DIE GABE. Michael Stuhr

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DIE GABE - Michael Stuhr

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Treppe und stellt mir seine Knie als Rückenlehne zur Verfügung, nachdem ich endlich meine blöde Socke wieder in Ordnung gebracht habe. Eine Wohltat!

      Daniel beugt sich vor und flüstert mir leise ins Ohr: „Die hat aber auch einen Sinn für melodramatische Posen.“

      „Das habe ich gehört!“, brummt Madame Ulliette mit geschlossenen Augen.

      „Hat einer von euch was zu trinken mit? Ich hab Durst“, jammert Coco nach einer Weile.

      „Und ich hab Hunger“, murmelt Bea neben mir.

      „Stellt euch vor, ich hab beides“, seufzt Hervé auf.

      Madame Ulliette steht schwungvoll auf und klatscht in die Hände. „Also bevor ihr jetzt hier alle vollkommen schlapp macht, gehen wir lieber rein.“

      Murrend erheben wir uns und folgen ihr in die Glaspyramide.

      „Du hattest doch Durst“, grinst Daniel zu Coco hinüber und deutet auf die Wasserbecken, die die Pyramide symmetrisch umgeben.

      „Ha, ha, sehr witzig“ brummt Coco und boxt ihn in die Seite.

      „Benehmt euch jetzt aber!“, mahnt uns Madame Ulliette mit erhobenem Zeigefinger. Sie geht vor, und wir fahren mit der Rolltreppe in die Halle unter der gläsernen Pyramide.

      „Ob der niedliche Typ noch da ist, der die Multimedia-Führer ausgibt?“, flüstert Bea mir grinsend zu und reckt den Hals, um besser sehen zu können.

      „Findest du den echt gut? Der hat doch’n Bart.“

      Bea zuckt mit den Schultern. „Na und?“

      Madame Ulliette verteilt die Tickets. „So Kinder, ihr wisst Bescheid. Wie es läuft, haben wir ja gestern schon besprochen. Wenn ihr wollt, könnt ihr euch einen Führer holen, ihr könnt aber auch so losmarschieren. Ihr habt zwei Stunden Zeit. Also ab jetzt“, sie schaut auf ihre Armbanduhr, „bis 16.00 Uhr wieder hier in der Halle. Ich hoffe, ihr habt auch alle was zu schreiben mit.“ Skeptisch verzieht sie den Mund und hebt eine Augenbraue.

      „Also ich hole mir so einen Multimedia Guide“, verkündet Bea und geht los. War ja klar.

      „Oh Mann, wir waren doch schon so oft hier!“, maule ich.

      Statt einer Antwort dreht sich Bea nur um und zwinkert mir grinsend zu, während sie rückwärts weitergeht.

      Ich hab’s kommen sehen: Als sie sich wieder umdreht, rennt sie mit voller Wucht gegen einen älteren Japaner. Der Mann verbeugt sich ganz erschrocken immer wieder vor ihr, wobei er aufgeregte Worte murmelt.

      Bea steht ganz verdattert vor ihm, ringt die Hände und stottert mit hochrotem Kopf „Entschuldigung! Sorry! Pardon!“ Hilflos sieht sie zu mir rüber. „Lach nicht, du dumme Kuh, er hört gar nicht mehr auf, sich zu verbeugen. Sag mir lieber, was Entschuldigung auf Japanisch heißt.“

      „Woher soll ich das ...“

      „Shazai“, unterbricht mich Daniel, als er neben mich tritt. Klar, dass er das weiß. Sein Vater ist Diplomat, und er ist in vier verschiedenen Ländern aufgewachsen. Wahrscheinlich kennt er auch alle Flüche, die brasilianische Taxifaher so draufhaben.

      „Shazai? - Echt?“ Bea zögert zweifelnd, versucht es dann aber doch mit diesem Wort, einem freundlichen Lächeln und einer leichten Verbeugung. Der Japaner lächelt zurück und geht, sich nochmals verbeugend, seiner Wege.

