Grauen in der Parkallee. Bärbel Junker

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Grauen in der Parkallee - Bärbel Junker

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Wieso wollte er diese Fälle einfach zu den Akten legen? Das passt doch überhaupt nicht zu ihm.“

      „Genau das wundert mich auch“, stimmte ihm Harrisson zu. „Dieses Vorgehen passt so gar nicht zu Remingtons sonstiger Arbeitsweise.“

      „Vielleicht Bestechung?“

      „Nein, Piet. Das hat Remington nicht nötig. Außerdem, wer sollte ihn denn bestechen? Der Eigentümer hat anscheinend keinen Grund und einen anderen Verdächtigen sehe ich bislang nicht. Und doch ist irgendetwas faul an diesen so genannten Unglücksfällen, das spüre ich in sämtlichen Knochen.“

      „Dann sollten wir uns noch mal das Haus ansehen und mit den Mietern sprechen“, schlug Piet vor.

      „Gute Idee“, sagte sein Freund und griff nach den Autoschlüsseln.

      UNHEIMLICHER VERMIETER!

      Als die beiden Beamten in der Parkallee eintrafen, stießen sie im Flur des Unglückshauses auf die erregt miteinander diskutierenden Bewohner.

      „Ich verstehe das nicht. Mrs. Brown war doch kerngesund. Woran soll sie denn so plötzlich gestorben sein?“, fragte aufgeregt ein älterer Herr mit Glatze.

      „Ein Herzschlag. Sie ist an einem Herzschlag gestorben, Mr. Thomsen“, sagte der Bildhauer Ken Malkowitsch, dessen Wohnatelier das gesamte Dachgeschoss einnahm.

      „Pah! Herzschlag! Wer es glaubt, wird selig. Ihr Herz war vollkommen gesund. Sie erzählte es mir vor einer Woche, als sie gerade von ihrer halbjährlichen Routineuntersuchung kam“, warf Miss Langford, eine altjüngferliche Studienrätin, ein. „Hat sie es Ihnen nicht auch erzählt, Mr. Kessler?“, fragte sie den Mann eines etwas abseits stehenden Paares.

      „Ja, das ist richtig“, erwiderte der Mann zurückhaltend.

      „Na, sehen Sie“, sagte die Studienrätin so triumphierend, als hätte sie gerade Mrs. Browns plötzliches Ableben aufgeklärt.

      „Aber wenn die alte Dame nicht durch ein Herzversagen von uns gegangen ist, wodurch dann?“, wollte Mrs. Thea Heckert wissen, eine ehemalige Opernsängerin, die sich gerne etwas hochtrabend auszudrücken pflegte.

      „Vielleicht ist sie ja an Altersschwäche gestorben“, krähte Biggy Winkelmann, ein zwölfjähriger Teenager, aufgeregt.

      „Halt den Mund, Biggy“, berief sie Bernd Winkelmann, ihr Vater, den das vorlaute Mundwerk seiner naseweisen Tochter ständig in Schwierigkeiten brachte.

      Biggy warf ihrem Vater einen beleidigten Blick zu und stolzierte mit hocherhobenem Kopf und lustig wippendem, blonden Pferdeschwanz auf ihren langen Beinen davon.

      Keiner der Anwesenden, außer der Opernsängerin, die junge Mädchen und Frauen ihrer Jugend wegen hasste, nahmen Biggys etwas theatralischen Abgang zur Kenntnis. Mrs. Browns plötzliches Ableben und das der anderen vier Mitbewohner spukte in ihren Köpfen herum, verunsicherte sie und führte ihnen gnadenlos ihre eigene Sterblichkeit vor Augen. Wen kümmerten da die frechen Äußerungen einer Halbwüchsigen.

      Mrs. Holt, eine zickige und ständig frustrierte Pensionärin fasste ihrer aller Angst mit wenigen Worten zusammen: „Warum, zum Teufel noch mal, sind sie dann überhaupt gestorben, wenn sie nicht krank waren?“, keifte sie mit ihrer unangenehm schrillen Stimme.

      „Mrs. und Mr. Troller verunglückten doch, wenn ich richtig informiert bin“, warf Mrs. Kessler schüchtern ein.

