Nach Höherem streben. Orison Swett Marden

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Nach Höherem streben - Orison Swett Marden

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von Bunyan erschien im Gefängnis von Bedford. Sir Walter Raleigh schrieb seine große „Weltgeschichte“ während seiner dreizehnjährigen Gefangenschaft.

      Luther hat die Bibel übersetzt, während er auf der Wartburg saß. Dante schuf seine schönsten Werke in zwanzigjähriger Verbannung und zum Tod verurteilt. Aus der Grube und dem Kerker kam Joseph auf den Thron.

      Unterdrückung war das Los der Juden, fast soweit ihre Geschichte zurückreicht, und doch verdankt die Welt ihnen einige edelsten Lieder, der weisesten Sprüche und der schönsten Musik. Je mehr sie verfolgt werden, desto besser scheinen sie vorwärtszukommen, und sie gedeihen, wo andre verhungern würden. Jetzt haben sie die Finanzen vieler Länder in der Hand. Schwere Zeiten sind für sie wie ein „Frühlingsmorgen, der hell, doch kalt, den Wurm wohl tötet; doch die Pflanze lässt er leben.“

      Beethoven war fast völlig taub und mit Sorgen überhäuft, als er seine größten Werke schuf. Schiller schrieb seine besten Bücher unter großen körperlichen Leiden; fünfzehn Jahre lang war er nie ohne Schmerzen. Miltons Meisterwerke stammen aus der Zeit, wo er blind, arm und krank war. Bunyan tat den Ausspruch, wenn er dürfte, würde er um noch größere Trübsal bitten, um desto reicheren Trost zu schöpfen.

      Gibt es etwas Erhebenderes als das Bild eines Mannes, der gestählt und gefestigt aus schweren Kämpfen hervorgegangen ist und nun hocherhobenen Hauptes, ohne mit der Wimper zu zucken, dem Schicksal ins Auge blickt, bereit, auch das Schwerste auf sich zu nehmen? Von ihm gilt das Dichterwort:

      „Wenn etwas ist gewalt’ger als das Schicksal, -

      So ist’s der Mut, der’s unerschüttert trägt.“

      9. Fallen und Wiederaufstehen

      Viele Menschen finden sich selbst erst, wenn sie alles verloren haben. Nicht eher scheinen sie zu wissen, was für Kräfte ihr Inneres birgt, als bis ein überwältigendes Unglück, der Zusammenbruch all ihrer Hoffnungen, ihres Heims und ihres Glücks sie bis in die tiefsten Tiefen aufrüttelt.

      Das, was ein Mensch nach einem Zusammenbruch anfängt, ist das beste Zeugnis für seinen Charakter. Was für Hilfsquellen, was für Pläne wird sein Unglück in ihm wachrufen? Wird es ihm neue Möglichkeiten eröffnen, neue verborgene Kräfte hervorholen, seine Tatkraft verdoppeln? Oder wird es ihn niederdrücken, ihm allen Mut nehmen?

      „Ich kenne kein untrüglicheres Zeichen eines erhabenen Geistes“, sagt Emerson, „als jene zielbewusste Beharrlichkeit, die durch alle Schwankungen der Freunde, Parteien und Lebensverhältnisse hindurch stets sich selber gleich bleibt, nicht einen Schimmer von Mut und Hoffnung fahren lässt, sondern allem Widerstand trotzt und endlich ihr Ziel erreicht.“

      „Wieder hochkommen und der Niederlage einen Sieg abringen“, das ist das Geheimnis des Erfolges in jedem tapferen edlen Leben, das je gelebt worden ist.

      Ein kleiner Knabe wurde gefragt, wie er Schlittschuhlaufen gelernt habe. „O, ich fiel hin, und dann stand ich wieder auf“, gab er zur Antwort. Das ist der Geist, der Männer und Armeen zum Sieg führt. Nicht das Fallen, sondern das Nichtwiederaufstehen bedeutet Niederlage.

      Vielleicht hat die Vergangenheit dir bittere Enttäuschungen gebracht. Vielleicht hast du, wenn du auf sie zurückschaust, das Gefühl, gar nichts oder im besten Fall nur Mittelmäßiges zustande gebracht zu haben. Das, wovon du dir besonders viel versprachst, ist dir misslungen, oder du hast teure Verwandte und Freunde hergeben müssen. Deine Stellung ist dir verloren gegangen oder vielleicht gar dein Heim, weil du eine Hypothek nicht bezahlen konntest oder durch längere Krankheit arbeitsunfähig warst; das neue Jahr sieht dich hoffnungslos an – und doch trotz allem, wenn du dich nicht unterkriegen lassen willst, wartet deiner doch noch der Sieg.

