Mord in Hombrechtikon und Tod am Wasserfall. Martin Renold

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Mord in Hombrechtikon und Tod am Wasserfall - Martin Renold

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und trat zu Strahm. „Ich bin Klaus Zumstein, Mischas Freund. Was ist mit ihm, er ist ja ganz verstört? Er scheint mich ja nicht einmal mehr zu kennen.“

      Zwei Polizeibeamte in Zivil wollten mit der Bahre an Zumstein vorüber. Dieser blickte auf das weiße Tuch.

      „Dein Bruder?“, fragte er Balz, den er für Michael hielt.

      „Ihr Freund“, antwortete Strahm anstelle von Federbein und hielt die beiden Bahrenträger auf. Er streifte das Tuch über dem Toten zurück, und Zumsteins Blick fiel auf das Gesicht seines toten Freundes, den er noch vor Sekunden in dessen Bruder zu erkennen vermeint hatte.

      „Mein Gott, Mischa“, stieß Zumstein hervor „Was ist passiert? Und er wandte den Kopf fragend zu Strahm.

      „Erschossen.“

      „Von wem? Das ist doch unmöglich.“

      „Wir wissen es noch nicht“, sagte Walser, „aber vielleicht können Sie uns helfen.“

      „Woher kommen Sie eigentlich, und was wollten Sie hier mitten in der Nacht?“, fragte Strahm.

      „Ich wohne hier im Haus“, erwiderte Zumstein.

      „Strahm deckte den Toten wieder zu und gab den Trägern einen Wink. Diese hoben die Bahre wieder auf und trugen sie hinaus.

      „Ja, dann, Köbi“, wandte sich Strahm an Walser. „Dann kümmere du dich mal um Herrn Zumstein. Am besten geht ihr in sein Zimmer.“

      Die beiden verschwanden, und Federbein und Strahm setzten sich wieder an den Tisch.

      „So, und nun erzählen Sie mal von Anfang an?“, forderte Strahm sein Gegenüber zum Reden auf.

      Als dieser schwieg, fing Strahm selber an.

      „Also, Ihr Bruder hat Sie heute – oder jetzt muss ich sagen gestern – vom Flughafen abgeholt. Wann kam denn Ihr Flugzeug an?“

      „Wir landeten um fünf Uhr. Mein Bruder holte mich mit seinem Wagen ab.“

      „Und dann fuhren Sie gleich hier herauf?“

      „Ja.“

      „Kannten Sie das Haus schon?“

      „Nein, so viel ich weiß, hat es mein Bruder erst vor sechs oder sieben Jahren gekauft. Es kann auch schon länger sein. Ich war ja fast dreißig Jahre nicht mehr in der Schweiz. Das mag Ihnen vielleicht merkwürdig vorkommen, aber wir hatten unsere Beziehung so gut wie abgebrochen, nachdem ich weggegangen war. Unser Vater war schon vorher gestorben, die Mutter starb einige Jahre später. Ich hatte damals noch keine feste Adresse und erfuhr erst Wochen später vom Tod meiner Mutter. Mein Bruder war mir vor allem in den späteren Jahren, als wir langsam erwachsen wurden, fremd, obwohl er mir immer zum Verwechseln ähnlich sah. Vielleicht war es gerade das, was uns später trennte, unsere Ähnlichkeit. Als Kinder hatten wir zwar oft unseren Spaß daran. Wir haben manchmal unsere Identität vertauscht und die Leute zum Narren gehalten, was wohl alle Zwillinge, die sich so ähnlich sehen wie wir, als Kinder gerne tun. Das Einzige, was uns unterschied, war, dass er immer Glück hatte, ich nicht. Dabei sagt man doch, dass eineiige Zwillinge meistens nicht nur äußerlich gleich sind, sondern auch das gleiche Schicksal haben. Sie sind ja mit der gleichen Erbanlage ausgestattet, genießen normalerweise die gleiche Erziehung und sind zudem unter dem gleichen Sternzeichen geboren.“

      Strahm hatte ihm aufmerksam zugehört. Man muss die Menschen einfach reden lassen. Irgendwann erfährt man dann immer etwas, das man verwerten kann. Das wusste Strahm aus langer Erfahrung.

      „Glauben Sie an Astrologie?, fragte er jetzt.

