Wasser, Fische und Agenten. Claus Beese

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Wasser, Fische und Agenten - Claus Beese

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wollte. Weder zu seinem noch zu meinem Preis. Pro forma ließ ich ihn wissen, dass ich das nicht allein entscheiden könnte und meine Frau erst einmal schonend darauf vorbereiten müsste.

      Also kam ich etwas nachdenklich nach Hause und mein treues Eheweib erkannte sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Ich erzählte ihr, was mir im Kopf herumging, und sah nicht, wie interessiert sie zuhörte. Sie fragte dies und das, und ich antwortete ihr so gut ich konnte.

      »Na ja, ansehen kann man es ja mal. Und Probe fahren. Probefahrt muss sein.«

      Also rief ich an und vereinbarte mit Mecki einen Termin für den nächsten Tag. Er sagte mir zu, dass er das Boot zurück ins Wasser setzen würde und einem Törn nichts im Wege stand.

      Ich hatte eine schlaflose Nacht!

      »Aus dem Weg!«, fauchte meine bessere Hälfte und kletterte an Bord. »Schließlich hast du es schon zweimal gesehen!«

      Auch unser Ableger turnte über die Reling und schaute sich mit großen Augen um. Fach um Fach wurde geöffnet, Polster hoch, und, siehe da, da sind ja auch noch Stauräume. Famos, famos! Und was ist das? Und das da? Und hier, dies, wozu dient das? Und was ist dahinter? Und wie funktioniert das?

      »Das ist meine Koje!« jubelte unser Spross und warf sich vor Freude quietschend in die kleinere der beiden Achterkojen. Meine bessere Hälfte ließ sich auf der Backbordseite in die größere Schlafgelegenheit fallen, drehte sich hin und her und machte ein sehr zufriedenes Gesicht.

      »Und ich?« fragte ich empört, als ich merkte, dass die Bettenverteilung bereits feststand.

      »Du schläfst vorn! Da hast du die ganze Kajüte für dich und kannst nach Herzenslust schnarchen. Mit zwei Türen dazwischen werden wir hier hinten eine wunderbar ruhige Nacht haben.«

      »Aber die Fenster! Und dann diese Farbe! Igitt!«, schüttelte ich mich.

      »Wenn du dein Schiff mal richtig aufpolierst, wird unser Boot bestimmt ein schmucker Dampfer!«, stellte mein Admiral die Eigentumsverhältnisse klar. Arbeitsschiff für mich, Ausflugsdampfer für alle.

      Also gut! Probefahrt. Rau und kernig sprang der Perkins tief unten im Bauch des Schiffes an und Mecki warf die Leinen los. Himmel, was war der Yachthafen klein. Behutsam manövrierte ich das Boot aus der Lücke, um es in dem engen Becken zu drehen. Vorwärts parierte das Boot auf jede Ruderdrehung, aber rückwärts? Meine Güte, jeder störrische Esel benahm sich besser!

      »Och, das machen alle Langkieler so, da gewöhnt man sich dran«, beteuerte Mecki und grinste.

      Langsam glitt das Boot aus dem Hafen auf die Weser, und ich gab Gas. Ich prügelte das Schiff ein Stück den Fluss hinauf und wieder hinunter, fuhr alle möglichen und unmöglichen Manöver, um die Grenzen auszutesten, zwang es durch scharfe Kurvenfahrt immer wieder, durch die eigenen Wellen zu preschen und ließ den Rumpf aufschaukeln. Das Einzige, was ich erreichte, war, dass Mecki auf der einen und meine beiden Frauen auf der anderen Seite aus dem Boot hingen und sich nochmals ausgiebig ihr Frühstück durch den Kopf gehen ließen.

      »Bist du wahnsinnig?« schimpfte mein Admiral. »Willst du uns versenken?«

      »Quatsch!« gab ich gutgelaunt zurück. »Aber wenn das Schiff so etwas nicht ab kann, können wir es gleich wieder vergessen!«

      »Und wenn wir das nicht vertragen, kannst du das auch gleich wieder vergessen!«

      Äääh...! Ich vergaß..., Schiffe vertragen in der Regel mehr als die Mannschaft! Nun ja, wo sie Recht hatte, hatte sie nun mal Recht. Artig zog ich den Gashebel zurück und lenkte das Boot zurück in den Yachthafen.

      Mecki half mir, meine beiden Meerjungfrauen an Land zu tragen, und noch bevor sie beide wieder so richtig zu sich gekommen waren, hatten wir den Vertrag unterschrieben. Ich sollte es nicht bereuen, und wenn sie, lieber Leser, mal bei ihm ein Boot kaufen sollten, grüßen sie ihn von mir, und seien sie gewiss, dass er sie gut bedient.

