Der Zarewitsch. Martin Woletz
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Читать онлайн книгу Der Zarewitsch - Martin Woletz страница 18
Ich verkniff mir die Antwort.
„Chefinspektor, was machen Sie?“
„Wir machen einen kleinen Umweg ins Grüne. Ich hab mit Dmitri noch etwas zu klären, bevor ich es vergesse.“
„Das können wir auf der Dienststelle doch auch machen. Sie wissen, dass das…“. Ich unterbrach ihn.
„…gegen die Vorschriften ist. Machen Sie eine Aktennotiz, wenn Ihnen leichter ist, Berger. Gleich unter die unterlassene Hilfeleistung. Und machen Sie eine Kopie fürs Archiv. Abstempeln und gegenzeichnen nicht vergessen.“
„Sie können sich ruhig über die Vorschriften lustig machen, Chefinspektor, aber ich bin sehr gut damit gefahren, wenn ich sie beachte. Sie erleichtern mir den Alltag und regeln klipp und klar, wie man in den gefährlichen Situationen der Polizeiarbeit vorgehen soll. Und das ist gut so.“
„Wiehern Sie ruhig weiter, Sie Amtsschimmel.“ Ich hatte keine Lust auf diese Diskussion und der Rapport bei Major Kahl war mir sowieso schon sicher.
„Chefinspektor, ich mach da nicht mit. Drehen Sie um und machen Sie die Befragung auf der Dienststelle.“ Ich bremste abrupt ab.
„Sie steigen hier aus und warten, bis wir zurückkommen.“
„Das werde ich nicht!“ protestierte Berger. Ich drehte mich zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Raus jetzt, oder ich mach ernst, Berger!“
Wenig später fuhr ich mit Dmitri tiefer in das Augebiet im Osten Wiens. Ich stoppte nachdem wir vom Hauptweg zweimal abgebogen waren, stieg aus und öffnete die hintere Tür. Dmitri ahnte, was auf ihn zukam, war aber nicht bereit, mir die Sache einfach zu machen. Ich zerrte ihn aus dem Auto, führte ihn ein Stück in den Wald und blieb dann stehen.
„Sie können mir jetzt einfach richtige Antworten auf meine Fragen geben, wir steigen wieder ins Auto und fahren zur Dienststelle.“ Ich musterte Dmitri, der mich mit einem herablassenden Lächeln angrinste.
„Oder wir machen dort weiter, wo wir in der Wohnung aufgehört haben. Und glauben Sie mir, Dmitri, ich kann Ihnen dann nicht garantieren, dass Sie diesen Wald noch aus eigener Kraft verlassen können. Und wegen Berger mache ich mir auch keine Sorgen. Dem ist sein Pension wichtiger, als so ein russischer Scheißkerl wie Sie.“
„Synsuka!“
„Auch wenn Sie meine Mutter zu beleidigen versuchen - mich interessiert das gar nicht, Dmitri. Es gibt Hurensöhne, die heute mächtiger sind, als Sie sich vorstellen können.“
Mit dieser Antwort hatte Dmitri nicht gerechnet.
„Ich will von Ihnen wissen, ob Sie Vadim getötet haben.“
Dmitri schwieg lächelnd.
„Wenn ich nicht innerhalb von fünf Sekunden eine zufriedenstellende Antwort bekomme, hänge ich Ihnen den Mord an, egal wer es war. Eins…zwei…“.
„Ich war‘ s nicht.“
„Gut, Dmitri, ich glaube Ihnen. Dann waren es entweder Boris, Schweiger oder ein Unbekannter. Wir sind schon bei drei.“
„Ich weiß es nicht. Ich sollte die beiden zum Haus bringen und dafür sorgen, dass uns niemand sah.“
„Dmitri, wir sind bei vier.“ Ich nahm meine Hand aus der Manteltasche und ballte Sie zu einer Faust.
„Dmitri, wer war es dann!“ Dmitri blickte wütend auf mich.
„Vielleicht muss ich Sie auch bei einem Fluchtversuch erschießen. Überlegen Sie es sich gut.“
Dmitri zögerte.
