Unbewältigte Vergangenheit. Henry Kahesch
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„Prima Heller, da haben wir ja den Fall professionell aufgegriffen. Gut so und wenn wir mehr über einen Friedrichs wissen, knöpfen wir uns den ohne Umschweife vor.“ Das sagte er so engagiert, dass seine beiden Nasenflügel sich aufblähten.
„Unbedingt“, konstatierte Degoth, „die Spurensicherung ist das A und O. Aber dies, Scholtysek, wissen sie ja sicher selbst am Besten.“ Ein Lächeln zog über sein Gesicht, spitzbübisch und er presste seine Lippen zusammen, dass nur noch ein schmaler Strich davon zu erkennen war. Sie beendeten ihre Überlegungen. Schließlich war es weit über zwanzig Uhr geworden. Da hatte der Sommer doch große Vorteile! Einer zusätzlichen Erläuterung bedurfte es nicht. Morgen, so verabredeten sie, wollten sie sich um zehn Uhr im Präsidium Bergen wieder zusammen setzen. Dann, so erhofften sie, lägen wohl weitere Erkenntnisse vor, die Ermittlungen in verschiedenen Richtungen ermöglichen würden. Er, Degoth, wollte natürlich dabei sein, so war es mit dem Kriminaloberrat Scholtysek besprochen. Zehn Uhr war auch eine passable Zeit, sagte er sich, so dass sie nicht allzu früh auf die Insel kommen mussten.
Mittwoch, 30. Juli 2008
Als der Wecker läutete lag Michel Degoth bereits wach in seinem Bett. Er kniff seine Augen, noch unentschlossen, ob er wach werden wollte oder nicht, fest zusammen. Dabei fragte er sich, ob er aufstehen sollte oder ..... Chantal, die neben ihm im Bett lag, schlief noch selig. Als nächster Gedanken kam ihm gleich das gestrige Geschehen wieder in den Sinn. Nicht zuletzt deshalb, weil er schließlich in den Rügener Kriminalfall professionell eingebunden wurde. Er lächelte, denn er wusste, dass er es mal wieder drauf angelegt hatte beteiligt zu werden. Bei der umfangreichen Sachlage, befand er, sei es ja eine spannende Geschichte. Gott sei Dank hatte er eine ruhige Nacht. Jetzt blinzelte er in den noch halbdunklen Raum und erinnerte sich sofort an den bevorstehenden Termin mit Kriminaloberrat Scholtysek. Schleunigst stieg er, dadurch angespornt, aus seinem Bett. Etwas schlaftrunken torkelte er ins Bad. Wortkarg wie er morgens stets war, freute er sich alleine seine Morgentoilette verrichten zu können. Doch gerade zurück im Zimmer, schwankte ihm Chantal doch schon entgegen. Sie war eben aufgestanden. Als er bemerkte, dass sie im schlaftrunkenen Zustand beinahe gegen die Tür zu schlagen drohte, hielt er ihr schnell die Badezimmertür auf, sie flüsterte bloß: „Danke Chérie!“ Denn sie war der Meinung, er wollte bloß, wie immer, höflich sein. Jetzt lächelte er sie an, sagte aber keinen Ton. Es dauerte heute nicht so lange wie sonst, gerade mal dreißig Minuten, bis sie wieder vor ihm stand. Und kurz danach verließen sie schweigsam das Hotel.
Das Restaurant gegenüber lag schon in der frühen Morgensonne. Mitteilsam war Degoth heute während des Frühstückes wirklich nicht. Aber auch seine Frau schaute ihn bloß, mit der ihr morgens eigenen Mimik, von der Seite an. Nachdem sie ihr Frühstück beendet hatten, standen sie lakonisch auf und nahmen den Weg zum Parkplatz. Ihren Sportwagen sahen sie bereits von Weitem. Im Grunde war es etwas zu früh schon nach Bergen zu fahren. Denn gerade schlug die Uhr des Kirchturms viertel vor neun. Schließlich war der vereinbarte Termin mit Scholtysek erst für zehn Uhr angesetzt. Doch Michel wollte pünktlich sein. Gerade beim ersten Termin, sagte er sich.
Der Chefermittler Scholtysek stieg gerade aus seinem Wagen, als der flotte Sportwagen von Degoth um die Ecke bog. Der sportliche Sound erzeugte seine Aufmerksamkeit, deshalb drehte er sich um und sah seinen Co – Ermittler. Der wiederum erkannte an der spezifischen Autonummer, dass es sich um ein Dienstfahrzeug vom Kriminaloberrat handelte. Aufeinander zugehend, begrüßten sie sich freundlich.
„Gehen wir zunächst in mein Büro Degoth“, sagte Scholtysek und räusperte sich.
„Meine gute Seele wird den Kaffee schon bereit halten“, schob er nach.
