Grauen in der Parkallee. Bärbel Junker

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Grauen in der Parkallee - Bärbel Junker

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Und wo ist mein Geschenk?“

       Ganz kurz zog ein böses Lächeln Gernots Mundwinkel nach unten. „Dort“, sagte er und zeigte mit dem Finger auf das Holzgeländer.

      „Wo?!“, fragte Martin verständnislos.

       Gernot erhob sich und trat dicht an das Geländer heran. „Komm her, ich zeige es dir“, lockte er.

      Und Martin stand auf und stellte sich vertrauensvoll dicht neben seinen Bruder. Er beugte sich vor und schaute neugierig in die Tiefe. „Ich sehe nichts. Wo ist das Geschenk?“

      „Da unten“, grinste Gernot, hob den leichten Körper seines Bruders an und – stieß ihn über das Geländer!

       Martin stürzte kreischend in die Tiefe. Sekunden später schlug sein schmaler Körper auf den riesigen Mühlsteinen auf. Und jetzt kamen sie!

      Der Blutgeruch mobilisierte die Ratten. Aus Löchern und Schächten quollen sie hervor, bereit, sich um die willkommene Beute zu streiten.

      Gernot wandte sich schaudernd ab und suchte das Weite, bevor sich die Rattenmeute vielleicht auch noch auf ihn besann.

       Vor der Mühle stieg er pfeifend auf sein Fahrrad. Er bereute nichts. „Endlich bin ich ihn los“, flüsterte er und fuhr davon.

       Noch am Tage von Martins Verschwinden begann eine groß angelegte Suchaktion nach dem Jungen. Aber erst drei Tage später wurde Martins schrecklich zugerichteter Leichnam in der Mühle gefunden, da ihn niemand so weit entfernt von seinem Elternhaus vermutet hatte.

       Und obwohl niemals geklärt werden konnte wie Martin zu der alten Mühle gekommen war, tat die Polizei die Angelegenheit als Unfall ab und schloss die Akte.

       Gernot kam ungeschoren davon, denn der Mord kam niemals heraus. Doch jetzt, fünfzig Jahre später, holte ihn die Vergangenheit ein. Und sein Herr und Meister nahm kichernd und zischend von ihm Besitz.

      „Ich gehöre dir“, murmelt Gernot Thomsen erneut. „Was soll ich tun?“

      „Du sollst sterben“, zischt die fürchterliche Stimme.

      „Wenn du es so willst“, entgegnet der Mann apathisch und im selben Moment wird ihm eine Zigarette in den Mundwinkel gesteckt.

      „Aber ich rauche nicht“, murmelt Gernot Thomsen verwirrt. Da rast aus dem Nichts eine Flamme auf ihn zu. Thomsen schreit erschrocken auf und schließt reflexartig die Augen. Doch die Flamme entzündet nur die Zigarette und verschwindet wieder. „Was soll ich tun?“, fragt er.

      „Du sollst rauchen.“

      Gernot Thomsen nimmt einen tiefen Zug. Da sieht er im Aufglühen der winzigen Flamme erstmals seinen neuen Herrn und der entsetzliche Anblick durchbricht schlagartig seine Lethargie. Kreischend vor Entsetzen versucht er seinem Schicksal doch noch zu entrinnen.

      „Füge dich, Mensch. Du hast keine Chance“, kichert sein Meister und hebt die Hand.

      Mit einem dumpfen Knall explodiert die Zigarette und verwandelt Gernot Thomsen und das Bett in eine hell lodernde Flammensäule, die sich selbst und alles dicht um sich herum sekundenschnell verzehrt. Das Zimmer bleibt unversehrt, doch von Gernot Thomsen und dem Bett nur ein kümmerliches Häuflein Asche.

      LASZLO MORCOCK

      Als Inspektor Kerrington am nächsten Tag etwas verspätet zum Dienst erschien, wurde er bereits ungeduldig erwartet.

      „Mein Gott, Piet! Musst du denn immer zu spät kommen?“, nörgelte Chefinspektor Harrisson.

      „Wieso? Wo brennt´s denn?“

      „In der Parkallee und das, im wahrsten Sinne des Wortes.“

      „Um Gottes Willen, Tom! Doch nicht etwa noch mehr Tote?“

      „Zwei, um genau zu sein.“

      „Das ist nicht dein Ernst, oder?“

      „Leider doch“, seufzte Harrisson. „Ein älterer Mann namens Gernot Thomsen verbrannte in seinem Bett. Und Ken Malkowitsch starb in seinem Atelier, woran weiß ich noch nicht. Die Kollegen und der Gerichtsmediziner sind schon da und warten auf uns.“

      „Na, dann mal nichts wie hin“, erwiderte der Inspektor und öffnete die Tür.

      Nachdem sie sich Ken Malkowitschs Leichnam angesehen hatten, stiegen die beiden Kriminalbeamten die Treppe hinunter, um den zweiten Tatort in Augenschein zu nehmen.

      „Das muss das reinste Höllenfeuer gewesen sein“, meinte der Gerichtsmediziner Dr. Carstens auf das Häufchen Asche deutend. „Das ist alles, was von dem Mann übrig geblieben ist.“

      „Eine Obduktion weniger“, meinte Piet. „Sollte das Schule machen, sind Sie bald arbeitslos.“

      „Sehr witzig“, knurrte der Arzt humorlos.

      „Dieser hier ist verbrannt, das ist klar“, stellte der Chefinspektor fest. „Aber woran starb der Künstler?“

      „Wahrscheinlich an Gift. Nach der Obduktion kann ich mehr sagen.“

      „Also Mord“, meinte Piet.

      „Wohl eher ein Unfall“, erwiderte der Arzt.

      „Ein Unfall? Und woraus schließen Sie das?“, fragte Harrisson skeptisch.

      „Haben die von der Spurensicherung Ihnen nichts gesagt?“

      „Nein. Was hätten sie uns denn sagen sollen?“

      „Kommen Sie mit, ich zeige es Ihnen“, erwiderte der Arzt.

      Sie stiegen die Treppe zu Ken Malkowitschs Atelier hinauf und traten ein. Dr. Carstens ging zielstrebig zu dem Tisch mit der Skorpion-Skulptur und blieb davor stehen. „Der Stachel“, sagte er kurz angebunden.

      „Ja, und? Ich verstehe nicht“, entgegnete der Chefinspektor verwundert.

      „Der Mann starb an Gift, und die Vermutung liegt nahe, dass er sich an diesem mit Gift überzogenen Stachel verletzte“, erklärte der Arzt.

      „Echtes Gift, sagen Sie? Na, wenn das nicht leichtsinnig ist“, meinte Inspektor Kerrington kopfschüttelnd. „Auf was diese Künstler aber auch so alles kommen!“

      „Natürlich war das leichtsinnig“, stimmte ihm der Arzt zu. „Aber die Quittung dafür hat er ja auch erhalten. Dieser dumme Unfall hätte nicht sein müssen.“

      „Unfall, meinen Sie?“, fragte Harrisson. „Das war kein Unfall, Doktor. Das war Mord!“

      „Wie kommen Sie denn darauf? Für mich sieht es nicht danach aus.“

      „Nicht? Und wie hat er sich Ihrer Meinung nach die Wunde am Kopf zugezogen?“

      „Ganz

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