Korridorium – der SciFi-Fraktor. Cory d'Or

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Korridorium – der SciFi-Fraktor - Cory d'Or

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unterirdisches Museum angelegt, in dem diese Dinge, beschriftet jeweils mit der Stadt, aus der sie stammen, ausgestellt werden – und niemand außer uns weiß davon.

      Auch wenn alle anderen uns für Plünderer halten und mit schlimmen Schimpfworten belegen: Eigentlich sind wir Bewahrer und haben eine große Hochachtung vor den toten Städten und ihren einstigen Bewohnern, den Schöpfern all dieser ebenso wunderbaren wie rätselhaften Gerätschaften, die unsere Expeditionen zutage fördern.

      Ich laufe jetzt schon viele Stunden lang durch die Kanäle. Es wird Zeit für mich, zurückzukehren. Mein untrüglicher Orientierungssinn ist der Grund dafür, dass mir die Aufgabe zufällt, die Abflüsse und Katakomben der toten Städte zu durchstreifen. Noch nie habe ich mich verirrt, und selbst wenn meine Fackel verlöschen sollte, würde ich zurückfinden.

      Da! Ich entdecke etwas im flackernden Licht, dass ich auf dem Hinweg übersehen haben muss. Es ist ein Metallgestänge, das an einer Seite eine Art Haltegriff aus dem einem der künstlichen Stoffe der Damaligen besitzt: Er ist schwarz, nachgiebig und fühlt sich angenehm an, fast so, wie ich mir die Haut einer Frau vorstelle. Ich richte das Gestänge auf, so dass es mit zwei kurzen Querstangen fest auf dem Boden steht – ähnlich wie bei einem der rädergetriebenen Gefährte, welche die Damaligen mit Pedalen angetrieben haben. Nur gibt es hier weder Räder noch einen Sattel. Dennoch sieht das Gerät aus, als könne man es besteigen: Unten befinden sich, nebeneinander befestigt, zwei Plattformen, etwas größer als meine Füße. Offenbar kann man hinaufsteigen, während am sich an dem hochragenden Griff festhält, um darauf zu stehen. Ich bin aufgeregt, denn so etwas habe ich noch nie gesehen. Ist es gefährlich? Todesmutig steige ich auf die zwei Trittbretter. Vor Schreck stockt mir kurz der Atem: Sie bewegen sich – das eine kippt weg, und gleichzeitig drückt es das andere nach oben. Das Gestänge knirscht. Nun belaste ich den Fuß, der hochgedrückt wurde, und seine Plattform senkt sich langsam und schwergängig, während nun der andere Fuß nach oben schwingt.

      Ich kann auf dem Gerät laufen, auf der Stelle laufen! Eigenartig. Und ein guter Fund. Denn der Sinn dieser Vorrichtung ist mir völlig schleierhaft.

      Sie ist schwer. Ich schultere sie und mache mich auf den Weg zu unserem Treffpunkt. Es macht mich stolz, einmal etwas von meinen Streifzügen mitbringen zu können.

      Unser Ältester begutachtet die Fundstücke. Lange bleibt er vor meinem Artefakt stehen. Dann bedeutet er mir, es vorzuführen. Ich steige auf die Plattformen und bewege sie langsam mit den Füßen, indem ich mein Gewicht verlagere. Es knirscht, als ich beginne, auf der Stelle zu laufen, so als ob ich eine Treppe hinaufsteigen würde. Ich höre ein Raunen von den anderen, aber habe nur Augen für die Neurologin, die mich und das Gerät mit erstaunten Blicken bedenkt – und lächelt, als der Älteste seine Wahl trifft. Sie lächelt mich an! Ich steige ab und fühle mich, als würde ich schweben.

      Unser Ältester fertigt in der toten Sprache und Schrift eine kleine Tafel an, die ich an meinem Fund befestigen darf. »Berlin«. Wir brechen wir auf. Die Neurologin hilft mir, das Artefakt zu tragen. Am Tuscheln der anderen bemerke ich, dass ihnen nicht verborgen geblieben ist, für wen unter uns sie sich entschieden hat. Für den »Proktologen« – wer hätte das gedacht?

      Ich jedenfalls trage stolz mit ihr das Gerät, mit dem man auf der Stelle laufen kann. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, aber ich fühle mich leicht und voller Tatendrang. Ich habe ein Museumsstück gefunden – und eine Gefährtin!

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