Grauen in der Parkallee. Bärbel Junker

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Grauen in der Parkallee - Bärbel Junker

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zu tun pflegen.

      Leise vor sich hinsummend stellte sie den Teekessel auf die Herdplatte und schüttete eine Portion Darjeeling in das Teesieb.

      „Nach dem anstrengenden Einkaufsbummel mit Alice werde ich es mir jetzt so richtig gemütlich machen“, murmelte sie, während sie den kleinen Tisch neben ihrem Ruhesessel deckte.

      Als sie alles beisammen hatte und ihr das angenehme Tee Aroma in die Nase stieg, lehnte sie sich zufrieden in ihrem Sessel zurück. „Ah“, stöhnte sie voller Wohlbehagen, „das ist aber weitaus angenehmer, als diese endlose Herumlauferei.“

      Die Schwarze Witwe krabbelte mit bemerkenswerter Geschwindigkeit die Wand hinunter und schlüpfte unbemerkt ins Wohnzimmer, während Mrs. Brown behaglich ihren Tee schlürfte, ohne zu ahnen, dass es ihr letzter sein würde.

      Die Spinne erklomm hurtig die Rückenlehne des Sessels und machte sich zum Angriff bereit.

      „Was für ein schöner Tag“, murmelte Mrs. Brown.

      Da biss die Schwarze Witwe zu!

      „Was war denn das?“, murmelte die alte Dame. Sie lehnte den Kopf zurück und schloss die Augen, um sie niemals wieder zu öffnen. Die tödliche Spinne aber verließ unbemerkt die Wohnung und eilte zu einem kleinen Tragekorb, in dem sie verschwand.

      MYSTERIÖSE TODESFÄLLE

      Chefinspektor Tom Harrisson richtete den Blick seiner gletscherblauen Augen auf seinen Freund und Kollegen Inspektor Piet Kerrington.

      „Weißt du Piet“, sagte er nachdenklich, „auf diesem Haus in der Parkallee muss ein Fluch liegen. Das ist nun bereits der fünfte Todesfall innerhalb von drei Monaten und alle fünf Opfer starben entweder durch einen Unfall oder aufgrund ihres Alters. Nach Aussage Remingtons gibt es jedoch keinerlei Hinweise auf Fremdverschulden oder gar Mord. Zwar habe ich bisher seinen Bericht nur überflogen, aber irgendetwas an diesen Todesfällen stimmt meiner Meinung nach nicht.“

      „Dann sollten wir die Akten noch nicht schließen, sondern alles noch mal genauestens überprüfen.“

      „Ja, das denke ich auch. Wie sollten die Bewohner nochmal unter die Lupe nehmen. Ich möchte Inspektor Remington nicht zu nahe treten, aber vielleicht hat er ja doch irgendetwas übersehen. Schließlich sind wir alle nur Menschen und nicht unfehlbar.“

      „Der hat es gut“, meinte Piet Kerrington neidisch. „Liegt in der Sonne und lässt sich von hübschen Balinesinnen eisgekühlte Drinks servieren, während wir das Londoner Nieselwetter genießen dürfen.“

      „Tja, Piet, so eine Erbschaft ist eben nicht das Schlechteste. Wir haben halt nicht die richtige Verwandtschaft“, grinste Harrisson. „Aber Scherz beiseite. Reich mir doch bitte mal den Obduktionsbericht von dieser Mrs. Brown rüber“, bat er. „Hast du ihn schon gelesen?“

      Der Inspektor schüttelte den Kopf und gab ihm den schmalen Schnellhefter. Dann nahm er seufzend eine Akte von einem ansehnlichen Stapel und begann diese durchzuarbeiten.

      Wenig später ließ ihn ein harter Schlag auf die Schreibtischplatte so erschrocken zusammenzucken, dass er den Bleistiftbehälter vom Tisch fegte.

      „Na, das ist vielleicht ein Ding!“, rief Harrisson. „Hier steht, dass die alte Dame am Gift der Schwarzen Witwe starb. Wie findest du das?“

      „An was?“, nuschelte Piet unter seinem Schreibtisch hervor.

