Mord in Hombrechtikon und Tod am Wasserfall. Martin Renold

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Mord in Hombrechtikon und Tod am Wasserfall - Martin Renold

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      „Federbeins Bruder lag auf dem Boden zwischen einem offenen Fensterflügel und der Rücklehne eines leichten, schwarzen Ledersessels, der etwas zurückgeschoben vor einem niedrigen Tischchen stand.

      Strahm neigte sich über den Toten und sah ihm ins Gesicht.

      Das war die zweite Überraschung. Der Ermordete war das genaue Ebenbild seines Bruders.

      „Sind Sie der Schriftsteller?“, fragte Strahm, oder Ihr Bruder?“

      „Mein Bruder“, antwortete Federbein – das „mein“ tönte fast wie „moain“ – „ich bin Balthasar. Balz nannte man mich früher. In den Staaten hieß ich Bally. Ich bin erst heute aus New York herübergeflogen. Und jetzt so was. Wir sind Zwillinge, eineiige.“

      Strahm warf einen misstrauischen Blick auf Balz Federbein. Irgendetwas machte ihn stutzig. Die Stimme. Strahm hatte ein sensibles Ohr dafür. Etwas an der Stimme war unecht. Der amerikanische Akzent. Er schien falsch, gekünstelt. Wie es oft geschieht bei Leuten, meistens bei jüngeren, die in einer anderen Landesgegend geweilt haben und sich dann den anderen Dialekt schlecht und recht angelernt haben und sich nach ihrer Rückkehr so geben, als könnten sie den eigenen nicht mehr sprechen. So als schämten sie sich ihrer Wurzeln.

      „Wie lange waren sie drüben?“, fragte Strahm.

      „Ouh?“, überlegte Balz, „an die dreißig Jahre. In all diesen Jahren habe ich Maikl, ich meine Michael, nicht mehr gesehen. Ich bin selber erschrocken, als ich Maikl heute Nachmittag auf dem Flughafen in Kloten traf. Ich habe geglaubt, in den Spiegel zu sehen.“

      „Aber Sie haben doch sicher hie und da Bilder Ihres berühmten Bruders gesehen.“

      „Naturally, aber es ist doch nicht dasselbe, wenn man sich Aug in Auge gegenübersteht.“

      Der anwesende Arzt trat auf Strahm zu, begrüßte ihn und stellte sich als Doktor Petermann vor.

      „Sind Sie der Hausarzt des Toten?“, fragte Strahm.

      „Nein, Herr Federbein hat mich gerufen. So viel ich weiß, war mein Kollege Bodmer sein Hausarzt. Selbstverständlich habe ich Herrn Federbein, ich meine den andern, den Schriftsteller, auch gekannt. Hier im Dorf kennt man sich noch. Wenigstens die Alteingesessenen. Und besonders einen Mann wie Federbein. Er war übrigens schon einmal bei mir in der Praxis, als mein Kollege im Urlaub war.“

      „Warum haben Sie nicht Doktor Bodmer gerufen?“, wollte Strahm von Balthasar Federbein wissen, der die Schultern hob und erklärte, er habe nicht gewusst, wer der Arzt seines Bruders gewesen sei.

      „Und warum haben Sie ihn nicht an Ihren Kollegen verwiesen?“, wollte Strahm von Doktor Petermann wissen.

      „Doktor Bodmer ist zurzeit leider krank. Er musste sich operieren lassen und liegt noch für ein paar Tage im Spital.“

      „Schön, dass es den Ärzten auch nicht besser geht als unsereinem“, redete Strahm halblaut vor sich hin. Dann forschte er weiter: „Wann wurde Herr Federbein erschossen?“

      „Soweit ich das feststellen kann, dürfte es etwa um halb elf gewesen sein. Das würde sich, wie ich gehört habe, auch mit der Aussage seines Bruders decken. Der Schuss hat ihn mitten ins Herz getroffen“, antwortete der Arzt.

      Unterdessen war der Polizeiarzt eingetroffen, und bald konnte auch er die Aussage von Doktor Petermann bestätigen.

      „Um welche Zeit bekamen Sie den Anruf von Herrn Federbein?“, fragte Strahm.

