Grauen in der Parkallee. Bärbel Junker

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Grauen in der Parkallee - Bärbel Junker

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hakte der Chefinspektor nach.

      „Vielleicht, sicher bin ich mir allerdings nicht.“

      „Das macht nichts, Mr. Malkowitsch. Erzählen Sie es uns trotzdem.“

      „Also gut, wenn Sie darauf bestehen“, seufzte der Bildhauer: „Vor etwa zwei Wochen, ich hatte wieder einmal meinen Schlüssel verlegt, klingelte ich bei Mrs. Brown, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und ein hoch gewachsener, ganz in schwarz gekleideter Mann an mir vorbei stürmte. Hinter ihm erschien die sonst so gelassene Mrs. Brown mit hochrotem Gesicht im Eingang, packte mich am Arm und zerrte mich regelrecht in ihre Wohnung hinein.

      Sie drückte mich in einen Sessel, holte entgegen ihrer sonstigen Gepflogenheiten eine Flasche Brandy und zwei Gläser aus dem Schrank und schenkte ein. Sie nahm einen herzhaften Schluck aus ihrem Glas und setzte sich zu mir. „Ist etwas passiert?“, fragte ich sie.

      „Und ob“, erwiderte die alte Dame zitternd. „Sie haben doch den schwarz gekleideten Mann gesehen?“ Und als ich nickte: „Das war Mr. Morcock, unser neuer Vermieter. Er will, dass ich umgehend aus dieser Wohnung ausziehe, in der ich seit Jahrzehnten lebe und in der mein armer Mann gestorben ist. Und als ich ablehnte, geschah etwas so Unheimliches, dass es mir jetzt noch kalt den Rücken runter läuft. Mr. Morcock fing meinen Blick ein und hielt ihn fest. Ich vermochte mich nicht dagegen zu wehren, und die panische Angst in seinen schlammfarbenen, an Morastlöcher erinnernden Augen zu versinken, raubte mir fast die Sinne.

      Zum Glück klingelten Sie und das brachte mich zurück in die Wirklichkeit. Ich starrte auf den Stift in meiner Hand und stellte zu meinem Entsetzen fest, dass ich fast die Kündigung meiner Wohnung unterzeichnet hätte, wenn Sie nicht gekommen wären. Aber wie hatte mich der Mann dazu gebracht? Ich zerriss das Schreiben empört. Und Mr. Morcock verließ fluchtartig die Wohnung. Den Rest kennen Sie.“

      „Wollen Sie etwa damit sagen, der Mann habe Sie hypnotisiert?“, fragte ich ungläubig.

      „Vielleicht“, erwiderte sie. „Aber da war noch etwas anderes. Etwas unsagbar Böses und Verdorbenes streckte seine gottlosen, schleimigen Tentakel nach mir aus, versuchte in mich einzudringen, mich zu umgarnen, in seine Verderbnis, seinen Morast hinunterzuziehen und auf ewig zu verschlingen.“

      Es war richtig unheimlich. Ich hatte die alte Dame noch nie so seltsam reden hören“, erinnerte sich der Künstler. „Aber natürlich glaubte ich ihr diesen überspannten Unsinn keine Sekunde lang.“

      „Das könnte glatt von Stephen King sein“, grinste Kerrington, der ein Fan des Schriftstellers war.

      „Aber genau so hat sie es mir erzählt“, sagte der Bildhauer pikiert.

      „Können Sie den Mann beschreiben?“, fragte Harrisson.

      „Natürlich, kann ich das. Aber da gibt es nicht viel zu beschreiben. Groß und schlank, schwarze Kleidung, auffallend bleiches Gesicht, und das war es auch schon.“

      „Sind Sie diesem Mr. Morcock zuvor schon einmal begegnet?“

      „Nein, niemals. Der neue Eigentümer hat sich mir nur brieflich vorgestellt.“

      Die beiden Kriminalbeamten bedankten sich für sein Entgegenkommen und gingen. Als sie an der schmalen Tür vorbei kamen, blieb Harrisson stehen. Er rüttelte an dem Türknauf. Doch die Tür war verschlossen.

