Ein aufgeschobener Kuss. Holly B. Logan

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Ein aufgeschobener Kuss - Holly B. Logan

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was machst du so? Arbeitest du auch bei Nancy?" Er berührte sie am Knie, zog seine Hand, als er es bemerkt hatte, aber unverzüglich zurück.

      "Ich habe Sozialwissenschaften studiert." Lara bemerkte, dass es Alan unangenehm war, dass er sie versehentlich berührt hatte. Er machte ein Gesicht, als würde er sich dafür entschuldigen wollen.

      "Das klingt spannend! In welchem Semester bist du?"

      Sie mussten ziemlich herumschreien, die Musik war so laut, dass sie einander kaum verstehen konnten. Alan wiederholte seine Frage.

      Lara lächelte. "Nein, ich bin in keinem Semester, ich bin schon lange fertig." Sie klapperte übertrieben mit den Augen, beugte sich ein Stück zu Alan vor und wiederholte: "Schon sehr, sehr lange! Eine Ewigkeit".

      Alan schaute Lara ungläubig an und schüttelte den Kopf. "Wie alt bist du, wenn die Frage erlaubt ist?" Er griff sich gleichzeitig mit der flachen Hand an seinen Hals. Offenbar taten ihm vom Herumschreiben die Stimmbänder weh.

      "Ach, das möchtest du nicht wissen!" Lara fühlte sich mit ihren vierunddreißig Jahren plötzlich alt.

      "Komm schon!" Alan lächelte sie auffordernd an.

      "Vierunddreißig, ich bin vierunddreißig!"

      "Sieht man dir kein bisschen an!"

      "Danke, sehr charmant!"

      "Was hast du gesagt?"

      Lara konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Und auch Alan musste darüber lachen, dass sie sich die ganze Zeit über so anschreien mussten, um einander zu verstehen. "Ich sage das nicht, um dir ein Kompliment zu machen. Ich meine es so. Du siehst nicht aus wie vierunddreißig."

      "Wieso, was glaubst du denn, wie man mit vierunddreißig aussieht?" Lara sah Alan ein wenig provokant an.

      Alan überlegte einen Augenblick und sagte: "Das ist eine gute Frage! Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir darüber nie Gedanken gemacht. Ich weiß, dass ich als Fünfzehnjähriger Dreißigjährige wahnsinnig alt fand. Total lächerlich, aber ich glaube, so denkt jeder in der Pubertät."

      "Was? Was hast du gesagt? Ich hab den letzten Satz nicht verstanden. Was ist lächerlich?" Lara griff sich nun auch an den Hals. Sie schaute sich im "Lovelight" um. Offensichtlich waren die beiden die Einzigen, denen die Musik zu laut war, aber außer ihnen unterhielt ja sich auch niemand so angeregt.

      "Sag mal, wollen wir uns woanders hinsetzen?" Alan griff sich ebenfalls wieder an seinen Hals.

      Lara nickte. Kein einziges Mal hatte sie ans Tanzen gedacht, obwohl sie sich noch kurz zuvor so darauf gefreut hatte. Der Club, aus dem sie anfangs am liebsten rückwärts wieder raus gerannt wäre, war vollkommen zur Nebensache geworden.

      Lara hätte mit Alan überall plaudern können, egal, ob im "Lovelight", im Supermarkt oder in einem Café. Es war die Art, wie er mit ihr sprach und sie dabei ansah. Und er roch so wahnsinnig gut. Nicht nach Parfüm oder Aftershave, nein, er hatte einen Duft an sich, der sie betörte. Am liebsten wäre sie ein Stück an ihn herangerutscht, um an seinem Hals zu riechen. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so intensiv den Geruch eines Mannes wahrgenommen zu haben. Ob Nancy das auch aufgefallen war? Hatte sie sich deshalb so lange an der Bar mit Alan unterhalten? Wo war sie überhaupt schon wieder? Dass sie aber auch immer verschollen gehen musste! Es war so typisch und eine Eigenschaft, die Lara an ihrer Freundin nicht mochte. Ständig ließ sie Lara stehen, wenn sie gemeinsam unterwegs waren. Wie oft hatte sie ihr deswegen eine Szene gemacht! Lara erinnerte sich an die Nacht auf dem Campingplatz vor drei Jahren.

