Aidan und die Meerjungfrau. Albertine Gaul

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Aidan und die Meerjungfrau - Albertine Gaul

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sie wären über den Fluss vorgedrungen?“

      „ Mein Bruder ist in der Schlacht um Soveig gefallen. Sein Kumpel hat es bis in die Berge geschafft. Er berichtete mir davon“, erklärte der Angesprochene.

      „ Ich sage Euch, der Kumpel eures Bruders lügt. Soveig steht noch und einen Kampf hat es nicht gegeben“, erklärte der große Krieger. „ Meine Quelle ist verlässlich.“

      „ Seid ihr sicher“, fragte der Holzfäller erstaunt und stupste seinen Kumpel an.

      „ Absolut.“ Caoilte kehrte den Männern den Rücken zu und setzte sich wieder zu Aidan.

      „ Wieso streuen sie Gerüchte“, fragte der leise.

      „ Geld, Macht“, antwortete sein Begleiter. „ Irgendwer versucht die Fronten gegeneinander auszuspielen. Ich habe noch nicht herausgefunden wer.“

      „ Wirst du an die Grenze reisen, um zu kämpfen“, fragte ihn Aidan neugierig.

      „ Wenn der König mich ruf, folge ich“, sagte Caoilte bestimmt. „ Bisher hat er nicht gerufen, Aidan. Daher steht es mir frei, dorthin zu gehen wo ich will.“

      „Reiten wir heute noch weiter.“ Aidan deutete mit dem Kopf auf die Holzfäller, an deren Tisch nun ein Streit ausgebrochen war. Der Zauberer hatte nicht mitbekommen, um was es ging, aber den Gesten nach zu urteilen um das Gespräch welches sie mit Caoilte geführt hatten. Wütend schlug einer der Männer auf den Tisch, worauf ihm der andere seinen Bierkrug ins Gesicht schüttete. Eine Rangelei entstand, die von den anderen beiden Holzfällern nur mit Mühe geschlichtet werden konnte.

      „ Es ist schon dunkel draußen, mein Freund. Essen wir und legen uns dann hin. Ich möchte morgen in aller Frühe weg“, meinte Caoilte mit Blick durch das kleine Fenster vor ihm.

      Aidan war das nur Recht, noch eine Nacht in Kälte und Nässe war ihm zutiefst zuwider. Lieber blieb er hier, auch wenn die rauen Gesellen am Nebentisch ihn nervös machten. Mit einem Auge auf sie, verspeiste er seinen Hammeleintopf mit Brot, welchen ihm der Wirt gebracht hatte.

      Der Eintopf wärmte ihn so richtig durch und das Bier sorgte für die nötige Müdigkeit. Satt und zufrieden verschwanden die beiden Freunde auf ihr Zimmer. Kaum war Aidan ins Bett gefallen, schlief er schon erschöpft ein.

      Mitten in der Nacht weckte ihn ein Geräusch und zuerst glaubte er sich verhört zu haben. Doch dann war es wieder da, ein leises Kratzen und Scharren an seiner Tür. Wachsam und angespannt blieb er liegen, immer noch auf die Geräusche draußen lauschend. Erneut hörte er ein Schaben, dann einen unterdrückten Fluch. Energischer rüttelte jemand an der Tür und Aidan hatte die Nase voll. Mit klopfenden Herzen, einem bitterbösen Zauberspruch auf den Lippen schlüpfte er lautlos aus dem Bett und huschte zur Tür.

      Dahinter konnte er leise Atemgeräusche hören. Wieder versuchte diese Person den Riegel zu knacken, den Aidan innen vorgelegt hatte, als er ins Bett ging. Die Tür knarrte, aber der Riegel hielt.

      „ Wer da“, Aidan wurde es nun zu viel und so schnauzte er den unbekannten Angreifer durch die geschlossene Tür an. „ Ich verwandele dich in eine Kröte, wenn du in mein Zimmer kommst, Mistkerl.“

      Ein erschrockenes Aufkeuchen war zu hören, dann hastige Schritte, die sich eilig entfernten.

      Aidan wartete noch einen Augenblick, bis er sicher war, dass der Unbekannte nicht mehr vor seiner Tür hockte, dann schlüpfte er wieder zurück in sein Bett. Diesmal schlief er ungestört bis zum Morgen, als ihn Caoilte mit energischen Schlägen gegen seine Tür weckte.

      „ Aufstehen, Aidan. Es geht weiter“, rief er.

