Ein aufgeschobener Kuss. Holly B. Logan

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Ein aufgeschobener Kuss - Holly B. Logan

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sie zum Fahrer und stieg hinten ein.

      Sie schnallte sich an und versuchte ein zweites Mal, Emily zu erreichen, vergeblich. An das Telefon in der WG ging auch niemand. Komisch, wer hat denn heute Nachtdienst, fragte sie sich. Die SMS, die sie von Nancy erhalten hatte, ignorierte Lara. Sie lehnte den Kopf an die Fensterscheibe und atmete durch.

      "Sie können sie gern runterlassen", sagte der Taxifahrer. "Es ist ein schöner Morgen. Meine Schicht ist gleich vorbei, Sie sind mein letzter Fahrgast."

      Lara lächelte ein bisschen gequält. Offenbar war der Taxifahrer in Plauderlaune, aber Lara, die sich sichtlich unwohl fühlte, was auch ihrem Outfit geschuldet war, wollte nur eins: Schnell zum Haus kommen, in dem Emily Martin wohnte.

      Als das Taxi in die Albatross Street einbog, sah Lara schon das Blaulicht. Sie bezahlte den Fahrer, stieg aus und ging zügigen Schrittes auf die beiden Polizeibeamten, die mit Jordan, einem von Emilys Mitbewohnern sprachen, zu.

      Jordan, ein großer hagerer Typ mit zwei Liter Zuckerwasser in den Haaren, war außer sich. Er fluchte und schimpfte und sparte nicht mit Beleidigungen. "Diese blöde Kuh geht uns allen auf den Wecker. Die gehört in die Klapse, wann kommt die endlich in die Klapse?!"

      "Hör mal, jetzt beruhige dich erst mal wieder", sagte einer der Detectives behutsam und rücksichtsvoll. "Wir tun hier auch nur unsere Pflicht."

      Als Jordan Lara sah, stieß er einen übertrieben laut gespielten Schrei der Erleichterung aus. "Hey, ihr könnt die da fragen!" Er legte seine Hand auf Laras Schulter, als seien sie befreundet. "Miss Miller, wie lange müssen wir diese Irre noch ertragen? Die bringt uns alle um den Verstand!"

      Schnell stellte sich heraus, dass Emily wieder eines ihrer Spielchen gespielt hatte. Was geschehen war, ließ sich leicht rekonstruieren. Emily fühlte sich von Jordans Freundin dumm angemacht, es gab ein Wortgefecht, woraufhin Emily sich im Badezimmer eingeschlossen hatte, sich an den Handgelenken herum ritzte und an alle Nummern, die in ihrem Handy gespeichert waren, Fotos ihrer blutigen Arme schickte. Glücklicherweise sah alles schlimmer aus, als es tatsächlich war. Emily hatte das meiste gefaked. Warum das Bad aber tatsächlich aussah, als wäre dort jemand abgeschlachtet worden, stand auf einem anderen Blatt.

      "Das Jugendamt ist hier zuständig", sagte einer der Detectives, "wir müssen Ihnen aber routinemäßig ein paar Fragen stellen. Vorschrift."

      "Selbstverständlich", Lara wühlte in ihrer Tasche nach ihrer Karte, "ich bin Lara Miller, ich habe in der Wohngemeinschaft bis Anfang des Jahres als Betreuerin gearbeitet."

      "Missglückter Suizidversuch?", fragte der Polizist und grinste, während er auf Laras Karte schaute.

      "Sie wollte wohl wieder Aufmerksamkeit erregen", antwortete Lara.

      Die Beamten nickten. "Was ich mich frage", überlegte einer der Polizisten, "wo war der Betreuer heute Nacht? Man kann diese Kinder doch nicht unbeaufsichtigt lassen."

      "Da haben Sie Recht. Wer heute die Nachtschicht hatte, kann ich Ihnen leider nicht sagen."

      "Okay, das wär's erst mal soweit von unserer Seite. Dem Mädchen geht es gut, eine Nacht bleibt sie aber zur Beobachtung im Krankenhaus – sie war ziemlich aufgelöst."

      "Alles klar, danke!", rief Lara und blieb so lange vor Emilys Hauseingang stehen, bis die Cops in ihren Streifenwagen gestiegen waren.

      Tausend Gedanken wirbelten ihr durch den Kopf. Sie ließ die vielen Gespräche, die sie mit Emily geführt hatte, Revue passieren. Emilys Medikamente hatten angeschlagen, sie wollte wieder zur Schule gehen. Ihr Kollege, Dr. Robertson, der Emilys psychiatrisches Krankheitsbild während ihres ersten Klinikaufenthalts diagnostiziert hatte, sah keinen Grund mehr für einen zweiten. Die heftigen Stimmungs- und Gefühlsschwankungen, die oftmals zu ihrem provokanten Verhalten geführt hatten, schrieb er ihrer Drogensucht zu. Emilys stationäre Aufnahme in die Psychiatrie hatte gleichzeitig einem Entzug gedient.

