Aidan und die Meerjungfrau. Albertine Gaul

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Aidan und die Meerjungfrau - Albertine Gaul

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wurde. Solas, der Mächtige, nannten sie ihn. Ich wünschte, ich wäre wie er!

      Traurig und mutlos kehrte Aidan in seine Kammer zurück. Auch wenn er noch Zeit hatte, packen wollte er schon jetzt. Mit hohen Herrschaften hatte er so seine Erfahrungen gemacht. Heute redeten sie so, morgen so. Besser, die Sachen waren gepackt, dann konnte er verschwinden wenn es Not tat.

      Es war nur wenig, was er in seinen Beutel stopfte. Ein wenig Wäsche zum Wechseln und seine Kräuterbeutel, natürlich. Alles andere gehörte nicht ihm und man würde schon bald dort jemand anderes beherbergen.

      „ Hast du meinen Trank vergessen“ fragte die Alte, als Aidan wieder in die Küche kam.

      „ Nein, habe ich nicht. Ich bereite ihn dir jetzt zu“, meinte Aidan kurzangebunden.

      „ Schlechte Laune“, fragte sie ihn ungerührt.

      „ Nein. Ich denke nur nach. Lass mich in Ruhe.“ Aidan war leicht genervt und zeigte dies auch.

      „Schon gut, Herr Zauberer. Er soll ja gut werden, der Trank. Ich hole ihn später ab.“ Sie zwinkerte ihm zu und ging zurück an ihre Arbeit.

      Aidan mischte die Kräuter und kochte dann aus ihnen einen Sud, den er soweit reduzierte, dass er das ganze Aroma des Sommers enthielt. Vorsichtig füllte er das Ganze dann in eine irdene Flasche und brachte sie Cadha.

      „ Hier, dein Trank. Ich hoffe, er zeigt die gewünschte Wirkung“, sagte er.

      Die Alte bedankte sich und verstaute die Flasche unter ihre Röcke. „ Wird sie schon. Bist und bleibst der beste Zauberer der Welt. Ich koche dir heute Abend was Gutes, als Lohn. Wie du weißt, habe ich nicht viel, um dich zu bezahlen.“

      „ Ist schon gut. Habe ich gerne gemacht“, wehrte Aidan ab. „ Solange du ihn mir nicht ins Essen mischt. Ich bin kein lohnendes Opfer deiner Begierden, Cadha.“

      „ Das ist mir doch klar, Zauberer. Ich brauche ihn auch nicht für dich, sondern für den Stiefelknecht des hohen Herrn. Der ist so recht nach meinem Geschmack. Und noch ohne Frau.“ Cadha grinste breit.

      „ Und dein Mann“, fragte Aidan vorsichtig, denn er wollte sich mit dem Knecht nicht anlegen.

      „ Der vergnügt sich anderweitig, wie ich schon sagte. Was er kann, kann ich auch.“ Fröhlich summend entfernte sich die Alte und Aidan fragte sich, was er da getan hatte. Er hoffte, keinen Ärger zu bekommen für seinen Liebestrank, denn der Leibdiener des Fürsten war ein bulliger Mann, mit dem man sich besser nicht anlegte.

      Am Abend nahm sich Aidan frei und verließ die Burg und den Felsen, auf dem sie lag. Ein schmaler, steiler Weg führte durch den dichten Wald hinab ins Tal, wo das Dorf lag, welches die Burg mit Getreide und Fleisch versorgte.

      Zwanzig strohgedeckte Häuser drängten sich zwischen Felsen und Fluss, durchschnitten von einer einzigen, schlammigen Straße. Ganz am Ende lag die Schänke, die Aidan hin und wieder aufsuchte, um Neuigkeiten zu erfahren.

      Der schmale Gastraum lag in dichte Rauchschwaden gehüllt, welche von dem Feuer an der hinteren Wand und den Pfeifen der Gäste stammten. Neben dem Wirt waren noch drei weitere Männer anwesend. Sie hockten um einen der hölzernen Tische und unterhielten sich. Nach einem kurzen Blick auf sie, er kannte keinen von ihnen, ließ sich Aidan am Tresen nieder und bestellte Bier.

      „Was gibt es Neues, Freund Wirt“, fragte er den Besitzer der Schänke, einen jungen Mann mit einer schiefen Nase und strohblonden Haaren.

      „ Es heißt, es gibt Krieg an der Grenze“, antwortete der ihm und stellte Aidan einen Krug Bier auf den Tresen.