      »Wir haben ein Boot! Wir haben ein Boot!«, jubelte ich auf der Heimfahrt.

      »Uäääh!«, war alles, was meine beiden zu diesem Thema noch zu sagen hatten. Ihre Begeisterung war ein wenig gedämpft. Erst nach einer ganzen Weile kam ein schwaches Echo vom Rücksitz.

      »Mama, wenn Papa jetzt immer so fährt, gibt’s aber eine Meuterei an Bord, nich?«

      Mein Admiral warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu.

      »Versprochen!«, sagte sie mit leichter Schärfe in der Stimme.

      Aller Anfang ist schwer

      Knappe sechs Wochen, mehr nicht! Nicht viel Zeit, sich an ein neues Schiff zu gewöhnen, nicht wahr? Geprobt wurde Anlegemanöver, Ablegemanöver, Mann-über-Bord-Manöver, Schleusenmanöver und was es sonst noch an Manövern gibt. Und das mit äußerster Vorsicht. Die Maschine wurde auf Herz und Nieren getestet und Heinz, der sich rühmte, das schnellste Boot am Steg zu haben, durfte sich unser Hecklicht besehen.

      Zwischendurch wurde gebunkert, was die Haushaltskasse hergab, denn schließlich wollten wir ja eine weite Reise machen. Wir hatten keine Ahnung, wie sich Entfernungen für Skipper darstellen, wir wussten nur, dass wir wohl etwas mehr als drei Stunden, wie mit dem Auto, zur Ostsee brauchen würden. Uns war klar, dass wir keine Rakete, wohl aber einen recht schnellen Verdränger hatten, der durch seine Halbgleiterbauweise sogar noch recht sparsam im Verbrauch war. Was wir jedoch an Zeit einplanen mussten, das wussten die Götter.

      Zum ersten Mal ging es die Weser abwärts bis nach Bremerhaven und als wir am Midgaard-Kai in Nordenham an den riesigen Frachtern vorbeifuhren, ragten sie vor uns auf wie Gebirge aus Stahl. Die Weser wurde ganz schön breit hier unten und dem weiblichen Teil der Besatzung wurde recht mulmig, als sich die schützenden Ufer plötzlich weit öffneten und den Blick auf die Nordsee freigaben.

      Die Wellen wurden etwas höher und meine Augen hingen wie gebannt auf der Seekarte. Neptun, wo war die nächste Tonne und wieso war plötzlich an Steuerbord so viel Wasser? Ich war mir sicher, dass ich genau auf dem Tonnenstrich fuhr. Ach so, die Fahrrinne verlief sehr weit am westlichen Ufer und an Steuerbord war die Frachter-Reede. Mann, das muss einem ja gesagt werden. Wer weiß das schon? Aha, Fähranleger Nordenham querab. Dann müsste man doch schon..., Tochter, jetzt brauche ich das Fernglas. Also, her damit! Klar, da drüben waren sie, die Leuchtfeuer der Geeste-Einfahrt. Ich konnte fast direkten Kurs darauf nehmen. Ein bisschen ungemütlich war es vor der Einfahrt. Das Wasser war ein wenig rau, aber für das Boot kein Problem. Meine hübsche, gelbe Norwegerin war für so etwas gebaut.

      »Sieh mal, Claudi! Da drüben geht es auf die Nordsee. Und da hinten ist die Columbuskaje!«

      »Und vor uns ist die Autofähre!«, schrie meine Bestfrau und machte Anstalten, über Bord zu springen.

      Oh, verfl...! Da kam der Riesenpott schon um die Ecke und uns blieb kaum Platz zum Ausweichen. Ich hatte das Hornsignal überhört. Trottel! Idiot! Nichtskönner! Wo war das Mauseloch, durch das wir entschlüpfen konnten? Dann hatte der Fährmann uns bemerkt und gab kurz Seitenschub, um auszuweichen. Die Lücke wurde ein wenig weiter und das Wasser zwischen Mole und Fährschiff war herrlich ruhig, denn nun stoppten die Maschinen auf dem großen Schiff. Ich verstand sofort und gab Vollgas. Wir quetschten uns durch die Lücke und ich winkte dem Mann auf der Brücke dankbar zu. Hätte er nicht Gas weggenommen, hätte uns sein Schraubenschwell an die Mole gedrückt. Und das hätte unangenehm

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