Mord in Hombrechtikon und Tod am Wasserfall. Martin Renold

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Mord in Hombrechtikon und Tod am Wasserfall - Martin Renold

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Gesichtszüge waren weicher. Aber der Tod versteinert alles.“

      Beide schwiegen wieder eine Weile. Dann war es Balthasar, der das Schweigen brach:

      „Verzeihen Sie die Frage, aber wo waren Sie heute Nachmittag und den ganzen Abend? Sie sind mir ja keine Rechenschaft schuldig, aber es scheint, dass ich des Mordes an meinem Bruder verdächtigt werde, und da verstehen Sie sicher, dass es mich interessiert, was Sie dem Polizisten gesagt haben.“

      „Ja, natürlich, Sie haben ein Recht darauf, das zu wissen“, antwortete Klaus Zumstein und zeigte ehrliche Überraschung über den Verdacht, dem der Bruder des Ermordeten offenbar ausgesetzt war.

      „Wissen Sie, ich werde ebenso verdächtigt wie Sie. Aber ich habe ein Alibi, das die Polizei morgen wohl überprüfen wird. Ich wollte Ihren Bruder an diesem Tag mit Ihnen allein lassen. Ich bin mit dem Wagen nach Zürich gefahren und habe Renate abgeholt. Das ist meine Freundin. Dann haben wir eine Spazierfahrt an den Vierwaldstättersee gemacht und sind gegen Abend nach Rapperswil gekommen. Im ‚Schwanen‘ haben wir gegessen und sind nachher noch ins Lido ein bisschen tanzen gegangen. Die Klings-Band hat gespielt. Aurelius hat wieder mal so richtig geblufft. Ach, das muss ich Ihnen erklären, das wissen Sie natürlich nicht. Aurelius ist der Sohn von Vera.“

      „Und wer ist Vera?“, fragte Federbein.

      „Vera Feiner. Sie ist die Geliebte Ihres Bruders. Und Aurelius ist ihr Sohn. Nein, nicht der Sohn Ihres Bruders. Er spielt Trompete in der Klings-Band. Wenn man seine Mutter hört, würde man meinen, er sei das größte Genie und der beste Junge auf der Welt. Dabei ist er ein schwarzes Schaf. – Später hab ich dann Renate nach Hause gefahren.“

      „Haben Sie der Polizei von dieser Frau, von Vera erzählt?“, fragte Federbein.

      „Ja, ich musste wohl.“

      Und von Käthi?“

      Sie wissen von…?“

      „Ja, mein Bruder hat sie auf der Herfahrt vom Flughafen erwähnt.“

      „Ja, auch von ihr.“

      „Dumm“, murmelte Federbein vor sich hin und presste die Lippen zusammen und blickte angestrengt vor sich hin, als ob er einem ganz bestimmten Gedanken nachhängen würde.

      „Wissen Sie, vielleicht wäre es besser, wenn diese Käthi von einem von uns erfahren würde, was geschehen ist. Nicht dass sie es erst morgen in der Zeitung liest oder in den Nachrichten hört.“

      Zumstein stimmte ihm zu.

      „Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, wer der Mörder meines Bruders sein könnte?“, fragte Federbein.

      „Natürlich, aber ich kann mir niemanden vorstellen. Mischa hatte keine Feinde, na ja, wenigstens keine solchen.“

      „Und doch hat er einen gehabt“, fuhr Federbein fort. „Ich habe da eine Idee. Wer immer es gewesen ist, ich glaube nicht, dass der gewusst hat, dass Michael noch einen Zwillingsbruder hat, der ihm zum Verwechseln ähnlich sieht. Können Sie sich vorstellen, wie ein Mann reagieren wird, der einen anderen erschossen hat, dem er auf einen Meter Distanz eine Kugel in die Brust geschossen hat und der ihm nach der Beerdigung, wie der auferstandene Christus seinen Jüngern, erscheint? Das ist unsere Chance, den Täter zu überführen. Glauben Sie nicht auch? Wollen Sie mir dabei helfen?“

      „Sie können sich auf mich verlassen, Herr Federbein.“

      „Nennen Sie mich Balz.“

      „Gerne, und ich bin Klaus. Gute Nacht Balz. Ich glaube, für uns ist es nun Zeit. Es ist schon beinahe Morgen.“

      „Sie haben recht. Schlaf gut, Klaus.“

      Balz schloss hinter Klaus die Tür zu. Jemand klopfte vom Garten her an die Tür, die vom Gastzimmer in den Garten hinausführte. Balz erkannte einen Polizisten und öffnete.

