Mord in Hombrechtikon und Tod am Wasserfall. Martin Renold

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Mord in Hombrechtikon und Tod am Wasserfall - Martin Renold

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mein Bruder allerdings nicht aufkommen. Ich trug mich immer unter falschem Namen und falscher Adresse ein.“

      „Da kann ich doch verstehen, dass ihr Bruder nicht gerade glücklich über Sie war und aufatmete, als Sie von der Bildfläche verschwanden.“

      „Ja, ich muss zugeben, ich war ziemlich gemein. Das Geld, das ich selber verdiente, brauchte ich, um den Frauen Eindruck zu machen. Aber die Polizei war bereits hinter mir her. Ich hatte wieder einmal beschlossen, nicht ins Hotel zurückzukehren. In einer Bar in Davos machte sich ein älterer Herr an mich heran. Ich glaube, er war schwul. Ich merkte, dass er viel Geld in der Tasche trug, denn er war schon etwas angeheitert und prahlte vor mir damit. Ich fuhr mit ihm nach Klosters hinunter. Dort besuchten wir wieder eine Bar. Als er stockvoll war, forderte ich ihn auf, seine Jacke auszuziehen, denn es war heiß. Ich zog meine Jacke ebenfalls aus. Das gefiel ihm. Er legte seinen Arm um meine Schultern. Ich sagte, ich müsse einmal telefonieren. Ich stand auf und zog die Jacke von seinem Stuhl, ohne dass er es merkte, so besoffen war er.

      Als ich auf der Toilette in die Brieftasche schaute, erschrak ich. Ich hatte höchsten ein- oder zweitausend Franken erwartet. Aber es war ein Vielfaches. Ich ging nicht in die Bar zurück, sondern machte mich auf und davon. In jener Nacht kam ich noch bis nach Zürich zu meinem Bruder, der damals in der Stadt wohnte. Ich wollte mich bei ihm verstecken. Er wollte unbedingt wissen, wovor ich floh. Ich bot ihm an, ihm alle meine Schulden, für die er geradegestanden war, zurückzuzahlen, wenn er mich nicht verrate und mir weiterhelfe. Schließlich seien wir doch Brüder. Aber er wollte nichts von dem gestohlenen Geld, drängte mich, zur Polizei zu gehen, ich könnte alles noch als eine Verwechslung darstellen. Als ich nicht wollte, warf er mich hinaus.

      Der Mann in Klosters hatte sofort die Polizei alarmiert, als er feststellte, dass ich mit seinem Geld abgehauen war. Dummerweise fand die Polizei in meiner zurückgelassenen Jacke einen Ausweis mit meinem Namen. Und schließlich wurde ich in einem Zürcher Hotel aufgegriffen. Bei meiner Verhandlung wurde mein Bruder als Zeuge vorgeladen. Ich wurde, da ich bereits vorbestraft war, zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.“

      „Das sind ja schöne Geschichten, die Sie mir da erzählen“, sagte Strahm und fragte: „Sind Sie später wieder straffällig geworden?“

      „Nein. Aber es gibt da noch etwas. Ich lernte im Gefängnis einen Zellengenossen kennen, der bei einem Banküberfall einen großen Betrag erbeutet hatte. Das Geld war nie gefunden worden. Er hatte es versteckt. Obwohl er seiner Freundin nur vage Angaben über das Versteck gemacht hatte, fürchtete er, sie könnte es entdecken, falls sie es nicht schon getan hatte, und mit einem andern Mann abhauen, denn sie hatte seit längerer Zeit nichts mehr von sich hören lassen. Ich entlockte ihm sein Geheimnis und anerbot mich, nach meiner Entlassung nachzusehen und das Geld für ihn aufzuheben. Er vertraute mir, und ich fand das Geld tatsächlich. Damit setzte ich mich nach Amerika ab. Seither habe ich mich aber meist ehrlich durchs Leben geschlagen.

      „Mit dem gestohlenen Geld“, blökte Strahm. „Wie hieß denn ihr Zellengenosse?“

      Federbein stutzte. Die Frage schien ihm unangenehm zu sein.

      „Ich kann mich gar nicht mehr an seinen Namen erinnern.“

      Strahm glaubte ihm nicht. Das kam ihm sonderbar vor. Nun gut, das würde er schon noch herausfinden. Im Augenblick tat dies nichts zu der Sache. „Und warum sind Sie zurückgekehrt?“, wollte Strahm wissen,

      „Ich wollte mich endlich mit meinem Bruder aussöhnen, man wird schließlich älter und gescheiter. Und dazu schien mir unser fünfzigster Geburtstag gerade der passende Anlass zu sein.

