Nach Höherem streben. Orison Swett Marden

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Nach Höherem streben - Orison Swett Marden

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darf er erst bei seiner Stimmung anfragen, ob er seine Pflicht tun, ob er seine Aufgabe erfüllen soll. Er ist bestimmt, ebenso gut Herr über sich selber wie über seine Umstände zu sein.

      Wir sind meistens selber unsre schlimmsten Feinde. Wir verderben uns das Spiel unsres Lebens so oft durch unsre eigenen herabziehenden Gedanken und verdüsternden Stimmungen, während doch alles darauf ankommt, dass wir Mut und Glauben an uns selber haben und froh und hoffnungsvoll in die Zukunft sehen. Wenn es dann aber einmal schief geht, bei der ersten widerwärtigen Erfahrung, in der ersten Stunde der Entmutigung, da lassen wir alle zerstörenden Gedanken, Zweifel, Furcht, Mutlosigkeit in unsrem Geist hausen wie den Stier im Glasladen, und was wir vielleicht in Jahren aufgebaut haben, das zerstört ein Tag und wir müssen wieder von vorn anfangen. Wir machen es wie der Frosch im Brunnen: wir klettern empor, bloß um wieder hinunter zu fallen.

      Es ist die wichtigste Kunst, die wir Menschen zu lernen haben, unsern Geist frei zu halten von den Feinden unsrer Ruhe, unsres Glückes und unsres Erfolges. Wir müssen lernen, alle unsre Geisteskräfte auf das Schöne zu sammeln statt auf das Hässliche, auf das Wahre statt auf das Falsche, auf Einklang statt auf Missklang, auf Leben statt auf Tod, auf Gesundheit statt auf Krankheit. Das ist nicht immer leicht, aber es ist immer und für jeden möglich. Wir brauchen dazu nichts als geschicktes Denken, nichts als die Fähigkeit, rechte Denkgewohnheiten zu bilden. Wir werden diese Feinde los, sowie wir unbedingt entschlossen sind, ihnen nicht länger Gastrecht zu gewähren, vielmehr sie auszuschließen und nie mehr einzulassen, denn sie sind nur so weit wirklich, als wir sie wirklich werden lassen.

      Wenn du nicht von Natur froh und hoffnungsvoll bist, so kannst du dir diese Eigenschaften zunächst gewissermaßen künstlich und absichtlich zulegen. Ein Nervenarzt schlägt folgendes Mittel gegen trübe Stimmungen vor. Man soll lachen oder lächeln, auch wenn’s einem ganz und gar nicht so zumute ist, ja es genügt schon die äußere Gebärde des Lächelns, das Hinaufziehen der Mundwinkel, um die Nervenbahnen zu öffnen, auf denen sonst der Strom der Heiterkeit fließt.

      Für einen einigermaßen geschulten Geist ist es ohne weiteres möglich, den schlimmsten Anfall von trüber Stimmung in wenigen Minuten zu überwinden. Wir machen aber meist einen großen Fehler. Statt einfach die Fenster des Geistes weit aufzumachen und die Sonne des Frohsinns und der Hoffnungsfreudigkeit hereinscheinen zu lassen, halten wir die Läden geschlossen und versuchen die Dunkelheit unmittelbar zu bekämpfen, während ein einziger Sonnenstrahl seelischer Heiterkeit alle Gespenster verjagt, die nur im Dunkeln spuken.

      Wenn du trübe Stimmungen hast oder entmutigt bist, so versetze dich für eine Zeit in vollständig andre Umgebung. Brüte nicht über den schwierigen Fragen, die dich bedrängen, sondern versuche, an angenehme und frohe Dinge zu denken. Hege freundliche und wohlwollende Gedanken gegen andre Menschen und rede nur gütige oder heitere Worte. Du wirst dann bald empfinden, dass es wieder aufwärts geht: die Schatten fliehen, die deinen Geist umdüsterten, und der Sonnenschein der Freude wird dich wieder erwärmen.

      Gewöhne dir an, alles Denken an unangenehme Dinge oder an traurige Erinnerungen zu unterdrücken. Suche unterhaltende Gesellschaft oder ein harmloses Vergnügen auf, wo du lachen musst. Manche finden das zu Hause beim Spiel mit ihren Kindern, andre im Theater, wieder andre in einem guten Buch; oft genügt schon ein tüchtiger langer Schlaf. Ebenso ist Landaufenthalt oder auch nur ein Spaziergang in guter freier Luft ein treffliches Mittel, den geistigen Zustand zu ändern.

      Du musst eben das Mittel zu finden suchen, das dir dazu die besten Dienste tut: dann wird, oft in überraschend kurzer Zeit, die Niedergeschlagenheit verschwinden, die Entmutigung weichen und du fühlst dich wie neugeboren.