      „Wir sind nun fertig. Wir fahren ab. Wenn Sie Hilfe brauchen, einer von uns bleibt noch draußen im Wagen, bis es hell wird. Auf Wiedersehen.“

      2. Kapitel

      Vera Feiner saß am Abend des 1. August allein im Wohnzimmer – Living nannte sie es – und blätterte in einer Zeitschrift. Aus den Boxen der Stereoanlage ertönte das Klavierkonzert Nr. 24 in a-Moll, KV 491 von Mozart, bei dem sie das Larghetto besonders liebte. Vor zwei Jahren hatte sie die gleiche CD mit den beiden Konzerten Nr. 19 und Nr. 24, mit dem Pianisten Vladimir Ashkenazy, Michael zu seinem achtundvierzigsten Geburtstag geschenkt. Oft hatten sie gemeinsam dieses Konzert gehört, mal bei ihr, hier im Living, mal bei ihm drunten in seinem Haus im Lauterbach. Oft aber, wenn sie allein war, gab ihr die Vorstellung, Michael höre bei sich zu Hause vielleicht gleichzeitig ebenfalls „ihr“ Klavierkonzert, das Gefühl oder die Illusion von geistig-seelischer Übereinstimmung. Auch heute gab sie sich ganz dem Gedanken an diese Liebe hin. Das Blättern in der Zeitschrift geschah ohne innere Beziehung. Sie besaß die Fähigkeit, verschiedene Dinge zugleich zu tun oder in einer Gesellschaft auf verschiedene Gespräche gleichzeitig zu hören und zu reagieren. Michael empfand es oft als Beleidigung, denn er stellte immer wieder fest, dass sie ihm nicht recht zuhörte, obwohl sie das Gegenteil behauptete. Oft entbehrte, was sie sagte, aller Logik. Oft, wenn er ihr etwas ausreden wollte, was ihrer zu allem Mysteriösen und Übersinnlichen neigenden Phantasie entsprang, fiel sie ihm ins Wort, glaubte, bereits zu wissen, was er ihr sagen wollte, legte ihm ihre Worte in den Mund und war dabei kaum zu bremsen. Vera war vollkommen davon überzeugt, eine aufmerksame Zuhörerin zu sein und die Aussagen der andern in keiner Weise zu beeinflussen. Michael jedoch war nicht bereit, sich von ihr Gedanken aufdrängen zu lassen, die nicht die seinen waren. Und so kam es öfter zu Spannungen zwischen ihm und Vera, die seine Beziehung zu ihr schon seit längerer Zeit belasteten und zu einer anfänglich inneren und allmählich auch äußeren Loslösung von ihr führten.

      Mitten ins Larghetto hinein schrillte das Telefon. Vera überlegte, wer es sein könnte. Vielleicht ihr Mann, der schon früh zu dem alle zwei Monate stattfindenden Stamm der Altherren seiner Studentenverbindung weggefahren war. Wahrscheinlich wollte er ihr mitteilen, sie solle nicht mehr auf ihn warten, es werde doch – wie meistens – später, als er gedacht habe. Wenn er nur nicht so viel trinken würde.

      Oder war es Michael? Seine Anrufe und Besuche hatten zwar aufgehört, seit er dieses Mädchen, Käthi Amacker, kennen gelernt hatte. Aber sie hoffte doch darauf, dass er eines Tages wieder zu ihr zurückkehren würde. Ja, sie war sogar davon überzeugt. Was konnte ihm denn dieses Mädchen schon bieten!? Das Einzige was diese Käthi ihr voraus hatte, war ihre Jugend. Mit ihren sechsundzwanzig Jahren war sie gut dreißig Jahre jünger als sie, aber sonst? Das war doch ein unbedeutender Mensch. Zu unbedeutend für einen Mann wie Michael.

      Vera drehte den Lautstärkeregler zurück und nahm den Hörer ab.

      Es war Wilma Huberti.

      „Gerade in diesem Augenblick habe ich an Sie gedacht“, sagte Vera und war überzeugt, dass sie tatsächlich einen kurzen Moment geglaubt hatte, es könnte Frau Wilma sein.

      Vera hatte erst vor ein par Monaten Wilma Huberti kennen gelernt. Das war beim Besuch einer Cousine in Göttingen am Bodensee gewesen. Dort hatte Frau Huberti im Haus der Cousine eine Wohnung gemietet. Wilma – die beiden Frauen nannten sich gleich bei ihrer ersten Begegnungen mit ihren Vornamen – war nur wenig jünger als Vera, sah aber viel weniger attraktiv aus als diese. Ihr Gesicht war hart geschnitten, beinahe männlich.

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