      Als sie zu ihrem am Straßenrand parkenden Wagen gingen, überfiel den Chefinspektor ein solcher Kälteschauer, dass sich seine Nackenhaare sträubten. Plötzlich fühlte er sich beobachtet! Da war jemand! Er wusste es! Fühlte es! Er hob den Kopf und musterte die Fenster. Für einen Moment glaubte er hoch oben hinter einem der Fenster ein bleiches Gesicht gesehen zu haben. Doch er war sich nicht sicher und behielt diese Vermutung lieber für sich.

      TÖDLICHE SKULPTUREN

      Nachdem die beiden Kriminalbeamten gegangen waren, hatte Ken Malkowitsch mit dem Trinken angefangen. Er war Alkoholiker, hatte diese Tatsache bisher jedoch vor der Öffentlichkeit verheimlichen können.

      Als die Dunkelheit hereinbrach, begann er seine Skulpturen doppelt zu sehen; und später, gegen zweiundzwanzig Uhr, bemerkte er entsetzt, dass eine seiner eisernen Monsterkreaturen zum Leben erwachte.

      Der gut armlange Riesenskorpion sprang von seinem Tisch herunter auf den Boden und kroch langsam auf seinen Erschaffer zu, der ihm aus hervorquellenden Augen anstarrte.

      „Aber du...du bi...bist doch nur eine Skulptur“, stotterte der Künstler und wich zitternd Schritt für Schritt zurück.

      Zischend und fauchend, den Stachel bewehrten Schwanz angriffslustig hoch aufgerichtet, kroch der Skorpion weiter auf ihn zu. Eiserne Klauen schrammten über den glatten Atelierboden, mordlustig funkelnde Augen starrten das Opfer höhnisch an.

      Ken Malkowitsch erwachte aus seiner Erstarrung. Nur raus hier, dachte er von Grauen erfüllt und sprang von seinem Stuhl auf.

      Doch leider hatte er seinen Alkoholkonsum vergessen!

      Er strauchelte, fiel, und schlug sich den Kopf am Eisenkörper des Monsterskorpions auf. Dieser ging unverzüglich zum Angriff über. Bösartig grell blitzte sein Stachel auf, senkte sich und ... stieß zu!

      Von der Skulptur löste sich ein nur etwa handtellergroßer Skorpion, lief zu einem Loch in der Wand, zwängte sich hindurch und eilte zu der schmalen Tür zum Nachbarhaus, die sich im selben Moment öffnete.

      „Komm her zu mir“, befahl der ganz in schwarz gekleidete Mann. Er bückte sich, nahm den Skorpion in seine Hand, setzte ihn sanft auf den roten Samt in einem schwarzen Onyx-Kasten und ging zu Ken Malkowitschs Wohnungstür.

      Mit seinen fahlen, überlangen Fingern strich er über die geschlossene Tür. Sie öffnete sich wie von Geisterhand bewegt. Der Schwarzgekleidete trat ein.

      Ohne den Toten zu beachten, hob er die dicht neben diesem liegende Skorpion-Skulptur auf und bestrich deren Stachel mit einer durchsichtigen Flüssigkeit, bevor er sie zurück auf den Tisch stellte, von dem sie herabgestürzt war. Dann verließ er das Atelier genauso geräuschlos wie er es betreten hatte.

      TOD IN DER MÜHLE!

      Mr. Gernot Thomsen, der ältere Herr mit der Glatze, wurde in dieser Nacht von einem schrecklichen Albtraum heimgesucht, aus dem er in Schweiß gebadet erwachte. Plötzlich hatte er das Gefühl nicht mehr allein zu sein.

      „I...ist da je...jemand?“, stotterte er ängstlich und tastete zitternd nach dem Lichtschalter. Aber der war nicht mehr dort, wo er eigentlich sein sollte!

      Gernot Thomsen riss sich mannhaft zusammen, schwang seine Beine über den Bettrand, um aufzustehen, als ihn ein bösartiges Zischen erstarren ließ.

      „Was ist das?“, flüsterte er auf die in der Dunkelheit glühenden Augen starrend, die sich förmlich an ihm festsaugten. Er ließ sich aufs Bett zurückfallen und blieb stocksteif liegen.

      Die glühenden Augen rücken näher und näher. Bedrohliches Zischen schürt Gernot Thomsens Furcht. Er wimmert, ist zu keiner Bewegung fähig und der Panik, die ihn zu verschlingen droht, hilflos ausgeliefert.

      Er

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