Aidan und die Meerjungfrau. Albertine Gaul

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Aidan und die Meerjungfrau - Albertine Gaul

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holte er seine Präparate aus dem Schrank im hinteren Teil des Raums und baute sie auf dem Pult auf. Er verteilte Proben der Pilze auch auf die Tische, an denen die Kinder saßen und wartete dann auf seine Schüler. Draußen waren Wolken aufgezogen und tauchten den Raum in ein düsteres Zwielicht. Es wird regnen, dachte er versonnen. Regen wäscht alles rein!

      Aidan überlegte gerade, seine Schüler zu suchen, als die Tür aufgerissen wurde. Laut schwatzend stoben die sechs Kinder des Grafen in den Raum.

      „ Was machen wir heute“, fragte Bean, der Jüngste und quetschte sich an seiner älteren Schwester Coira vorbei. „ Ah, Pilze. Langweilig, total langweilig“, meinte er mit einen Blick auf die Exponate, die auf dem Pult standen.

      „ Heute nehmen wir die Pilze und deren Wirkung auf den menschlichen Körper durch. Das ist ein wichtiger Teil der Kräuterkunde,“ erklärte Aidan ihnen, seine Schüler waren aber nicht gewillt, ihm zuzuhören. Bean zog seiner Schwester Coira an den langen Haaren, worauf sie mit ihrer Schiefertafel auf ihn zielte. Scheppernd flog sie an seinem Kopf vorbei und landete zerberstend an der hinteren Wand. Tausende spitze Scherben spritzten in alle Richtungen.

      „ Coira, womit willst du jetzt schreiben“, wies sie Aidan streng zurecht. „ Ruhe bitte! Der Unterricht hat begonnen.“ Aber die Grafenkinder hörten nicht auf ihn und schwatzten weiter.

      Nur mit Mühe gelang es Aidan die Kinder zur Raison zu bringen, was nicht hieß, dass sie auch im Unterricht mitmachten. Seoc, der Älteste der Kinder, kritzelte Wörter auf seine Tafel, die nichts mit Pilzen zu tun hatten. Offenbar hatte er beim letzten Burgfest ein Mädchen kennengelernt, welchem er nun Liebesbriefe schrieb. Aidan erkannte einzelne Worte und er fragte sich, woher der Junge die Frechheit nahm, derart obszön zu schreiben. Immerhin war er erst fünfzehn und schrieb schon von heißen Schäferstündchen, wie der beste Minnesänger, den Aidan kannte.

      Brenda, die Zweite der Grafenkinder, nutzte die Proben, um ihre Geschwister zu beschießen, die sich lauthals beschwerten und ebenso zielsicher zurück feuerten. Die Zwillinge Deirdre und Eara waren die einzigen, die sich die Proben zumindest etwas genauer ansahen. Aber gelangweilt legten sie sie kurz darauf wieder weg und blickten Aidan abwartend an.

      „ Pilze sind Drogen“, begann Aidan mit lauter Stimme in dem Tumult. „ Sie haben eine Bewusstseinserweiternde Wirkung und können zur Heilung verschiedener Krankheiten genutzt werden.“ Je länger er redete, desto ruhiger wurde es im Raum und Aidan konnte seinen Unterricht endlich fortsetzen.

      Nach der Kräuterkunde stand Alchimie auf dem Stundenplan. Aidan erklärte den Kindern, wie man aus Blei Gold machen konnte. Dazu mischte er verschiedene Metalle mit Säuren und Pulvern. Dann erhitzte er das Ganze, rührte es kräftig durch und als es wieder abkühlte, lag ein glänzendes Körnchen Gold in seinem Glas.

      Eifrig wollten es die Kinder nun auch ausprobieren und mischten die verschiedenen Substanzen. Was dann dabei schief ging, konnte Aidan hinterher nicht mehr sagen, aber die Mischung von Seoc flog mit einen riesen Knall in die Luft. Rauch wallte auf und als er sich gelegt hatte, waren der Raum und der Junge mit dicken Ruß bedeckt. Zum Glück blieben die Kinder unverletzt, auch wenn sie sich heftig bei Aidan beschwerten. Sie warfen ihm vor, sie mit diesen Experimenten töten zu wollen. Was Aidan heftig verneinte. Den restlichen Vormittag musste er seinen Unterricht in dem Raum, der nebenan lag, halten.

      Der übrige Tag verlief für Aidan besser, denn Dichtkunst und Rechnen waren eher nach dem Geschmack seiner Schüler und auch ungefährlicher als Alchimie. Daher hörten sie wenigstens zu.