      „Sie werden fünfzig?“

      „Ja, aber erst im Oktober, am achtzehnten.“

      „Dann sind Sie also ein Waagetyp.“

      „Ja, man sagt, wir seien ausgeglichen.“

      „Und unentschlossen.“

      „Und darum auch ein wenig bequem“, seufzte Federbein.

      „Ja, aber auch mit viel Sinn für das Harmonische, das Künstlerische. Vor allem bei Ihrem Bruder scheint das ausgeprägt gewesen zu sein. Vielleicht haben Sie wirklich alle schlechten Eigenschaften des Sternzeichens Waage in die Wiege gelegt bekommen, und ihr Bruder die guten.“

      Strahm überlegte sich, ob er wohl auf der richtigen Fährte sei, wenn er den Mörder in diesem Mann suchte. Ein Hochstapler, ein gewissenloser Dieb, aber ein Mörder? Dazu noch ein Brudermörder?

      Beide Männer schwiegen eine Weile, bis Strahm den Faden wieder aufnahm.

      „Ja, und nun, wie war das also heute, was geschah vom Zeitpunkt Ihrer Ankunft bis zur Ermordung Ihres Bruders?“

      „Ich glaube kaum, dass Sie alles interessieren kann. Oder verdächtigen Sie etwa mich? Ich kann Ihnen versichern, dass ich meinen Bruder nicht getötet habe. Das müssen Sie mir schon glauben.“

      „Ich verdächtige noch niemanden“, log Strahm. „Aber ich muss alle Umstände prüfen. Es ist wichtig zu wissen, was vor dem Mord geschah.“

      „Nun gut, wir fuhren gleich hierher. Wenn man sich beinahe dreißig Jahre nicht mehr gesehen hat, gibt es natürlich viel zu erzählen. Aber wir hatten ja noch viel Zeit vor uns – so glaubten wir wenigstens. Da erzählt man sich eben auch viel Belangloseses und manches Wichtigere, das uns jetzt vielleicht nützlich wäre zu wissen, schiebt man für später auf. Ich glaube nicht, dass unsere Gespräche Ihnen weiterhelfen könnten.“

      „Vielleicht doch, Mister Federbein“, sagte Strahm, mit einem etwas ironischen Unterton auf der Anrede, denn der andere schien mit seinem Akzent ständig in Erinnerung rufen zu wollen, dass er aus Amerika kam und den Dialekt nicht mehr rein beherrsche.

      „Schießen Sie los! Was geschah um halb elf? Wenn ich nicht irre, hatte das Gewitter um diese Zeit seinen Höhepunkt bereits überschritten.“

      „Ja, das war wohl so. Wir hatten den ganzen Abend draußen verbracht. Während wir uns unterhielten, haben wir die Raketen gesehen und sind ab und zu durch die Knallerei erschreckt worden. Dann haben wir beobachtet, wie das Gewitter heraufzog. Wir gingen jedoch erst hinein, als die ersten Tropfen fielen. Aber es war schwül im Haus, und wir ließen die Gartentür und einen Fensterflügel offen. Wir saßen dort am kleinen Tisch. Mein Bruder mit dem Rücken zum Fenster. Um halb elf musste ich einmal hinaus auf die Toilette. Plötzlich höre ich einen Schuss. Ich dachte zuerst, es sei eine verspätete Rakete. Aber dann kam es mir doch merkwürdig vor, dass während des Gewitters Raketen abgeschossen würden. Eine Hagelrakete war es auf jeden Fall nicht, überlegte ich mir. Die hatten die Bauern vor dem Gewitter losgelassen, und die hatten viel dumpfer getönt. Ich machte mir also weiter keine Gedanken und beeilte mich nicht. Die ganze Überlegung, die ich anstellte, wurde mir eigentlich auch erst nachträglich bewusst, als ich ins Wohnzimmer zurückgekehrt war und sah, dass mein Bruder nicht mehr im Stuhl saß. Ich machte noch ein paar Schritte, und dann sah ich Michael auf dem Boden liegen. Nachdem ich festgestellt hatte, dass er tot war, löschte ich sofort das Licht und schloss Fenster und Türen. Es war mir richtig unheimlich.“

      „Draußen haben Sie nicht nachgeschaut?“

      „Doch, noch während ich neben meinem Bruder kniete, blickte ich in den Garten hinaus. Da ich niemanden sehen konnte, kroch ich am Boden zum Lichtschalter, um das Licht auszulöschen. Im Haus war es still, totenstill. Ich war nicht sicher, ob ich alle anderen Türen geschlossen hatte. Deshalb durchsuchte ich zuerst vorsichtig alle Zimmer.“

      „Auch das des Freundes

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