Waldesruh. Christoph Wagner

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Waldesruh - Christoph Wagner Hauptkommissar Travniczek ermittelt inHeidelberg

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suchen doch nicht etwa bei uns nach einem Mörder?“

      „Sie wissen, was heute Nachmittag im Dorf passiert ist?“, warf Travniczek unvermittelt ein. Ohne mit der Wimper zu zucken, antwortete Kippenhan: „Heute Nachmittag? Im Dorf? Nein, ich habe da nichts beobachtet.“

      „Das ist aber schon sehr merkwürdig“, übernahm jetzt wieder Brombach. „Es hat doch eine große Aufregung gegeben.“

      Kippenhan sah die beiden Kommissare fragend an.

      „Es gab einen Mordanschlag – auf Herrn Dieter Maurischat“, sagte Travniczek ganz nüchtern. „Glücklicherweise ist er fehlgeschlagen. Aber immerhin musste Herr Maurischat ins Krankenhaus gebracht werden.“

      Kippenhan schien jetzt ehrlich erschrocken. „Das ist ja fürchterlich! Wissen Sie schon, wer es war? Doch wohl niemand aus dem Dorf?“

      Travniczek zog sein Notizbuch aus der Tasche und schrieb etwas hinein, ehe er fortfuhr.

      „Das wissen wir noch nicht. Wir beginnen erst zu ermitteln, deswegen sind wir auch hier.“

      „Wollen Sie damit etwa sagen, dass …“

      „Ich will damit gar nichts sagen. Ich frage Sie nur, ob Sie eine Idee haben, wer das getan haben könnte.“

      Kippenhan überlegte eine Weile.

      „Nein, da kann ich mir niemanden vorstellen.“

      „Aber Sie wissen doch sicher“, warf jetzt wieder Brombach ein, „es gibt im Dorf einen heftigen Aufruhr, weil Wolfgang Maurischat nach zehn Jahren Haft wieder bei seinem Vater eingezogen ist?“

      „ Ja, das ist mir bekannt. Aber glauben Sie mir, ich kenne die Leute hier seit langem. Das wird sich bald legen.“

      „Da wäre ich nicht so sicher. Kennen Sie dieses Schriftstück?“

      Brombach legte ihm den Drohbrief vor. Kippenhan las ihn aufmerksam, wohl mehrere Male. Spielte er einfach Theater oder kannte er den Brief tatsächlich noch nicht?

      „Das ist ja ein übles Pamphlet“, gab sich Kippenhan entrüstet.

      „Sie sehen, wer alles unterschrieben hat“, sagte Travniczek. „Fast das ganze Dorf“, ergänzte Brombach.

      Kippenhan überflog die Unterschriftenliste.

      „Das hat wohl wieder Adalbert inszeniert, der Sohn vom Chef. Der wird dann mal wieder dazwischenfahren müssen.“

      „Muss Ihr Chef oft ‚dazwischenfahren‘?“

      Kippenhan ärgerte sich über seine unbedachte Äußerung.

      „Lassen wir das jetzt. Das sind Familienangelegenheiten, die nicht hierhergehören. Ich hoffe nur, dass Sie jetzt keine falschen Schlüsse ziehen. Adalbert ist zwar ein Feuerkopf, der manchmal handelt, ohne an die Folgen zu denken. Aber er ist mit Sicherheit kein Mörder.“

      „Wer dann? Den Drohbrief haben fast alle Bürger von Waldesruh unterschrieben. Haben Sie eine Idee, wer von ihnen als Mörder in Frage käme?“

      „Nein, habe ich nicht. Wir leben hier oben recht isoliert, kümmern uns kaum um das, was im Dorf vorgeht. Viele Namen auf Ihrer Liste kenne ich nicht mal, und schon gar nicht die Personen, die dahinterstehen.“

      „Meinen Sie, dass Ihr Chef da besser Bescheid weiß?“

      „Mit Sicherheit nein. Eher noch weniger.“

      Travniczek beendete hier das Gespräch. Es war klar, mehr war aus Kippenhan im Augenblick nicht herauszubekommen.

      Als das schwere Stahltor sich wieder hinter ihnen geschlossen hatte, meinte Brombach mit Wut im Bauch: „Der lügt doch wie gedruckt!“

      „Natürlich, ich glaub ihm gar nichts. Aber der ist aalglatt und mit allen Wassern gewaschen. Es wird schwer werden, dem eine Lüge nachzuweisen.“

      „Und er ist nur der Assistent. Wie ist dann erst der Alte selbst?“

      „Wir werden ihn bald kennenlernen. Das wird ein heißer Tanz.“

      Brombach hörte nicht mehr zu. Er war mit seinen Gedanken schon ganz woanders.

      „Da ist noch etwas“, sagte er dann. „Ich weiß nicht, ob es dir auch aufgefallen ist.“

      „Was meinst du?“

      „Die Kellertreppe. Sie ist genauso edel ausgestattet wie das übrige Treppenhaus. Ist das nicht merkwürdig?“

      Travniczek überlegte einen Moment.

      „Zunächst zeigt das doch nur, der Schittenhelm stinkt vor Geld und will das jedem Besucher zeigen.“

      Brombach schüttelte unwillig den Kopf. „Sorry, das reicht mir nicht als Erklärung. Die Treppe führt auf eine sehr edle Wohnungstür zu. Dort unten ist nicht nur einfach ein Keller.“

      „Was sonst noch?“

      „Was weiß ich? An der Außenwand sind da aber nur ein paar kleine vergitterte Fenster. Das passt doch nicht zusammen.“

      Travniczek wurde nachdenklich. „Da könnte etwas dran sein.“

      „Da würde ich gern gleich mal nachsehen.“

      „Aber mit diesem Haus ist irgendetwas nicht in Ordnung, da möchte ich wetten.“

      „Da kannst du recht haben. Aber ich sage dir, wir werden ganz eindeutige Indizien brauchen, um da einen Durchsuchungsbefehl zu bekommen.“

      Einigermaßen frustriert stapften sie durch den tiefen Schnee zurück. Sie hatten nichts erfahren, was sie weitergebracht hätte.

      Es war dreiviertel elf. Travniczek setzte einen Rundruf in Gang, dass sich alle um 23 Uhr 15 zu einer Abschlussbesprechung bei Maurischat treffen sollten.

      Sie kamen als Erste an und mussten mehrmals klingeln, bevor Maurischat aufmachte. Er war eingeschlafen. Nacheinander trudelten die Anderen ein. Sie hatten ihre Listen weitgehend abarbeiten können.

      Zuerst berichtete Brombach, was Adalbert Schittenhelm ausgesagt hatte. Schnell stellte sich heraus, dass alle Aussagen damit nahezu identisch waren. Niemand wollte etwas gesehen oder gehört haben. Alle hatten für die fragliche Zeit ein Alibi, das sie sich gegenseitig gaben. Die Einschätzung von Adalbert Schittenhelm, dass und warum keiner der Bürger von Waldesruh als Täter in Frage kam, wurde durchgängig vorgetragen. Die Streifenpolizisten hatten also richtig beobachtet. Sie stießen auf Absprachen, Lügen und Mauern.

      „Das werden sicher noch ganz schwierige Ermittlungen“, fasste Travniczek resigniert zusammen. „Wenn wir morgen die Vernehmungsprotokolle genau untersuchen, können wir vielleicht den einen oder anderen Widerspruch

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