Aidan und die Meerjungfrau. Albertine Gaul
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„ Ja, ich benötige eine neue Anstellung. Kennst du keinen Grafen oder Fürsten, dessen Kinder Unterricht brauchen“, fragte Aidan den Krieger, wenn er auch nur wenig Hoffnung hatte, dass Caoilte ihm helfen konnte.
„ Ich dachte, du hasst diese Arbeit, Aidan? Du bist Zauberer, was gibst du dich mit den rotznäsigen Kindern reicher Leute ab“, erkundigte sich dieser mitfühlend.
„ Ich muss doch auch leben? Einen Zauberer braucht zurzeit niemand. Schon gar keinen wie mich.“ Aidan seufzte traurig.
„ Ich habe da etwas für dich, alter Kumpel. An der Küste wird eine Schule für Zauberer eröffnet. Wenn ich mich recht entsinne, liegt sie auf meinem Weg. Komm doch mit und sieh sie dir an.“
„ So eine wie die Heldenschmiede“, fragte der Zauberer und erinnerte sich plötzlich wieder an Caoiltes Worte von gestern. In der Schmiede hatte er das Handwerk zum Helden gelernt.
„ In etwa. Nur für Zauberer, eben. Wenn dich der Fürst gehen lässt, begleite ich dich bis zur Küste“, bot der Krieger großmütig an.
„ Das ist nett. Danke.“ Aidan war erleichtert. Ein Zauberer, der nicht als Zauberer arbeiten durfte oder konnte, war kein richtiger Zauberer. Das hatte schon immer sein Meister gesagt, bei dem er gelernt hatte. Und Aidan nahm diese Worte richtig ernst. Er hatte nie etwas anderes gewollt, als Zauberer zu sein. Daher war er dankbar für Caoiltes Tipp.
„ Nach dem Erntefest endet meine Anstellung. So lange muss ich noch bleiben“, erklärte er.
„ Ich habe Zeit, Aidan. Mich treibt nichts. Und hier ist es auch nett, wenn mir auch die Abenteuer fehlen.“ Caoilte grinste breit.
„ Ich bin froh, dich getroffen zu haben. Ich habe mir schon echt Sorgen gemacht, wohin ich als nächstes gehen werde. Der Winter naht und ein warmes Plätzchen am Ofen wäre mir schon Recht.“
„ Du könntest zu deiner Familie gehen“, meinte Caolite.
„Nein, seitdem mein Vater, Solas der jüngere, verstorben ist, ist alles anders geworden. Neil und Enra haben eigene Familien gegründet, die brauchen kein Maul mehr, das sie stopfen müssen. Und meine Mutter Nala lebt wieder bei ihrer Schwester. Du erinnerst dich an sie“, fragte er seinen Freund aus Kindertagen.
„ Sicher. Wie könnte ich deine Tante Deidre vergessen? Sie hat mir den Umgang mit dem Schwert gezeigt. Ich fand schon damals, sie ist fast eine Amazone“, lachte Caoilte und deutete auf sein Schwert. „Eine starke Kämpferin. Fast unbesiegbar.“
„ Ja. Und backen konnte sie auch. Apfelkuchen“, meinte Aidan ,genüsslich an ihren Kuchen denkend. „ Es gibt in meiner Familie keinen Platz mehr für mich. Leider! Daher muss ich für mein Brot arbeiten!“
„ Wer muss das nicht.-Hast du ein Pferd“, erkundigte sich Caoilte.
„ Ja, der Fürst hat mir eins seiner Pferde überlassen. Dann reiten wir nach dem Fest“, fragte Aidan sicherheitshalber mal nach.
„ Ja. Ich bin froh, wenn ich wieder unterwegs bin. Auch wenn mich dieses Dorf an unsere Heimat erinnert.“
„ Mich auch. Dann sehen wir uns in einigen Tagen. Reite nicht ohne mich, ja“, bat Aidan eindringlich.
„ Nein, keine Angst, Aidan“, lachte Caoilte. „Wie gesagt, ich habe Zeit.“
Der Tag des Erntedank- und Herbstfestes kam viel schneller, als Aidan gedacht hatte und mit ihm der Abschied von der Familie des Fürsten ,die ihm, trotz allem, ans Herz gewachsen war.