      „Nein, ich habe keinen Grund dazu. Mein Bruder und ich sind der beste Beweis, dass dies ein Humbug ist. Aber ich muss zugeben, ich verstehe zu wenig davon. Und Sie?“

      „Ich halte auch nicht viel davon. Jedenfalls nichts von den Horoskopen. Aber die Charakterisierung der Eigenschaften bei den verschiedenen Typen kann einem in der Kriminalistik schon ein wenig helfen. Aber Sie wollten von Ihrer Jugend erzählen, von Ihrer Ähnlichkeit. Ich wollte Sie nicht unterbrechen.

      „Es interessiert Sie vielleicht nicht. Eigentlich gehört es auch nicht hierher.“

      „O doch, erzählen Sie nur. So kann ich mir auch ein Bild von Ihrem Bruder machen. Das ist wichtig für unsere Ermittlungen. Wie war er privat? Man hörte natürlich nur immer von ihm als Schriftsteller.“

      „Sie vergessen, dass ich lange keinen Kontakt mehr mit ihm hatte.“

      „Trotzdem, es interessiert mich. Sagen Sie, was Sie wissen.“

      Federbein schien nachzudenken. Strahm wartete, bis er weiterfuhr:

      „Ja, ich weiß nicht, vielleicht war ich eifersüchtig auf meinen Bruder. In der Schule war er kaum besser als ich, aber er hatte immer die besseren Noten, obwohl die Lehrer uns nie unterscheiden konnten. Wir haben manchmal unsere Plätze vertauscht.“

      „Und dann hat Ihnen Ihr Bruder wahrscheinlich die Aufsätze geschrieben. Vermutlich hatte er damals schon eine dichterische Ader.“

      „Nein, ich habe sie, so viel ich mich erinnere, immer selber geschrieben. Wir hatten nämlich beide viel Phantasie. Er konnte sich schriftlich besser ausdrücken, während ich viele Geschichten zusammenlog.

      Balz Federbein blickte den Polizeiwachtmeister an. Dieser saß mit auf den Tisch aufgesetzten Ellbogen da, hielt beide Fäuste vor den Mund, stützte mit den beiden Daumen das Kinn und schaute grimmig unter seinem Schlapphut hervor. Ganz wenig bewegte sich sein Kopf auf und ab, ein paar Millimeter nur. Aber es verlieh ihm das Aussehen von Nachdenklichkeit, die jedoch mit anderen Dingen beschäftigt war.

      „Wollten Sie das wirklich hören?“, fragte Federbein. „Ich möchte Sie nicht langweilen. Aber es kommt mir jetzt doch so manches in den Sinn. Sie werden verstehen, der Tod meines Bruders ist mir sehr nahe gegangen. Es ist alles so plötzlich gekommen, so unerwartet.“

      „Doch, doch, erzählen Sie nur weiter!“, forderte ihn Strahm auf. Warum sind Sie damals eigentlich ausgewandert?“

      „Ich? Ja, das ist auch so eine Geschichte. Daran war eben auch meine Phantasie schuld. Ich war damals ein rechter Tunichtgut. Geld hatte ich keines. Einen Beruf auch nicht. Studieren konnten wir beide nicht nach der Matura. Unsere Mutter hatte das Geld nicht dazu. Stipendien, ja, aber damals wäre es doch eine zu große Belastung für unsere Mutter gewesen. Michael bekam eine gute Stelle. Ich hatte keine Lust, mich zu binden. Ich arbeitete mal hier, mal da. Sobald ich irgendwo Geld verdient hatte, lief ich wieder weg. Ich ließ mir neue Anzüge schneidern, gab die Adresse meines Bruders an, der nicht mehr zu Hause bei der Mutter wohnte. Wenn dann mein Bruder mit der Rechnung zu den Scheidern ging und behauptete, er habe die Anzüge nicht bestellt, glaubte ihm natürlich keiner. Wenn er die Geschichte von seinem Zwillingsbruder, der ihm zum Verwechseln ähnlich sehe, erzählen wollte, hielten sie das für einen faulen Trick. Und meinem Bruder blieb nicht viel anderes übrig, als zu bezahlen, wenn er keine Scherereien bekommen wollte. Und solchen ging er am liebsten aus dem Weg. Von mir bekam er das Geld nie zurück. Meist wusste er auch gar nicht, wo ich mich herumtrieb. Verdient hat er auch nicht sehr viel. Geschrieben hatte er schon Einiges, aber noch nichts veröffentlicht, außer einigen kleinen Geschichten in Zeitschriften, was ihm aber nur ein kleines Taschengeld einbrachte. Ich machte Schulden über Schulden, und mein Bruder zahlte immer wieder. Ich suchte teure Kurorte

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