      „So etwa um halb zwölf“, antwortete Doktor Petermann.

      „Haben Sie die Polizei gerufen?“

      „Nein, das hatte Herr Federbein schon getan. Er berichtete mir, dass er sie gleichzeitig angerufen habe.“

      „Ja, das stimmt, wir erhielten die Meldung ungefähr zur gleichen Zeit wie Sie“, bestätigte Walser.

      Strahm trug beide Zeitangaben in sein Notizbüchlein ein.

      „Also eine Stunde zwischen dem tödlichen Schuss und dem Anruf“, murmelte er nachdenklich vor sich hin.

      Ein Polizist trat zu Strahm und erklärte: „Wir haben keine Einschussstelle in der Wand oder sonstwo gefunden.“

      „Und die Mordwaffe?“

      „Ist noch nicht gefunden worden“, antwortete der Polizist auf die Frage und fuhr weiter. „Der Mörder muss von der Straße her um das Haus herumgekommen sein, ohne Spuren zu hinterlassen. Um jene Zeit war hier das Gewitter zur Hauptsache schon vorbei. Aber hinterher hat es noch einmal lange geregnet. Im Gras konnten wir keine frischen Spuren feststellen, und auf den Platten wurde alles vom Regen und von der Erde, die aus den Gartenbeeten gespült wurden, verwischt. Vermutlich hat der Täter sein Opfer durch das offene Fenster hindurch aus nächster Näher niedergeschossen, denn im Haus sind auch keine fremden Spuren zu finden.“

      „Und welches ist Ihre Version, Mister Federbein?“, fragte Strahm.

      „Meine Version?“, wiederholte Federbein. „Das tönt ja, als erwarteten Sie von mir irgendeine erdichtete Geschichte. Sie vergessen, dass mein Bruder der Dichter war. Ich kann Ihnen nur sagen, was ich weiß und was ich gesehen – oder in diesem Fall unglücklicherweise nicht gesehen habe.“

      „Nun“, unterbrach ihn Strahm, „Sie werden immerhin zugeben müssen, dass es reichlich sonderbar ist, dass Ihr Bruder um halb elf erschossen wurde und Sie erst eine volle Stunde später den Arzt und die Polizei alarmierten. Daraus darf ich doch wohl für mich einige Schlüsse ziehen. Also los. Wie war es?“

      Als Strahm dem so Angesprochenen in die Augen blickte, fragte er sich, ob er nicht einen zu heftigen Ton angeschlagen habe. Jedenfalls wie ein Mörder sah der Mann nicht aus. Aber die wenigsten Mörder, das hatte ihn seine lange Erfahrung gelehrt, sehen wie solche aus.

      Federbein war mittelgroß, gut aussehend. Seine Haare waren teilweise leicht grau, auf der rechten Seite etwas stärker als links, genau wie er es auch bei seinem Bruder festgestellt hatte. Federbein sah jedoch müde aus. Das Ereignis schien ihn stark angegriffen zu haben. Strahm glaubte, eine echte Trauer von seinem Gesicht ablesen zu können.

      „Kommen Sie, setzen wir uns an den Esstisch“, sagte er nun in versöhnlicherem Ton und forderte Balthasar Federbein auf, mit ihm nach vorne zu gehen. „Ihr könnt die Leiche wegschaffen.“

      Walser warf nochmals einen Blick auf den Toten, dann nahm er Strahm, der eben am Cheminée vorbei in den vorderen Teil des Raumes gehen wollte, beiseite und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Darauf hielt Strahm den Arm des Polizisten zurück, der ein Tuch über den bereits auf die Bahre gelegten Toten werfen wollte. Einen Augenblick nur – dann ließ er ihn gewähren.

      „Wir werden das anhand der Aufnahmen noch vergleichen“, sagte er zu Walser und setzte sich dann zu Balz, der unterdessen mit dem Rücken zur Gartentür Platz genommen hatte.

      In diesem Augenblick schreckte eine Stimme den in sich versunkenen Balz auf.

      „Mischa“ tönte es, und Balz wandte sich gegen die Tür, von wo der Anruf kam.“

      „Was ist hier los?“, fragte der Unbekannte und trat, sichtlich erregt, ein.

      Wer

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