„Und eins ist fü...“
„Egal, ob ich es war, der Hausmeister oder ein anderer. Es würde nichts ändern.“ Er machte eine kurze Pause.
„Korelev, Sie und Ihre Bullenkollegen sind schon so gut wie tot.“
„Das haben schon viele geglaubt. Ist aber keine Antwort auf meine Frage. Wer hat die Polizei verständigt? Der Anruf kam von außerhalb des Hauses. Wer wusste von Euch?“
„Glauben Sie wirklich, ich bringe den armen Schlucker um und warte dann, bis die Polizei kommt? Für wie dämlich halten Sie mich, Korelev?“
„Sie haben dafür gesorgt, dass der Mörder unbemerkt ins Haus gelangte. Reden Sie, meine Geduld ist am Ende!“
„Du hast gar nichts gegen mich in der Hand, Bulle. Ich sage Dir überhaupt nichts, auch wenn Du mich totschlägst. Aber das wirst Du nicht tun. Ich bin in Null Komma Nichts wieder draußen!“ Aber Du wirst nie erfahren, was Du wissen willst!“
Ich starrte Dmitri wütend in die Augen. Wütend deshalb, weil er nicht unrecht hatte. Ich hatte keinen einzigen Beweis dafür, dass er mit dem Mord etwas zu tun hatte. Jeder picklige Pflichtverteidiger würde ihn innerhalb kürzester Zeit wieder auf freien Fuß bekommen.
„Dann nehme ich Sie eben in Schutzhaft.“ Ich zerrte Dmitri in den Wagen, sammelte einen wütenden Berger ein und fuhr zum Präsidium.
Sieben
Ich saß an meinem Schreibtisch im 3. Stock der Dienststelle. Ich hatte Dmitri in eine Einzelzelle sperren lassen, sodass es zu keinem Kontakt zwischen ihm, Schweiger und Boris kommen konnte. Und weil ich üble Laune hatte, beauftragte ich Berger mit dem Papierkram. Schweiger und Boris schienen sich nichts zu sagen zu haben, denn sie hatten seit der Einlieferung noch kein Wort miteinander gesprochen. Anscheinend stimmte dieser Teil von Schweigers Aussage, dass er tatsächlich nichts von den drei Männern gewusst hatte. War das Ganze wirklich eine Falle? Wem hatte sie gegolten? Mir? Schweiger? Den Toten konnte man uns jedenfalls nicht anhängen. Oder war Vadims Tod nur ein Mittel zum Zweck? Warum hatte sich jemand die Mühe gemacht und zwei Männer nach Österreich geschmuggelt nur um einen dann sofort umzubringen? Das ergab keinen Sinn. Das einzige, was ich mir bisher noch nicht genau angesehen hatte, war die Kleidung von Vadim. Die befand sich bereits bei der Spurensicherung und ich griff zum Hörer.
„Haben Sie die Sachen des Toten von heute Morgen schon untersucht?“, kam ich ohne Umschweife zur Sache.
„Ihnen auch einen schönen Tag, Herr Kollege“, zwitscherte eine gutgelaunte Frauenstimme provokant ins andere Ende der Leitung. Ich schwieg.
„Um Ihre Frage zu beantworten: Nein, ich habe mir die Sachen noch nicht durchgesehen. Ich hab mich zuerst um den Toten selbst gekümmert. Hat Ihre Frage einen besonderen Grund?“
„Mich interessiert vor allem die Bekleidung des Toten. Wenn Sie darauf DNA-Spuren gefunden haben, die nicht von ihm stammen, möchte ich das umgehend wissen.“
„Nachdem Sie mich so reizend darum gebeten haben, ist es mir natürlich eine besondere Ehre, Ihnen so rasch als möglich zu Diensten zu sein“, blieb die Stimme zwitschernd. Dr. Claudia Karner, die Chefin des Kriminallabors, kannte mich, seit dem ich bei der Abteilung war und wusste, dass ich mit Bitte und Danke während der Arbeit nicht viel anfangen konnte. Dennoch besaß sie den Ehrgeiz, mich immer wieder auf einen freundlicheren