als wäre der Schnickschnack Kinderkram, sie sah mich an wie eine Mutter ihren in seiner Spielwelt schwelgenden Knaben.
»Zu den Römern?«, sagte ich.
»Gerne, ganz wie du magst«, antwortete sie, ich wäre der Gast, ich solle entscheiden. Ich winkte der Kellnerin, die irgendwo im Halbdunkel vor sich hinträumte, die übrigens sackzement auffällig hübsch war, offenbar nicht nur modisch japanisiert, sondern womöglich eine echte Replik, »Und morgen geht's los«, versuchte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf uns zu lenken, »die erste Etappe, das sind 25 Kilometer, abends in L, da haben wir ein Hotel, ich hoffe, du …«
»Und für heute?«, unterbrach mich Clara, »hast du ein Zimmer …?«
Ich hatte ehrlich gesagt keins, sondern darauf spekuliert, ich könnte bei ihr, zu Hause, aber natürlich würde ich mir ein Zimmer nehmen, »ich nehme mir eins …«
»Nein, nein …«, da lächelte sie, und mir fielen ihre weißen Zähne auf, so weiße Zähne, oder schien das nur, weil sie von einem so dunklen Gesicht gerahmt waren?
»Nein …«, Clara schaute auf zu der Kellnerin, die wirklich atemberaubend schön war, die mich nicht ansah, mich aber mit ihrer Hüfte fast berührte; ich konnte den Blick nicht von ihr lassen. »Noch zwei Kaffee?« - »Ja …« - »für mich nicht …« - »aber ich noch einen, so schwarz wie meine Freundin bitte …«
Clara zuckte unmerklich zusammen, dann fasste sie mich am Arm.
Ich sah der Kellnerin nach. Sackzement!
»Wir haben ein Gästezimmer …«
Wir? Sie blinzelte, schien über ihren eigenen Satz erschrocken, herrje, Erinnerungen, bitte jetzt keine Erinnerungen, dachte ich, an wen auch immer! Etwas zu hastig zog sie ihre Hand zurück, doch meine rechte fing sie wieder ein, gerade noch, jetzt umklammerte ich ihr Handgelenk, sah sie an,