      Wie viel noch in dir ist, wenn du alles Äußere verloren hast, daran erkennt man deine Reise. Wenn du die Hände in den Schoß legst und zugibst, dass du vernichtet bist, steckt nicht viel in dir. Siehst du dagegen mutig und unerschrocken um dich, lässt dir deinen Glauben an dich selbst nicht nehmen und verschmähst es, zum Rückzug zu blasen, so zeigst du, dass das, was du in dir hast, stärker ist, als dein Verlust, größer als dein Unglück und jeder Niederlage überlegen.

      Du wirst vielleicht sagen, du seist zu oft unterlegen, es habe keinen Zweck, noch einen Versuch zu machen, du habest doch keinen Erfolg, ja, es lohne sich für dich kaum noch die Anstrengung, wieder hochkommen zu wollen. Unsinn! Wer sich innerlich nicht unterkriegen lässt, für den gibt es keinen Misserfolg. Ganz gleich, wie spät es ist, oder wie oft dir etwas fehlgeschlagen ist – du kannst doch noch Erfolg haben. Dass Scrooge, der Geizhals aus Dickens‘ Weihnachtsmärchen, sich noch am Ende seines Lebens aus einem harten, engen, herzlosen Menschen, dessen Seele in einem Haufen glänzenden Goldes gefangen lag, in einen edlen Menschenfreund verwandelte, das ist keine bloße Ausgeburt Dickensscher Phantasie. Wieder und wieder im täglichen Leben, aus den Zeitungen, aus Biographien oder vor unsern eigenen Augen sehen wir, wie Männer und Frauen vergangene Fehler wieder gut machen, wie sie sich aus lähmender Mutlosigkeit aufraffen und von neuem kühn um sich schauen.

      Und wie viele gibt es, die alles, was sie in der Welt besaßen, verloren haben, und die dennoch ebenso weit wie vor ihrem Verlust davon entfernt sind, ihr Leben für zwecklos zu erklären, weil ihr Geist unbesieglich ist – starke Herzen, die nie den Mut verlieren.

      Wirklich reife Menschen haben etwas in sich, das sie weit über weltlichen Erfolg oder Misserfolg hinaushebt. Was für Schicksalsschläge ihn auch treffen, was für Enttäuschungen er auch erlebt, ein wahrhaft großer Mensch steht über den Dingen und verliert nie sein inneres Gleichgewicht. Inmitten aller Drangsal und Stürme, denen eine schwache Natur erliegen würde, bleibt seine Seele heiter, seine Ruhe unerschütterlich, und er steht so völlig über allen äußeren Verhältnissen, dass sie ihm nichts anhaben können.

      „Was ist eine Niederlage?“ sagt Wendell Philipps. „Nichts andres als die erste Stufe zu etwas Höherem.“ So mancher hat nur darum schließlich Erfolg, weil er immer wieder von vorn anfangen musste. Hätte er nie eine Niederlage erlebt, hätte er auch keinen großen Sieg kennengelernt. Gerade aus einer Niederlage schöpft ein tüchtiger Mensch neue Willenskraft.

      Nein, wer sich seiner Kraft bewusst ist, wer gar nicht weiß, wann er besiegt wird, für den gibt es kein Versagen im Leben. Zähe Beharrlichkeit, ein unbeugsamer Wille kennen keinen Misserfolg. Wer wieder aufsteht jedesmal, wenn er fällt, wer seine Sache fortsetzt, wenn jeder andre sie aufgibt, wer vorwärtsstürmt, wo jeder andre umkehrt, der muss sich durchsetzen.

      10. Wenn alles schief geht

      Wenn alles schief geht, so ist der Mann immer noch besser dran, der dazu lachen kann, als der andre, der dann allen Mut verliert. Wer in trüben und schweren Stunden noch lachen kann, der muss aus gutem Holz geschnitzt sein.

      Viele Menschen haben nur deshalb keinen ihren Fähigkeiten entsprechenden Erfolg, weil sie die willenlosen Sklaven ihrer Stimmungen sind und in solchen Stimmungen sich die Menschen entfremden und das Geschäft verderben. Aber in unsrer heutigen Gesellschaft ist nirgends mehr Raum für einen trübsinnigen, mürrischen und mutlosen Menschen. Mit einem solchen mag niemand leben, er wirkt auf alle andern lähmend und bedrückend und so weicht ihm jeder aus, wo er kann, wie man ein unangenehmes Bild nicht ansieht, sondern sich von ihm abwendet.

      Wir finden bei andern genau so viel Zuneigung und Vertrauen, wie wir durch angenehmes und hilfsbereites Wesen verdienen. Krankhaft düsterer Sinn dagegen ist meist auch mit falschem und verkehrtem Urteil verbunden und erweckt deshalb mit Recht überall Misstrauen.

      Es

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