Nach Höherem streben. Orison Swett Marden

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Nach Höherem streben - Orison Swett Marden

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Natur ist wie ein Geschäft, in dem alle Waren den gleichen Preis haben: wenn wir ihn bezahlen, so erhalten wir, was wir wollen. Unsre Gedanken gleichen Wurzeln, die wir in den Boden der allgemeinen Weltenergie einsenken und durch die diese Energie in uns einströmt und alles anzieht, was zur Erfüllung unsrer Sehnsucht dient.

      Der Zugvogel hat den Trieb nach Süden zu fliegen nur deshalb, weil es einen wirklichen Süden gibt. Ebenso hat der Schöpfer diese Sehnsucht nach einem höheren, reicheren Leben, in dem das, was in uns liegt, sich vollkommen entfalten kann, nicht in uns gelegt, ohne uns auch die Möglichkeit ihrer Erfüllung zu sichern. Hinter all unsern guten und berechtigten Wünschen steht die Gottheit selber als Bürge ihrer Erfüllung.

      Aber das gilt freilich nicht von unsern kindischen Wünschen nach Dingen, die wir bloß haben möchten, aber gar nicht wirklich brauchen, nicht von den Dingen, die süß scheinen und wenn wir sie kosten, in unsrem Mund zu Asche werden, sondern nur von der berechtigten Sehnsucht der Seele nach voller, freier Selbstentfaltung, nach einem Leben, in dem wir uns nach dem Bild gestalten können, das uns in unsern höchsten Augenblicken vorschwebt. Unsre Ideale sind die vorausfallenden Schatten der Wirklichkeit, die hinter ihnen steht.

      Wir vermehren oder vermindern unausgesetzt unsre Leistungsfähigkeit je nach der Art der Gedanken, Gefühle oder Ideale, die uns erfüllen. Willst du den Charakter eines Menschen kennen, so frage ihn nur nach seinem Ideal, denn das ist das Gestaltende in ihm.

      Die Gedanken, Gefühle, Ideale oder Wünsche, die uns am stärksten bewegen, die gestalten unser Leben und unser Wesen. Deshalb muss in uns immer der Zug nach der Höhe lebendig sein: wir müssen entschlossen sein, niemals, weder in Gedanken noch in Handlungen, herabzublicken nach dem, was unter uns liegt, oder gar uns damit zu begnügen, sondern alles, was wir tun, soll den Stempel der Vollkommenheit tragen. Diese Richtung unsres Geistes nach aufwärts zieht unser ganzes Leben nach oben: ein solcher Geist ist stets in der Verfassung, seine größte Kraft auszugeben und kann mit all den tausend Feinden unsres Glücks, unsres Erfolges und unsrer Leistungsfähigkeit fertig werden.

      Wenn wir etwas beständig in Gedanken bejahen, dann sind wir auf dem Weg, es zu erreichen, auch wenn es zunächst kaum möglich erscheint. Wenn wir das Ideal, das wir verwirklichen wollen, sei es nun körperliche Gesundheit oder geistige Vornehmheit, uns so lebhaft als möglich vor die Augen des Geistes stellen und mit aller Kraft danach streben, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir es erreichen, viel größer, als wenn wir das nicht tun.

      Die Sehnsucht muss sich zum Entschluss verfestigen, nur dann ist sie wirksam und arbeitet an ihrer eigenen Verwirklichung. Heiße Sehnsucht und kraftvolle Entschlossenheit vereint geben schaffende Kraft; Sehnen und Streben zusammen machen erst den Erfolg. Dagegen verschwindet ein bloßes Sehnen ohne ernstes Streben, eine Sehnsucht, die nichts zu ihrer eigenen Verwirklichung tut, ganz von selbst.

      Unsre Ideale sind die stärksten Charakterbildner und haben den größten Einfluss auf die Gestaltung unsres Lebens. Unser beständig im Herzen getragenes Ideal prägt sich in unsrem Äußeren und in unsrem Leben aus.

      Alles, was wir im Leben erreichen, haben wir vorher in unsrem Geist geschaffen, wie ein Haus schon wirklich und fertig vor dem Geist des Baumeisters steht, ehe auch nur ein einziger Stein auf den Grund gelegt wird. Die Bilder unsrer Träume sind die Pläne zu unsrem Lebensbau. Aber sie bleiben bloße Pläne, wenn wir uns nicht mit kräftigem Entschluss daran machen, sie auszuführen, gerade wie der Plan des Baumeisters nur auf dem Papier bleibt, wenn der Maurer und der Zimmermann nicht an die Arbeit gehen.