      Sichtlich erleichtert dreht sich Bea wieder zu uns um. „Ich hatte schon fast mit einer Ohrfeige gerechnet“, sprudelt sie hervor, „Ich trau dir nämlich nicht, mein Lieber!“

      Daniel grinst nur.

      „Was grinst du denn so, das hieß doch wirklich Entschuldigung oder?“ Bea ist immer noch misstrauisch und schaut sich nach dem Japaner um, aber der ist inzwischen in der Menge verschwunden.

      „Nun hol schon deinen Guide, damit wir endlich loslegen können, wir haben nicht viel Zeit“, drängele ich.

      „Nee, da geh ich jetzt nicht mehr hin, nach dem Auftritt, das ist mir zu peinlich.“ Bea schüttelt den Kopf, wobei sie schon wieder ganz rot wird.

      „Der hat das doch gar nicht gesehen bei dem Andrang, nun geh schon“, fordere ich sie auf.

      „Nö!“ Bea schüttelt trotzig den Kopf und strebt schon der Rolltreppe zu, die uns in den Sully Flügel bringt.

      „Wer hat was nicht gesehen?“, fragt Daniel neugierig.

      „Du musst nicht alles wissen“, grinse ich ihn an und folge Bea.

      Zu dritt erreichen wir schließlich die Säle, in denen Werke der französischen Malerei des 18. Jahrhunderts zu sehen sind. Bea und ich sinken auf die erstbeste Bank.

      „Mann, ich kann nicht mehr“, stöhne ich verzweifelt.

      „Da war er ja schon wieder“, sagt Bea plötzlich. „Kann es sein, das der was von dir will?“

      „Was? Wer? Wo?“ Plötzlich bin ich hellwach.

      „Ach, dieser Typ von eben“, Bea zeigt mit dem Kinn zum nächsten Durchgang. „Der mit den versauten Schuhen. Der ist in den Katakomben doch auch schon ständig um uns rumgeschlichen.“

      „Aber da war doch niemand.“ Ich richte mich auf und folge ihrem Blick, aber ich kann niemanden entdecken. „Wen meinst du denn?“

      „Ist jetzt im anderen Saal.“

      Ich muss an mein déjà vu in den Katakomben denken. Genauso habe ich mich bei der Entführung gefühlt, so seltsam – gedämft. Sind sie etwa wieder hinter mir her? Steckt Dolores dahinter? Hat sie so viel Macht, dass sie mir auch aus dem Gefängnis heraus noch schaden kann? Eine heiße Welle läuft durch meinen Körper, und ich spüre, dass ich innerlich anfange zu vibrieren. Wer ist dieser Kerl? Was will der von mir?

      Gerade will ich aufstehen und rübergehen, um ihn mir anzusehen, als Daniel sich vor uns aufbaut. Ungeduldig sieht er auf uns herab. Er scheint noch richtig fit zu sein. „Jetzt mal los Mädels, wie machen wir es? Wollen wir alle zusammen ein Bild aussuchen, oder soll jeder einzeln auf die Suche gehen?“

      Mist! Ich kann mich jetzt doch nicht lächerlich machen und diesem Typen hinterherlaufen. - Vielleicht ist das ja sowieso alles nur Einbildung.

      „Na, was ist, Mädels? Entscheidet euch!“, drängt Daniel.

      „Ist mir egal, wie wir es machen. Hauptsache wir sind hier schnell fertig“, mault Bea und steht stöhnend auf.

      Schließlich ziehen wir alle zusammen durch die Säle und ich bin froh, dass ich nicht allein gehen muss. Immer wieder schaue ich mich um, aber da ist niemand, der mir folgt.

      Wir bleiben vor verschiedenen Gemälden stehen und ich merke, dass ich eigentlich keine Ahnung habe, wonach wir wirklich suchen sollen. Diese Bilder sind alle so nichtssagend, so albern.

      Auch Daniel scheint so seine Probleme zu haben. Er schaut sich genau wie wir die vielen Gemälde an und kratzt sich ratlos am Kopf. „Was soll man bloß von dieser Frau auf der Schaukel halten? –Und was

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