      Zum Mittagessen kehrte Aidan in die Burgküche zurück. Cadha war nicht dort, was ihn sehr freute. Es verschaffte ihm den Aufschub, den er brauchte ,um die Wünsche der Alten zu erfüllen. Nach seinem dürftigen Mahl, aus den Resten von Braten und Kuchen der hohen Herrschaften oben im großen Saal, nutzte Aidan die Zeit, draußen in dem Burggarten die Kräuter zu sammeln, die er für den Liebestrank brauchen würde. Er hoffte nur, dass die Alte ihn nicht an ihm ausprobieren wollte. Der Zauberer war nicht sehr erpicht auf ein Schäferstündchen mit der alten Magd. Zu Frauen hatte er sowieso ein zwiespältiges Verhältnis, denn bisher schien sich keines der jungen Mädchen für ihn näher zu interessieren. Ob das an seiner dunklen Kleidung lag oder seinem Beruf, konnte er nicht genau sagen. Was ihm im Grunde nur Recht war, denn seit seiner Kindheit liebe er heimlich ein rothaariges Mädchen, das er am Strand kennengelernt hatte und von dem er Nacht für Nacht träumte. Ob sie real war, wusste er bis heute nicht zu sagen. Aber er wünschte es sich und hoffte sie irgendwann zu wieder treffen.

      Er erinnerte sich, dass seine Mutter ihm früher immer von Meerjungfrauen erzählt hatte. Eine Frau mit Fischschwanz, das wäre es, dachte er. Genauso ein Außenseiter wie er und exotisch dazu. Ob es sie gab, bezweifelte er nur selten, auch wenn sein Vater immer gemeint hatte, seine Mutter würde ihn verweichlichen mit diesen Geschichten. Aidan sehnte sich nach einem Wesen, welches ihm ähnlich und bereit war, sein Leben mit ihm zu teilen. Bisher hatte er dieses Wesen noch nicht gefunden.-

      Kaum war er wieder in der Burg, ließ man ihm ausrichten, der Fürst wünschte ihn zu sprechen. Erstaunt und überrascht machte er sich sofort auf den Weg hinauf in die Privatgemächer der fürstlichen Familie. Den Fürsten fand er in dem kleinen Audienzsaal, den er nur für besondere Besprechungen nutzte.

      „ Kommen Sie herein, Herr Aidan. Setzen Sie sich. Möchten Sie etwas trinken?“ Der Fürst, ein rundlicher Mann Anfang der fünfziger, deutete auf den Sessel vor ihm.

      „ Danke, nein. Sie ließen nach mir rufen“, fragte Aidan neugierig und etwas besorgt.

      „ Ja, ich muss mit Ihnen sprechen. Wie Sie wissen, war ich immer mit ihrer Arbeit hier sehr zufrieden. Leider haben sich die Umstände geändert, so dass ich ihre Tätigkeit hier nicht mehr brauche“, begann der Fürst und blickte ihn ernst an.

      „ Sie entlassen mich“, rief Aidan. Damit hatte er nicht mal in seinen kühnsten Träumen gerechnet.

      „ Ja, ich muss. Mein Ältester reist schon morgen zu meinem Schwager auf Burg Falkenstein. Er wird dort zum Ritter ausgebildet. Und Brenda hat einen netten Mann in Aussicht. Ende des Jahres wird die Hochzeit sein. -Die anderen Kinder haben nun genug gelernt, so dass ich leider keine Verwendung mehr für Sie als Lehrer habe.“ Der Fürst rieb sich nachdenklich das Kinn. „ Sie verstehen, es fällt mir nicht leicht. Aber ich sehe keine andere Möglichkeit.“

      „ Wann…wann endet meine Tätigkeit hier“, fragte Aidan geknickt. Er war verzweifelt, denn wo sollte er so schnell eine neue Anstellung her bekommen?

      „ In einer Woche. Ich zahle Ihnen auch noch das ausstehende Gehalt. Es tut mir wirklich leid.“ Der Fürst lächelte ihn entschuldigend an, blieb aber bei seinen Worten.

      Aidan nickte. „ Nun gut. Ich packe meine Sachen.-Wollen Sie es sich nicht noch mal überlegen“, fragte er, hoffend, doch noch bleiben zu können.

      „ Sie haben noch einige Tage Zeit. Ich hoffe, Sie bleiben zum Erntedankfest Ende der Woche“, fragte der Fürst, ohne auf Aidans Bitte einzugehen.

      „ Sicher. Danke.“ Wie ein geprügelter Hund verließ Aidan den Fürsten. Wieder mal hatte er eine Lehreranstellung verloren. Nicht das erste Mal und ,vermutlich, auch nicht das letzte. Er fragte sich, was er falsch machte, das seine Anstellungen immer schon nach kurzer Zeit endeten? Lag es an ihm oder an den Umständen, die momentan herrschten. Man munkelte von Krieg an der Grenze und den Überfall finsterer Horden. Immer wieder ließ der König seine Untergebenen zu den Waffen rufen und auch die Fürsten auf ihren Burgen waren verpflichtet, ihm zu folgen. Taten sie dies, benötigten sie erstmal keinen Lehrer mehr.

      Ich bin ein miserabler Zauberer, und ein noch schlechterer Lehrer, dachte er. Vielleicht sollte

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