Marsjahr. Sven Hauth

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Marsjahr - Sven Hauth страница 22

Автор:
Серия:
Издательство:
Marsjahr - Sven Hauth

Скачать книгу

Er holte eine wasserstoffblonde Langhaarperücke und zwängte sie auf die Maske. Paul zupfte sein neues Gesicht zurecht. Er sah in den Spiegel und erblickte einen verhärmten Hippie.

      "Wer soll das sein?"

      "Na, Zelda, die Todkranke aus Pet Semetary. Damit läuft garantiert niemand rum. Und dazu..." Mark durchsuchte seinen Kleiderschrank und kam mit einem hellblauen Bademantel zurück. Paul zog ihn über. Der Saum reichte ihm bis Oberkante Kniescheibe. Nun sah der Hippie im Spiegel aus, als sei er gerade aufgestanden.

      "Ich soll als Frau gehen?"

      "Nicht als Frau. Als Zelda. Zelda ist ein anerkannter Horrorcharacter. Gespielt übrigens von einem Mann."

      Mark zog die Schuhe aus und stieg in den einstmals blauen und inzwischen völlig ölverschmierten Overall, den Paul sonst nur an ihm sah, wenn er unter dem Pussy Magnet lag.

      "Ich gehe als psychopathischer Mechaniker", beantwortete Mark Pauls ungestellte Frage. Er nahm eine Maske von seinem Regal, die wie eine Kreuzung aus Werwolf und Frankensteins Monster aussah. Dann verteilte er einige Tropfen Kunstblut auf einen Schraubenschlüssel und verstaute ihn in seiner Brusttasche.

      "Psychopathischer Mechaniker? Aus welchem Film?"

      "Meinem eigenen." Mark griff eine knallgelbe Plastiktüte mit Pennzoil-Aufdruck. "Auf geht's."

      Der Regen war zu einem Nieseln verkümmert. Eine dünne Nebelschicht waberte über dem Asphalt und vermischte sich mit den Dampfschwaden, die aus den Gullis drangen. Der Abend war voll von Kinderstimmen und roch nach feuchtem Rasen. Flackernde Kürbisaugen beobachteten von allen Seiten, wie Paul hinter Mark durch das Wohngebiet stolperte und versuchte, seine Maske auf Augenhöhe zu halten.

      Ein älterer Mann öffnete die erste Tür, an der sie klingelten. Sein mildes Lächeln erstarb beim Anblick von Zelda und ihrem psychopathischen Mechaniker.

      "Trick or Treat", bellte Mark den Mann an und streckte ihm die Pennzoil-Tüte entgegen. Der Alte sah nicht so aus, als würde er sie in nächster Zeit mit Süßigkeiten füllen.

      "Wie alt seid ihr denn?"

      "15", log Mark.

      "Hart an der Grenze für Halloween, oder?"

      "Für Halloween ist man nie zu alt", belehrte Mark, während seine Latexmaske ungerührt die Zähne fletschte.

      "Da bin ich anderer Meinung. Ich glaube, ich hebe meine Treats lieber für echte Kinder auf."

      Die Tür fiel zu. Mark war außer sich.

      "Was zur Hölle ist los mit den Leuten? Wissen die nicht, das Halloween für alle da ist? Wir sollten seinen ganzen Briefkasten mit Kürbismus vollstopfen."

      Sie gingen zum Nachbarhaus. Diesmal stand die Tür bereits offen. Aus dem Inneren kamen trampelnde Geräusche.

      "Hallo?", rief Paul in die Leere.

      Mark schnüffelte. "Riecht irgendwie angebrannt. Hey, schau mal." Er zeigte nach unten. Auf der Türschwelle verteilt lag ein Häufchen Naschkram. "Nehmen wir die mit?"

      "Die liegen auf dem Boden, Mark."

      "Aber die meisten sind eingepackt."

      Noch bevor Mark sich bücken konnte, tauchte plötzlich eine Frau vor ihnen auf. Ihre Augen sahen aus, als würde sie jeden Augenblick zu weinen anfangen.