Chantal ging derweil ihrem großen Hobby nach. Sie „bummelte“ vergnügt durch die Fußgängerzone.
Heller, der erste Offizier, wartete schon im Besprechungszimmer. Mit dabei war sein Mitarbeiter und Kollege, Kriminaloberkommissar Heinz Christmann. Er war der zweite Polizeioffizier, der im Präsidium kurz als KOK bekannt war. Den guten Morgenkaffee von Frau Ruth Ofenloch, der Chefsekretärin, tranken sie genüsslich. Dabei erörterten sie die Vorfälle von gestern. Skelett, Tage davor die Leiche, die mysteriösen Kerle auf dem Steg und schließlich der verlotterte Mann auf der Uferpromenade der Degoth um Hilfe bat. Gerade warteten sie auf erste Ergebnisse der Rechtsmedizin, damit der Fall oder waren es gar mehrere unterschiedliche Fälle, sinnierten sie immer wieder, zielgerichtet angegangen werden konnte.
„Also gehen wir rüber Degoth. Ich hoffe, dass Heller und Christmann weitere Ergebnisse vorlegen können.“
Als sie den Besprechungsraum betraten standen die beiden Offiziere am Fenster und unterhielten sich angeregt.
„Das ist Kriminaloberkommissar Christmann. Als Stellvertreter von Kriminalhauptkommissar Heller und selbständiger Gruppenführer, haben wir gestern noch verabredet, dass er ebenfalls von Beginn an in den Fall eingebunden sein soll.“
„Macht Sinn!“, nuschelte Degoth in die Runde, als wäre er schon Jahre im Team.
Sie erfuhren, dass von der Rechtsmedizin noch keine verwertbaren Spuren vorlagen. Schon gestern, als sie sich darüber unterhielten, hatten sie nur vage Hoffung gehegt, dass heute in der Frühe schon etwas verwertbares vorliegen könnte.
„Da haben wir Pech. Ich kenne die Probleme seit Jahren. Es brennt uns zwar stets auf den Nägeln, aber es muss schließlich auch Hand und Fuß haben. Obwohl die Spürnase auf Sturm steht“, beschwichtigte Heller, der spürte, dass es einer Erklärung bedurfte. Das verstand auch Degoth. Und er meinte: „Sollten wir nicht mal selbst bei dem Leiter der Rechtsmedizin vorsprechen?“
„Hat wenig Sinn. Es ist so. So schnell schießen die Preußen halt doch nicht, mein lieber Degoth. „Mischte sich Scholtysek ein und grinste ihn süffisant an.
„Im Übrigen kenne ich den Kollegen dort sehr gut. Er ist mein Pedant in der Rechtsmedizin, allerdings auch der Zuverlässigste den ich kenne. Also, keine Sorge was das betrifft. Wir erhalten die Ergebnisse schon. Und pingelig wie er ist, exakte.“ Drückte er dann geflissentlich nach. Scholtysek bat Heller zu berichten, was sich in den ersten beiden Stunden dieses Arbeitstages sonst ermitteln ließ. Schnell stellte sich heraus, dass die Wasserschutzpolizei den Eigentümer des Liegeplatzes ermitteln konnte. Zumindest namentlich. Ein Kollege bestätigte später, dass es in der Tat einem gewissen Friedrichs gehöre. Er hätte ihn schon mehrmals, soweit er sich erinnern könne, immer vom Landesteg Richtung Nationalpark Jasmund fahren sehen. Diese Erkenntnis half so gesehen allerdings auch nicht viel weiter.
„Nun gut“, räusperte sich Scholtysek nach einer Schweigeminute“, aber er muss doch eine Adresse haben, einen ständigen Wohnort oder so, wenn er als Eigentümer eingetragen ist.“
Christmann schaltete sich ein: „Ja, die wurde gerade durchgegeben. Es ist tatsächlich eine Adresse im Nationalpark.“
„Was heißt Nationalpark? Das erstaunt mich irgendwie. Erst kürzlich erfuhr ich, dass dort keine Menschenseele wohnt! Geht er dort einer Arbeit nach? Wenn ja, welcher? Also, sputen sie sich und finden es schleunigst heraus, meine Herren. Schließlich könnte es ein konkreter Ansatz für die weiteren Ermittlungen ergeben.“
Das wollte und konnte sich Degoth nun nicht mehr mit anhören. Er ergriff unaufgefordert das Wort:„Glauben sie wirklich, dass der Nationalpark Jasmund als Tatort eine Rolle spielt?“
„Das ist nicht ausgeschlossen, wir müssen allen Hinweisen auf den Grund gehen. Das müssten sie doch wissen ....... Sherlock Holmes!“, gab der Polizeichef zu Besten.
Es brach zwar ein schallendes Gelächter aus, aber