      Lara schaute dem Streifenwagen hinterher, als Daniel Baxter auf seinem Rennrad um die Kurve schoss.

      Daniel kam aus L.A. nach San Diego. Der Fünfunddreißigjährige arbeitete erst seit einem Jahr als Social Worker in Emilys Wohngemeinschaft. Daniel war kräftig und hatte auffallend rotblondes Haar. Er sah aus wie ein waschechter Ire und wohnte nur zwei Blocks von Emilys WG entfernt. Lara mochte Daniel gern, er hatte eine zurückhaltende und sehr liebenswürdige Art.

      Vollkommen außer Puste warf Daniel das Rad vor Laras Füße und sackte vor ihr zusammen. "Ich hab Dienst, Lara, verdammt, ich ..., ich ... ich dachte, Vivian ist heute dran. Ich schwör dir, das ist mir noch nie passiert! Wir haben die Schichten getauscht. Ist ... ist sie …?"

      Lara war sofort klar, dass Daniel auch Emilys verstörendes Foto erhalten hatte. Als er mit einem Anruf bei seiner Kollegin, Vivian McElroy, feststellen musste, dass er im Dienstplan eine Zeile verrutscht war, war er sofort losgefahren. Die Tränen schossen ihm ins Gesicht. "Ich, ich ...", stammelte er, "ich war überzeugt, dass Vivian heute Nachtdienst ..."

      "Jetzt beruhige dich, Daniel, ich bitte dich, alles ist gut! Es sieht schlimmer aus, als es ist, Emily ist okay, sie war zu keinem Zeitpunkt in Lebensgefahr. Sie haben sie nur zur Beobachtung mitgenommen."

      "Aber, das Blut auf dem Foto, hast du auch ...?"

      "Das Foto hat sie allen geschickt, von denen sie die Telefonnummern auf ihrem Handy hatte. Los, lass uns erst mal raufgehen!"

      Daniel Baxter stellte das Rennrad an die Hauswand, nahm einen Schluck aus seiner Wasserflasche, die am Fahrradrahmen festgemacht war, und seufzte laut. Es war kurz vor fünf Uhr morgens, als sie die Treppen zur Wohngemeinschaft hinaufgingen.

      Als sie die Tür aufschlossen, kam Jordan ihnen auf dem Flur entgegen. Der Sechszehnjährige verdrehte die Augen. "Was für ein Affentheater wegen dieser Pute", sagte er abfällig. Er wollte gerade in sein Zimmer gehen, als Daniel fragte: "Jordan, war Stanley heute Abend da?"

      "Klar Mann." Jordan machte ein Gesicht, als habe er die Frage nicht verstanden. "Sogar ziemlich lange, der ist erst gegen drei abgehauen.

      "Sicher?"

      "Todsicher." Jordan grinste und verschwand in seinem Zimmer.

      Es stellte sich heraus, dass die Jugendlichen in der Nacht lediglich zwei Stunden unbeaufsichtigt gewesen waren. Daniel fiel ein Stein vom Herzen. Stanley, der andere Betreuer, hatte um Mitternacht Feierabend gehabt, war aber bis in die frühen Morgenstunden geblieben. Ehe Daniel erleichtert aufatmen konnte, stürmte Stanley herein. Auch er war aufgelöst und außer Atem. Nachdem die beiden Kollegen sich ein Wortgefecht geliefert hatten, setzten sie sich und beruhigten sich schnell wieder. Vorwürfe waren das Letzte, was jetzt half. Es war ja auch nicht so, dass die Kids ein potentielles Gefahrenrisiko bargen, das intensiver Betreuung bedarf. Die meisten waren fast volljährig und somit für sich allein verantwortlich. Die Einzige, die regelmäßig für Tumulte sorgte, war Emily Martin.

      "Wie lange wird sie drin bleiben?", fragte Stanley in die Runde.

      "Hoffentlich für immer", sagte Jordan, der plötzlich in der Küchentür stand und beide Hände von sich streckte.

      "Was ... verdammt, Jordan!", schrien Daniel und Stanley beim Anblick des Jungen erschrocken und sprangen sofort auf.

      Jordan grinste frech und steckte einen Zeigefinger in den Mund. "Ihr wollt nicht wissen, womit sie das Bad vollgesaut hat – Ketchup!"

      Конец

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