      „ Heißt es nicht immer, es gibt Krieg“, fragte Aidan. „ Seit ich hier arbeite, erzählst du mir das.“

      „ Weil es wahr ist,“ antwortete der Wirt. „ An der Grenze wird gekämpft und der König fordert alle tauglichen Männer auf, sich zu melden.“

      „ Auch das erzählst du mir dauernd. Wie sieht die Lage weiter im Süden aus? Was ist mit den Drachen und den Elfen?“ Der Zauberer trank einen Schluck. „ Kämpfen sie oder halten Frieden?“

      „ Die Grenze im Süden ist friedlich. Nur die Trolle und Riesen im Norden machen Ärger. Aber was will man von diesen auch erwarten? Sie sind immer auf Raub aus. Kein Wunder, das der König seine Truppen dort nicht abziehen kann.“ Der Wirt zapfte ein weiteres Bier und brachte es seinen Gästen an den Tisch.

      „ Danke, Wirt,“ bedankte sich einer von ihnen. Die Stimme ließ Aidan aufhorchen, sie erinnerte ihn an jemanden den er kannte. Er betrachtete den großen Mann, der ihm den Rücken zuwandte, genauer. Lockige, blonde Haare kräuselten sich über seine breiten Schultern. An der Hüfte das Schwert, welches ihn als Krieger auswies. Gekleidet war er in Kettenhemd und Lederhose, den eiserenen Helm hatte er neben sich auf den Boden gelegt.

      „ Caoilte Zwergenbart“, sprach Aidan den Mann an. Dieser drehte sich bei den Worten um und Aidan erkannte seinen Jugendfreund wieder. „ Du hast dich wenig verändert.“

      „ Aidan von Centh, wie er leibt und lebt“, polterte der Hüne und schob den Stuhl zur Seite. „ Was treibst du hier, an diesem einsamen Ort.“ Er umarmte den schmächtigeren Zauberer.

      „ Ich arbeite für den Fürsten von Adlernase. Oben auf der Burg. Und du, was machst du hier?“ Aidan konnte es nicht fassen, hier an dieser Schänke ein bekanntes Gesicht zu treffen.

      „ Ich bin auf der Suche nach Abenteuern. So wie damals, als wir den Meerdrachen besiegt haben. Erinnerst du dich noch daran.“ Caoilte strahlte ihn an.

      „ Ja, ich erinnere mich. Wie lange bleibst du noch, Caoilte?“

      „ Ein paar Tage, denke ich. Krieg ist nicht so mein Ding. Daher gedenke ich nach Süden zu reisen. Dort war ich seit unserem Abenteuer nicht mehr.“

      „ Das trifft sich gut. Nach dem Herbstfest werde ich die Burg verlassen. Ich würde mich gerne bei dir anschließen“, meinte Aidan hoffnungsvoll.

      „ Warum nicht. Wenn du mir erzählst, wie es dir so ergangen ist seit dem wir uns das letzte Mal gesehen haben“, antwortete der große Krieger.

      „ Gerne.“ Und die beiden zogen sich an einen anderen Tisch zurück, wo Aidan von seinen diversen Anstellungen erzählte und seinen Reisen durchs Land. Caoilte hörte aufmerksam zu und erzählte seinerseits von seinen Abenteuern.

      So schritt der Abend voran und es war schon sehr spät, als sich Aidan wieder auf den Weg hinauf auf die Burg machte. Die Bäume am Wegesrand rauschten im Wind und unheimliche Rufe erschreckten den Zauberer. Er beeilte sich das sichere Burgtor zu erreichen, wo ihn die Wachen, die ihn kannten, sofort einließen, ohne ihn wie üblich zu necken und zu verspotten.

      Am nächsten Tag reiste der älteste Sohn des Grafen ab, was seine Geschwister zum Anlass nahmen, nicht am Unterricht teilnehmen zu wollen. Stattdessen zankten sie sich die ganze Zeit über Belangloses und Aidan gelang es diesmal nicht, Ruhe in das Chaos zu bringen. Vorzeitig beendete er daher den Unterricht und wanderte wieder hinunter ins Tal, um Caoilte zu treffen.

      Der große Krieger wartete schon auf ihn an der Schänke. Lässig lehnte er neben der Tür und behielt die Straße im Blick.

      „ Guten Morgen, Aidan. Bist du gut zurück in deine Burg gekommen“, fragte er ihn lächelnd.

      „Danke,

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