      „Sie starb am Gift der Schwarzen Witwe!“

      „Ja, und?“

      „Na, du bist gut. Immerhin wurde die arme Frau von einer Spinne gebissen, die es hierzulande eigentlich gar nicht gibt.“

      „Vielleicht ist die Spinne aus einer Zoohandlung entwischt“, meinte Piet, der endlich seine Schreibstifte aufgesammelt hatte.

      „Aha! Aus einer Zoohandlung entwischt! Und ganz zufällig kommt sie dann ausgerechnet in das Haus in der Parkallee?“, fragte Harrisson ironisch.

      „Na ja, ich dachte ja nur.“

      „Ein Zufall, ja? Und das ausgerechnet in einem Haus, in dem sich bereits schon vorher vier, ich betone vier, Todesfälle ereigneten? Findest du nicht auch, dass das zu viele Zufälle sind? Ich glaube eher, dass da jemand nachgeholfen hat.“

      „Aber wer soll ein Interesse daran haben, diese Leute umzubringen, noch dazu in einem so kurzen Zeitraum? Da muss die Polizei doch misstrauisch werden. Wäre das nicht sehr unvorsichtig?“, meinte Kerrington skeptisch.

      „Misstrauisch? Wieso denn, Piet? Immerhin hatte Remington die Akte Parkallee Nr. 14 doch bereits geschlossen. Wäre diese Mrs. Brown nicht gestorben während Remington im Urlaub ist, wäre die Akte doch überhaupt nicht auf unserem Schreibtisch gelandet. Ohne diesen Zufall, hätten wir weder etwas von den Todesfällen in der Parkallee gewusst, noch uns damit beschäftigt. Es wäre interessant zu wissen, für wen der Tod dieser Menschen von Nutzen ist“, überlegte Harrisson laut.

      „Wenn du meinst, Tom. Dann überprüfe ich am besten zuerst einmal die Eigentumsverhältnisse“, sagte Kerrington und griff zum Telefon.

      „Tu das. Und ich nehme mir die Obduktionsberichte der anderen vier Toten vor“, sagte der Chefinspektor unternehmungslustig wie ein Spuren witternder Fährtenhund. Der dunkelblonde, fast zwei Meter große, schlanke Tom Harrisson verabscheute und bekämpfte Verbrechen, wo immer er darauf traf.

      Das hatte er von jeher getan. Doch seitdem seine innig geliebte Frau Rebecca vor einem Jahr bei einem Überfall auf ein Juweliergeschäft, in dem sie ein Geburtstagsgeschenk kaufen wollte, getötet worden war, lebte er nur noch für seinen Beruf. Hatte er einen Verdacht und eine Spur aufgenommen, konnten ihn nichts und niemand wieder davon abbringen. Bisher hatte sich Tom Harrissons Verdacht noch immer bestätigt und kein Täter war ihm bislang entkommen.

      Für den dunkelhaarigen, fast einen halben Kopf kleineren, untersetzten, neunundzwanzigjährigen Piet Kerrington war er nicht nur ein leuchtendes Vorbild, sondern trotz der zwölf Jahre Altersunterschied auch noch sein engster Freund.

      „Hast du etwas erreicht?“, fragte der Chefinspektor wenig später.

      „Kein Mordmotiv zu erkennen, meine ich.“

      „Na, dann leg mal los.“

      Piet räusperte sich. „Also, der Eigentümer der Immobilie Parkallee Nr. 14 erlag vor knapp einem halben Jahr einem Herzinfarkt“, begann er. „Sein komfortables Mietshaus erbte ein Mann namens Laszlo Morcock, der anscheinend ein unbescholtener Bürger ist. Er zahlt ordnungsgemäß seine Steuern und beabsichtigt weder das Haus zu verkaufen, noch in Eigentumswohnungen umzuwandeln. Weshalb also sollte er seine Mieter loswerden wollen, noch dazu durch Mord?“

      „Aber es ist doch seltsam, dass so viele Mieter aus ein und demselben Haus in dem Moment starben, als dieser Morcock sein Erbe antrat, oder meinst du nicht?“

      „Hmm. Tja, merkwürdig ist das schon“, nickte Piet und griff nach dem Obduktionsbericht. Er las ihn durch und stutzte. „Das ist aber seltsam, Tom.“

      „Wieso? Was meinst du?“, fragte Harrisson.

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