      „ Schon? Es ist gerade so gemütlich im Bett“, gähnte der Zauberer. Mühsam krabbelte er aus seinem warmen Lager, kleidete sich an und folgte Caoilte in den Schankraum. Dort brannte wieder ein Feuer und die Frau des Wirtes, eine dralle dunkelhaarige Schönheit mit traurigen Augen bereitete ihnen ein Frühstück zu. Kurz fragte sich Aidan warum sie so schaute, aber sein Hunger war größer und er vergaß seine Überlegungen wieder.

      Nach Eiern mit Speck drängte der große Krieger zum Aufbruch. Aidan überlegte, ob und was Caoilte von dem nächtlichen Spuck mitbekommen hatte, dass er das gastliche Haus so schnell wie möglich verlassen wollte.

      „ Was ist los mit dir“, fragte er ihn daher im Stall, als sie die Pferde sattelten.

      „ Nichts. Es wird nur Zeit weiterzureiten. Der Weg zur Küste ist lang und der Winter naht. Sehen wir zu, dass wir die nächste Herberge noch vor der Dunkelheit erreichen“ erklärte Caoilte kurzangebunden.

      „ Denkst du, wir schaffen die Strecke“, fragte Aidan zweifelnd.

      „ Sicherlich. Rede nicht so viel, steige auf und dann los.“ Caoilte führte sein Pferd aus dem Stall, schwang sich in den Sattel und galoppierte davon. Aidan folgte ihm langsamer, immer noch über die Dinge der Nacht nachdenkend.

      „ Was zögerst du, Aidan? Das nächste Gasthaus wird sicher besser“, rief ihm der Krieger über die Schulter zu.

      „ Warte, ich komme ja schon.“ Aidan gab seinem Pferd die Sporen und so verließen sie das kleine Dorf. Die Ereignisse der Nacht verblassten mit dem ersten Sonnenlicht und der Zauberer fragte sich, ob er nicht alles nur geträumt habe.

      Erst am Mittag erzählte er Caoilte davon. „ Es ist schon verrückt. Jemanden in eine Kröte zu verwandeln, habe ich noch nie gemacht. Aber ich hätte es getan, wenn er nicht verschwunden wäre.“

      „ Dachte mir, dass du davon erzählst. Ich war wach heute Nacht und habe gehört, dass jemand versuchte in unsere Zimmer zu kommen. Die Holzfäller vielleicht? Daher ist es besser, so viel Strecke zwischen uns und sie zu bringen wie möglich.“ Caoilte wirkte nachdenklich, aber nicht beunruhigt.

      „ Warum hast du nichts gesagt? Ich dachte, du schläfst“, fragte Aidan erstaunt.

      „ Ich bin ein Krieger, Aidan. Ich schlafe immer mit dem Schwert im Bett. Es sei denn, eine Frau nächtigt neben mir. Dann nicht!“ Er lachte rau. „ Die Typen gestern waren mir nicht geheuer, die führen etwas im Schilde, das konnte ich spüren.“

      „ Ich hoffe, wir sind sie los“, seufzte Aidan. „ Ich hasse Kampf.“

      „Wir sind weit gekommen. Heute Nacht schlafen wir in Pimpfort, einer kleinen Stadt am Fluss Leehn. Bis zur Küste ist es dann nicht mehr weit.“ Caoilte deutete auf den Weg, der wieder durch Wald führte. Krumme, blattlose Bäume säumten die gepflasterte Straße und bildeten ein Dach gegen den Regen, der erneut einsetzte. Tiefe Spuren in den Steinen zeugten von den vollbeladenen Karren der Händler, die diese Route viel nutzen.

      Aidan entdeckte einen dieser Karren zerbrochen am Wegesrand und er fragte sich, ob in dem Wald wohl Räuber lauerten. Auch Caoilte schien das zu denken, denn er zog sein Schwert aus der Scheide und ritt wachsam weiter. Ein Käuzchen rief und der Zauberer zuckte erschrocken zusammen. Plötzlich sirrte ein Pfeil knapp an seinem Ohr vorbei und eine Horde zerlumpter Männer stürzte auf die Straße.

      „ Halt! Gold her, oder ihr sterbt“, brüllte ihr Anführer, ein magerer Mann mit langen, zotteligen Haaren.

      „ Ich denke gar nicht daran“, fauchte Caoilte zurück. „ Wenn du meine Münzen willst, musst du sie dir holen. Mein Schwert sehnt sich danach, Blut zu trinken.“

      „ Wir sind

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