Traurig verstaute Aidan ,vor der Feier in der großen Halle ,seine Sachen in die Satteltaschen. Er wollte noch vor dem Ende des Festes die Burg verlassen haben. Abschiede waren nicht unbedingt seine Sache. Viel lieber fing er irgendwo neu an, mit allen Hoffnungen und Bangen.
Gegen Mittag begannen dann endlich die Feierlichkeiten. Der ganze Festsaal war mit buntem Herbstlaub und Früchten geschmückt. Getreidegarben und Feldfrüchte zierten die lange Tafel in der Mitte des Saals. Die Tische bogen sich unter den Speisen, die der Fürst hatte zubereiten lassen.
Nachdem Aidan sich gesetzt hatte, betrat der Fürst, Joslin von Adlernase, mit seiner Gemahlin, Liadan, den Saal. Hinter ihm ihre fünf Kinder, denn Seoc weilte noch immer auf einer anderen Burg und war nicht mit dabei. Nachdem die Familie Platz genommen hatte, stimmte ein Barde ein fröhliches Lied an, „So lasset uns heute fröhlich feiern“, und die Dienstboten versammelten sich neben den Eingängen, um den Segenswünschen ihres Dienstherren zu lauschen.
Kaum war das Lied zu Ende, erhob sich der Fürst und dankte den Göttern Juno und Juna für die diesjährige und bat für das kommende Jahr um eine reichliche Ernte. Dann hob er das Glas mit rotem Wein und eröffnete das Schmausen.
Die Mägde aus der Küche trugen die Speisen auf, Fleisch, Gemüse, exotische Früchte und Kuchen. Auch Aidan genoss das gute Essen. Musste er sich ansonsten mit den Resten begnügen, hatte er diesmal die Auswahl.
Satt und zufrieden verließ er dann am späten Nachmittag die Burg. Nur wenige sahen seinen Weggang und wünschten ihm eine gute Reise. Darunter auch Cadha, die sich nochmals für ihren Liebestrank bedankte.
„ Er hat gewirkt,“ zwinkerte sie ihm zu. „ Ich wünsche dir Glück, Magier. Egal, wohin du gehst.“
„ Danke. Dir ein langes Leben“, wünschte ihr Aidan erleichtert.
Mit seinem Pferd am Zügel machte sich Aidan auf den Weg hinunter zum Dorf. An der Schenke am Ende des Dorfes wartete schon Caoilte auf ihn. Er hockte neben seinem Pferd und blickte wachsam zur Straße.
„ Eine schöne Feier gehabt“, fragte er ihn ohne Neid.
„ Ja. Ich habe dir etwas Fleisch mitgebracht. Sollst auch nicht leer ausgehen. Hat mir die alte Cadha eingepackt. Hier.“ Er reichte dem Recken das eingewickelte Päckchen.
„ Beeilen wir uns, hier weg zu kommen. Ich möchte heute Nacht in einem warmen Gasthaus schlafen“, sagte Caoilte und schwang sich auf sein Pferd.
Die Hufe klapperten laut in dem stillen Ort, als sie ihn verließen. Hinter dem Dorf lagen die abgeernteten Felder und dann der große Forst, der den Dörflern und dem Grafen das Holz zum Heizen der Häuser lieferte. Während ihres Rittes durch den Wald sprachen sie nur wenig miteinander. Aidan dachte an die vergangenen zwei Jahre, die er auf der Burg , hoch oben über dem Dorf, verbracht hatte. Es war nicht immer leicht gewesen mit den Kindern des Fürsten, aber irgendwie mochte er sie doch und hoffte, dass sie ihren Weg finden würden. So wie er jetzt.
„ Hinter dem Wald liegt eine Kreuzung und ein Gasthaus. Dort möchte ich die Nacht verbringen“, ließ sich nach einer Weile des Schweigens Caoilte vernehmen. Aidan schreckte aus seinen Gedanken und hob fragend den Kopf.
„ Einverstanden. Es wird bald schon dunkel und hier im Wald zu schlafen kann ich mir nicht vorstellen“, meinte er und blickte sich skeptisch um. Hohe Bäume und dichtes Gestrüpp säumten ihren Pfad und ließen ihn nur erahnen.
„ Dann komm. Treib dein Pferd an. Es ist noch ein gutes Stück zu reiten.“ Im scharfen Galopp folgten sie den gut sichtbaren Weg, der