      Nancy hatte sie sich zu ihrem dreißigsten Geburtstag gewünscht. Die beiden Freundinnen hatten das Zelt noch nicht aufgebaut, als Nancy verschwunden war. "Ich bin mal eben für kleine Mädchen", hatte sie gesagt und ward bis in die späte Nacht nicht mehr gesehen. Lara musste allein mit dem blöden Zeltaufbau kämpfen, und als sie es schließlich mehr schlecht als recht geschafft hatte und erschöpft in ihren Schlafsack gefallen war, tauchte Nancy auf. Mit einem Knutschfleck am Hals und der halb leeren Flasche Champagner, mit der sie um Mitternacht eigentlich anstoßen wollten. Lara hätte sie erwürgen können. Diesen freundschaftlichen Fehltritt bereute Nancy, nach tagelanger Eiszeit zwischen ihnen, allerdings zutiefst. Schließlich machte sie mit einer nachträglichen Geburtstagsfeier zu zweit und einer neuen Flasche Champagner alles wieder gut.

      Und jetzt war sie schon wieder über alle Berge! Lara wurde ungeduldig. Alan lächelte sie an und wollte sie gerade etwas fragen, als plötzlich ihr Handy in ihrer Tasche vibrierte. Das ist bestimmt Nick, dachte sie und ließ es absichtlich einen Moment klingeln. Sie wollte ihn zappeln lassen und nicht den Eindruck erwecken, als sitze sie den ganzen Tag rum und warte auf seinen Anruf. Andererseits war es für einen Anruf eine merkwürdige Uhrzeit. Warum sollte Nick sie mitten in der Nacht anrufen? Es sei denn, er war mit seinem blöden Boot gekentert. Eine gewisse Schadenfreude überkam Lara bei diesem Gedanken. Sie öffnete den Reißverschluss ihrer kleinen Umhängetasche und zog ihr Handy hervor. Auf dem Display stand: ein verpasster Anruf, eine SMS. Mailbox: Der Anrufer hat keine Nachricht hinterlassen. Lara öffnete die SMS. Es war ein Bild, gesendet vor einer Minute. Darauf war alles voll Blut und ein Arm mit aufgeschnittenen Pulsadern. Panisch schrie Lara auf. Für einen Augenblick war sie desorientiert. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, blieb wie angewurzelt auf dem Sofa sitzen und starrte auf das viele Blut.

      "Was ist los? Stimmt was nicht? Ist alles okay?" Alan rutschte an Lara heran und beugte sich ein Stück zu ihr nach vorn.

      Lara nahm seine Fragen nicht mehr wahr. Sie drangen nur blechern an ihr Ohr, als würde sie jemand vom anderen Ende eines kilometerlangen Tunnels rufen. Dann sprang sie auf und stürmte, ohne ein Wort der Erklärung, aus dem Club.

      5. Kapitel

      Fragen, Fragen, Fragen. Hätte Lara Emily Martin besser doch nicht ihre private Handynummer geben sollen? Ob sie schon gefunden worden war? Würde sie rechtzeitig da sein? Sie rannte vom Gelände des Clubs, vorbei am Cosmopolitan Theater, auf den Harbour Drive. Während sie den Notruf tätigte, blieb sie am Straßenrand stehen und hielt Ausschau nach einem Taxi. Bitte, bitte, jetzt komm schon, dachte Lara und tippelte nervös auf der Stelle. Sie rief Emily an – Mailbox: "Hey, ihr blöden Kiffer, wenn ich nicht rangehe, bin ich entweder mit meinem Raumschiff unterwegs oder ihr nervt gerade voll ab. Sprecht mir bloß nicht aufs Band, ich rufe nie zurück".

      Lara sprach mit ruhiger Stimme auf Emilys Mailbox: "Ich bin in dreißig Minuten da. Emily, wenn das wieder einer der Scherze ist!"

      Lara Miller arbeitete nach ihrem Soziologie-Studium als Sozialarbeiterin und Betreuerin in sozialen Einrichtungen. Ihr Fachgebiet war die Arbeit mit suchtkranken Jugendlichen. Emily Martin war eines von Laras Sorgenkindern, eine Borderlinerin, manisch depressiv. Mehrere Ärzte sagten, ein Klinikaufenthalt sei unumgänglich. Sie hatte keinen Vater, ihre Mutter war Alkoholikerin. Emily wohnte in der WG, in der Lara bis vor kurzem als Betreuerin tätig war. Sie kannte das Mädchen gut. Es war am Anfang ein Schock, als sie Lara Bilder schickte, auf denen sie auf einer Brücke stand und dazu schrieb, dass sie gerade beschlossen habe, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Ein Leben, das mit fünfzehn Jahren dabei war, gerade erst richtig zu beginnen. So war das ständig. Ging es Emily gut, war sie übertrieben überschwänglich und hätte Bäume ausreißen können. Ging es ihr schlecht - manchmal genügte ein unüberlegtes Wort eines Mitbewohners - rastete sie aus, schloss sich ein, kletterte auf das Dach des Hauses und ließ die Feuerwehr anrücken. Vieles, was das Mädchen tat und ausheckte, diente nur einem einzigen Grund: Provokation.

      Lara winkte

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