II. Geheimnis des Vollbringens

      11. Entschlossenheit und Ausdauer

      Entschlossenheit und Ausdauer ist der Zauberschlüssel, der alle Türen erschließt.

      Es gibt nichts, was die entschlossene Ausdauer nicht fertigbrächte. Sie hat die drückendsten Hypotheken abgetragen, sie hat schwache Frauen so stark gemacht, dass sie den Ihrigen die Heimat retteten. Sie hat sich vor den Riss gestellt und bei Unglücksfällen oder in schweren Geschäftszeiten Tausende vom Untergang gerettet. Sie hat arme Jungen und Mädchen den Weg durch die besten Schulen finden und sich eine Stellung schaffen lassen. Sie hat Krüppeln die Kraft gegeben, alte kranke Eltern zu ernähren. Sie hat Berge durchbohrt, Ströme überbrückt, Länder mit Eisenbahnen überzogen und Weltteile durch unterseeische Leitungen verknüpft. Sie hat neue Erdteile entdeckt und die größten Schlachten gewonnen.

      Bis jetzt hat man noch nichts gefunden, was diese Kraft zu ersetzen fähig wäre. Bildung, Reichtum, Einfluss, angeborene Vorzüge – nichts kommt ihr gleich.

      Entschlossene Ausdauer ist das Merkmal aller der Menschen, die etwas Großes geleistet haben. Sie haben vielleicht allerlei Mängel und Fehler, Eigenheiten und Schwächen, aber diese eine Eigenschaft ist ihnen allen gemein. Die einförmigste Arbeit schreckt sie so wenig ab wie die größte Mühsal: sie halten durch, was auch kommt, denn das gehört eben zum Wesen der Größe.

      Viele von den Leuten, die im Leben Erfolg gehabt haben, verdanken ihn mehr der entschlossenen Ausdauer, als großen Geldmitteln: entschlossene Ausdauer hat schon oft die äußerste Armut überwunden und trotz krankem Körper sich durchgesetzt.

      Eine der Ursachen, durch die Amerika so schnell in die Höhe gekommen ist, liegt darin, dass der Amerikaner sich durch keinen Misserfolg abschrecken lässt und sich in die Sache, die er durchführen will, mit der größten Begeisterung stürzt, ohne an die Möglichkeit des Misslingens auch nur zu denken: misslingt es aber wirklich, so geht er mit noch entschlossenerer Energie aufs neue ans Werk und ruht nicht, bis er’s durchsetzt.

      Für manche Menschen ist ein Misserfolg so viel wie ein endgültig verlorener Krieg. Nicht so für den Mann mit entschlossener Ausdauer, mit dem Willen zum zähen Durchhalten, der Niederlagen überhaupt nicht gelten lässt. Wer sich zum endgültigen Sieg bestimmt fühlt, der nimmt von keiner Niederlage an, dass sie endgültig sein könne, sondern seine Kraft und Ausdauer wächst noch durch Missgeschick, bis sie sich durch alle Hindernisse Bahn bricht.

      Hast du schon solche Menschen gesehen, die gar keine Vorstellung vom Zurückweichen haben, die halb lachend, halb grimmig sich erst recht ins Zeug legen, wenn etwas schief gegangen ist, die das Wort „unmöglich“ und den Satz „ich kann nicht“ ganz und gar aus ihrem Wörterbuch ausgestrichen haben, die durch kein Unglück sich den frischen Mut rauben lassen? Wenn du einen solchen gesehen hast, dann kannst du sagen, du hast einen wirklichen Mann, einen Eroberer, einen Herrscher gesehen!

      Ohne Furchtlosigkeit und Kühnheit hat noch kein Mensch etwas Großes geleistet. Wer sich freilich fürchtet, alles aufs Spiel zu setzen, wer keine Opfer bringen und keine unnötigen Wünsche zurückstellen kann, der wird nichts Großes erreichen.

      Wenn du die Versuchung fühlst, vor irgendetwas zurückzuweichen, weil es dir zu schwer dünkt, dann pass ja gut auf: das ist der gefährlichste, entscheidende Augenblick in deinem Leben. Alles Große, was in der Geschichte geleistet worden ist, haben die Männer geleistet, die da noch angriffen wo die übrigen zurückscheuten.

      Fast jede große Erfindung ist nur durch alles bezwingende entschlossene Ausdauer möglich geworden. Die großartigsten Beispiele jahrelanger vergeblicher und verspotteter Arbeit und endlichen, ewig ruhmwürdigen Sieges sind die Lebenswerke so mancher Erfinder. Wie viele erinnern sich heute noch an die Zeiten, wo man ihn einen wahnwitzigen Narren und einen verbrecherischen Verschwender schalt!

      Wie viel angefangene Unternehmungen dagegen sind halbvollendet aufgegeben worden, weil der anfänglichen Begeisterung nicht die entschlossene Ausdauer zur Seite stand. Wie leicht ist es, im Feuer der Begeisterung etwas

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