      "Tut mir leid, Leute, ist gerade etwas unpassend." Sie fegte die Süßigkeiten mit dem Fuß zur Seite und machte ihnen die Tür vor der Nase zu.

      "Greg? Greg!?!" hörten sie die Frau im Haus rufen, und es klang, als würde sie nun tatsächlich weinen.

      "Spinnen die heute alle?" Mark zerknüllte die immer noch leere Sammeltüte und stopfte sie in eine der hundert Taschen seines Overalls.

      "Hoffen wir, dass sie ihren Greg findet."

      "Wahrscheinlich ihr Lover, der sie hat sitzen lassen."

      Drei Versuche später war die Pennzoil-Tüte immer noch leer. Eine Gruppe Grundschüler lief an ihnen vorbei. Ihr aufgeregtes Gegacker und die prall gefüllten Beutel zeugten von größerem Erfolg. Paul gähnte.

      "Wir hätten uns in deinem Laden eindecken sollen. Ihr verkauft doch den ganzen Kram."

      "Meinst du, ich kann mich da einfach selbst bedienen? Außerdem sind die guten Sachen alle schon ausverkauft."

      "Vielleicht werden wir tatsächlich zu alt für so was", sagte Paul.

      "Unsinn. Nächster Vers–"

      Irgend etwas kam aus der Dunkelheit angeschossen und prallte gegen Paul, der fast das Gleichgewicht verlor. Instinktiv klammerte er sich an Mark fest, und für einen surrealen Moment hielten sich die todkranke Zelda und der psychopathische Mechaniker in inniger Umarmung. Vor ihnen stand eine geschrumpfte Version des Leibhaftigen.

      "Alter, mach die Augen auf", tadelte Mark den kleinen Teufel. "Was ist los mit dir?"

      "Halloweenkostüm", sagte der Junge und reckte seinen Dreizack triumphierend in die Höhe. Dann erkannten sie den Helm mit dem gelben Blitz.

      "Alter, ich fass es nicht. Das ist Special Ed!" Mark klopfte auf den Helm, als könnte er damit Eds Echtheit überprüfen.

      "Wie hat der uns gefunden?", fragte Paul.

      "Das ist Ed, Mann, der findet uns überall. Nicht wahr, Ed?"

      Ed nickte.

      "Weiß deine Mutter, dass du hier bist?"

      Ed behielt sein Nicken bei.

      "Na, ich weiß nicht. Bringen wir ihn besser nach Hause", sagte Paul.

      "Ja. Nein!" Marks Augen funkelten und fokussierten einen Punkt in weiter Ferne, ein klares Indiz dass in diesem Moment eine weitere seiner halb garen Ideen das Licht der Welt erblickte.

      "Überleg mal. Ed ist unsere Chance. Wenn einer als Mitleid erregendes Kind durchgeht, dann er."

      "Du willst ihn für uns sammeln lassen?"

      "Na klar. Der wird richtig abkassieren. Willst du uns helfen, Ed? Du magst doch Schokolade, oder?"

      Eds Dauernicken wurde noch eine Spur begeisterter. Er richtete seinen Dreizack auf ein Haus, auf dessen Veranda einer dieser billigen Plastikkürbisse leuchtete, die sich Leute kauften, die keine Lust hatten, das Original auszuhöhlen.

      "Das da? Cool, dann los. Das Haus ist fällig."

      Mark griff Eds knotigen Ellbogen, drückte ihm die Plastiktüte in die Hand und führte ihn bis vor die Haustür.

      "Wenn jemand öffnet, sagst du nur Trick or Treat, nichts weiter, okay?"

      Ed nickte. Mark drückte auf den Klingelknopf und sprintete zurück zu Paul. Gemeinsam duckten sie sich hinter der Hecke, die die Grundstücksgrenze markierte und scheuchten eine dort jagende Katze in die Flucht. Durch die Lücken des Buchsbaums sahen sie Ed von einem Bein aufs andere treten

Скачать книгу