      „Verunglückten?! Aber wieso? Ich habe in meinem ganzen Leben keine vorsichtigeren Menschen kennengelernt, als diese beiden. Die überlegten doch fünfmal, bevor sie einen einzigen Schritt machten“, höhnte Mrs. Holt. „Vielleicht hat da ja irgendjemand nachgeholfen.“

      „Aber wer sollte so etwas Schreckliches tun?“, flüsterte Miss Langford entsetzt. Für einen Moment schwiegen alle schockiert.

      Chefinspektor Harrisson nutzte die Gelegenheit und bat den Bildhauer um eine kurze Unterredung.

      „Da muss ich mich wohl der Staatsgewalt beugen“, meinte dieser ironisch und stieg vor ihnen die Treppe hinauf.

      „Wohin führt diese Tür?“, fragte Chefinspektor Harrisson auf eine schmale, dem Atelier gegenüberliegende Tür deutend.

      „Ins Nachbarhaus“, antwortete Ken Malkowitsch. „Aber sie ist verschlossen und außerdem auch noch von der anderen Seite zugemauert“, fügte er hinzu und öffnete die Tür zu seinem Atelier.

      Es war nicht aufgeräumt. Überall lag Material herum. In jeder freien Ecke, auf Kisten und Tischen, Stühlen und Kartons standen und lagen unheimliche, teils bizarr anmutende Skulpturen, die Werke des Künstlers. Malkowitsch räumte ein paar Stühle frei, damit sie sich setzen konnten.

      „Na, wie finden Sie meine Arbeiten?“, fragte er.

      „Nun ja. Ich weiß nicht. Auf jeden Fall sind sie ziemlich ungewöhnlich“, erwiderte der Chefinspektor ein wenig verlegen.

      „Ich finde sie irgendwie unheimlich“, meinte Kerrington.

      „Das ist wahr. Mich erschrecken sie auch manchmal, besonders dann, wenn ich einen gehoben habe“, stimmte ihm der Künstler lachend zu. Und wieder ernst werdend: „Weshalb wollten Sie mich eigentlich sprechen? Meiner Skulpturen wegen doch wohl nicht.“

      „Es geht um die fünf Todesfälle“, erklärte Harrisson. „Können Sie uns etwas dazu sagen?“

      „Nein, Sir, eigentlich nicht. Ich wundere mich nur darüber, dass bisher noch keine der leer stehenden Wohnungen wieder vermietet wurde.“

      „Kannten Sie die verstorbenen Mieter näher?“

      „Na ja, wie man sich eben so kennt. Man trifft sich im Treppenhaus, grüßt, spricht vom Wetter oder dass schon wieder alles teurer geworden ist und das war´s dann. Wenn ich es mir so recht überlege ... Nein, eigentlich habe ich die Leute nicht näher gekannt.“

      „Wirklich niemanden?“

      „Tja, außer Mrs. Brown vielleicht. Obwohl ich über die nette alte Dame auch nicht viel weiß. Sie hatte den Ersatzschlüssel für meine Wohnung.“

      „Und wozu hatte sie den?“

      „Sie nahm Materiallieferungen für mich entgegen und ließ sie gleich in mein Atelier hinaufbringen. Außerdem verlege ich leicht meine Schlüssel, und der Schlüsseldienst war mir auf die Dauer zu kostspielig“, grinste Malkowitsch. „Schade um die nette alte Lady“, murmelte er.

      „Wissen Sie, ob Mrs. Brown Angehörige hatte?“, fragte Harrisson.

      „Ich glaube nicht. Außer ihrem verstorbenen Mann hatte sie wohl niemanden.“

      „Hatte sie Feinde? Wurde sie bedroht? Fürchtete sie sich vielleicht vor irgendjemanden?“, wollte der Inspektor wissen.

      „Nein, Sir, mir ist nichts von alledem bekannt. Aber wie ich schon sagte, sehr gut kannte ich die alte Dame leider nicht. Obwohl sie meine Wohnungsschlüssel hatte sah ich sie nur, wenn ich ihr als kleines Dankeschön einen Blumenstrauß oder eine Flasche Portwein brachte,

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