      Willst du in irgendeiner bestimmten Richtung vollkommener werden, so stelle dir die betreffende Eigenschaft so lebhaft und so andauernd wie möglich vor und denke dir ein ganz bestimmtes Ideal. Halte das beständig vor deinen Blicken fest, bis du spürst, wie es dich emporzieht und sich allmählich verwirklicht. So wird schließlich der schwache und unvollkommene Mensch verschwinden, den Fehler, Sünden und Laster aus dir gemacht haben, und an seine Stelle tritt der ideale Mensch, dein andres, besseres, göttliches Selbst.

      Es liegt eine unwiderstehlich schaffende Kraft darin, dass wir unsern Geist beständig auf die Richtung einstellen, nach der unsre Sehnsucht geht: sie zieht das Ersehnte geradezu herbei und macht das wirklich, was wir wollen.

      Unsre geistige Haltung, die Sehnsucht, die unser Herz erfüllt, ist ein beständiges Gebet, das die Natur schließlich erhört.

      5. Die Weisheit des Erwartens

      Es liegt eine unwiderstehliche Kraft in der Gewohnheit, etwas ganz bestimmt zu erwarten, ganz fest zu glauben, dass wir unsern Wunsch verwirklichen werden. Nichts hilft uns so viel, als eine hoffnungsvolle Haltung des Geistes, die stets und überall das Beste, das Höchste, das Schönste erwartet.

      Der Glaube, dass wir etwas erreichen werden, wirkt aufs stärkste zur Erreichung mit. Die feste Hoffnung, dass uns ein behagliches Heim, Wohlstand, Einfluss, Ansehen, Stellung gewiss ist, bringt allein schon diese Dinge der Verwirklichung näher.

      Wie viele leben nach der falschen Überzeugung, dass die guten Dinge nur für andre in der Welt sind und nicht für sie selber; sie beruhigen sich bei dem Glauben, dass sie nicht zu denen gehören, die darauf Anspruch haben. Aber warum gehören sie nicht zu denen? Bloß weil sie sich nicht getrauen, sich unbefangen zu ihnen zu rechnen, weil sie sich selbst für minderwertig halten, weil sie sich selber Schranken setzen. Es gibt keine Möglichkeit, die Güter dieser Welt zu erreichen für den, der vollkommen überzeugt ist, er habe keinen Anspruch darauf.

      Wenn du freilich umhergehst mit einem Gesicht, als wenn du jedermann um Entschuldigung bitten wolltest, dass du überhaupt da seiest, als wenn du froh wärest, das aufzulesen, was die andern wegwerfen, als wenn du überzeugt wärest, alles Gute sei nichts für dich, dann wird dich allerdings jeder für etwas höchst Minderwertiges halten.

      Wir sind immer schon auf dem Weg, das zu erreichen, was wir ernstlich wollen: wenn wir aber nichts wirklich wollen, so bekommen wir auch nichts. Keiner kann reich werden, solang er mehr oder weniger überzeugt ist, er werde arm bleiben.

      Wer reich werden möchte und doch beständig nichts andres erwartet, als arm bleiben zu müssen, der ist gerade so töricht, als wer nach Osten kommen möchte und beständig nach Westen fährt. Nichts kann dem zum Erfolg helfen, der seine eigene Kraft zum Erfolg bezweifelt und so beständig den Misserfolg herbeizieht. Wer Erfolg haben will, der muss den Erfolg bestimmt erwarten: seine Gedanken müssen vorwärtsschreitend, schöpferisch, aufbauend, erfinderisch und vor allem hoffnungsvoll sein.

      Für einen bestimmten Zweck zu arbeiten und etwas ganz andres zu erwarten, ist tödlich für jeden Erfolg. Wie groß auch der Wunsch nach Glück ist, eine trübselige und armselige Haltung des Geistes verschließt alle Tore, die dahin führen.

      Die meisten Menschen nehmen ihren Anstrengungen von vornherein viel von ihrer Wirkung, weil ihre geistige Haltung nicht mit ihrem Ziel übereinstimmt und sie während der Arbeit für eine Sache etwas ganz andres erwarten: so treiben sie den Erfolg geradezu von sich weg. Sie gehen an ihre Arbeit nicht mit der sicheren Erwartung des Gelingens heran, die den Sieg erzwingt, nicht mit der Entschlossenheit und dem Vertrauen, die gar keine Niederlage für möglich halten.

      Was die Seele erwartet, das baut sie auf. Nichts macht eine Krankheit so schnell schlimmer, wie eine Haltung des Geistes, die ängstlich auf jedes Anzeichen merkt und so die Lebenskraft schwächt. Es wirkt wahrhaft niederdrückend, wenn man so beständig etwas erwartet, das uns Leiden oder gar Tod bringt, es trocknet die Quelle des Lebens und seiner Kraft aus und schwächt das unglückliche Opfer mit unheimlicher Schnelligkeit. Umgekehrt ist hoffnungsvolles Erwarten der Besserung und fester Glaube daran ein wirkliches Heilmittel. Der Glaube an die Arznei oder an den Arzt wirkt viel mehr zur Heilung

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